Seetalhütte SAC – Unghürboden - Scharte – Silvrettahütte SAC
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Die Seetalhütte des SAC, Sektion St. Gallen, ist die kleinste bewartete Hütte in der Schweiz. Das musst Du unbedingt erlebt haben: wie anno dazumal Kochen, Essen, Wohnen und Schlafen im gleichen Raum! Max Zangerl – genannt Seetal-Max – bewartet sie schon seit 48 Jahren von Juni bis Oktober. Mit Humor und Engagement, „seine Hütte“ , und dies sicher bis zu seinem 50igsten Jubiläum. Also noch zwei Jahre. Das Nachher ist ungewiss. Deshalb bin ich unterwegs: Den Max in seiner Hütte zu besuchen. Das einzigartige Ambiente mindestens ein Mal zu erleben.
Von der Alp Sardasca zweigt ein gut beschilderter und rot/weiss markierter Weg gleich nach der Hütte links hangwärts ab. Wie im Flugzeug – nur vielleicht etwas langsamer – hebe ich von der 2003 bei einem Unwetter zerstörten Ebene der Alp Sardasca ins Seetal ab, wo die Seealp - Hütte und fünfzig Meter höher die Seetalhütte stehen. Wie ein Adlerhorst thront die einfache ehemalige Militärunterkunft unter einem riesengrossen Felsen und angelehnt an diesen. Ein Holzbau mit Pultdach, daraus ein überdimensioniertes und isoliertes Kamin vier Meter emporragt.
Das Entrée ist ausgeklügelt, jeder Quadratdezimeter ausgenützt: Schlaflager für den Hüttenwart, Rucksack- und Schuhgestelle, ein Kühlraum durch Bodenklappe erreichbar, und einer Toilettenanlage mit Pissoir, deren Pendeltüre entweder das Pissoir abdeckt oder das WC mit Schüssel abschliesst. Ein Schraubstock dominiert den Raum. Rechts Treppe zum Hauptraum: Im Innern ist es dank zwei Fenstern hell. Zuhinterst das zweistöckige Matratzenlager für 10 - 12 Personen. Links der Tiba-Holzherd, Geschirr, Besteck, Pfannen und Zutaten über und unter einer Anrichte in Gestellen vom Boden bis an die Decke. Rechts entlang der hochgelegenen Fenster zwei Tische mit Eckbank und zwei einfache Holzbänke davor. Darüber zwei Petroleumlampen. Und ein Satelliten-Telefon.
Immer wieder kommen neue Gäste an. Draussen wird es kühl und nur die Raucher halten sich auf der Terrasse auf. Schliesslich sind wir vierzehn, welche alle übernachten wollen. Während dem ich an einer Yazee-Runde teilnehme, bereitet Max das Nachtessen vor. Mit stoischer Ruhe, konzentriert, routiniert. Das Essen sei bereit, meint er geduldig. Wir räumen die Würfel weg. Teller, Besteck und Gläser sind im Nu aufgetragen. Sirup, Kalterersee in Literflasche. Dann die Gerstensuppe. Zum Hauptgang Braten mit Teigwaren. Zum Dessert Apfelkuchen. Max wäscht selber ab - nach seinem System. Noch ein zweiter Kalterersee. Gemütliche unkomplizierte Tafelrunde mit Diskussionsthema: „Erste SAC-Hütten“, „Pionierzeit des Bergsteigens“. Ab neun Uhr wird es langsam dunkler. Das Petroleum-Licht erhellt die letzten Gäste, welche sich noch nicht schlafen gelegt haben. Zehn Uhr Hüttenruhe. Mit einem gebogenen Blasrohr wird die Lampe ausgeblasen.(System Max)
Das Frühstück sei ab 7.00 Uhr bereit. So war es abgemacht. Ein leises, verhaltenes „Tick-Tick“ weckt mich. Max bereitet das Birchermüesli vor. Dann deckt er den Tisch, bereitet den Kaffee und allmählich wird aufgestanden, die Wolldecken zusammengelegt, und an den Tisch gesessen. Alles im gleichen Raum. Selbstgebackenes Brot, Nutella, drei Konfis, Erdnuss-Aufstrich, Butter, reifer Alpkäse: Quel embaras de richesse! Zwei Kinder wünschen Lindenblütentee, die andern nehmen Kaffee und Milch.
Es wird Zeit zum Abrechnen. Dies geschieht auf dem Holztisch vor dem Haus. Mit Quittung, versteht sich. Alle sind zufrieden. Sie fühlen, dass sie etwas Einzigartiges erlebt haben.
Aufbruch. Kurzes „Auf Wiedersehen“, „Tschau Max, Danke“. Ich trete die Überschreitung der Scharte vom Unghürboden zur Silvrettahütte an. 4 Stunden. Der Weg ist gut rot/weiss markiert und verlässt die Hütte gegen Norden, steigt oberhalb dem See namens „See“ gegen NNE auf, um den Augstberg herum auf den Unghürboden, 2429m. (War auch ein Thema von gestern Abend: Das Dämonenhafte und die Alpbevölkerung). Verschiedene traumhafte Seelein widerspiegeln das Grosse und Kleine Seehorn, sowie Gross Litzner, Winterberg und Mittelgrat, welche rundherum das Tal abschliessen. Seitenmoränen und begraste Rippen geschickt ausnützend, steigt der Weg auf knappe 2700m steil empor und führt durch eine enge Scharte unschwierig hindurch (T3).
Und welch ein erhabener Anblick auf die Ober Silvretta mit den zwei Seelein auf etwa 2500m. Steiler Abstieg zu diesen, dann westlich Pt. 2411 auf einer Rippe entlang des rauschenden Baches bis auf etwa 2000m gut markiert hinunter, eine wasserreiche Ebene traversierend gegen das Galltürtälli (Winteraufstieg mit Markierungsstangen: m= Distanz, ohne Bezeichnung = Azimut). Nun nehme ich den horizontalen Weg durch den Birchenzug und steige gesamthaft etwa 300 m zur Silvrettahütte an.
Freundliches Personal und der unternehmerische Hüttenwart Philipp, welcher u.a. den bekannten Gletscherlehrpfad initiiert hat, bedienen mich. Nach einem kurzen Schwatz steige ich über den Hüttenweg (T2) durch ein Blumenmeer und reifen Heidelbeeren zur Alp Sardasca hinab. Eine originelle Sirup-Bar (inklusive Bier) von Sonja, der Alphirtin, löscht den Durst mit den Aromas Thymian, Alpenrose, Johanniskraut…….Ein Kässeli steht bereit. Alles auf Vertrauensbasis.
Ein letzter, wehmütiger Blick zum Seetal: Das möchte ich noch einmal erleben – Max und seine Seetalhütte!
Tourengänger:
Seeger

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