Stucklistock und Gross Griessenhorn


Publiziert von Bergamotte , 23. März 2020 um 14:42.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:20 März 2020
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 2070 m
Abstieg: 2070 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Färnigen
Unterkunftmöglichkeiten:n/a
Kartennummer:255S (R. 792b)

Heute ein schönes Beispiel einer rollenden Tourenplanung: Geplant war die Überschreitung von Färnigen zur Voralphütte mit Rückkehr ins Meiental via Flüelücke. Doch schon kurz nach dem Start vergeht mir die Lust an dieser Höhenmeterbolzerei. Hey, der Stucklistock ist auch ein lohnendes Ziel, sage ich mir. Und wie ich auf dem Gipfel stehe und die Spuren zum Griessenhorn entdecke, wird ein zweites Mal umgeplant und nach dem kurzen Abstecher direkt die steile NE-Flanke abgefahren. Unten auf dem Hangfirn dann eine weitere Eingebung: Statt Querung zur Aufstiegsroute Abfahrt über die rassige Nordflanke vom Griessenhorn und über die Lassalp zurück ins Meiental. So wird aus dem geplanten Höhenmeterfestival unversehens ein spritziges Steilwandabenteuer.

Corona hin oder her, an diesem Freitag vor dem Wetterwechsel ist einiges los im Meiental. Vielleicht geht es den anderen wie mir und sie fürchten eine Ausgangssperre, womit Bergabenteuer bis auf weiteres gestrichen wären. So weit ist es bekanntermassen ja nicht gekommen. Punkt sechs Uhr geht's los von der Passstrasse bei Rüti. Der Aufstieg von Färnigen durch enges und ruppiges Gelände ist bis zum Rücken von Stuckli bekanntermassen kein grosses Vergnügen. Dumm, wer hier im Frühling die Harscheisen vergessen hat. Dann aber lehnt sich der Hang zurück und gibt den Blick frei auf den Fleckistock und zunehmend den Rütifirn. Das ist ganz tolles Tourengelände hier.

Wie ich so Richtung Stucklistock marschiere, entdecke ich in dessen NE-Flanke einige Abfahrtsspuren und später sogar zwei Türeler im Aufstieg. Hmm, das könnte auch noch reizvoll sein; ich verwerfe die Idee aber wieder und steige weiter Richtung Lücke P. 2163. Bei meinem letzten Besuch im Februar 2019 hatte ich mich an den Führer gehalten und bin ab dem Sattel über den felsigen Südgrat aufgestiegen. Das kann stellenweise recht heikel sein. Bei Trittschnee - und wenn gespurt wie heute sowieso - angenehmer, schneller und auch sicherer ist der Aufstieg durch die SE-Rinne, welche sich erst weit oben mit dem Grat vereint. Die Skier nehme ich mit rauf, um anschliessend die benachbarte (von unten gesehen) rechte Rinne abzufahren (s. Topo). Aber dazu sollte es nicht kommen. Die letzten Meter über den Gipfelgrat zum Stucklistock (3312m) sind zurzeit übrigens perfekt eingeschneit. Ansonsten ist unmittelbar vor dem Ziel häufig kurze, aber blöde Kletterei nötig.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Fussspuren in der Stucklistock NW-Flanke längst entdeckt und mich spontan für die Überschreitung mit anschliessender Abfahrt über die bereits erwähnte NE-Flanke entschieden. Pickel / Steigeisen gehören für die Nordflanke auch bei gutmütigen Verhältnissen unbedingt ins Gepäck, aber das gilt selbst für die Normalroute. Aus der Flanke quere ich zum Nordgrat rüber, wo ich die Skier deponiere. Von hier lässt sich das Gross Griessenhorn (3202m) ohne grossen Zusatzaufwand (zu Fuss) erreichen, wiederum nach Westen ausweichend; der Verbindungsgrat selber würde einige Schwierigkeiten bieten. Weg mag, könnte nun über den Tschingelfirn abfahren und weiter zum Chli Griessenhorn aufsteigen. Ach, Qual der Wahl im Bergsport. Ich entscheide mich aber wie gesagt für die Abfahrt durch die NE-Flanke vom Stucklistock - herrlich steil (>45°), aber gut zu fahren weil ohne Hindernisse oder Felsen. Wobei, eine Schwierigkeit gilt es doch zu meistern, den Bergschrund. Wie offen er ist, lässt sich aber bereits im Aufstieg über die Normalroute erahnen.

Unten auf dem Hangfirn ein weiterer Bauchentscheid: Abfahrt durch die steile Rinne in der Griessenhorn Nordflanke. Auch hier erreicht man stellenweise gut 45°, aber das Gelände ist nirgends exponiert und das Couloir schön breit - bei sicheren Verhältnissen eine Traumlinie. Und ja, hier wie auch schon zuvor finde ich noch (Press-)Pulver. Unten läuft der Hang harmlos auf dem Griessenfirn aus, wo ich auf zahlreiche Spuren treffe. Mir war die Beliebtheit des Chli Griessenhorns als Tourenziel gar nicht bekannt. Über die Lassalp und Griessen erreiche ich wieder den Talboden und überquere die Meienreuss bei der Brücke P. 1645. Kurzer Fussmarsch zur Passstrasse und dann sanft auslaufend mit wenig Stöckelei zurück nach Färnigen.

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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