Überschreitung Stucklistock 3312m


Publiziert von Bergamotte , 1. März 2019 um 17:12.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:28 Februar 2019
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 2190 m
Unterkunftmöglichkeiten:Voralphütte SAC
Kartennummer:255S (R. 792a/b, 78)

Heute Freitag geht eine zweiwöchige Periode mit stabilstem Hochdruckwetter und bombensicheren Bedingungen zu Ende. Wann hat es das schon mal gegeben!? Da wollte ich es bei der letzten Gelegenheit nochmals richtig krachen lassen. Die rassigen Gipfel auf der Südseite des Meientals sind hierfür genau das Richtige. Wie bereits am Rorspitzli vor einem Jahr sollte es auch dieses Mal die Überschreitung sein, einfach in umgekehrte Richtung, also mit Ziel im Göschenertal. Ein paar Portionen Extraschweiss gibt's bei dieser Variante gratis dazu.

Beim Start um 7:45 in Färnigen (1455m) ist es frühlingshaft mild, da können Jacke und Kappe getrost in den Rucksack wandern. Dank dem Bericht von Bombo wusste ich um die guten Verhältnissen im unteren Teil: Von der sonst üppigen Vegetation ist zurzeit kaum was zu sehen. Und die Unterlage präsentiert sich heute erstaunlich weich. So bietet der Aufstieg zum Gletscher keine grösseren Schwierigkeiten, auch wenn die Steilheit nicht unterschätzt werden darf. Nach der Stuckli-Passage lehnt sich das Gelände zurück und der Schnee ist zunehmend windgeprägt. In angenehmer Steigung ziehe ich Richtung Lücke, die letzten Meter zu Fuss absolvierend (kurz bis 40°). Hier überholt mich ein sympathischer Skibergsteiger aus Biasca, der einzige Kontakt heute.

Der Fussaufstieg über den Südgrat ist zweigeteilt: der untere, apere Teil ist anregende Kraxelei über Blockfelsen (T5/II). Anschliessend geht es weiter über einen schönen Firngrat. Ich absolviere ihn in Steigeisen, was gerade im Abstieg ganz angenehm war. Zuletzt - bei den aktuellen Bedingungen - absolut problemlos zum höchsten Punkt vom Stucklistock (3312m). Trotz kräftigem Wind, der mich zum Glück bis in die Lücke verschont hatte, liegt eine viertelstündige Pause drin. Anschliessend recht vorsichtig zurück in die Lücke, Kletterei in Skischuhen hat so ihre Eigenheiten...

Wie erwähnt kehre ich nicht wie üblich ins Meiental zurück, sondern wähle die weite Variante via Voralphütte ins Göschenertal. Mein Durst nach immer neuen Routenvarianten ist einfach unstillbar... Das Couloir unterhalb der Lücke ist sehr steil (Stellen > 40°), bietet sonst aber keine besonderen Schwierigkeiten. Es ist meist breit genug, damit selbst ein durchschnittlicher Skifahrer wie ich Schwünge setzen kann. Unten läuft es sanft auf den Hangfirn aus. Über ersten Sulz geht es runter zum steilen Durchschlupf auf den Wallenburfirn (knapp 40°). Das sieht ziemlich hässlich aus angesichts der aperen Schutthalden. Auch wenn ich nicht die ideale Schneise erwische, komme ich mit gutem Willen um eine Portage rum.

Dann folgt eine wirklich schöne Firnabfahrt durch das eindrückliche Tal zu Füssen vom Sustenhorn zur Voralphütte SAC (2126m), welche heute noch geschlossen war. So geht es direkt weiter die Voralp abwärts. Schneller Schnee ist hier von Vorteil, denn das Gefälle ist nur schwach. Die enge Waldpassage über den Wanderweg zur Voralpkurve runter geht gerade noch ohne Tragen, aber es braucht hier dringend Neuschnee. Anschliessend auf der plattgewalzten Alpstrasse (Schneetöff der Göscheneralp) bis zur Schranke in Abfrutt (1168m). Als letzte Mission des Tages heisst es nun dringend, Kalorien zu organisieren...

Tipp: Statt der flachen Abfahrt ins Göschenertal würde ich beim nächsten Mal via Nördliche Fluelücke ins Meiental zurückkehren. Man braucht hierbei nicht bis zur Voralphütte abfahren: vom Hangfirn kann über Zenden direkt nach Flüestafel gequert werden. Von dort verbleibt ein Wiederaufstieg von 400Hm in die Lücke.


Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (4)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 1. März 2019 um 19:52
Sehr cool, gratuliere! Wie immer bei Dir sehr gut beschrieben und untermalt mit tollen Bildern. Weiter so!

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. März 2019 um 07:07
Und Dir Danke für die Inspiration; ich hatte den Gipfel gar nicht auf dem Radar diese Saison.

Zolliker hat gesagt: Genusslektüre....
Gesendet am 2. März 2019 um 10:17
Danke!

Djenoun hat gesagt: Top!
Gesendet am 2. März 2019 um 19:41
Eine tolle Tour!

Gruss, Dje


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