Piz Morteratsch, 3751m
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Wieder mal eine Kollektiv-Tour, die dann jedoch in eine Privat-Tour mündete … Doch der Reihe nach: Für mich bedeutete der Piz Morteratsch eine grosse Herausforderung, die ich aber gerne annehmen wollte, nachdem ich letzten Sommer auf dem Piz Palü stand.
Bei den Kollektiv-Touren ist’s ja so eine Sache: gerne lerne ich neue Leute kennen; der Nachteil ist jedoch, dass immer mind. 3 Personen gefunden werden müssen, damit die Tour überhaupt durchgeführt wird und die Kosten im Rahmen bleiben. Dies schien auch diesmal etwas schwierig zu sein, da sich „alle“ nur für den Piz Palü oder Piz Bernina interessierten (die meisten Tourengänger sind wohl eher prestige-orientiert …). Schliesslich ergab sich jedoch die Möglichkeit, mit einem geringen Zuschlag zu zweit auf die Tour zu gehen, da sich noch eine Person gemeldet hatte. Auch ein Bergführer liess sich finden, was in der Hochsaison nicht so einfach ist. Aber unser 72-jähriger, äusserst erfahrene Mann war für uns ein Glücksfall und somit unser Privat-Führer.
Mit dem Zug ging’s nach Morteratsch, von wo ich den Hütten-Aufstieg in Angriff nahm. Routinierte und konditionsstarke Leute benötigen offensichtlich ca. 1 ½ Std.; ich hingegen benötigte die „volle“, auf dem Wegweiser angeschriebene 2 Std., nicht zuletzt auch, weil ich es gemütlich angehen wollte und auch ein paar Foto-Stopps einlegte.
Die Hütte war ziemlich gut belegt; sprich beinahe voll. So musste denn auch im 2-Schicht-Betrieb das Nachtessen eingenommen werden, was jedoch der Gemütlichkeit keinen Abbruch tat. Das abendliche Gewitter und einsetzender Regen gab bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Anlass zur Sorge.
Aufstehen um 03.30 Uhr, Morgenessen um 04.00 Uhr und Abmarsch um 04.40 Uhr. Etwas erstaunt waren wir hingegen, dass es leicht nieselte – wir dachten eigentlich, dass das Wetter heute früh gut sein sollte …
Na ja; nicht weiter schlimm, wir nahmen den Aufstieg in Angriff. Die Pumpe wurde gleich von Beginn weg gefordert; steil ging’s in Kehren aufwärts, jedoch noch auf guten Wanderwegen.
Bald wurde der Einstieg zur Felskletterei erreicht; zu diesem Zeitpunkt regnete es noch immer leicht, bald begann es dann auch noch zu schneien. Mit gemischten Gefühlen nahmen wir denn auch die Felskletterei in Angriff – und den Umständen entsprechend gebe ich hier auch eine III (was üblicherweise wohl als II taxiert wird).
Für mich war’s insgesamt etwas Neuland, aber mit Hilfe des Bergführer’s ging’s flott voran. Insgesamt habe ich jedoch die Länge und Schwierigkeit der Kraxelei etwas unterschätzt … Aber ohne grössere Probleme erreichten wir dann die Boval-Scharte bei P. 3347m, wo’s dann auf den Gletscher ging.
Und siehe da: der leichte Schneefall hat aufgehört, der Nebel wich etwas und gab erstmals den Blick auf den Gipfel frei; mit blauem Himmel! Jetzt hiess es Steigeisen montieren, dann ging’s los in Richtung Gipfel. Der Schnee war teilweise mühsam zu begehen: einer dünnen, härteren Oberschicht folgte weicher Schnee darunter, sodass man immer wieder einsank, was wohl etwas mehr als üblich an Kraft kostete.
Um 09.30 Uhr war der Gipfel erreicht, mittlerweile bei makelloser Sicht: vom Ortler in den östlichen Alpen bis hin zur ganzen Monte Rosa-Gruppe im Westen und sogar bis zum Gran Paradiso reichte die Sicht! Natürlich ganz zu schweigen von der einzigartigen Aussicht auf den Piz Rosegg, der Sella-Gruppe sowie den berühmten Biancograt des Piz Bernina direkt vor uns …
Nach einer ausgiebigen Pause bei Windstille und angenehmen Temperaturen ging’s um ca. 10.15 Uhr wieder an den Abstieg. Das Schneestapfen kostete auch im Abstieg nochmals Kraft; der Felsabstieg war dann hingegen bei mittlerweile trockenen Felsen viel einfacher als noch im Aufstieg.
So erreichten wir dann um ca. 13.30 Uhr wieder die Boval-Hütte. Nach einer gemütlichen Hütten-Pause mit verdientem Trunk ging’s dann gemütlich in ca. 1 ½ Std. wieder nach Morteratsch hinunter; immer noch bei prächtigem Wetter. So ging dann auch der Blick immer wieder zurück in Richtung Piz Morteratsch und der gesamten Bernina-Gruppe, an dessen Panorama man sich kaum sattsehen kann.
Nach meiner persönlichen Einschätzung ist der Piz Morteratsch insgesamt anstrengender und schwieriger als der Piz Palü. Deshalb war diese Piz Morteratsch-Tour wohl eine meiner bisher strengsten Touren überhaupt, die aber wunderschön war und unvergesslich bleiben wird!

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