Piz da Peres 2509m - Feierabend

Die Tour vom Furkelpass auf den Piz da Peres taugte immer gut für eine Feierabendrunde. Geübte schaffen den Gipfel in weniger als zwei Stunden und sind zum Abendessen wieder daheim. Mancher soll dabei die Hände nichtmal aus den Hosentaschen genommen haben!?
Das hat sich inzwischen geändert, jetzt kann man am Piz da Peres beherzt zugreifen und den Bizeps schwellen lassen. Seit heuer gibt es nämlich einen Klettersteig ecco, mehr als ein Spaziergang nach Feierabend.
Das weckt natürlich auch mein Interesse, ich schaue aus dem Fenster, entgegen der Wetterprognose lockt blauer Himmel. Mein Zeitfenster könnte gerade genügen, um die neue Ferrata ohne nasse Füße zu schaffen und schon bin ich unterwegs.
Am Furkelpass stehen die Autos der Klettersteigaspiranten. Der Andrang hält sich heute aber in Grenzen, am Nachmittag steigt die Regenwahrscheinlichkeit auf 60 %, das hält wohl viele ab!? Auch mein Blick richtet sich immer wieder nach Westen, von dort sind im Falle die ersten Schauer zu erwarten.
Noch sind die Wolken fern, im Norden und Süden staut es, Enneberg und der Piz da Peres befinden sich dazwischen, perfekt. Man kann immer noch auf dem alten Steig zum Piz da Peres wandern, er wird auch als Rückweg angeschrieben. Doch die über die Felszacken angelegte Ferrata lockt. Natürlich schaut das sehr nach Abenteuerspielplatz aus und zwischen den 3 Abschnitten sind jeweils Notausstiege möglich, aber ein wenig Spaß darf sein!?
So greife ich zu und ziehe mich teilweise senkrecht hoch. Es gibt Passagen C/D, für Anfänger ist das nicht geeignet und ein wenig Schmackes in den Armen ist auch nötig. Ein netter, gut trainierter Schweizer gesellt sich zu mir und fliegt mit mir durch die Ferrata. Unterwegs überholen wir eine polnische Truppe, eine bunte Gesellschaft.
Wie inzwischen üblich, gibt es auch hier eine angedeutete Hängebrücke für die Fotogalerie und eine witzige Passage führt direkt durch ein Felsentor, ganz nett. Am Ende der Ferrata übersteige ich gesichert den Kleinen Piz da Peres und vergesse beinahe, dass ich früher hier schon mal ohne Drahtseil unterwegs war, Sachen gibts!?
Am Ende des Klettersteigs fehlt nur noch eine steile Wiese zum Gipfelkreuz am Piz da Peres und tatsächlich treffe ich dort Bergwanderer, die ganz normal, wie früher, aufgestiegen sind. Es geht auch ohne Adrenalin und Hüftgurt!? Der Rückweg unter dem Klettersteig vorbei reizt mich nicht besonders, die Wolken lassen immer noch Lücken, also wähle ich die längere Variante über die Dreifingerscharte.
Hier bewegt sich niemand, vom Gipfel bis zum Furkelpass treffe ich keine Menschenseele. Erst am Staubecken schnattern die Gänse zum Feierabend.