Großer Rosskopf 2559m - Lonesome Rider


Publiziert von georgb , 3. Januar 2020 um 10:18.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 2 Januar 2020
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pragser Tal-St. Veit
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Niemand will mich an meinem Geburtstag begleiten, nur das Handy piepst ununterbrochen vor lauter Glückwunschnachrichten. So schalte ich auf stumm und ziehe los, um mit mir alleine das alte und das neue Lebensjahr zu feiern.
Die Weißlahne fehlt noch in meinem Skitourenbuch, dieser Klassiker steht schon lange an. So klassisch scheint sie aber nicht mehr zu sein, nur zwei alte Spuren ziehen durch die Pragser Wälder und ich als lonesome rider hinterher.
Der Windbruch hält sich in überraschenden Grenzen, hie und da liegt ein Bäumchen quer, aber ich komme auf meiner Vorgänger Spuren bestens durchs Unterholz. Bald öffnet sich die herrliche Weißlahne und ein riesiger Steilhang zieht hinauf zur winzigen Gamsscharte. Schon beginnt die erste Spitzkehre und sie wollen kein Ende nehmen. Es zieht sich gewaltig und das Gelände steilt kräftig auf, im ständigen Hin und Her gewinne ich mühsam Höhe.
Endlich ist der Übergang erreicht und die Morgensonne strahlt mir ins Geburtstagsgesicht. Der Blick öffnet sich auf die Pragser Dolomiten und nebenan lockt der Große Rosskopf mit noch mehr Panorama. Ich lege die Harscheisen an und quere mit schleppenden Schritten den letzten Hang zum Gipfelkreuz. Die Drei Zinnen und ein weiter Rundumblick belohnen meine Mühen, dafür bläst mir der Wind ungemütlich in die Kleider.
Für eine lange Feier halte ich mich nicht auf, felle ab und teste die Abfahrt nach Osten, hier soll es eine Variante geben. Vom Sommer her ist mir das Gelände gut bekannt und ich erinnere mich an einen knackigen Steilhang. So schwinge ich mit leichter Ungewissheit durch die windgepressten Platten dem abschüssigen Tälchen entgegen. Beim Blick in  die Tiefe rutscht mir das Herz kurz in die Hose, die ersten Meter sind extrem und hier braucht es stabile Verhältnisse. Behutsam quere ich in freundlichere Regionen und suche nach Pulverresten. Doch selbst in dem nordseitigen windgeschützten Kar ist der Schnee schon gepresst und lässt keine wahres Powderfeeling aufkommen.
Ein kurzer Abfaller bremst meinen Schwung und ich mogel mich durch eine Nische abwärts. Die Oberschenkel beginnen zu brennen, aber immerhin hält die Unterlage und ich surfe unbeschwert zurück auf meine Aufstiegsspur. Ich atme durch, diese Variante ist nur bedingt empfehlenswert und nur bei guten Verhältnissen vertretbar!?
In der Ferne grüßt mich ein anderer lonesome rider und schickt mir seinen Gruß. Aber außer dem Gamsbock treffe ich heute keine Lebewesen und so freue ich mich auf menschliche Gesellschaft und die Geburtstagspizza am Abend im Kreise der Liebsten. Auch ein einsamer Wanderer braucht eben gelegentlich herzerwärmende Gesellschaft ;-)

Tourengänger: georgb


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»