Diechterhorn (3389) - Überschreitung von der Trifthütte zur Gelmerhütte


Publiziert von cardamine , 16. September 2020 um 00:38.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:14 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2350 m
Abstieg: 1540 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nessental, Triftbahn - Underi Trift (Reservierung auch unter der Woche dringend empfohlen). Falls man mit dem Auto anreist, kann man das Auto gut in Innertkirchen (z.B. Parkplatz bei der Tankstelle in der Grimselstrasse) lassen und das Postauto zur Triftbahn nehmen, so verkürzt sich die Rückreise von Handegg erheblich.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Standseilbahn Gelmersee - Handegg, Gelmerbahn (Reservierung auch unter der Woche dringend empfohlen). Mit dem Postauto zurück nach Innertkirchen.
Unterkunftmöglichkeiten:Trifthütte SAC (2520 m), Gelmerhütte SAC (2412 m)

Das Diechterhorn ist der höchste Berg auf der Westseite des Triftgletschers und bietet somit eine hervorragende Aussicht auf die umliegende Gletscherwelt. Der grösste Teil des Aufstiegs von der Trifthütte führt über den spaltenreichen Triftgletscher und bietet am Übergang vom Nord- zum Hauptgipfel noch eine spannende Kraxelei. Wie die wenigen Einträge im Gipfelbuch von 1983 bezeugen, scheint der Grossteil der Besucher jedoch nur den einfacheren Nordgipfel zu besuchen. Der Abstieg über den ebenfalls spaltenreichen Diechtergletscher ist durch den Gletscherrückzug recht heikel geworden.

Aufstieg von der Bergstation Underi Trift zur Trifthütte (T4, 1270 Hm):
Von der Bergstation der Triftbahn wandert man mit den Tagesausflüglern zunächst auf einem bequemen Wanderweg oberhalb der Triftschlucht zur Triftbrücke (T3). Von der Hängebrücke bietet sich ein trauriger Anblick auf die weit nach oben zurückgezogene Gletscherzunge - der Klimawandel hat dem Gletscher besonders zugesetzt. Es dürfte wohl nicht mehr lange dauern, bis man den Gletscher von der Brücke nicht mehr sieht. Ab der Hängebrücke beginnt der blau-weiss markierte Alpinwanderweg zur Trifthütte. Gleich am Anfang sind zwei Eisenleitern im Abstieg zu meistern. Der mit vielen Seilen und Ketten versicherte Weg führt oberhalb des Triftsees durch den teilweise recht steilen Hang zu den Gletscherschliffplatten unterhalb der Hütte. Über diese geht es nun mit fantastischem Blick auf die Gletscherwelt zur Trifthütte.

Trifthütte - Diechterhorn Nordgipfel (L, 1070 Hm):
Von der Trifthütte steigt man auf Wegspuren hinab in den Geröllkessel südlich der Hütte. Über einen Felsrücken (Steinmännchen) geht es hinauf zum Rand des Triftgletschers. Zunächst halten wir uns auf der spaltenärmeren Ostseite des Gletschers und peilen auf ca. 2700 m die Mitte zwischen zwei Spaltenzonen an. Danach quert man den ziemlich flachen Oberen Triftkessel Richtung Südwest und und beginnt auf ca. 3000 m mit dem etwas steileren Anstieg über die vergletscherte Ostflanke des Diechterhorns. Der Gipfelfelsen wirkt von unten relativ unscheinbar. Am einfachsten erreicht man den Gipfel, indem man einen Linksbogen über den vergletscherten Nordgrat schlägt. Die letzten Meter zum Nordgipfel sind einfache, aber doch recht luftige Kraxelei über griffige Granitblöcke- und platten. Auf dem Nordgipfel wird dann ersichtlich, warum das Diechterhorn ein "Horn" ist - der etwas höhere Hauptgipfel mit Gipfelbuch hat in der Tat den Namen verdient.

Diechterhorn Nordgipfel - Hauptgipfel (WS II):
Nachdem der Hauptgipfel technisch etwas mehr abverlangt als der Nordgipfel, belassen es die anderen, die heute mit uns aufgestiegen sind, beim Nordgipfel. Mein Bergsteiger-Ehrgeiz lässt es aber nicht zu, nicht die letzten Meter auch noch zu machen und somit sieht sich mein Seilpartner genötigt auch noch hinüberzusteigen :D Erstmal klettert man in die Scharte zwischen Nord- und Hauptgipfel ab. Bei Bedarf kann man an den festen Felsen auf dem Nordgipfel leicht mit einer Bandschlinge absichern. Von der Scharte quert man auf einem Felsblockband an der linken Seite des Gipfels vorbei. Am Ende muss man für ca. 1 m über eine nur cm dicke Felskante balancieren - ziemlich exponiert, in der Felswand daneben findet sich aber ein breiter Riss zum Festhalten. Nach dem Balanceakt folgt eine bröslige Rinne mit deutlichen Begehungsspuren. Ich klettere auf der linken Seite der Rinne hoch. Achtung, Steine prüfen, hier ist so einiges locker! Am Ausstieg der Rinne gelangt man auf den Südgrat. Nun geht es weniger exponiert über grosse Blöcke auf den Gipfel. Unter dem obersten Stein befindet sich das alte Gipfelbuch. Zurück geht's über den gleichen Weg. Die bröslige Rinne lässt sich von einem Felsblock am Grat aus absichern.

Abstieg Diechterhorn - Gelmerhütte (WS- I, 980 Hm):
Über den vergletscherten Nordgrat geht es wieder zurück auf die Ostseite des Diechterhorns. Von dort steigen wir auf dem Gletscher unterhalb des Südgrats ab zur Diechterlimi. Der Übergang auf den Diechtergletscher war früher bestimmt auch einfacher, nun muss man sich ein paar Meter mit Steigeisen übers lose Geröll mühen. Im unteren Teil des Diechtergletschers stellen sich leider einige Querspalten in den Weg – ein paar Ausweichmanöver sind nötig. Im steiler werdenden Gletscher halten wir auf eine Felsinsel zu. Weil wir den 40 Grad steilen Ausstieg am westlichsten Zipfel des Gletschers vermeiden wollten, über den die „offizielle“ Route führt, versuchen wir über die Felsen abzusteigen. Wie sich herausstellt, war das jedoch kein guter Plan: Eine anfangs noch ganz passable und mit einem Steinmann markierte Rinne endet an einem Wasserfall. Da wir nicht zurückwollen, beschliessen wir eine Bandschlinge zu opfern und an einem Felsblock abzuseilen. Unterhalb des Wasserfalls treffen wir dann auf die Steinmännchen und rote Punkte. Diese führen gut durch ein Labyrinth aus Gletscherplatten und losem Geröll. Im Moränenvorfeld des Gletscherüberrests unterhalb des Alpliturms beginnt dann eine deutliche und mit vielen Steintürmen markierte Wegspur, die zur Gelmerhütte führt.

Abstieg Gelmerhütte - Gelmerbahn (T3, 560 Hm):
Auch wenn der Weg hinab zum Gelmersee hauptsächlich über Felsblöcke führt, ist er relativ bequem zu gehen, da die Blöcke schön zu Stufen zurechtgerückt wurden. Im Abstieg beeindruckt der Wasserfall über die Gletscherschliffplatten und der tiefblaue Gelmersee. Am schnellsten zur Bergstation der Gelmerbahn gelangt man über das Nordwestufer des Gelmersees. Am Abend liegt dieses jedoch im Schatten, wer die Sonne sucht, kann den etwas längeren Weg über das Südostufer wählen. Bei der Staumauer kann man entweder mit der Gelmerbahn, der steilsten Standseilbahn Europas in ca. 10 Minuten nach Handegg fahren, oder in ca. 30-40 Minuten über den Wanderweg nach Kunzentännlein absteigen.


Tourengänger: Freeman, cardamine


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