Einsamer Seezberg 2487m


Publiziert von rhenus , 27. August 2020 um 22:42.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:26 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m

Ich liebe die wilden, einsamen, wenig bekannten Berge im Weisstannen- und Calveisental. Sie sind zwar meist nicht schwierig, werden aber selten besucht, da die Anstiege oft lang sind. Vom Seezberg, einem Grenzgipfel zwischen dem Calveisen- und Weisstannental, stammt der bisher einzige Eintrag auf Hikr von marmotta vom 23.9.2014. Auch Delta und 3614adrian haben ihn in ihrer grossartigen Grattour am 22.8.2013 überschritten, doch war er ihnen nicht mal eine Erwähnung wert. Der SAC-Führer beschreibt den Seezberg treffend mit den Worten: "Langgestreckter, welliger Gratrücken, in der östlichen Hälfte rasenbedeckt, im westlichen Teil von rauhen Felsköpfen überragt. Eine Anhäufung grober Blöcke bildet den höchsten Punkt. Der Grat ist von Süden her an vielen Stellen leicht zugänglich, doch ist die Gratwanderung weitaus schöner". Apropos: Das Flüsschen Seez, das dem Sarganserländer Tal zwischen Mels und Walenstadt seinen Namen gab, entspingt nicht am Seezberg, sondern an der Gross Schiben.

Beschreibung der Tour
Es war gegen 10 Uhr, als ich nach langem Ausschlafen mit meinem neuen Bike ins Tamina- und Calveisental radelte. Wie erwartet waren die schattigen Partien entlang den Stauseen Mapragg und Gigerwald noch kühl. Im ehemaligen Walserdörfchen St. Martin war viel los: Wanderer, Biker, Töfffahrer und Seniorengruppen bescherten der heimeligen Beiz viel Umsatz. Auch ich stärkte mich, bevor ich den gut fahrbaren Kiesweg zur Malanseralp in Angriff nahm. Bei der Passage an der tief eingeschnittenen Parlitobelschlucht, wo sich am 12. dieses Monats ein sehr tragisches Unglück ereignete - 4 Spanier im besten Alter wurden beim Canyoning von einem Gewitter überrascht - sinnierte ich darüber, wieso die Männer im Gegensatz zu den Frauen trotz angesagten Gewittern überhaupt in die Schlucht einstiegen.

Beim Altsäss 1989m erwartete mich wie schon im Vorjahr eine muntere Pferdeherde. Ich kraulte die anmutigen Tiere und zog die Berghosen an. Entlang dem Weidezaun stieg ich gemütlich in Richtung Zinerspitz zum Schönboden. Im trockenen Gras (bei Nässe heikel) stieg ich von den Schöni Tolen den Steilhang hinauf zum Seezbergsattel 2400m (ohne Namen und Kote LK) zwischen Zinerspitz und Seezberg (T3). Dort erwartete mich eine herrliche etwa 1 km lange Gratwanderung über den Heidelgrout 2476m zu den leichten Gipfelfelsen des Seezberg (T4-, kein Gipfelbuch, im Fels keine Begehungsspuren). Hier hielt ich Rast und bewunderte das Panorama zur abweisenden Nordwand des Ringelgebirges, zu Segnes/Sardona im Talschluss, zu den Grauen Hörnern usw. Plötzlich kreisten 2 riesengrosse Bartgeier über mir. War darunter der Bartgeier "Sardona", der vor wenigen Jahren im Calveisental ausgewildert wurde? So rasch wie die majestätischen Vögel aufgetaucht waren verschwanden sie wieder.

Über die Erstbesteigung des Seezbergs ist in der alpinen Literatur nichts bekannt. Er dürfte schon früh durch Jäger und Älpler bestiegen worden sein. Walter Gröbli und Führer David Kohler bestiegen den Seezberg am 2. Aug. 1889 auf ihrer Tour vom Sazmartinshorn über Eggberg, Zinerspitz und Heidelpass zur Plattenalp, wo sie übernachteten. Der Abstieg über den Heidelgrat zum Heidelpass bewältigten sie über die Nordseite (Walter Gröbli, Neue Wanderungen im Clubgebiet, Jahrbuch des SAC 1889 - 1890, 25. Jahrgang, S. 35). Auf der frühesten verlässlichen Karte, der Eschmannkarte von 1850, ist der höchste Punkt des langgestreckten Seezbergs noch nicht vermasst.  

Im Abstieg begutachtete ich noch den Westgrat zum nahe gelegenen Zinerspitz. Obwohl die Verhältnisse gut waren, nahm ich die T6-Route im brüchigen Flysch nicht in Angriff, da ich mich dafür nach der langen Radlerei zu wenig fit fühlte. Rasch war ich auf gleichem Wege wieder unten bei den Pferden im Altsäss. Hier spielte das Bike am wohl letzten heissen Sommertag dieser Saison seine Stärken aus: In einer Viertelstunde war ich wieder in St. Martin, und eine Stunde danach zum Znacht wieder zuhause.

Tourengänger: rhenus


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»