Auf Erkundungstour in den Hintersteiner Bergen - Über den Schrecksee zum Giebelhaus


Publiziert von Grimbart , 18. November 2019 um 21:05.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:22 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1030 m
Strecke:ca. 15,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anreise mit PKW: Auf der A14 bis Abfahrt Bregenz-Weidach; Weiter auf der Langener Straße (L2 ab Staatsgrenze St 2001) nach Weiler i. Allgäu. Dort via L14 auf die B308 (Deutsche Alpenstraße) und via Oberstaufen, Immenstadt, Sonthofen nach Bad Hindelang. In Bad Hindelang auf die OA28 /Ostrachstraße und auf dieser weiter bis nach Hinterstein (großer Wanderparkplatz am Ortsende)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels, Gasthöfe in Bad Hindelang und Hinterstein.
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen Nr. BY 4 (Allgäuer Hochalpen / Hochvogel / Krottenkopf)

Auf diese Juli-Woche hatte ich mich schon länger gefreut. Endlich einmal eine Woche Zeit um meiner liebsten Freizeitbeschäftigung nachzugehen, dem Bergwandern. Zum Auftakt meines ersten Urlaubsblocks hatte ich mir eine „Schnupperrunde“ in den Gefilden des Hintersteiner Tals ausgesucht von der ich nicht so recht wusste, was mich im letzten Drittel erwarten würde. Als gesetzt galt bei meinen Planungen der Schrecksee. Doch wie erweitern, wenn man nicht auf gleichem Weg wieder ins Tal absteigen möchte? Der Jubiläumsweg ist naheliegend, doch für eine Tagestour ein wenig weit, wenn man ihn bis zum Prinz-Luitpold-Haus begehen will. Nach ein wenig stöbern in diversen Karten wurde ich auf eine beim Notländsattel abzweigende Abstiegsmöglichkeit zum Giebelhaus aufmerksam. Dessen Beschreibung im AV-Führer erschöpfte sich zu meinem Pech in einem Halbsatz: „Hierher auch vom Giebelhaus in der gleichen Zeit“. Gemeint war der Sattel im Süden des Rosskopfs. Eine weitergehende brauchbarere Beschreibung für den in freier Natur als „Notabstieg“ ausgewiesenen Steig fand sich hingegen nicht.

 

Da das Hintersteiner Tal für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist, geben die Fahrzeiten des Wanderbusses die Dauer einer Tagestour in diesem schönen Flecken vor. Zum Glück sind diese durchaus großzügig angelegt, so dass man nicht ein „Rennen“ gegen die Uhr zu führen braucht. Ganz außer Acht lassen sollte man sie aber auch nicht. Wer beim Zustieg zum Schrecksee Zeit sparen möchte, dem sei daher der Wanderbus bis zum E-Werk empfohlen. Immerhin lässt sich dadurch eine gute Stunde Gehzeit auf acht Minuten Fahrzeit verkürzen.

Nach einer bequemen Anfahrt bis zum E-Werk bei Auele, geht’s dafür auch gleich zur Sache. Zunächst noch über Alpweiden aufsteigend, zieht ein recht steiniger und steiler Fußweg durch den Wald hoch bis zum Speichersee des Kraftwerks. An diesem rechts vorbei öffnet sich nach einem kurzen Wald-Intermezzo endlich das Tal und die Weideböden der Taufersalpe liegen einem zu Füßen. Über diese auf die Steilstufe im Talschluss zuhaltend, bietet sich ein an deren Fuß gelegener Boden für eine erste Rast an.

Von diesem Boden nach Süden durch ein Latschenfeld gute 100 Höhenmeter aufsteigend, dreht der Steig anschließend nach Osten ab und quert unterhalb von Schrofen hinüber an die Steilflanken des Kugelhorns. Dort angelangt lässt sich nun eine Schrofenstufe recht einfach auf einem ruppigen Weg überwinden. Die vorhandenen Drahtseilsicherungen sind wohl dem Umstand geschuldet, dass der malerisch gelegene Schrecksee ein begehrtes Ziel darstellt. Wirklich erforderlich sind sie mE aber nicht, da der Weg stets breit und trotz seines steinigen Charakters gut zu begehen ist. Nach der Schrofenstufe geht’s dann schließlich ohne weitere Hindernisse zwischen Latschen gemütlich hinauf zur Karschwelle. Von dort rechts ausholend hinab in eine Mulde und noch einmal über eine Stufe hoch, blickt man endlich auf den Schrecksee, der ob seiner herrlichen Lage so gar nichts schreckhaftes an sich hat.

Ob man den Schrecksee nun Rechts oder Links herum umrunden oder doch gleich zum Jubiläumsweg hochsteigen möchte ist wohl eine Geschmackssache. Da man zum Jubiläumsweg auch noch später aufsteigen kann, sollte man sich aber die „Uferpromenade“ keinesfalls entgehen lassen. Die kurze Variante führt dabei entlang des östlichen Ufers auf die Südseite. Dort wendet sich der Pfad dann auch allmählich vom Ufer ab und zieht hinauf zu einem feuchten Boden. Den Feuchtwiesen rechts herum ausweichend, erreicht man bereits wenig später den Jubiläumsweg. Auf diesem nun an die Grasflanken des Lahnerkopfs heran, geht’s anschließend im Zick-Zack durch das Kar hinauf zu den welligen Böden der Lahnerscharte.

Über die Staatsgrenze hinweg besticht im Süden die wohlgeformte Pyramide des Hochvogels. Auf diesen zuhaltend, folgt man nun dem hoch über dem Schwarzwassertal wundervoll angelegten Jubiläumsweg. Von der Scharte hinunter zu einer Weggabelung gilt es kurz darauf über ein paar Schrofen abzusteigen. Danach leitet der Weg um die SO-Rippe des Lahnerkopfs herum in das Mitterkar. Auf schottrigem Weg dieses auslaufend führt im Anschluss der Höhenweg entlang der Ostflanke der Schänzlespitze hinüber in eine kleine Karmulde mit dem Namen „Im Schänzle“. An dessen oberen Rand entlang quert man nun unter dem Schänzlekopf hindurch vor bis zu dessen Südsporn.

Um die Ecke herum wartet nun eine anregende, drahtseilversicherte Querung durch die zerfurchten Südabstürze des Schänzlekopfs. Ausgesetzt führt der Jubiläumsweg entlang eines Felsbandes an eine Schuttrinne heran, dessen Querung die anspruchsvollste Passage auf diesem Abschnitt darstellt. Danach wird es wieder gemütlicher. In leichtem Auf und Ab, mal über Bergwiesen, mal zwischen Latschen schlendert man nun in aller Ruhe hinüber zu den welligen Böden an der Notländ. Links um eine Anhöhe herum erblickt man kurz darauf bei einer Weggabelung einen Wegweiser, der auf den Notabstieg zum Giebelhaus aufmerksam macht.

Holzpfähle und eine schwache Pfadspur leiten einen – vorbei an ein paar Tümpeln – sicher durch das kupierte Gelände der Notländ an eine Blockhalde heran. Diese rechts passierend geht’s im Anschluss in Kehren durch ein Latschenfeld hinab in eine kleine Wiesenmulde. Hier dreht der Steig nun nach Westen ab und hält auf die schroffen Ausläufer des Sattelkopf Nordgrats zu. Eine wilde von Unwettern in Mitleidenschaft gezogene Bachrunse (T3+) vermag dabei gleich zu Beginn ein paar Rätsel aufzugeben: Wo ist der Weg denn nur geblieben? Ein Steig führt hinein, eine Fortsetzung lässt sich auch erblicken, doch dazwischen da Klaft ein großes Loch. Also nix wie in die Hände gespuckt und vorsichtig über Schutt in den Schlund der Runse. Über loses Geröll, Schutt und Blockwerk zur „rettenden“ Fortsetzung kraxelnd, ist man froh, dass man nicht wegen einem aufziehenden Unwetter den „Notabstieg“ zum Giebelhaus gewählt hat.

Nach der Runse findet man jedenfalls wieder einen gut erhaltenen Steig vor, der entlang der von Latschen und Geröll durchsetzten Steilflanke hinüber in ein Weidekar führt. Dieses auslaufend und um eine Bergschulter herum, steuert man wenig später auf den Wiesensattel südlich des Rosskopfs zu. Hier findet sich dann auch wieder ein Wegweiser, der auf die Fortsetzung des Notabstiegs (bzw. des Erzbergstiegs) aufmerksam macht. Man folgt nun nicht dem breiten Weg zur nahen Sattelhütte, sondern visiert einen tiefer gelegenen, parallel verlaufenden Pfad an. Zu diesem mehr oder weniger weglos über die saftige Bergwiese absteigend geht’s anschließend in zahlreichen Kehren durch das Weidekar bergab bis zu einem Bacheinschnitt.

Nun nahezu eben über offene Flächen direkt nach Westen und in Kehren durch einen Waldgürtel hinunter zu einer weiteren Lichtung. Über diese hinweg dreht der Steig schließlich nach Süden ab und führt durch abschüssiges Waldgelände hinab ins Bärgündeletal. Je tiefer man kommt, desto mehr muss man sich im Abstieg mit dem oft hüfthohen Pflanzenbewuchs herumschlagen. Dieser Umstand sorgt auch dafür, dass von unten der Einstieg nur schwer zu finden ist. Aus dem Wald heraus führt die Spur jedenfalls direkt über eine Wiese hinunter zu einem Fahrweg. Diesem nach Süden folgend, stößt man nach zwei Kehren endlich auf den Güterweg der ins Bärgündele hineinführt. Die Zivilisation bzw. das Giebelhaus ist nun nicht mehr weit, wenn man dem Güterweg talaus folgt.

 

Gehzeiten:

Hintersteiner Tal, E-Werk – Taufersalpe (ca. 1' 00'') – Schrecksee (ca. 1' 25'') – Lahnerscharte (ca. 35'') – Im Schänzle (ca. 45'') – Notländsattel (ca. 35'') – Sattel, Roßkopf (ca. 45'') – Saubachtal, Erzbergstieg – Bärgündeletal, Fahrweg (ca. 1' 20'') – Giebelhaus (ca. 10'')


Tourengänger: Grimbart


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