Rundtour zum Gross Spannort 3198m


Publiziert von Bergamotte , 17. Januar 2020 um 22:02.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:16 Januar 2020
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: S-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Kartennummer:255S (R. 583a, 582a, 575)

Eigentlich wollte ich es nach dem Berglauf vom Samstag diese Woche etwas ruhiger angehen. Doch den formidablen Wetter- und Lawinenbedingungen konnte ich nicht widerstehen. Und schon gar nicht der Aussicht, den Prachtsgipfel Gross Spannort endlich im Winter zu besuchen. Dabei habe ich als Zustieg die Variante via Zwächten und Glatt Firn gewählt, was eine lohnende Rundtour ergibt, ohne das bereits happige Programm unnötig zu überladen. Nach etlichen Touren im Tessin und Bündnerland konnte ich damit auch die Skisaison in meinen alpinen Stammlanden eröffnen.

Um acht Uhr geht's los in Gorezmettlen. Später im Jahr wäre das natürlich viel zu spät für diese stark südexponierte Tour. Heute hingegen herrscht schweizweit doppelgrün - wann gibt's das schon mal!? Es sind noch vier, fünf weitere Gruppen unterwegs im Gebiet (Bärenhorn, Falkentürmli, Stössenstock), sonst herrscht Ruhe. Der Aufstieg über die Passstrasse und weiter durchs Chlialptal bis zur Wissgand ist ideal zum Aufwärmen. Anschliessend steilt das Gelände stark auf und ohne Harscheisen geht hier häufig gar nichts, erst recht nicht im engen Durchschlupf unterhalb der Rossbiel-Felsnadel.

Im Juzfad-Kessel trennen sich die Routen: nach links (NW) zum Chüefadpass, was auch dem schnellsten Zustieg ins Spannortjoch entspricht. Nach rechts (NO) Richtung Zwächten. Ich wähle wie erwähnt letztere, mir noch unbekannte Variante. Sonst kenne ich im Gebiet mittlerweile jeden Zentimeter. Hüben wie drüben begeht man dabei "einen" Rossfirn: bis in die 50er Jahre noch ein zusammenhängender Gletscher, heute zwei mickrige Zungen. Der Schlussaufstieg zum Bächenstock-Nordgrat, circa 100Hm, ist 40-45° steil und wird zu Fuss absolviert, heute in bestem Trittschnee. In der Abfahrt kann die schmale Passage abgerutscht werden. Oben erreiche ich die Sonne und meine Laune einen ersten Höhepunkt. Der Grossteil der Höhenmeter ist hier geschafft.

Kurz dem Gratrücken folgen, dann zurück auf die Skier. Wer mag, fellt noch kurz zum Zwächten hoch. Das muss heute nicht sein und ich rutsche direkt zum Glatt Firn ab. Ohne Felle wär's besser und wohl auch schneller gegangen... Man geniesst hier übrigens einen herrlichen Blick zum Krönten. Wäre dessen Westgrat nicht so furchtbar abgeblasen gewesen, hätte ich mich vielleicht noch zu einem Abstecher hinreissen lassen. Aber so ziehe ich wie geplant über den (hier) spaltenarmen Glatt Firn ins Spannortjoch (2902m), um etwas oberhalb die Skier zu deponieren.

Mit Steigeisen und Pickel geht's an den Fussaufstieg, bestehend aus steilen Schneepassagen und drei Felspartien. Zuletzt unschwierig erreiche ich nach 40 Minuten ab Joch und insgesamt 4:20 den Gross Spannort (3198m). Die Verhältnisse im Fussaufstieg würde ich zurzeit als sehr gut bezeichnen: Die Route ist durchgehend und richtig angespurt und der Fels trocken. Trotzdem, die Schwierigkeiten für einen Skiberg sind erheblich. Stellenweise sind die Schneefelder äusserst steil und verzeihen keinen Rutscher. In den Kletterpassagen erreicht man eine gute II+, vor allem im zweiten und längsten Felsriegel. Abseilstellen sind überall eingerichtet, wovon ich auf dem Rückweg Gebrauch mache (als Halteseil), nachdem ich das schwere 50m-Teil schon stundenlang mitgeschleppt habe... Für mich wär's heute knapp ohne gegangen, ideal wären 25m Reepschnur.

Zurück im Joch probiere ich höheneffizient Richtung Chüefadpass (2912m) zu traversieren. Bei sehr sicheren Bedingungen wie heute kann man das machen. Aber es ist recht mühselig und dürfte kaum Zeit einsparen, also besser den kleinen Umweg via Kessel in Kauf nehmen. Die Abfahrt über den Chüefadfirn erweist sich als vielleicht beste der letzten Wochen - wobei man sich mittlerweile mit wenig zufrieden gibt. Aber die süd- und südostexponierten Hänge konnten gut auffirnen (es ist kurz vor 14 Uhr) und so geht's übers weichen Sulz bis zur Wissgand runter. Wichtig: Unterhalb vom Juzfadstock sind die Hänge über 40° steil, im Frühling also bitte früh dran sein. Auf der Sustenpassstrasse verschluckt mich der Winterschatten und fünf Minuten später hat das aufregende Spannort-Abenteuer seinen Abschluss gefunden.  

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. Februar 2020 um 20:36
immer wieder super (anspruchsvoll) - und mit tollen Fotos angereichert, deine mir unnahbaren Touren; Bravo

lg Felix

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Februar 2020 um 22:42
Danke, Felix. Ich bewundere dagegen die Muse auf Deinen Touren. Da will ich auch mal hin.


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