Von Modane nach Menton


Publiziert von kopfsalat , 7. August 2009 um 22:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Frankreich » Hautes Alpes - Dauphiné » Brianconnais
Tour Datum:11 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   I 
Zeitbedarf: 22 Tage
Strecke:Modane - Menton
Kartennummer:verschiedene IGN TOP 25 karten

unsere route führt mehr oder eher weniger dem GR5/52 entlang.

die idee dazu kam uns beim lesen eines entsprechenden berichts im internet.

geplant haben wir dann anhand von:
- "zu fuss von genf nach nizza", 2 bände, von philipp bachmann, rotpunktverlag
- "la grande traversee des alpes", topoguide, ref. 531, von ffrandonnee
- "tinee-vesubie", topoguide, von ffrandonnee
- ca. 20 IGN, top25 1:25'000 landkarten, die wir danach entsprechend der benötigten ausschnitte auseinandergeschnitten und mitgenommen haben. alles in allem ca. 1/2kg kartenmaterial.
- internet-seiten der zahlreichen hütten, gites d'etape und refuges. details direkt auf der karte notiert
- auch die busverbindungen haben wir mal grob studiert und uns mögliche verbindungen direkt auf die karten geschrieben

sa, 11.07.
eisenbahn: basel, geneve, aix-les-bains, modane, ankunft ca. 14h
alpentaxi: prise de l'eau de la losa
über den col de la vallee etroite zu den refuges de la vallee etroit


abwechslungsreiche ca. 6-stündige zugfahrt. ab aix-les-bains durch die stark an das tessin erinnernden ausläufer der französischen alpen nach modane.

um den anstrengenden anstieg mitten am nachmittag abzukürzen, reservierten wir vorgängig per e-mail ein alpentaxi, welches uns dann an der hässlichen ski-station val-frejus vorbei auf einem holprigen strässchen nahe am abgrund zu einem parkplatz auf 1900m bringt. der taxifahrer erzählt, dass die strasse in so einem schlechten zustand sei, weil unter der woche lastwagen darauf bis auf über 2000m hochdonnern um dort eine neue kabinenbahn zu bauen.

unser aufstieg zum col de la vallee etroite verläuft leider auch auf einem, stellenweise zwar sehr steilen, aber doch fahrbaren jeep-trassee.

der abstieg auf der anderen seite ist dafür angenehm "italienisch" wild. das vallee etroit gehörte lange zu italien und ist auch heute nur über eine abenteuerliche an die felsen geklebte strasse mit frankreich verbunden, auch die telefonvorwahl ist hier die von italien: 0039!

da es wochenende ist, sind die beiden rifugi schon ausgebucht und wir suchen uns einen netten biwakplatz. hinter einem, zu einem ferienchalet umgebauten, stall finden wir einen idealen windgeschützten platz. wir verzichten darauf unser tarp aufzubauen, denn der himmel ist klar und wolkenlos. nach einem herzhaften znacht aus nüdeli all'arrabiata mit getrockneten tomaten schlüpfen wir in unsere schlaf- und biwaksäcke und schauen noch einer kleinen maus zu, wie sie im galopp aus ihrem loch rausrennt, draussen ein paar blätter abbeisst und damit wieder reinrennt.

so, 12.07.
über den col des thures nach nevache
mit dem bus nach briançon


die nacht war sternenklar und im schatten ist's deshalb noch recht kalt. der schmale, steile pfad zum, auf dem col des thures gelegenen, lac chavillon bringt uns aber arg ins schwitzen. oben weht ein kalter wind und wir sind froh, haben wir nicht hier oben biwakiert.

der abstieg führt durch ein eindrückliches, tief zerfurchtes errosionsgebiet. auf halber höhe verlassen wir den ausgetretenen GR5 zu gunsten eines kleineren wegleins, welches an der linken talflanke entlang führt. beim parkplatz treffen sich die beiden wege wieder und wir quälen uns unter der sengenden sonne über ehemalige felder nach roubion.

in einem kleinen restaurant trinken wir einen erfrischenden tee und diskutieren den weiterweg. bei dieser hitze steht der geplante aufstieg dem GR57 entlang zum 2546m hoch gelegenen col de l'ouie ausser frage. wir beschliessen zu schauen, ob wir irgendwo eine unterkunft finden. aber leider ist an diesem wochenende vor dem quattorze juillet alles restlos ausgebucht und die, entlang der hauptstrasse gelegenen, campingplätze mache uns überhaupt nicht an. zum glück fährt 4 mal am tag ein bus nach briançon. wir sind die einzigen fahrgäste und dürfen für je € 7.50 eine halbe stunde lang den ausgeschliffenen ralley-stil des busfahrers geniessen.

im touri-büro in der cité vauban von briançon sind wir überrascht, dass es noch etliche hotels mit freien zimmer gibt. vor dem nachtessen besichtigen wir das zusehens verfallende fort du château. in einem kleinen restaurant geniessen wir eine deftige tartiflette (kartoffelauflauf mit käse).

mo, 13.07.
über den col des ayes nach brunissard


früh, sehr früh verlassen wir briançon, denn es wird eine lange etappe. die bäckereien sind jedoch schon offen und wir kaufen uns ein kräftiges dunkles roggenbrot, eine seltenheit im weissbrotland frankreich.

der weg zieht sich lang. zuerst auf der asphaltstrasse nach villar-st-pancrace, dann auf einer breiten forststrasse das tal hinein. zum glück für uns ist es noch kühl. eine kleine kreuzotter, die sich auf dem strassenschotter aufwärmen will, dürfte da anderer meinung sein, im nu ist sie im laub verschwunden.

bei den chalets de vers le col treffen wir unsere ersten "auch-langstrecken-wanderer" an. einer davon, ganz in schwarzen elast gekleidet, inklusive handschuhe! hat angesichts seines feuerroten gesichts wohl sichtlich mühe mit der höhe, hitze oder dem enormen rucksack auf seinem buckel. wir nehmen es gemütlich und lassen sie auf dem weg zum pass an uns vorbeiziehen.

oben auf dem col des ayes treffen wir tim aus edinburgh. das wissen wir dann aber noch nicht. ein wenig unsicher sucht er einen weg um das kleine schneefeld auf der südseite. wir finden einen weg. bis nach eychaillon führt der weg über blumenreiche matten und ehemalige weiden. ab dort hats aber nur noch eine 5m breite erschliessungsstrasse. zuerst durch eine enorme geröllhalde und weiter unten asphaltiert durch einen lichten lärchenwald der gleichzeitig als campingplatz dient. wir leiden wieder unter der hitze und sind froh als wir in brunissard ankommen. in der gite hat es sogar noch platz. tim ist auch dort, kocht sich sein nachtessen aber selber.

unser nachtessen besteht aus einer gemüsesuppe und schweinsschnitzel mit grünen bohnen. dazu genehmigen wir uns ein in briançon gebrautes lokalbier mit génépi. als wir dabei sind das besteck und die teller zusammenzustellen, kommt der salat und dazu blauschimmel-, rotschmiere- und hart-käse und zum dessert pfirsichkuchen. nach einem petit cafe gehts ins bett.

di, 14.07.
via château queyras, ville vieille nach molines-en-queyras


aus anlass des heutigen nationalfeiertags wird im four communal brot gebacken. leider müssen wir los und können kein frisch gebackenes brot kaufen. zuerst gehts auf der autostrasse nach la chalp, dann auf einem schmalen aber gut angelegten pfad durch einen wald nach les maisons und auf einem alten feldweg durch prachtvolle blumenwiesen zum lauschig gelegenen lac de roue. der abstieg nach château queyras ist stellenweise recht steil aber nie gefährlich.

um die mittagszeit sind wir unten und mitten in einem typischen  sommersport ferienort mit autos, wohnmobilen, ferratisten, kayakfahrer, schullagern etc. wir sind aber zu müde um zu flüchten und machen auf dem dorfplatz erst mal 2h siesta.

der GR5 führt von hier über den col de fromage nach ceillac. bei dieser hitze begeistert uns der aufstieg zum 2301m hohen pass überhaupt nicht und wir beschliessen stattdessen der von philippe bachmann in seinem buch vorgeschlagenen route nach molines-en-queyras zu folgen. der als randonée du pays markierte (oder eben nicht) weg stellt einige anforderungen an kartenlesen, wegfindung und sich einen weg durchs gestrüpp kämpfen, was uns aber gerade recht kommt, denn der GR5 ist an vielen orten sogar kinderwagentauglich. am meisten zu schaffen macht uns wieder einmal die hitze und so sind wir überglücklich, dass es in der gîte d'étape in molines noch platz hat.

nach einer erfrischenden dusche nehmen wir ein génépi-bier zum apero. das nachtessen besteht aus einer kräftigen gemüsesuppe gefolgt von kanninchen an senfsosse mit nudeln. dann, wie immer in frankreich käse und nachspeise, heute fromage blanc mit beeren. als digestif kredenzt uns die dame des hauses einen selbstgemachten lärchen-likör. das feuerwerk lassen wir aus und gehen früh schlafen.

mi, 15.07.
nach st-véran, mit dem bus bis in den talschluss, aufstieg zum refuge de la blanche, nachmittagsausflug auf den pic caramantran 3021m


nach einem untypisch reichhaltigen frühstück machen wir uns vor allen anderen auf den weg. wie vorhergesagt fängt es mitte morgen an zu regnen. da es sich nicht um den GR5 handelt, sind die markierungen etwas eigenwillig und verlieren sich nach einiger zeit in einem bachbett oder hat der bach einfach den weg anektiert und weggeschwemmt? wir weichen durch hohes gras und gestrüpp aus und steigen nach st-véran hoch. um lemon's ein wenig strapazierte stimmung zu heben, kaufen wir uns eine feine tarte aux myrtilles und trinken im restaurant einen heissen tee.

als wir wieder raus kommen, hat es aufgehört zu regnen und wir nehmen den minibus, der uns die ca. 4km marsch der strasse entlang bis zur ehemaligen kupfermine erspart.

der aufstieg zum refuge de la blanche führt unschwierig auf einem jeep-weg zu der, an einem idylischen seelein gelegenen, hütte. da es noch früh am nachmittag ist und wir noch unternehmungslustig sind, besteigen wir den pic caramantran, eine echten 3000er. genau auf der grenze gelegen, ist die aussicht nach italien leider gleich null, denn um diese jahreszeit steigen nachmittags dichte wolken aus der po-ebene hier hoch und lösen sich erst am grenzkamm auf.

ein erfrischendes bad im bergsee gibt den nötigen appetit für das mittlerweile auch für uns normale viergang-menü aus suppe, hauptgang (ragout de mouton aux curry), käse und dessert.

do, 16.07.
über col blanchet 2897m und col longet nach maljasset


nach dem spartanischen frühstück steigen wir auf gutem pfad steil zum col blanchet 2897m hoch. ohne zum lac bleu abzusteigen, traversieren wir, die höhe haltend, auf 2750m zum col de longet. dem jungen ubaye entlang gehts abwechslungsreich talabwärts über ehemalige weiden, die dank der absenz der kühe in einer, in der schweiz so nicht existierenden, blumenpracht erstrahlen. auf 2200m machen wir rast mit wäsche waschen. dank hitze und wind ist alles im nu wieder trocken.

je weiter wir absteigen desto heisser wird es. auf der plan parouart, einer riesigen schwemmebene machen wir nochmals eine rast, um uns ein wenig abzukühlen. leider warten schon viele bremsen und stechmücken auf uns, so brechen wir bald wieder auf. der weg führt nun durch den wald, was das laufen erträglicher macht. auch die blumenpracht entschädigt uns und dann überquert sogar noch eine etwa 1m lange schlange den pfad vor uns.

das platzangebot in maljasset sei sehr beschränkt und man müsse unbedingt im voraus reservieren, steht in allen führern und hören wir auch von etlichen leuten. wir kümmern uns aber nicht darum, haben wir doch unser biwak-zeug dabei. aber erstaunlicherweise hat es sogar im charmanten chambre d'hôte noch zimmer frei. bei €42 pro person, inklusive halbpension, können wir nicht nein sagen. wir bereuen es nicht. nach einem gemütlichen apero in der grossen stube, werden wir an einen langen tisch gebeten und geniessen zusammen mit den anderen herbergsgästen ein reichhaltiges nachtessen aus suppe, provençalischem eintopf mit oliven und orangen, käse und dessert.

dabei dreht sich die rege betriebene konversation u.a. um den angekündigten wetterumsturz und die von einer vierergruppe geplante tour du chambeyron. wir hingegen beschliessen einen weiteren tag an diesem gemütlichen ort zu verbringen. und tatsächlich ist das zimmer auch noch einen weiteren tag zu haben. 

fr, 17.07.
pausentag


endlich wieder einmal richtig ausschlafen! die zahlreich anwesenden fliegen scheinen aber etwas dagegen zu haben. als es hell wird, krabbeln sie über arme, hände und quer übers gesicht. so stehen wir eben auf und gehen frühstücken. wir nehmen es gemütlich, lesen, schauen uns die obligate kirche an, essen im refuge  CAF nebenan zu mittag. beim zahlen merken wir, dass unser bargeld knapp geworden ist. in einem land, in dem jederman mit cheques bezahlt, scheint der bedarf an bancomaten nicht allzu gross. so verbringen wir den restlichen tag damit herauszufinden, wo der nächste bancomat ist und vorallem, wie wir dorthin gelangen sollen.

beim nachtessen bringt der zufall eine lösung. eine dreiergruppe, welche von einer einwöchigen rundtour zurückkommt, ist bereit, uns mit ihrem in maljasset abgestellten wagen nach guillestre mitzunehmen. wir sind mehr als erleichtert und können das nachtessen doch noch geniessen auch wenn es wieder viel zu viel ist (gemüsesuppe, spinat-lasagne, käse, tarte au chocolat). deshalb offeriert uns der hausherr einen selbergemachten génépi als digestif. in der nacht kommt der angekündigte wetterumschwung dann doch noch.

sa, 18.07.
mit dem wagen nach guillestre
mit dem alpentaxi nach ceillac
zu fuss über den col girardin zurück nach maljasset


es ist merklich kälter geworden und die berge sind mit einer feinen schicht puderzucker bedeckt. uns kümmerts nicht. nach kurvenreicher fahrt kommen wir gegen 11h in guillestre an, bedanken uns herzlich und suchen sofort den nächsten bancomat. wir tanken geld und verpflegung, und planen bei einem sirop de menthe unsere weiterreise. der aufstieg direkt von guillestre aus erscheint uns zu weit und wir beschliessen, nach ceillac zu fahren, um von dort weiter zu wandern. leider fährt der bus erst am späten nachmittag, so leisten wir uns eben ein alpentaxi.

nach halsbrecherischer fahrt, bei der sich die zuvor verspiesenen quiches au fromage fast wieder verabschieden, erreichen wir ceillac. uns bleibt nicht viel zeit um den hübschen dorfkern genauer zu inspizieren, denn wir wollen raus, an die frische luft.

irgendwie machen sich die öligen quiches immer wieder bemerkbar und wir können den aufstieg durch den schattigen tannenwald und an einem glasklaren bergsee vorbei gar nicht richtig geniessen. als der weg im oberen teil dann noch entlang einer skilift-trassee verläuft, sinkt lemon's motivation gegen null. nur mit mühe erreichen wir den col girardin. aber die strapazen sind noch nicht vorüber, der lange steile abstieg nach maljasset steht uns noch bevor. abgekämpft erreichen wir nach 12 stunden den ort, von dem wir heute früh aufgebrochen sind. im refuge CAF hat's noch platz. wir spühlen den eingekauften käse, wurst und brot mit einem viertel vin de pay hinunter und fallen todmüde in die wackeligen stockbetten und lemon, mangels geländer, fast davon herunter.

so, 19.07.
tour des chambeyrons zum bivacco barenghi einer italienische biwakschachtel auf 2815m


da wir nur die nuitée genommen haben, verschieben wir das frühstück auf unterwegs und brechen auf, bevor die ersten sonnenstrahlen den talboden erreichen, denn heute wird's eine längere sache. da der GR5 auf einer fahrstrasse 8km lang talauswärts führt, haben wir beschlossen diese stelle grossräumig zu umgehen und stattdessen einen teil der tour du chambeyron zu machen.

nach einer guten stunde brauen wir uns auf dem spirituskocher einen wärmenden kaffee, denn es ist noch recht frisch. dazu gibts hafer-frucht-müsli aus dem plastikbeutel angerührt mit feincrèmigem vollmilchpulver. gestärkt steigen wir weiter in richtung bergerie inferieure de mary und beobachten dabei für einige zeit eine gemse am gegenhang. keinen der zahlreichen an uns vorbei-"eilenden" franzosen scheint das speziell zu interessieren. als wir dann auf dem col de marinet ankommen, haben etliche wanderer ihre feldstecher ausgepackt um damit die gegend nach tieren abzusuchen ...

der weiterweg traversiert einige ungefährliche schneefelder, groben blockschutt und führt zum schluss ein steiles mit rutschigem schiefer bedecktes couloir zum colle di ciaslaras auf ca. 3000m hinauf. wie der name andeutet, befinden wir uns nun in italien. der abstieg ist wie der aufstieg, steil und rutschig. wir sind froh, haben wir grödel dabei, die uns sehr guten halt geben. das schneefeld im unteren teil rutsche ich dann auf dem hosenboden hinunter. (T3+)

trotz der miserablen qualität der italienischen landkarte können wir den weiterweg zum colle dell infernetto erahnen. nur, wo bitte soll da ein weg hochführen? ein noch steileres, teilweise schneebedecktes couloir ist alles was wir sehen. als wir näher kommen, wird die geschickt gewählte wegführung klar. aber trotzdem, es ist wieder sehr steil und äusserst rutschig, an der schlüsselstelle, einem schmalen felsband, kommt uns zu allem überfluss auch noch eine italienische wandergruppe entgegen. wir finden einen weg aneinander vorbei, wenn auch nur mit mühe, denn einer der gruppe hat sichtlich angst. (T3+)

gemäss karte traversiert der weg vom colle, 2783m aus, die höhe haltend, zwei kleine kessel, bevor er leicht ansteigend zum bivacco barenghi auf 2815m hinauf führt, ca. 1.5km. wir haben dafür grosszügig 3/4h veranschlagt. als nach einer stunde und 3 gratübergängen immer noch nichts vom biwak ersichtlich ist, beginnen wir zu zweifeln, ob wir überhaupt am richtigen ort sind. auch der höhenmesser bringt nichts, denn die karten sind so miserabel. so bleibt uns nicht anderes übrig, als den grosszügig angebrachten markierungen zu folgen. nach einer weiteren viertelstunde haben wir es dann geschafft.

ob der schwedische inneneinrichtungsgigant weiss, dass er in the middle of nowhere auf knapp 3000m eine filiale hat? die einrichtung ist dann aber zum glück nicht zum selber-zusammenschrauben, sondern aus währschaftem gewachsenen holz gezimmert. der unterschlupf bietet platz für 9, ist unbewartet, immer offen und kann nicht im voraus reserviert werden.

wir haben glück, nur ein italienisches pärchen ist dort. mit einer mischung aus französich und italienisch erfahren wir, dass sie den brec de chambeyron besteigen wollten aber wegen magenbeschwerden umgekehren mussten. wir deponieren unsere sachen. inzwischen ist auch noch ein österreichischer fotograph eingetroffen, der schläft aber lieber draussen in seinem zelt und dies trotz heftigstem wind. naja, jeder wie ihm beliebt.

es gibt couscous à la soupe au pistou, tomme savoyarde, barre chocolatée, dazu einen viertel vin de pays. die nacht bleibt stürmisch und der wind pfeift lautstark um die hütte, weshalb wir mühe haben mit (ein)-schlafen. ohrstöpsel bringen dann aber die ersehnte ruhe.

mo, 20.07.
über col des terres jaunes, pas de la couleta, col du vallonnet, col de mallemort nach larche


nach einem frühstück aus milchkaffee und müsli warten bis die ersten sonnenstrahlen die hütte erreichen, bevor wir aufbrechen, denn dank wind und höhe ist es saukalt.

wieder zurück in frankreich wandern wir durch das hochtal zwischen brec und aiguille de chambeyron. während einer marschpause entdecken wir ein schneehuhn das zwischen den felsen nahrung sucht.

oberhalb der schäferhütte im vallon des aoupets beschliessen wir, uns den abstieg ins tal zu ersparen, und stattdessen den hang weglos die höhe haltend zu traversieren. neben zahllosen anderen blumen finden wir auf einer verkarsteten kalkplatte etliche edelweiss. beim col du vallonnet treffen wir wieder auf den GR5 mit all seinen tagesausflüglern und ausgetretenen wegen. zum glück gibt's knapp 300m weiter unten eine abkürzung, die auf einem schmalen pfad durch eine geröllhalde führt. bei den surrealen ruinen der baraquements de viraysse ist aber schluss und die 60m aufstieg zum col de mallemort, sowie die nachfolgenden brutal anstrengenden ca. 1000m abstieg nach larche sind wieder auf dem GR5.

nach zwei verschwitzten tagen nehmen wir im hotel relais d'italie ein zimmer mit dusche, die erstaunlicherweise sogar funktioniert. uninspiriertes nachtessen in typisch französischem, hässlichen speisesaal.

di, 21.07.
über den pas de la cavale zum col des fourches und nach bousieyas


da es zum eingang des parc mercantour  ca. 1h auf einer fahrstrasse entlang geht, bestellen wir am vorabend vom bureaux du parc aus ein alptaxi, das uns auch pünktlich um 08.15h vor dem hotel abholt.

zusammen mit ein paar dutzend anderen wanderern aller altersgruppen und herren länder laufen wir durchs val fourane zu den "leider" sehr idyllisch gelegenen lac du lauzanier und lac de derriere la croix.

das recht ölige essen gestern abend macht uns zu schaffen. so legen wir eine siesta ein, bevor wir zum pas de la cavale hochsteigen. nach einem kleinen nickerchen nehmen wir die letzten 200 höhenmeter unter die füsse. oben kochen wir uns eine warme suppe. leider viel zu nahe am wegweiser. die armen französischen tagestouristen bekommen fast krämpfe um ein erinnerungsfoto zu schiessen, ohne dass wir auch mit drauf sind. da es hier oben mobiltelefon-empfang hat, reservieren wir uns einen platz in der gîte in bousieyas.

der abstieg ist auf der karte viel steiler eingezeichnet, als der weg wirklich angelegt ist. wir sind trotzdem froh um unsere grödel, erlauben sie uns doch ein normales kräftesparendes gehen.

unten in der salso moreno, einer durch starke errosion zerfurchten hochebene, machen wir bei einem der zahlreichen kreisrunden karstseelein rast, bevor wir ganz hinuntersteigen. in der annahme bei der schäferhütte im talboden habe es sicher einen brunnen, verzichten wir darauf unser wasserflaschen aufzufüllen. leider gibt es dort aber nirgends wasser und das rinnsal im riesigen ausgewaschenen bachbett ist pechschwarz und führt feinste gesteinspartikel mit sich. faszinierend anzuschauen aber überhaupt nicht geeignet den durst zu stillen. und den bekommen wir unverzüglich zu spüren, führt der weg nun durch eine steile ausgetrocknete flanke zum 230m höher gelegenen col des fourches.

auch die bizarr anmutenden überreste von irgendwelchen befestigungs- und bunkeranlagen können uns nicht lange halten. wir haben durst und wollen ins tal. dank der höchstgelegenen vollausgebauten strasse europas ist das verkehrsaufkommen zum glück recht hoch und wir müssen nicht lange warten, bevor uns ein netter geschäftsmann in seinem wagen die 400 höhenmeter und zahllosen kurven nach bousieyas hinunter mitnimmt.

genau vor der gîte steigen wir aus. irgendwie werden wir den eindruck nicht los, die schon dort sitzenden hardcore-langstrecken-wanderer seien nicht sehr angetan von unserer art zu reisen ... ;-)

wir sind erst ein wenig skeptisch als wir feststellen, dass das nachtessen rein vegetarisch sein wird. aber wir haben uns gehörig verrechnet, es ist eines der besten essen auf der ganzen tour. zuerst gibts reissalat mit avocados, pepperoni, tomaten und zwiebeln, dann ein riesen-omlette aus eier, linsen und schafkäse dazu ein fruchtiges ratatouille (tipp der köchin: die gemüse separat kochen und erst zum schluss zusammengeben), käse und fromage blanc zum dessert.

mi, 22.07.
über den col de la colombiere nach st-delmas-le-selvage
einer alten wasserleitung entlang, dann gut 2km auf der hauptstrasse nach st-etienne-de-tinee


es ist noch angenehm kühl als wir den anstieg zum col de la colombière unter die füsse nehmen. bei einem frischen bergbach füllen wir unsere wasserflaschen zur sicherheit noch einmal auf und lassen ein dutzend schnellwanderer an uns vorbeiziehen, die mit kraftvollem stockeinsatz den breiten forstweg hinaufeilen. wir nehmen es wie immer gemütlich und geniessen die ruhe der natur um uns herum. der südabstieg vom pass erfolgt zuerst noch über grüne matten, geht dann aber immer mehr in eine mediterrane buschlandschaft über mit duftendem lavendel, blumen in allen farben, schwirrenden insekten. es ist wie in einer anderen welt. wir verweilen alle paar schritte um diese uns so fremde vegetations zu bestaunen und zu photographieren.

nach wohl mehr als dem doppelten der veranschlagten zeit erreichen wir st-dalmas-le-selvage, ein verträumtes nest mit verwinkelten gassen. in der épicerie kaufen wir brot, tomaten, wurst und käse, die wir auf dem nahen dorfplatz unter schattenspendenden bäumen verzehren.

der GR5 führt von hier mehrheitlich auf einer fahrbaren forststrasse erst 300m hoch über eine kleinen pass und danach 600m hinunter nach st-etienne-de-tinnée. beim kartenstudium finden wir eine weitaus bessere variante entlang einer alten wasserleitung mehr oder weniger die höhe haltend und durch einen tunnel. leider ist der tunnel verschüttet und wir müssen vorzeitig zur D2205 absteigen. wo wir für die 2-1/2km auto-stopp machen.

das dorf scheint ziemlich ausgebucht, aber in einem kleinen hotel, das seinen zenit schon lange überschritten hat, finden wir noch ein doppelzimmer für zwei nächte. duschen, sauber kleidung und auf die piazza zum apéro (ein suze und ein kir). in einem der zahlreichen restaurants bestellen wir je ein grosses stück rindfleisch, einmal saignant, einmal à point und lassen es uns gut gehen. nach dem dessert (marronitorte) könnte man uns heimrollen, so voll sind wir.

do, 23.07.
pausentag


wie es sich für einen pausentag gehört machen wir (fast) nichts. wir notieren uns, wo und wann der bus morgen nach st-sauveur-sur-tinee fährt, denn wir haben irgendwie genug von den hügeln, mit seinen ausgelatschten wegen, wir wollen in die berge. ach ja und ich rasierte mich mal wieder. eine halbe stunde und acht bic einwegrasierer später ist der bart ab.

fr, 24.07.
mit dem bus nach st-sauveur-sur-tinee
zu fuss via rimplas nach st-dalmas-valdeblore
mit dem bus nach st-martin-vesubie


ca. um 8h sind wir in st-sauveur. das tal liegt noch ganz im schatten, so ist der aufstieg nach rimplas trotz der gut 500 höhenmeter recht angenehm und wir können nach lust und laune die natur und vorallem die geologischen aufschlüsse betrachten.

mit seinen verwinkelten gässlein ist rimplas ein wahres juwel. auf dem kleinen platz vor dem restaurant nehmen wir zwei citron-pressé. wir deponieren hier unser rucksäcke, während wir das fort der maginot-linie auf der geländenase besichtigen gehen. das fort ist zwar verschlossen aber auch von aussen recht eindrücklich, vorallem der tennisplatz, mit den dahinter aufgemalten, falschen schiessscharten! auf dem rückweg beobachten wir noch vier adler (?) die in der thermik aufwärtsgleiten.

leider ist die thermik auch bei uns unten spürbar und so gestaltet sich der ab- und aufstieg nach st-dalmas-valdeblore mehr und mehr zur tortur. vorallem lemon macht die hitze enorm zu schaffen. aber wieder haben wir glück, in einer stunde fährt ein bus von st-dalmas nach st-martin-vésubie.

st-martin ist ein richtiger touristen-ort mit supermarkt, souvenirläden und unfreundlichem tourismus-büro. trotzdem finden wir schnell ein zimmer mit dusche und wc, denn lemon geht es gar nicht gut. sie hat einen glühendheissen kopf und ihr ist übel. höchstwahrscheinlich ein sonnenstich und/oder ein hitzestau. nach einer dusche legt sie sich ins bett und ich gehe einkaufen, denn die nächsten drei tage müssen wir aus dem rucksack leben, sind doch alle hütten in diesem teil des parc mercantour schon lange im voraus ausgebucht.. als ich zurück bin, geht es ihr schon viel besser und wir gehen abendessen, nudeln mit pesto, danach noch ein eis und ab ins bett.

Sa, 25.07.

Via le Boreon, Refuge de Cougourde (CAF) zum Lac de Trecolpas.


Zum Glück ist lemon am morgen wieder fit. Und so geht es früh Richtung le Boreon. Zuerst führt der Weg durch die Ferienhaussiedlung des Städtchens, bis wir zum Boreonbach kommen und dem entlang gehen. Ein schöner Weg im Schatten, wie er auch in der Broschüre vom Touribüro beschrieben ist. Plötzlich stehen wir vor dem Schild. „Attention, sentier provisoirment ferme“. Wir entscheiden uns, dass es so schlimm nicht sein könne und gehen trotzdem weiter. Tatsächlich ist es nur ein kurzes Stück, bei dem einige Steine im Weg liegen und die Sträucher am wuchern sind.

Boreon lassen wir schnell hinter uns. Haben wir doch keine Lust mit hunderten von anderen Touris die Wölfe anzuschauen oder noch besser in einem Teich Forellen zu fischen... Bei der Gite d’Etape füllen wir das Wasser auf und überschreiten dann die Grenze in den Parc Mercantour. Auf einem lauschigen Weg traversieren wir zuerst und steigen anschliessend dem Bach entlang Richtung Refuge de Cougourde auf. Wiedermal ist es heiss und wir haben genügend Zeit um am Bach die Füsse zu baden und ein Nickerchen zu machen.

Anstatt direkt zum Lac de Trecolpas aufzusteigen, nehmen wir den Weg via Refuge de Cougourde, wo wir uns einen Tarte aux Mirtilles genehmigen und den Wandererströmen zuschauen. Obwohl das biwakieren im Parc erst ab 19.00 erlaubt ist, entscheiden wir uns, langsam Richtung Lac de Trecolpas zu gehen und uns ein Plätzchen zu suchen. Ein weiser Entscheid. Sind doch schon viele Orte mit Zelten belegt. Wir finden ein schönes Plätzchen in der Nähe vom See und trinken von unserem Viertel Vin de Pays bis es spät genug ist, unser Tarp aufzustellen.

Zum Znacht gibt’s heute Pasta mit Käse und Pilzsauce. Kein kulinarisches Highlight. Wir sind froh, haben wir noch einen Resten Wein. Wir geniessen die Abendstimmung, beobachten ein paar Gemsen und schauen längere Zeit einem Wiesel zu, das über die Steine hüpft und rennt. Obwohl wir nicht die einzigen sind, die hier oben biwakieren, ist es absolut ruhig und friedlich.

so, 26.07.
via pas des ladres, col de la fenestre, pas du mont colombe zum refuge de nice (caf). biwak.


gemäss planung geht es heute zwar über zwei pässe aber alles in allem rechnen wir mit maximal 6h reine marschzeit. somit nehmen wir uns zeit und warten bis die sonne unser tarp erreicht hat, bevor wir uns aus unseren schlafsäcken schälen und gemütlich frühstücken mit milchkaffee und müsli.

auf anfangs recht einfachem am schluss dann aber doch noch steilem weg, geht's zum pas des ladres, wo uns ein gut ausgebauter militärweg erwartet. denn dieses gebiet gehörte bis zum ende des letzten weltkriegs zu italien. mit ein wenig auf und ab führt der weg, teilweise kühn in die felsflanken geschnitten zum col de fenestre hinüber, wo auch noch einige bunker von der kriegerischen vergangenheit zeugen.

unser weiterweg führt nun abwärts in richtung madone de fenestre, einem wallfahrtsort, und dementsprchend sieht es auch aus, horden von fussgängern wälzen sich den berg hinauf und rasten am idyllischen bergseelein. wir weichen dem strom so gut es geht aus und kürzen weglos über die kuhweide gias cabret ab. einen kleinen bach durchwaten wir dabei barfuss in unseren schuhen. beim darauffolgenden aufstieg erst durch feineren, dann über gröberen blockschutt trocknen unsere schuhe im nu.

Bei einem Seelein machen wir einen Rast, bevor wir den Aufstieg zum Pass in Angriff nehmen. Allerdings kommen wir nicht weit. Wir treffen nämlich  auf zwei Gemsen im Liebesrausch. Wir sehen ihnen eine gute Stunde lang zu, wie sie über die Schneefelder hüpfen und Kapriolen (von ital. capriola „Bocksprung“) machen.

Der weitere Aufstieg ist steil aber trotzdem gut zu bewältigen. Der Abstieg führt erst durch ein steiles Couloir, dann über Schneefelder und Blockschutt. Der Weg zum Refuge de Nice ist dann aber trotzdem noch etwas weiter als wir gedacht haben. Es zieht sich in die Länge – vor allem das letzte Stück dem Stausee entlang. Wir freuen uns auf eine Erfrischung im Refuge de Nice.  Daraus wird allerdings nichts – es hat nämlich nichts mehr – ausser Wein. Und somit füllen wir wenigstens unser 0.25l PET-Weinfläschchen auf. Es scheint alles ein wenig chaotisch, denn der Neubau ist eigentlich fertig, aber noch nicht offziell behördlich abgenommen. Später erfahren wir dann, dass der Helikopter am nächsten Tag den Vorrat wieder aufgestockt hat.

Wir gehen weiter, auf der Suche nach einem Biwakplatz und werden schon nach kurzer Zeit fündig. Nach dem Nachtessen mit Wein, geniessen wir die Abendstimmung und schlafen bald schon ein.

mo, 27.07.
via baisse du basto und baisse de valmasque zum refuge des merveilles (caf). biwak.


Wir sind nicht bei den ersten, die los laufen. Denn die Etappe scheint uns nicht so lang.  Bei einem Bergsee machen wir Pause und nehmen ein eiskaltes Bad! Erfrischt marschieren wir wieder los. Beim nächsten See füllen wir das Wasser auf und überlegen uns, wie wir wohl auf die Baisse du Basto kommen – denn dort wo der Weg sein sollte, ist ein riesiges Schneefeld. Wir sehen einige, die statt über das Schneefeld durch das Geröll absteigen. Allerding geben uns diese nur widerwillig Auskunft, ob es eine gute Wahl war oder nicht. Wir entscheiden uns dann, durch das Schneefeld aufzusteigen. Es ist ein langer, steiler Aufstieg. Nach dem Schneefeld kommt zuerst eine kurze Kraxelstelle, ca. 50m (I), danach Geröll und und Blockschutt und wir müssen uns den Weg zum Pass richtiggehend suchen. Es ist – wenigstens für Lemon – nicht immer klar, wo es durch geht.  Aber wir schaffens natürlich und stehen am Mittag auf der Baisse du Basto.

Der Himmel verdunkelt sich ein wenig und so machen wir uns auf den Abstieg und treffen unseren ersten Steinbock an. Es soll nicht der letzte bleiben für heute! Kurz vor der Baisse de Valmasque mit Blick auf den Lac du Basto können wir einer ganzen Familie beim Fressen zu schauen. Der Weiterweg zur Baisse de Valmasque führt erst durch groben Blockschutt und zum Schluss unschwierig zum Pass. Aber irgendwie war das wohl ein wenig zuviel heute für den Kopfsalat und er kommt nur unter grössten Mühen vorwärts.

So gibts oben dann eine ausgedehnte Rast zusammen mit einer Gruppe Speedwanderern oder sowas. Sie jagten in gestrecktem Galopp den Pass rauf. Ob dann knapp 30 Sekunden Pause, gerade genug um je ein Foto nach vorne und zurück zu schiessen und schon hetzten sie wieder den Berg hinunter. Als sie fort sind, äugt eine Gemse knapp 2m entfernt hinter einem Felsen hervor, lässt sich durch uns aber überhaupt nicht stören. Erst als die nächste Gruppe Wanderer kommt, verzieht sie sich wieder. Wie man sieht, war da oben recht etwas los.

Der Abstieg ins Vallée des Merveilles ist traumhaft. Erst ein wenig steil, dann über mehrere mit Seen und Bächlein überzogene Geländestufen. Weiter unten dann die vom gewaltigen Gletscherschliff abgerundeten Felsen, in welche unsere Vorfahren ihre Steinzeichnungen eingeritzt hatten. Nicht sehr spektakulär zwar aber doch recht interessant. Da es im Vallée des Merveilles strikte verboten ist zu biwakieren, muss man den speziell ausgewiesenen Platz hinter dem Refuge des Merveilles benutzen. Der Weg dorthin ist länger als wir dachten, aber auch das schaffen wir.

Im Refuge genehmigen wir uns erst einmal ein Bier, Tanken Wasser und Wein und suchen uns dann einen lauschigen Zeltplatz. Zwischen ein paar Rundhöckern finden wir eine einigermassen Ebene fläche und bauen unser Tarp auf. Nachtessen ist Couscous aux Pitou mit ein wenig Tabasco.

Dann kriechen wir nach dem langen Tag todmüde in unsere Schlafsäcke. Während Lemon im Nu einschläft, wälze ich mich hin und her. Irgendwo flattert etwas. Der Wind ist stärker geworden und schon bald folgt eine Böe der anderen. Genervt beschliesse ich, das Tarp tiefer zum Boden zu ziehen, bevor es uns noch davon weht. Dafür muss ich leider Lemon wecken, was sie natürlich überhaupt nicht schätzt. So gifteln wir uns eine Runde an aber dann steht das Tarp wieder sicherer. Nur eine Ecke des "variable beak" flattert weiter wie wild im Wind und lässt sich nicht festmachen. Ich schlafe wieder nicht, während Lemon das überhaupt nicht zu stören scheint. So krabble ich aus dem Zelt und mache einen Nachtspaziergang, mittlerweile wohl genauer Frühmorgenspaziergang. Langsam wird's im Osten nämlich hell und es folgt ein spektakulärer Sonnenaufgang. Ein letzter Versuch, doch noch ein wenig Schlaf zu finden fruchtet auch nicht, einzig Lemon wacht dadurch genervt auf.

di, 28.07.
über pas du diable, baisse cavaline, col de raus, baisse de st-veran, l'authion zum camp d'argent. gite d'etape.


Übernächtigt und ein wenig gereizt, lassen wir uns heute Zeit mit dem Frühstück. Gehen nochmals runter zum Refuge um Wasser aufzutanken. Dann geht's los zusammen mit etwa 100 anderen Wanderern, so zumindest kommte es uns vor. Kraftvolles Gehen mit Stöcken scheint der grosse Trend zu sein. Jung und Alt eilen an uns vorbei. Irgendwo wird es wohl etwas gratis geben. So sind wir schon bald wieder alleine und steigen am halbleeren Lac de la Muta Stausee vorbei zum Pas du Diable, der von dieser Seite überhaupt nichts teuflisches hat. Vor uns öffnet sich nun die Landschaft, bewaldete Berge ziehen sich zum Horizont, der im Dunst verschwindet, denn sonst müsste man wohl das Mittelmeer sehen können.

Beim steilen Abstieg kommt der Teufel dann doch noch auf seine Kosten, zumal auch die Temperatur stetig ansteigt. Der Weg führt nun in leichtem auf und ab auf alten Militärstrassen den Bergrücken entlang. Sengende Sonne und weit und breit kein Schatten, wird diese Etappe für uns eine wahre Durststrecke (wir sind uns diese Temperaturen anscheinend einfach nicht gewohnt).

Bei l'Authion verweilen wir ein wenig und schauen uns die Ruinen aus dem Krieg an. Den im Wanderführer erwähnte Shuttle-Bus gibt es leider nicht (mehr), so müssen wir die letzten 1.5km auf der Autostrasse zu Fuss gehen.

Allerdings werden wir dafür belohnt! Die Gite d' Etape ist sehr gemütlich und wir freuen uns über unser Doppelzimmer mit Dusche. Auf der Terrasse geniessen wir einen Aperitif und fühlen uns „wie in den Ferien“. Das Nachtessen ist etwas verspätet - die Besitzer warten auf den letzten angemeldeten Wanderer. Und es ist ein bekanntes Gesicht - Tim, dem wir nun doch schon einige Male über den Weg gelaufen sind. Er sitzt beim Nachtessen bei uns und erzählt uns "seine" Version des GR 5. Wir trinken Wein, essen ein feines Nachtessen und geniessen die Unterhaltung mit ihm! Allerdings zieht es uns dann doch recht bald ins Bett. kopfsalat hat ja eine Freinacht hinter sich und zudem wollen wir am nächsten Morgen früh los, um der Hitze ein wenig entfliehen zu können.

mi, 29.07.
via vacherie des cabanes vieilles nach breil-sur-roya
mit dem zug nach sospel


Unsere letzte Etappe! Da wir die Hitze irgendwie nicht so gut vertragen, war für uns schon bald klar - bis Menton wandern wir nicht - Etappenziel ist Sospel.

Als erste vom Gite machen wir uns auf den Weg - zum Glück müssen wir nicht, wie auf der Karte beschrieben - wieder zurück bis l'Authion. Ein alter Weg wurde ausgebaut und nun zum GR 52 "befördert". Der Weg startet direkt hinter der Gite und stösst nach der Vacherie des Cabanes Vieilles auf den "alten" GR 52. Dort stehen auch noch einige militärische Überreste - inklusive einem total verrosteten Panzer!

Wir sind zeitig unterwegs und so ist es sehr angenehm zum wandern. Beim Wegweiser 151 bleibt kopfsalat plötzlich stehen und strahlt. Lemon kommt nicht ganz draus, was es tolles zu entdecken gibt, wird aber bald aufgeklärt: Statt nach Sospel könnten wir nach Breil-sur-Roya und dort entweder übernachten oder den Zug nach Sospel nehmen. Somit könnten wir uns gemäss Wegweiser fast 2 Stunden sparen. Das überlegen wir uns natürlich nicht zweimal! Es geht auf schmalen Pfaden, teilweise überwachsen, teilweise etwas abgerutscht - da wandern wohl nicht viele durch! Es wird langsam heisser und unsere Motivation ist die Vorfreude aufs kalte Bier in Breil-sur-Roya.  Nach dem Col d' Agnon geht es nur noch runter. Die Sonne brennt. Uns kommt ein Paar entgegen, das sichtlich unter der Hitze leidet. Wir können es gut nachvollziehen, ist es doch schon abwärts drückend heiss!

In Breil angekommen, entscheiden wir uns zum Bahnhof zu gehen, der etwas nördlich vom eigentlichen Städtchen liegt. Im Bahnhofbuffet gibts das wohlverdiente Bier! Da der nächste Zug erst gegen den Abend nach Sospel fährt, entscheiden wir uns ins Städtchen zu gehen und dort eine Unterkunft zu suchen. Leider treffen wir auf die unsympathischste aller Touristeninfos und da die Hotelauswahl auch nicht so toll ist, beschliessen wir Abends nach Sospel zu fahren.

Dort finden wir eine günstige, zentrale Unterkunft für eine Nacht. Wir schlendern durchs Städtchen, welches vor allem durch die Trompe-l'oeil Malereien wirklich sehenswert ist, und suchen uns ein gemütliches Gartenrestaurant. Wir sitzen noch kaum dort, sehen wir ein bekanntes Gesicht: Tim. Er setzt sich gerne zu uns und wir setzen unsere Gespräche vom Vorabend fort. Ein gemütlicher Abend! Zurück im Hotel freuen wir uns, mal wieder so richtig auszuschlafen....

do, 30.07.

...daraus wurde allerdings nichts. Früh morgens werden wir durch Lärm geweckt. Es poltert, klopft, laute Stimmen, rufen, Diskussionen. Irgendwann schauen wir mal aus dem Fenster auf den Durchgang raus - vor unserem Zimmer stehen alle möglichen Uniformierten und lamentieren lautstark. Wir versuchen alles zu ignorieren, nach dem man uns mitgeteilt hat, dass es uns nicht betrifft. Naja, der Lärm ist zu gross und so wir gehen eben einen Kaffee trinken und verschieben das ausschlafen auf ein ander mal. Später erfahren wir aus der Zeitung, dass sich im Nebenzimmer eine als vermisst gemeldete Frau das Leben nehmen wollte....

Wir packen und nehmen den Zug nach Nizza. Kulturschock, Hotel suchen, Kleider kaufen, Zeitung lesen. Den heissen Nachmittag verbringen wir im Irish Pub und schauen uns Cricket an....

fr, 31.07.
Museumsbesuche, Shoppen, Irish Pub, feines Essen....

sa, 01.08.
Unsere Rucksäcke sind aus sehr dünnem Material und wir kaufen uns daher Reisetaschen: Für 1 Euro im "Türkenladen" und packen um. Abends Rückflug nach Basel.

ACHTUNG: da meine kamera unterwegs mal das datum nicht richtig registrierte, stimmt die reihenfolge der fotos nicht ganz. die letzten 14 fotos gehören eigentlich an den anfang nach foto 3.



die benötigten landkarten, IGN Top 25:

3535    OT    NEVACHE-MONT THABOR
3536    OT    BRIANCON-SERRE CHEVALIER-MONTGENEVRE
3537    ET    GUILLESTRE-VARS-RISOUL
3538    ET    AIGUILLE DE CHAMBEYRON-COLS DE LARCHE ET DE VARS
3637    OT    MONT VISO-ST-VERAN-AIGUILLES
3639    OT    HAUTE TINEE-AURON
3641    ET    MOYENNE TINEE
3741    ET    VALLEES DU LA BEVERA ET DES PAILLONS
3741    OT    VALLEE DE LA VESUBIE
3742    E   
3742    O       nicht unbedingt
3742    OT    NICE, MENTON, COTE D'AZUR



meine pack-/ausrüstungs-liste ohne verpflegung/verbrauch

auf Mann

Baumwollkopftuch 50g
Hut 68g
Nickelbrille 20g
Spandex-Hose kurz 140g
Stulpen 36g
Trägerleibchen 200g
Inov-8 Terroc 330 800g
Uhr 16g
Wollsocken 50g
Mekralonsocken 30g
Total 1380g

im Rucksack

Rucksack 35l+10l 200g
Mülltüte 110l dick 85g
Total 285g

Allerlei

Bleistift 4g
Brillenputztuch 8g
Duct-Tape um Stöcke 0g
Duschkopf 2g
Feuerstein 15g
Feuerzeug 12g
Geologie-Set 16g
Grödel 4-Zack Grivel 270g
Grödel 4-Zack-Sack 30g
Höhenmesser 70g
K: Brillenrezept 4g
K: EC-Karte 4g
K: ID 4g
K: KK-Ausweis 4g
K: SAC-Ausweis 4g
K: Telefonkarte 4g
K: VISA-Karte 4g
Kamera Olympus Miju 130g
Kamera-Akku-Lader 90g
Kamera-Chip-Etui 12g
Kamera-Ersatz-Akku 48g
Kamera-Halsband 8g
Kamera-Stativ 50g
Kamera-Tasche 10g
Karten-Tasche A4 110g
Kompass 70g
Landkarten 500g
Messer gross 86g
Mobiltel. Ladegerät 56g
Mobiltelefon 85g
Monocular 85g
Nadeln + Faden 6g
Notfallzettel 6g
Pfeffer-Spray 62g
Reflektorarmband 8g
Schlüssel 5g
Schneeteller 40g
Signalpfeife 18g
Sonnenbrille 44g
Stirnlampe e+LITE 25g
Stöcke Raid Light 280g
Total 2289g

Bekleidung

Balaklava 40g
Kleider-Beutel 40g
Kniewärmer 80g
Mosktionetz für Kopf 14g
Neopren-socken dünn 120g
Netzleibchen 100g
Poncho-Tarp 260g
Regenarmlinge 32g
Regenchaps 100g
Regenhandschuhe 50g
Highloftjacke Montbell 290g
Thermo-Unterhose 135g
Highloftweste Sherpa 220g
Unterziehhandschuhe 24g
Windjacke 170g
Wollschlauchtuch 32g
Wollsocken 50g
Total 1757g

"Zivilisations"-Kleider
China-Latschen 300g
Sporthose kurz 100g
Seidenhemd 120g
Zip-Off-Hose 290g
Total 810g

Total Bekleidung 2567g

Erste-Hilfe

Allergiker-Notfallset 2g
Augentropfen 14g
Betadine 16g
Compeed 20g
Gazekompresse 2g
Glycoramin 6g
Latex-Handschuhe 16g
EH-Beutel 10g
Notfallzettel 6g
T. Spasmo-Canulase 0g
T: Antihistamin 0g
T: Immodium 0g
T: Pontstan 500 0g
Tablettendose 14g
Tape 100g
Total 206g

Hygiene

Alkohol-Gel 40g
DEET 38g
Flüssigseife klein 14g
Lippenpomade 12g
Ohrstöpsel 2g
Permethrin 38g
Sitzcreme 20g
Sonnenmilch 40g
WC Papier 30g
Zahnbürste 8g
Zahnpasta in Dose 10g
Total 252g

Kochen

Brotbeutel 20g
Entchlorungstropfen 18g
Entkeimungstropfen 18g
Feuerzeug 10g
Kocher-Beutel 6g
MYOGschüssel 0.75l 14g
Spiritusbrenner Super Cat 20g
Spiritus-Tüte 330ml 10g
Spork 16g
Streichhölzer 10g
Topf 75g
Topf-Deckel 4g
Wasser-Flasche PET 1.0l 40g
Wassersack 2.4l 40g
Windschutz 18g
Total 319g

Schlafen

Abspannschnüre 45g
Biwaksack 260g
Liegematte Z-rest 9 Teile 275g
Schlafsack Daune 550g
Sitzmatte Mont-Bell 100g
Titan-Heringe 6 36g
Total 1266g

Total im Rucksack 7214g

Total auf Mann+Rusa 8593g

nb:
1) das Cave 2 Tarp (550g) hatte lemon im rucksack (gossamer gear mariposa), dafür hatte ich den grossteil der verpflegung dabei
2) die "Zivilisation"-Kleidung kam auch mal unterwegs, als zusätzliche wärmende schicht beim schlafen, zum einsatz

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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Kommentare (1)


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artishokka hat gesagt: schwelg, ein schönes reisli...
Gesendet am 7. August 2009 um 23:00
sieht nach mehrheitlich schönem Wetter aus (den Wind sieht man nicht); das fötteli mit dem bivacco barenghi ist ein top drei, das mit dem baum aus dem fenster auch :-)


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