Walserkamm - über 16 Gipfel von Innerlaterns zum Furkajoch


Publiziert von boerscht , 29. Juni 2020 um 12:11.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:12 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2160 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:17,9 km

Irgendwie hab ich mich vor dem Walserkamm bisher etwas gedrückt. Vor allem die Logistik war für mich ein Problem dieser Tour. Leider fährt kein Bus aufs Furkajoch, also entweder mit Fahrrad, zwei Autos oder Autostop. Autostop ist mir jedoch in Corona Zeiten etwas zu unsicher. Zum Glück war Steffen mit Freundin in der Gegend unterwegs und die beiden würden am Furkajoch starten und mich auf der Hälfte des Grates auf der Gehrenspitze treffen. Perfekt, endlich klappts also mal mit der Tour. Stabiles Wetter sollte es auch geben heute, was unabdingbar für die lange Tour über den gesamten Walserkamm ist.
Gute Berichte über die Tour gibts in umgekehrter Richtung hier von Nick Brückner oder auch hier von Stijn.
Ich hab jedoch vor das ganze von Innerlaterns aus anzugehen und noch ein paar mehr Gipfel am Wegrand mitzunehmen.


Innerlaterns - Madonnakopf T4+; 2 h:

Los gehts gegen halb 8 morgends an der Kirche in Innerlaterns. Hier sind ein paar wenige Parkplätze vorhhanden, Achtung nicht alles zuparken, der Bus muss hier noch wenden können. Zunächst geht es hinterm dorf einige Höhenmeter nach unten, vorbei an einem schön mit Efeu bewachsenen haus, zum Bach. Dieser wird über eine Brücke gequert.
Es folgt nun direkt der längste und härteste Anstieg der ganzen Tour etwa 925 Höhenmeter gehts zu Beginn durch Wald, dann über Weidegelände einige Tobel querend hinauf unters Rappenköpfle. Das Schild bissiger Hund an der Oberen Hensleralpe ist etwas übertrieben. Den Hund gibts zwar, er ist jedoch alles andere als bissig. Auf Höhe des Rappenköpfles zweige ich nun vom Weg ab um den ersten Gipfel des Tages mitzunehmen, den Madonnakopf. Weglos gehts an den Fuß des Nordgrates von diesem und durch steiles Gras und eine Schrofenstufe hinauf. Oben findet sich zu meinem Erstaunen eine tolle Aussicht und eine Feuerstelle. Der Schlussaufsstieg über das Steilgras und einen kurzen Grat ist mit T4-T4+ zu bewerten. Gipfel Nr. 1 von 16 geschafft.

Madonnakopf - Rappenköpfle - Hochgerach T4+; 45 min:

Vom Madonnakopf auf selbem Weg zurück zum Wanderweg und wiederum auf schmalem Pfad hinauf zum Rappenköpfle mit großem Kreuz. Von hier gehts den Weiss blau markierten Weg direkt die Gratkante entlang hinauf zum Laternser Kreuz. Der Grat bietet einen ersten Vorgeschmack in Ausgesetztheit und leichter Kraxelei für das was heute noch folgen wird. Am Laternser Kreuz werde ich von zwei Hörnern empfangen. Im musikalischen Sinne. Einfach dann weiter zum Hauptgipfel des Hochgerachs, welcher eine umfassende Aussicht ins Rätikon und Rheintal bietet.

Hochgerach - Hüttenkopf - Kuhspitze - Tällispitze - Igelkopf - Melkspitze - Schäfiskopf T4+, I; 2,5 h:

Nun gehts endlich los mit der richtigen Gratüberschreitung des Walserkamms. Der Großteil der Strecke folgt, viele Höhenmeter sind allerdings bis hierhin schon gemacht. Beim Auf- und Ab über den Grat kommen aber nochmals etwa 1000 HM zusammen. Auf noch markiertem Wanderweg, jedoch schon hier recht schmal, gehts vom Hochgerach hinab in den Sattel vor dem Hüttenkopf und gleich wieder auf diesen rauf. Ab hier nun immer auf schmaler Pfadspur eigentlich bis zum Furkajoch immer am Grat entlang, nicht zu verfehlen. Der Abstieg vom Hüttenkopf ist einfach durch große Lawinenverbauungen.
Hinauf zum näcshten Gipfel, der K;ühspitze folgt eine erste schmalere Kraxeleinlage am Grat über etwas loses Gestein, davon wirds noch einige geben. So auch im Abstieg der Kühspitze und Aufstieg zur Tällispitze, dem einizgen 2000er am Grat.
Am gesamten Grat muss man immer aufmerksam gehen und seine Tritte richtig setzen, es ist teilweise doch ziemlich schmal und vor allem nach Norden brechen die Flanken jäh ins Laternser Tal ab. Zwischen Melkspitze und Schäfiskopf wird der Grat an einer senkrechten Stelle am Fixseil nach rechts verlassen um diese Stelle auf gutem Pfad zu umgehen.

Schäfiskopf - Kreuzspitz - Gehrenspitze T4; 45 min:

Vom Schäfiskopf aus mus der Abstecher auf die formschöne Kreuzspitze natürlich noch sein. Ich hab eh noch etwas Zeit bis Steffen und seine Freundin an der Gehrenspitze ankommen werden und mich für den Rest der Tour zum Furkajoch noch begleiten. Vom Sattel vor der Kreuzspitze gehts auf gutem Pfad recht steil und teilweise etwas schmierig auf diese hinauf (T4). Deutlich harmloser und weniger ausgesetzt als der bisherige Grat. Klettern muss man hier nirgendwo. Auch dieser Gipfel bietet eine tolle Rundumsicht. Auf selbem Weg wieder zurück in den Sattel, rauf auf den Schafiskopf und den hier harmlosen Grat entlang zur Gehrenspitze mit Kreuz. Hier ist nun erstmal 2 h Mittagsschlaf angesagt. Mit dem Teleobjektiv kann ich den unteren Weg zum Furkajoch einsehen und erkenne die beiden. Das dauert noch etwas bis die hier sind. Also lieber nochmal Sonnencreme nachtragen und schlafen.

Gehrenspitze - Mutabella - Löffelspitze T5-, II; 1,5 h:

Von der Gehrenspitze aus gehts nun zu dritt weiter den Walserkamm entlang. Bis zur Mutabellaspitze ist der Grat schmal und es wartet auch hier die ein oder andere Kraxelstelle. Nun auf zum spannendsten und anspruchsvollsten Teil des Walserkamms, dem Übergang von der Mutabellaspitze zur Löffelspitze. Zunächst ohne Seilhilfe in die Scharte vor dem zackigen, markanten Felsaufschwung. Hier müssen wir kurz warten, da uns noch ein paar Trailrunner entgegenkommen. Dann gehts mit dünnem, relativ losem Stahlseil gesichert auf schmalem, bröseligem Pfad um eine kante. Ein erster kleienr Aufschwung wird überklettert, dann gehts neben der markanten Felsplatte steil auf erdigen Tritten nach oben. Das Ganze ist ziemlich ausgesetzt. Zum Schluss der Schlüsseltelle noch eine kurze Kletterstelle (II) dann ist man auch schon oben. Die losen Stahlseile sind schon recht Hilfreich, da der Fels ziemlich brüchig ist. Weiter den Grat entlang nun wieder einfacher zur Löffelspitze mit großem Kreuz und schöner Aussicht.

Versuch und Abbruch Löffelspitze - Grenzspitz - Mont Calv - Falvkopf T5, I; 30 min:

Von der Löffelspitze aus starte ich noch einen Versuch den Grat in Richtung Grenzspitz, Mont Calv und Falvkof zu gehen. Laut AV-Führer ist der ganze Grat begehbar, mehr Infos werden jedoch nicht gegeben. Na dann mal schauen. Von der Löffelspitze in Gras hinunter, ganz schwache Spuren sind zu erahnen. An einigen Bäumen drückt man sich etwas neben dem Grat durch, dann gehts wieder auf diesen hinauf. Der Grat ist verdammt schmal und ausgesetzt. Es folgt kurze, ausgesetzte Kraxelei, dann stehe ich vor einem Abschwung in Steilgras. Hier gehts nun ordentlich runter. Sieht machbar aus, allerdings ist der Grat echt nicht ohne und alleine bis zum Grenzsspitz würde das einiges an zeit in Anspruch nehmen. So lange will ich Luisa und Steffen dann doch nicht auf der Löffelspitze warten lassen, also Abbruch der Aktion und konzentriert wieder zurück zur Löffelspitze.
Den Grat vom Falvkopf zur Löffelspitze werde ich wohl lieber vom Falvkopf aus evtl. im Herbst nochmal versuchen. Könnte gerade oben raus doch noch recht spannend sein (etwa T5, I-II).

Löffelspitze - Pfrondhorn - Serer Falben - Furka Joch - Innerlaterns T4+; 1,5 h:

Der Abstieg von der Löffelspitze bleibt spannend, zieht sich jedoch ganz schön in die Länge. Hier finden sich nun öfters zur Abwechslung mal wieder mit lockerem Stahlseil versicherte Stellen vor. Auch hier ists ab und zu noch ausgesetzt und man sollte auch wenn es langsam dem Ende der Tour entgegengeht noch konzentriert bleiben. Steffen und Luisa gehen vorm Serer Falben schon zurück zum Parkplatz am Furkajoch. Ich mach die Runde noch komplett. Zuerst auf dem Wanderweg aufs grasige Pfrondhorn, dem östlichen Eckpfeiler des Walserkamms, welcher eine tolle Aussicht bietet. Am Gipfel weht es mich jedoch fast weg, heftiger Sturm hier oben, also schnell wieder runter und in direkter Linie am Grat entlang hinauf auf den Serer Falben, Gipfel Nr. 16 und der letzte für heute.
Einfach in 10 Minuten von hier aus auf breitem Weg zum Furkajoch und mit dem Auto von Steffen über die Passtraße hinab nach Innerlaterns.

Der Walserkamm ist definitiv das Highlight im Bregenzerwald. Für mich die bisher schönste Tour im Bregenzerwald. Sehr lohnenswert, auch wenn logistisch nicht ganz einfach und konditionell doch etwas fordernd. Die Schwierigkeiten beschränken sich auf einige Schlüsselstellen. Der Grat ist jedoch durchwegs ausgesetzt und man sollte über lange Zeit konzentriert und trittsicher gehen können. Für den Grat vom Falvkopf zur Grenzspitze werde ich wohl im Herbst nochmals in die Gegend kommen, der könnte schon noch interessant sein.

Tourengänger: boerscht
Communities: Bregenzerwald


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