Nur keine Torheiten - Torkopf

Ein weiterer Übertrag aus dem handschriftlichen Tourenbuch. Eine spannende Tour, an die ich mich gerne erinnere. Leider ließ eine Gams dabei ihr Leben:


Es ist noch früh, als ich in Hinterriß losmarschiere. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor. Das Jahr ist schon weit fortgeschritten und die Tage sind merklich kürzer. Vielleicht sollte ich mit dem Garmin einmal einen Track aufnehmen ... Anleitung mal lesen.

Das Tortal ist eng, dunkel und kalt. Das Tortal ist so eng, dass ich einige GPS-Satelliten verliere. Plötzlich landet die aktuelle Position irgendwo in der Nöhe des Karwendelhauses. Mit Galileo soll das nicht mehr vorkommen. Zum Glück ne Papierkarte dabeigehabt.

Im Wald begegnen mir schon einige Gemsen. Aber die Gruppe, die über die Torscharte hoppelt, ist riesig. Bei 40 höre ich auf zu zählen, weil ich mich ohnehin verzählt habe. Ca. 20 Minuten später zähle ich die ersten drei Personen in der jetzt schon näherkommenden Torscharte, und zwei Büchsen! Wir kommen uns näher, die drei Burschen in Grün und ich, der bunte Wanderer. Man grüßt sich.

Die Torscharte habe ich schon längst erreicht. ich befinde mich schon hinter der größeren Mauer, die nordseitig umgangen wird. Da bricht ein Schuss und wird hunderfach an den nahen Felsen von Karwendelspitze und Torkopf hin- und her reflektiert. Kurz darauf noch einer. Dann wird es still im hinteren Tortal.

Die Momente der Stille auf dem Torkopf genieße ich. Die Torscharte, gut einsehbar von hier, ist bereits mit zahlreichen Herbstsonnenanbetern gefüllt. Am Torkopf ist man allein. Ihn schmückt ein kleines Kreuz und die grandiose Aussicht auf die Schönheiten des Karwendels. Eine fehlende Markierung und T4-Gelände halten die Massen zuverlässig ab.

Die Zeit des Rückweges bricht an. Ich bahne mir einen Weg durch die Menschenmenge. Der schattige Abstieg ins Rontal ist kurzweilig. Kurz vor der Alm überhole ich wieder die drei Männer in Grün, die zwei Büchsen und eine Gams an der Stange, die Beine nach oben...

Auf der Tafel am Wirtshaus in Hinterriß steht heute Gamsbraten!