Gurbs-Murx am Cheibehore...


Publiziert von lorenzo , 22. Mai 2020 um 21:44.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum:15 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1225 m
Abstieg: 1225 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Horboden, Wirtschaft oder mit dem Auto nach Feissebode
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:LK 1227 Niesen, 1247 Adelboden; D. Anker, R. Schnegg, Skitouren Berner Alpen West, SAC 2000

Früher war alles besser, wird oft gesagt, und manchmal stimmt es sogar. So lag, als ich die Tour vor fünfzehn Jahren im Winter 2005 zum ersten Mal gemacht hatte - allerdings im Februar -, noch viel mehr Schnee, und ich konnte bequem mit öV und per Autostop bis Horboden fahren und brauchte die Ski nur bis zur Brücke nach Chirelsagi zu tragen. Auf dem Gurbsgrat angelangt verlockte mich der schöne Pulver dann schon zu einer ersten Abfahrt hinunter in die Mulde bei P. 2115, dafür bremsten mich am tief verschneiten WNW-Grat anstrengende Spurarbeit und heikle Kletterpassagen, bevor ich das cheibe Cheibehore betreten durfte...Nach nochmaligem Pulverrausch in der N-Flanke und einigen Adrenalinschüben im Bärecouloir ging es dann wieder gemächlicher entlang der Alp- und Talstrasse zurück nach Horboden, wo ich mir in der Wirtschaft - auch die gab es damals noch - ein Cola genehmigte. Der Horbodenwirt, den ich und mein Vater zusammen mit seiner Frau im Juni 2003 auf unserer letzten gemeinsamen Skitour auf dem Sidelhorn getroffen hatten, erinnerte sich noch an uns und den damaligen Prachtstag auf dem Grimselpass. Und nicht zuletzt gab es damals auch noch keine Coronakrise.

Als ich vor einer Woche vom vorderen Niesengrat ins hintere Diemtigtal spähte, blieben meine Augen am Cheibehore hängen, das noch in gleissendem Schneeweiss erstrahlte, und ich nahm mir vor, es bei nächster Gelegenheit - villeicht über Ostern? - wieder über den Gurbsgrat zu besteigen. Leider hatte ich versäumt, beim damals aufgenommen Foto nochmals den rechten Bildrand in der Mitte genauer unter die Lupe zu nehmen, sonst wäre ich 
eine Woche später beim Losmarsch in Feissebode nicht erstaunt gewesen, in diesem schneearmen Frühling auch hier oben bzw. hinten die Ski schultern zu dürfen...Aber schon kurz nach Ramse war der Tragspuk vorbei, und spätestens ab der Abendmatte befand ich mich auf einer richtigen Frühjahrskitour wie aus dem Bilderbuch. Vom Gurbsgrat stieg ich mit Ski und zu Fuss direkt über den WNW-Grat, der diesmal bei den schwierigen Passagen aper und damit leichter war, auf das Cheibehore, wo ich von krachendem Kanonendonner aus dem Hinderste Chirel begrüsst wurde. Das VBS schläft halt auch hier hinten nicht...

Für die N-Flanke war ich um 11 Uhr etwas zu früh: sie war oben noch hart und etwas kratzig, weiter unten aber zunehmend aufgesulzt, und schon bald glitt ich auf feinstem Frühlingssulz durch das Bütschi hinunter zu den Couloirs östlich des Rückens von P. 1898, die ich mir angesichts von augenscheinlich wenig Schnee im und unter dem Bäreloch beim Aufstieg vorgemerkt hatte. Nach dem ich die Einschnitte zwischen den Flühen von Ost nach West abgeschritten hatte, entschied ich mich für das am nächsten bei P. 1898 liegende Couloir. Über die Steilstufe am Eingang schritt ich kurz mit dem Pickel ab und mogelte mich dann mit Abrutschen und Staudenslalom bis zum Hang oberhalb Ramsli hinunter. Bereits bei der Kurve unterhalb war das Abfahrtsvergnügen dann schon wieder zu Ende, und die Ski kamen wieder auf den Rucksack. Nachdem sie mir einmal mehr viel Freude bereitet hatten, durften sie sich jetzt auch wieder einmal ausruhen und verwöhnen lassen, und mit mir während dem Rückweg nach Feissebode auf Augenhöhe den wunderbaren Bergfrühling im Chirel geniessen...

Gurbsgrat

Von der Abzweigung Feissebode (1236m, von Horboden auf der Strasse ca. 1h länger) entlang der Alpstrasse über Gurschwald nach Ramse (1442), entlang dem Fahrweg über Ramsli bis ca. 1620m, nach W hinauf zur Abflachung und über den Bach zu P. 1766 S von Abendmatte. Dem weiss-rot markierten Bergweg entlang nach Gurbs Metteberg (1853m) und nach SW, zuletzt Richtung Gurbssattel (2109m) ausholend auf den Gurbsgrat bei ca. 2120-2150m, dem man, die Steilstufe vor P. 2238 ggf. N oder S überwindend, bis zum Gipfel (2274m) folgt, 2h 15min, WS.
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Cheibehore
Aufstieg über den WNW-Grat: vom Gurbsgrat (2274m) in eine erste Senke, über eine Kuppe zu einer zweiten Senke und über einen plattigen Schieferhang (I) und felsdurchsetztes Gras (Wechsel zu Flysch, Pfadspuren) zum Vorgipfel 2398. Abklettern über eine senkrechte, aber gutgriffige Stufe (5m, II) in eine Scharte, dann über einen Felsgrat (I) und eine weitere Stufe (5m, I) hinauf und einfach über Gras und Felsen auf den Gipfel (2461m), 1h 15min, T5 oder L.

Abfahrt über die N-Flanke: vom Gipfel (2461m) zuerst leicht E ausholend, dann direkt hinunter bis ca. 2100m (350Hm, bis 35 Grad). Nun entweder über Bütschi (1936m) zurück zur Aufstiegsroute bei der Abendmatte, oder weiter nach N und durch das Couloir E P. 1898 (zuoberst kurz abklettern, dann 45 Grad und weniger, z.T. Stauden) zurück zur Aufstiegsroute oberhalb Ramsli, oder weiter nach NE und NNE und ab ca. 1900m durch das Bärelochcouloir W P. 1835 hinunter zur Hütte 1573, N von welcher ein nicht eingezeichneter Pfad durch den Wald zurück zum Ende der Ramsenstrasse führt. Nun gemeinsam der Alpstrasse entlang zurück, 1h-1h 30min, ZS.

Verhältnisse: sonnig und mild. Schnee ab ca. 1600m, schattseitig hart, sonnseitig Sulz. Portage unterhalb 1600m und grösstenteils am WNW-Grat (zu Beginn 2 kurze Passagen mit Ski). N-Flanke oben noch hart, unten schön angesulzt, Couloir E P. 1898 noch hart und ruppig (z.T. abgerutscht).

Material: Helm, Pickel und Steigeisen (nicht gebraucht) zu üblicher Skitourenausrüstung.

Fahrplan: 7 Uhr Start, 9.15 Gurbsgrat, 10.30 Cheibehore, 12.45 retour.

Tourengänger: lorenzo


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