Rysy (2499m) - Höchster Pole - Von Süden


Publiziert von pame , 28. September 2020 um 08:11.

Region: Welt » Polen » Wysokie Tatry » Morskie Oko
Tour Datum:20 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: PL   SK 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Strbske Pleso - Popradske Pleso - Chata pod Rysmi - Rysy - und zurück (ca. 21km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Bahn nach Strba (Haltepunkt an der Bahnlinie Bratislava - Kosice, viele Verbindungen pro Tag), mit Zahnradbahn von Strba nach Strbske Pleso (bis Feb.2021 Ersatzbusverkehr, ca. 1x/h von ca. 5 Uhr bis 22 Uhr, €1 retour).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Strbske Pleso (sehr teuer), oder Pensionen in Strba (sehr günstig).

Vor ein paar Jahren hatte ich die Hohe Tatra in der Slowakei besucht, wo ich mit Bergführer auch deren Landeshöhepunkt, die *Gerlachspitze (2655m) - Der höchste Berg der Slowakei besteigen konnte. Jetzt hatte ich wieder eine beruflich bedingte Gelegenheit, von Wien aus für ein paar Tage hinzufahren. Und schon wieder ging es auf einen Landeshöhepunkt!

Das Wetter war für die nächsten 4-5 Tage sehr sonnig vorhergesagt - Perfekt! Also flugs zum Wiener Hbf., mich mit Getränken und Nahrung für die nächsten 2 Tage eingedeckt, und in den fast leeren Zug nach Bratislava gesetzt. Ohne Grenz- oder Corona-Kontrolle in Bratislava angekommen, und in einem auch fast leeren Zug, die landschaftlich schöne, 4-stündige Fahrt nach Strba, direkt am Fuss der Hohen Tatra, genossen. Dabei fiel mir wieder auf, dass die eher flache Gegend um die Hauptstadt Bratislava ein völlig falsches Bild der Slowakei vermittelt. Das Land ist in Europa eines der gebirgigsten überhaupt.

Strba liegt an der wichtigsten Bahnlinie der Slowakei (Bratislava-Kosice), scheint aber nur eine kleine Ansammlung von Hotels und Pensionen zu sein. Außer einer Tankstelle, die viele Biersorten, aber nur ein paar labberige Sandwiches verkauft, gibt es nicht mal ein Lebensmittelgeschäft. Zum Glück hatte ich schon in Wien genug zu Essen gekauft, da ich morgen bei Tagesanbruch loswollte, und die Tour lang wird.

Am nächsten Morgen dann erstmal der Schreck: Die Zahnradbahn zum Ausgangspunkt Strbske Pleso fährt nicht. Aber alles halb so wild: Die slowak. Bahn hat einen sehr umfangreichen Ersatzbusservice eingerichtet, der von 5 Uhr früh bis spät am Abend im Stundentakt die beiden Orte verbindet. Das Ticket für den Bus musste ich allerdings bei einer strengen, äußerst missgelaunten, älteren Bahnmitarbeiterin mit 80er-Jahre-Frisur erstehen. Ach ja, die "gute, alte Zeit" lässt grüßen...    

In Strbske Pleso hatte vor 8 Uhr noch alles zu, aber dafür waren schon Massen an Wanderern unterwegs. Die Route zum Rysy ist gut ausgeschildert, und dort wollen anscheinend auch alle hin. Zuerst geht's ein paar Hundert Meter durch den Ort, dann leicht ansteigend auf einem sehr guten Weg (T1) durch einen schönen Wald, später immer wieder mit schöner Aussicht ins Tal. Nur das Geschnatter der vielen Wandergruppen stört etwas.

Nach etwas über 1h Marschzeit war das erste Etappenziel, der Abzweig am See Popradske Pleso (1494m) erreicht. Hier konnte, wer wollte, auch Material für die Hütte mitnehmen. Mein Enthusiasmus für Kartoffelsäcke hielt sich allerdings in Grenzen.

Nun wurde der Weg schon viel "gebirgiger" (T2) und kam so langsam über die Waldgrenze. Nach einigen Serpentinen waren die "Frosch-Seen" Zabie Plese auf 1900m Höhe erreicht, und immer noch zog sich ein einziger Strom von Menschen zur Hütte hin. Wie muss das hier erst im Hochsommer aussehen? Die "Schlüsselstelle", die mit Tritthilfen und Ketten abgesichert ist (T3, I) war dann trotzdem schnell überwunden, und die Hütte, Chata pod Rysmi (2250m), ca. 3.5h nach dem Start erreicht. 

Etwas unterhalb der Hütte habe ich Mittagspause gemacht, da mein Frühstück heute doch eher mager war. Nicht gerade eine gute Voraussetzung, um über 1000Hm und 20km zurückzulegen. In der Hütte selbst gab es aufgrund der Massen keine Chance, einen Platz bzw. etwas zu essen zu bekommen. 

Da es zum Gipfel von hier nur noch ca. 45min. waren, habe ich all mein Gepäck unter einem Felsen deponiert, und nur eine kleine Flasche Wasser mitgenommen. So steigt es sich schon viel leichter, und ich habe mich gleich in den Menschenstrom zum Gipfel eingereiht.

In den Felsen unterhalb des Gipfels hiess es dann nochmal kurz Hand anlegen (I) und aufpassen, dass von oben keine Steine zu mir "geschickt" werden. Und schon 4h nach Abmarsch von Strbske Pleso stand ich auf dem Landeshöhepunkt der Slowakei Polens: Rysy (2499m).

Grenzkontrollen gab es auch hier keine, und beim Versuch, ein Gipfelfoto auf dem höchsten Felsen (bzw. Grenzstein) zu machen, musste ich den coronabedingten Sicherheitsabstand von anderen Personen einige Male unterschreiten. 

Bei herrlichem Sonnenschein wurde nun die umfangreiche Aussicht bewundert. Im N natürlich das tiefe Tal der Meeraugenseen Morskie Oko in Polen. Im W - zum Greifen nah - die *Gerlachspitze. Im O Krivan (2495m), Satan (2421m), und wie sie noch alle heißen. Selbst meine Pension, bzw. den Ort Strba, konnte ich weit im S sehen. 

Langsam wurde mir das Gedränge aber zu viel, und ich beschloss, wieder abzusteigen. Diesmal war an der Hütte weit weniger los. Das muss genutzt werden, um den mittlerweile gegen Null tendierenden Kohlenhydratspeicher wieder aufzuladen. Leider war der Apfelstrudel aus, aber dafür gab's "Buchteln", oder wie auch immer die Dinger heißen (s. Foto unten). Zusammen mit einem halben Liter Kofola hat das nachfolgende Zucker-High dann dafür gesorgt, dass ich beim Abstieg alle anderen überholt hatte, und ich noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang wieder in Strbske Pleso war.

Fazit:
  • Landschaftlich "Erste Sahne"! Eine wirklich schöne, abwechslungsreiche Tour.
  • Man sollte die Länge aber dann doch nicht unterschätzen. Wenn's an Kondition mangelt, kann die Tour leicht zur Qual werden.
  • Sehr überlaufen! Wer's einsam mag, sollte woanders wandern.

Tourengänger: pame


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 28. September 2020 um 21:37
Gratuliere dir zum Rysy. Wie du beschreiben hast ist es im Sommer normal dass es viele Leute hat. Die Polen und Slowaken sind auch wanderfreudige Leute und Naturliebhaber.

Gruss Andi

pame hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. September 2020 um 05:32
Danke, und ja, mir ist auch aufgefallen, dass sehr viele jungle Leute unterwegs waren, teilweise ganze Teenagergruppen. In den Alpen hingegen habe ich immer das Gefühl, das Durschnittsalter ist 50+ :-). Interessant...


Kommentar hinzufügen»