Meien-Voralp-Rundtour


Publiziert von Bergamotte , 27. April 2020 um 10:20.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:10 April 2020
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 2600 m
Abstieg: 2600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Färnigen
Unterkunftmöglichkeiten:Voralphütte SAC
Kartennummer:255S (R. 791a/b, 792a/b)

Bereits Ende März nahm ich Anlauf zu diesem Höhenmeterfestival. Doch schon kurz nach dem Start - im ruppigen, demotivierenden Steilaufstieg oberhalb Färnigen - war mental die Luft draussen und ich habe stattdessen "nur" Stucklistock und Griessenhorn besucht (*klick). Heute, nach einem Ruhetag zuvor, hat's geklappt mit dieser abwechlungsreichen Rundtour vom Meien- ins Voralptal und retour via Flüelücke.

Die Runde kann prinzipiell in beide Richtungen absolviert werden. Gerade im Frühling ist aufgrund vom Tagesgang meine Variante aber vorzuziehen. Ohnehin ist man so rum deutlich schneller, weil a) weniger Höhenmeter b) weniger Fussaufstieg c) weniger Flachlauf. Und wer es lieber gemütlich nimmt, findet in der Voralphütte eine empfehlenswerte Übernachtungsgelegenheit. Statt einer Rundtour kann man es natürlich auch bei der Überschreitung belassen, wie ich es 2019 gemacht habe (*klack). Man braucht dann nur noch eine Lösung für die fehlende ÖV-Verbindung in den zwei Tälern...


Punkt sechs Uhr geht's los von der Passstrasse oberhalb von Färnigen (1454m). An diesem prächtigen Karfreitag ist einiges los im Meiental, wobei - eher überraschend - praktisch nur die Gipfel auf der Nordseite (Spannort, Stössenstock etc.) begangen werden. Am Stucklistock treffe ich bloss einen weiteren Tourengänger, dazu später eine Handvoll am Kartigel. Der Auftakt zu dieser Runde ist wie im Vorwort angetönt echt demotivierend: steil, eng, hart - selbst mit Harscheisen sind Rutscher kaum zu vermeiden, sprich kein Terrain für Einsteiger. Nach 90 Minuten ist der Ärger vorbei und der Genuss kann beginnen: weite, sonnige Hänge und Blick auf die Gletscherlandschaft rund um den Rütifirn mit dem gigantischen Fleckistock. Es läuft heute deutlich besser als noch Ende März und nach 3:30 stehe ich in der Lücke P. 3163 am Fuss vom Stucklistock. Diesen muss ich heute nicht ein drittes Mal besuchen.

Kurze Pause und umrüsten auf Abfahrtsmodus. Wobei, das mit dem Abfahren ist gar nicht so einfach. Nach einigen Fussmetern über Geröll will es mir nicht gelingen, auf der steilen und pickelharten Unterlage die Skier zu montieren. Also weiter runter, bis es schliesslich - auf einem etwas flacheren Felsteil - doch noch klappt. Anschliessend halb fahrend, halb rutschend die Rinne runter zum Hangfirn, wo das Gelände sanft ausläuft. Im Aufstieg müsste diese Passage zu Fuss absolviert werden (bis 45°). Oberhalb vom Wallenburfirn wird es dann nochmals richtig steil. Das Gelände ist von oben schlecht einsehbar und apert schnell aus. Im Gegensatz zu 2019 erwische ich aber die bessere Linie und muss die Bretter nur wenige Meter tragen. Dann steht man im Voralptal und kann sanft talauswärts gleiten lassen. Um diese Jahreszeit ist man hier fernab jeglicher Zivilisation - besonders eindrücklich der Hängegletscher unterhalb vom Sustenhorn. Wobei, plötzlich tauchen vier Gestalten zu Fuss vor mir auf: der Hüttenwart mit Begleitung. Wir parlieren ein wenig. "Oh, nicht schön!", ist seine Reaktion, als ich von meinem Rückweg via Flüelücke berichte. Erst kürzlich seien da ein paar Türeler runtergekommen und die hätten richtig geflucht. Der Berg sei dort wieder in Bewegung und ständig brösmele was runter. Mich belastet das nicht weiter und ich setze meine Reise wie geplant fort.

Bei der Voralphütte SAC (2127m) felle ich an, bald schon wandern die Bretter aber auf den Rucksack. Das steilste Stück im Bereich des wbw-Wanderwegs Richtung Flüestafel wird meist zu Fuss absolviert und ist ohnehin meist aper (so auch heute). Streng ja, schwierig nein. Oben werfe ich einen Gel mit zünftig Koffein ein und keine fünf Minuten später fühle ich mich wie neugeboren. So fliege ich faktisch bergwärts, den Übergang bereits in Sichtweite. Ja, der abschliessende Fussaufstieg zur Nördlichen Flüelücke (2969m) sieht nicht schön aus. Es liegt viel frisches Geröll in der Rinne und ständig rieselt was runter. Für den Abstieg ein Supergau, weil nichts gerutscht / gefahren werden kann. Im Aufstieg aber geht das ganz schnell und effizient; Pickel und Steigeisen sollten dabei sein. Und ein Helm schadet auch nicht...

Dann stehe ich oben, alle 2600 Aufstiegshöhenmeter sind geschafft! Vor mir liegen die weiten Hänge zum Kartigelfirn. Nach kurzer Pause geht's los über die herrlich angesulzte Unterlage. Bald ziehe ich nach rechts zur Rorspitzli-Route, denn von oben ist nicht klar, ob man bei direkter Linie ohne Schieben über die Ebene käme. Doch, bei geschickter Routenwahl müsste das gehen, wie ich im Nachhinein feststelle. Anschliessend weiter über das recht steile und ruppige Gelände in den Kartigelkessel. Ein Aufstieg hier wäre nicht weniger unangenehm als über Färnigen. Im Kessel musste ich 2019 mühselig unzählige Lawinenkegel überqueren, heute geht das problemlos wie aus einem Guss. Bald endet der Schnee und in gemütlichen 15 Fussminuten erreiche ich Meien (1310m). Sieben Stunden zuvor hatte ich hier Turnschuhe und etwas Verpflegung deponiert. Denn nein, zu Corona-Zeiten ist Autostopp wohl nicht die beste Idee... Also 25 Minuten auslaufen zurück zum Auto.


Zeiten
3:30  Lücke P. 3163
5:50  Nördl. Flüelücke
6:40  Meien

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 WS III
3 Aug 13
Fleckistock 3417m · Bombo
T5
22 Aug 19
Sustenjoch · _unterwegs
WS III ZS
22 Aug 22
Fleckistock · ᴅinu
II ZS
18 Feb 17
Rorspitzli · ᴅinu
I ZS
19 Mär 16
Rorspitzli · Andrea!
ZS- II SS+
ZS+
20 Feb 15
Rorspitzli (3220m) - fast · أجنبي

Kommentar hinzufügen»