Kurzbericht 

Hohe Warte - So oder so


Publiziert von Toni83 , 14. Juni 2020 um 11:06.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:12 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bahnhof Kranebitten

Ich hab' heuer echte Startschwierigkeiten.... Erst die von der Obrigkeit frühzeitig beendete Schitourensaison, dann ein intrinsisches Motivationsproblem. Es ist langsam an der Zeit mich da "Münchhausen-like" selber am Schopf heraus zu ziehen.

Zu diesem Zwecke nehme ich den Süd-Grat auf die Hohe Warte ins Visier. Der hat mir schon das ein oder andere Mal geholfen herauszufinden, wie es um mein momentanes Können, sowohl technisch als auch mental, bestellt ist.

Die Tour beginnt mit einem fast meditativen Wald-Zustieg, der im oberen Teil  von grandioser Aussicht abgelöst wird. Am Weg hinauf kann ich mir auch die Vorteile der Hohen Warte nochmal vergegenwärtigen. Ist man nämlich dem Südgrat nicht gewachsen (was sich gleich am Beginn herausstellt), kann man immer noch den markierten Weg nehmen und hätte dann eine ausgewachsene Konditions-Tour gemacht. ...nun gut, meine Mission für heute ist aber nicht der Normalweg (also nicht zuviel darüber nachdenken, bevor dieser Weg zu verlockend wird:))

So komme ich an den Einstieg heran, und siehe da, die letzten Regentage haben ihre Spuren hinterlassen. Daran habe ich im Vorfeld gar keinen Gedanken verschwendet: dass diese erste Wandstelle (technische Schlüsselstelle, 4er) feucht sein könnte. Beim Antesten stelle ich fest, dass ich mindestens einmal einen zusätzlich recht schmierigen Griff hernehmen müsste.
Minuten vergehen und ich entscheide, dass diese gegebene Situation zuviel Risiko für mich birgt. Schließlich bin ich Bergsteiger und nicht Kletterer ;) Somit probiere ich etwas links der Wand einen Weg, den ich mir schon öfters als Notvariante gedacht habe, den ich aber noch nie brauchte. Und siehe da, hier geht's ganz easy.
Weiter geht's über steiles grasiges bis schrofiges Gelände zu einem Absatz den man über mehrere unterschiedlich schwere Varianten nehmen kann (von 4 bis 3-).
Fällt im Anschluss, bei neuerlicher Wahl, die Entscheidung auf die schmale, brüchige, steile, ausgesetzte Gratvariante (3er), hat man hier die (für mich) mentale Schlüsselstelle vor Augen. 
Ist man über diesen Punkt einmal hinweg, heißt es zwar immer noch konzentriert zu bleiben, die Schwierigkeiten hat man allerdings hinter sich. Es geht abwechslungsreich über Platten, kleinere Felsstufen und einen Zackengrat bis max. im 2-Grad Richtung Gipfelkreuz. Auch entspannte Gehpassagen sind dabei.

So erreiche ich die Hohe Warte wo der Wind voll aufgedreht bläst. Dennoch bleibe ich kurz sitzen um bei diesem fantastisch blaunen Himmel in die Runde zu schauen. Z.b. rüber zum Solstein den ich eigentlich noch dranhängen könnte. Ah na...heute nicht.
Der Abstieg ist für einen markierten Steig recht steil und bröselig. Hier muss man unbedingt darauf achten niemanden abzuschießen. Aber es ist eh keiner unter mir.
Also gut 500Hm absteigen, und noch mal wehmütig zum verwehrten Süd-Grat Einstieg blicken. Oh Gott...ich kenne mich...ich weiß was jetzt kommt...bitte nicht...oh, doch...ich schau mir das noch mal an. 
Wieder ran an die Einstiegswand wo drei weitere Aspiranten sitzen. OK, die Stelle schaut jetzt wirklich besser aus, trockener. Der Rucksack bleibt zurück und ich probiere mich wieder am 4er. Hand hier, Fuß da, bla, bla, bla einmal mit beiden Armen unnatürlich nach oben greifen und schwubs die wups hab ich's geschafft. Zum Glück, diesen 4er habe ich für den Kopf notwendig gebraucht. Und wie weiter? Meine neu gefundene Umgehung wieder runter, oder... Ich entscheide mich fürs oder. Hab ich schon gesagt, dass ich am Berg manchmal die Sau raus lassen muss, um im Tal wieder zivilisiert sein zu können? Na jedenfalls mache ich den ganzen Grat gleich nochmal. Weil heute ist scheinbar dieser eine Tag im Jahr wo mir das möglich ist. 
Weil ich ja den Rucksack zurückgelassen habe muss ich den Normalweg wieder runter, sonst hätt' ich ja können... ja, ja passt schon, lass guat sein :)

Was ich im Anschluss dann doch noch unternommen habe schreib ich mal lieber nicht, das wäre zuviel für nur einen Bericht :))

Schöne Grüße


Tourengänger: Toni83


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