Piz d'Agnel 3204 m - Tschima da Flix 3315 m - Piz Picuogl 3333 m


Publiziert von basodino , 19. August 2020 um 14:04.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum:15 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1040 m
Abstieg: 1040 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Zug via Zürich und Chur bis Spinas (Halt auf Verlangen)
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna Jenatsch 2653 m

Nachdem wir im Urlaub im Juli in Tirol drei Dreitausender an einem Tag bestiegen haben, kann man das von Jenatschhütte relativ mühelos auch (und die Berge sind auch noch alle 200-300 m höher). Mit etwas Glück ergatterte ich (ca. 2 Wochen zuvor gebucht) noch einen Platz für 3 Nächte auf der Jenatschhütte. Die Anreise mit dem Zug ist für mich von Böblingen bis Spinas in unter 6 Stunden möglich und aufgrund des Europa-Sparpreises auch noch äußerst erschwinglich. Und da das Wetter insgesamt erfreulich aussah, passte es für mich rundherum.

Der Weg von Spinas zur Hütte ist denkbar einfach. Eigentlich geht es immer das Tal hinauf, anfänglich über eine Schotterstraße, die man nur einmal effektiv abkürzen kann, bis man die Alp Zembers da Suvretta erreicht. Hier biegt man rechts ab und überquert den Beverin nach rechts, während es links zum Pass Suvretta geht. Den nächsten Aufschwung umgeht man halbwegs links durch eine breite Furche, die sich am Bach unten schluchtartig verengt. Wenig später trifft man erneut auf die Straße, die in Tegia d'Val endet. T1, 2 h 00 min

Hier biegt man rechts auf einen Pfad ab, überwindet eine niedrige Welle, steigt kurz etwas wieder zum Bach ab und läuft weiter flach das Tal hinein. Erst auf ca. 2300 m beginnt das Tal allmählich etwas stärker anzusteigen. Die Hütte sieht man aber erst kurz vor dem Ziel. Immerhin wird der Fahnenmast ab ca. 2500 m sichtbar. So zuletzt ein wenig steiler zur Hütte hinauf. T2, 1 h 45 min

Gespannt war ich auf das Hygiene-Konzept der Hütte, da dies meine erste Hüttenübernachtung in Corona-Zeiten werden sollte. Es sind durchaus einige gute Ansätze erkennbar, nachhaltig geschützt habe ich mich aber nicht in allen Bereichen gefühlt. So ist es natürlich angenehm, wenn jeder zweite Schlafplatz frei bleibt oder man an einem 10er-Tisch nur zu viert sitzt. Aber am Samstagabend waren dann zwei größere Gruppen da und mit ca. 40 Menschen am Abendessen im Aufenthaltsraum (der auch nicht besonders belüftet wurde) wurden die Abstände generell unterschritten und Aerosole sind wahrscheinlich umfassend herumgewabert. Da nutzt mir die Vorschrift, dass nur 3 Menschen gleichzeitig im Schuh- und im Waschraum sein dürfen auch nicht viel. Letztlich ist es ein beinahe unmöglicher Spagat für die Hütten, die ich um ihre Verantwortung nicht beneide. Man hätte evtl. noch mehr tun können (punkto Abläufe der Küche bei Essens- und Getränkereichung), aber eine vollständige Sicherheit ist nur zu erreichen, wenn man auf Hüttenübernachtungen im Sommer 2020 verzichtet.

Nach einer überraschend guten ersten Nacht auf großer Höhe vermochte mich der Sonnenschein zu der längeren der beiden geplanten Touren motivieren. Hierzu nahm ich den Weg zur Fuorcla d'Agnel, der aber bereits nach der Brücke über den Bach umgeleitet wurde. Ohne einen Hinweis auf den Grund nahm ich den Umweg in Kauf. Man steigt so bis ca. 2585 m ab, und zickzackt gegenüber durch Rasenhänge wieder hinauf. Dann gewinnt man wieder den normalen Weg und durchsteigt im leichten Auf und Ab weite Geröllhänge. Kurz vor einem Gletschersee verzweigt sich die Route, wobei die Abzweigung nach rechts unkenntlich gemacht wurde (Wegzeichen wurden gegraut und die Spur mit einer niedrige Kette an Steinen "verbaut"). T2, 50 min

Insgesamt verstehe ich das Konzept der Verantwortlichen für die Wege im Umkreis der Hütte nicht so ganz. Denn der insgesamt sehr gute Weg zur Fuorcla da Flix, der weiterhin mit vielen Steinmännern gekennzeichnet wurde, wäre normalerweise eine Hauptroute zur Alp Flix und damit eine Verbindung für Streckenwanderer. Dort die Wegzeichen zu grauen und keinerlei Schilder zur Verfügung zu stellen, erscheint mir kontraproduktiv. Ebenso wie der fehlende Warnhinweis bei der Umgehung weiter unten erscheint mir hier das Vorgehen nicht sehr proaktiv und auf den "Touristen" zugeschnitten.
Ich war jedenfalls überrascht, wie gut der Weg zur Fuorcla zu finden und zu gehen war und erreichte den Übergang ohne weitere Schwierigkeiten. T3, 1 h 00 min

Auf dem weiten Sattel wendete ich mich nach links und stieg gegen den Nordwestgrat des Piz d'Agnel. Dabei ist ein kleines Hindernis links zu traversieren (etwas tiefer auch über einen Weg möglich). Das war es dann aber schon mit den Schwierigkeiten. Eine gute Spur führt bis zum Gipfel hinauf. T3, 30 min im Aufstieg, 15 min im Abstieg

Nach einer kleinen Gipfelrast stieg ich zurück in die Fuorcla. Von dort geht es nun den breiten Südrücken hinauf zur Tschima da Flix. In der unteren Hälfte überquert man leichte, flache Felsen, was dazu führt, dass die Spur sich zuweilen etwas verliert. Die Route ist aber nur wenig schwerer als zum Piz d'Agnel. Oben findet sich wieder eine durchgängige Spur im Geröll, die leicht bis zum leicht links gelegenen Westgipfel führt. T3+, 0 h 40 min

Dort trug ich mich ins Gipfelbuch ein, verweilte aber nicht lange, sondern nahm die Spur auf, die jenseits in einen Sattel führt und von dort dem Grat entlang zum Hauptgipfel. Hier findet sich eine kurze, etwas anspruchsvollere Passage, eine Leiste, die man mittelsteil hinaufsteigt, um auf die Gratschneide zu gelangen. Hier übersteigt man wenige exponierte Felsen. Die meisten werden sich hier ein wenig Abstützen. T4+, 15 min

Ich folgte dem Grat weiter und stieg weiterhin über eine Spur leicht in den nächsten Sattel ab. Nun folgt noch der Gipfelgrat zum Piz Picuogl. Dieser ist ein wenig gewellter, weist überwiegend auch eine Spur auf, dazwischen steigt man aber mehrmals leicht exponiert über Felsen und an einer Stelle muss man vielleicht 2 Meter hinab in eine kleine Senke. Diese 2 Meter hinab sind auch exponiert, weisen aber sehr große, breite Tritte auf, so dass man sich nur mit einer Hand festhalten muss bzw. auf dem Rückweg hochzieht. Eine saubere Dreipunkttechnik (Definition des II. Klettergrades) scheint mir leicht übertrieben, wobei das wahrscheinlich im Ermessen der eigenen Sicherheit in einem solchen Gelände liegt. Ich für meinen Teil bewerte es mit I+. Insgesamt stellt der Grat aber keine größeren Probleme bereit, so dass ich auch ein T5 für übertrieben halte, vor allem wenn ich es mit den Anforderungen der Tour morgen vergleiche. T4+, I, 20 min

Ich stieg nach einer genüßlichen und inzwischen auch aussichtsreicheren Pause den gleichen Weg zurück zur Fuorcla und von dort auf dem Weg zurück zur Hütte. Dieses Mal nahm ich den alten Weg, der mir ausreichend sicher erschien und in top Zustand ist. Jeder mag es selber einschätzen, ob er hier aus Sicherheitsgründen den Umweg in Kauf nimmt. Wie gesagt, ein Warnhinweis wäre hier sehr hilfreich gewesen. T4+, I 2 h 05 min

Im Kopf des Berichtes habe ich nur den 2. Tag, die Gipfeltour selbst, berücksichtigt. Morgen soll es dann auf den Piz d'Err gehen.

Tourengänger: basodino


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Kommentare (1)


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Condoriri hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2020 um 15:42
Ich freue mich immer über die Berichte rund um die Jenatschhütte. Ein besonderes Fleckchen Graubünden - zu jeder Jahreszeit :o) Danke für Deine Bilder.


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