Little Patagonia - Gross Spannort


Publiziert von danski , 25. April 2017 um 21:34.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:24 April 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Gorezmettlen - Rossplangg - Juzfad - Rossfirn - Chüefadpass - Spannortjoch - Spannort; Abfahrt via Chüefadfirn

Endlich durften wir uns auch wieder einmal an einem (Halb-) Feiertag, in deren Genuss nicht mal die katholischen Kantone kommen, erfreuen: Dem "Bögg"-Tag. Klar wollten auch wir es krachen lassen. Natürlich nicht um den Winter zu vertreiben, ganz im Gegenteil, um ihn zu zelebrieren! Wo ginge das besser als in "little Patagonia" mit seinem höchsten Gipfel, dem Spannort?

Eigentlich sah der Plan ein paar steile NE-Flanken im Sustengebiet vor, aber nachdem wir bereits am Samstag am Rorspitzli eine volle Ladung NW-Wind erwischt hatten, erschien uns dieser Plan etwas zu heikel. Da wir aber dank unserem Traumtag am Rorspitzli den ausgezeichneten Verhältnisse im Meiental sicher sein durften, fiel die Wahl auf ein Gipfelziel in dieser Top-Gegend. Eine perfekte Gelegenheit um dem Spannort unsere Ehre zu erweisen. Wir starten um 06:10 von Gorezmettlen. Der Schnee ist in diesen Höhenlagen selbst nach der letzten ergiebigen Niederschlagsperiode bereits wieder Mangelware. Kurz vor Altboden rutschen wir mit Skis abwechselnd über Schneereste und frühlingserwachende Wiesen. In der Rossplangg liegt noch genug Schnee. Hartgefroren aber immer noch komfortabel ohne Harscheisen gewinnen wir rasch Höhe. Etwas mühsam sind alte Abfahrtsspuren und Lawinenschneereste. Bei Juzfad bewegen wir uns über gewaltige Mengen aufgestauten Lawinenschnees. Wir wundern uns, wo dieser wohl seinen Ursprung hat. Erst nach dem sich die Südflanke des Chli Spannorts in ihrer ganzen Breite vor uns aufspannt, löst sich das Rätsel. Wie entlang einer Naht haben sich die Schneemassen exakt unterhalb der senkrechten Felsen auf einer Breite von fast einem Kilometer gelöst. Auf seiner gesamten Breite ist der Rossfirn meterhoch von Lawinenschnee bedeckt. Ziemlich eindrücklich! Das Wintertürmli lassen wir rechts liegen, als uns gleichzeitig ein älterer, aber anscheinend flinker Einzelgänger links liegen lässt und zielstrebig dem Spannortjoch entgegeneilt. Die 100HM nordseitige Abfahrt vom Chüefadpass lassen wir uns nicht entgehen und fellen kurzerhand ab. Es ist es wert! Ebenso rasch überschreiten wir das Spannortjoch, wo uns der Einzelgänger wieder begegnet. Zu viel Schnee läge in der Flanke und die vorhandenen Spuren hörten bald auf. Recht hat er, aber wir wollen es nach etwas Beratung nicht unversucht lassen. Ein weiteres Zweierteam ist uns gefolgt, und scheint sich an unserer Entscheidung zu orientieren. Schon die ersten Höhenmeter mit noch vorhandenen Spuren sind steil und exponiert. Vor der Traverse hinüber zum ersten Aufschwung in Form eines sehr steilen Felsspalts enden die Spuren. Ich spure beherzt hinüber. Der Schnee ist bereits recht weich und tief, doch beim "crack" sollte es erst richtig losgehen. Wühlend arbeite ich mich Tritt für Tritt höher. Hilfreich kann man sich am rechten Felsen hochdrücken. Bald bin ich oben und meine Freunde können etwas bequemer aber nicht weniger exponiert hochsteigen. Doch der 2. Aufschwung lässt nicht lange auf sich warten. Erst aus der Nähe entschlüsselt er sich. Ein paar exponierte Kletterzügen an verschneitem, aber gut strukturiertem Fels sind zu meistern, dann ist auch dieses Hindernis überwunden. Von nun an gehts in mehr oder weniger steilem, aber immer tiefem Schnee unablässig dem Gipfel entgegegen. Dieser ist nach wenig mehr als fünf Stunden erreicht. Wie es sich für einen markanten Gipfel dieses Kalibers gehört, ist das Panorama atemberaubend und die Tiefblicke schwindelerregend. Von Süden drücken immer wieder tiefe Wolken herüber, was zusätzlich für Spektakel sorgt. Wir gönnen uns eine ausgedehnte Pause und stärken uns für den nicht minder anspruchsvollen Abstieg.

Die Schneefelder in der oberen Hälfte sind naturgemäss rasch hinter uns gebracht. Bei der Kletterstelle haben unsere Vorgänger die Abseilstelle vom Schnee befreit, doch wir entscheiden uns für Abklettern, was gut und zügig funktioniert. Nach einer kurzen Verschnaufpause ist noch einmal Konzentration gefragt, um den finalen Abstieg zum Skidepot sicher bewältigen zu können. Auch hier läufts wie am Schnürchen und wir beglückwünschen uns nach der Ankunft beim Skidepot erneut. Das gröbste ist geschafft und der Rest der Tour dürfen wir als unsere Kernkompetenz bezeichnen: Skifahren! Der kurze und steil gespurte Gegenanstieg zum Chüefadpass fordert noch einmal die Lungen. Dann gehts endgültig nur noch hinunter. In grossen, schnellen Radien vernichten wir auf dem unverspurten Chüefadfirn Höhenmeter mit Stil. Der folgende Steilhang oberhalb Rotgand präsentiert sich noch nicht in besorgniserregendem Zustand, sprich er ist erst oberflächlich aufgesultz. Ein letztes Mal schmieren und schnitzen wir nach Lust und Laune Kurven in den Schnee, bevor es sumpfig wird und der nasse Schnee seine maximale Bremswirkung entfaltet. Ein kleines Bächlein leitet uns sicher auf den Talgrund, von wo es ohne Umwege in die legendäre "Bäsäbeiz" geht. Der Durst erhält etwas Linderung, doch der Hunger ist noch lange nicht gestillt. Am Gruonbach-Beach wirken wir dem mit "Chlöpfer" und Bratwurst bei beinahe-Badewetter entgegen. What a day!

Tourengänger: nprace, danski


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