Ovčín, Košťál a Boreč (Wowczin, Kostial und Boretzer Berg)


Publiziert von lainari , 30. Oktober 2019 um 20:47.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:20 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus (DÚK, linka 663) nach Vchynice
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 10 České středohoří západ

Eine Nebelepisode im Böhmischen Mittelgebirge
 
Der Querschnitt aller betrachteten Wetterprognosen sah einen trockenen Tag mit wechselnder Bewölkung und etwa 6 Sonnenstunden voraus. Somit war der Plan gefasst, meine freien Tage mit einer Wandertour abzuschließen. Am zunächst klaren Morgen machte ich mich auf den Weg ins nahe České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Bereits auf dem Erzgebirgskamm wurde ich von dichtem aufliegendem Hochnebel überrascht, später in den Tallagen kam noch Bodennebel hinzu. Im Glauben an eine vormittägliche Wetterbesserung fuhr ich trotz allem zum geplanten Startpunkt nach Vchynice (Wchinitz). Das kleine, heute unscheinbare Örtchen verdient eine genauere historische Betrachtung.
Es entstand vermutlich im 13. Jh. im Umfeld eines Festen Hauses der Ritter Vchynský z Vchynic. Diese vergrößerten ihren Besitz und schafften mit einigen Tricks und Kniffen den Aufstieg in den Hochadel, wobei etwa ab dem Dreißigjährigen Krieg der Name Kinští z Vchynic a Tetova (Kinsky von Wchinitz und Tettau) gebräuchlich war. Die Familie überdauerte bis heute, eine prominente Angehörige ist beispielsweise die Fürstin Maria von Liechtenstein, eine geborene Kinsky von Wchinitz und Tettau. Vor Ort sind jedoch keine Spuren des ursprünglichen Adelssitzes mehr erhalten.
Ich parkte am Dorfplatz und startete auf dem grün markierten Wanderweg bergwärts. Ein steiler Anstieg brachte mich nach Radostice (Radositz). Dahinter ging es in den Wald hinein. Das Wetter war trübe aber noch herrschten gute Sichtbedingungen. Nach einer Weile bog ich nach rechts auf einen markierten Stichweg ab und erklomm den Berg Ovčín (Wawčin/Woftschin/Wowczin in einem guten dutzend Schreibweisen). Oben lagen die feuchten Wolken auf und es zog unangenehm. Ich hielt mich nicht lange auf und kehrte zum Hauptweg zurück. Der führte im weiteren Verlauf zum Fuße des Košťál/Košťálov. Ein rot markierter Stichweg leitete mich hinauf auf den Berg, der die Reste der hrad Košťálov (Burg Kostial) trägt.
Der Erbauer der Burg ist unbekannt, eine erste urkundliche Erwähnung nennt 1372 den Burggrafen Aleš mladší ze Slavětína als Inhaber. Später gelangte die Burg an die Familie Kaplíř ze Sulevic (Cappleri de Sulewicz/Kaplir zu Sulewicz). 1609 wurde das nunmehr ungenutzte Bauwerk an Adam z Vchynic verkauft. Bis heute haben sich Reste des Hauptgebäudes der Oberburg erhalten, die Unterburg ist im Laufe der Jahre vollständig abgetragen worden.

Nach einer kurzen Pause lief ich wieder zum Hauptweg hinunter. Mittlerweile wurden die Nebelwolken auf den Boden gedrückt. In Waldpassagen war dies nicht allzu dramatisch aber im Offenland führte dies zu Orientierungsverlust. Feuchtigkeit kondensierte an Bäumen und Sträuchern und tropfte zu Boden. Eine Zeit lang war ich vom Fuß des Burgberges aus einer gelben Markierung gefolgt, die ich nun geradeaus verließ. Dann bog ich einmal nach rechts und wollte die Berge Holý vrch und Sutomský vrch überschreiten. Obwohl ich nur 170 m vom Gipfel des ersteren Berges entfernt war, sah ich einfach nichts mehr. Sicherheitshalber bog ich nochmals nach rechts und traf im Wald wieder auf den gelb markierten Weg. Den nutze ich nun bis Boreč (Boretz). Am Ortsrand bog ich unmarkiert nach links und kürzte so bis zum grünen Gipfelzugang ab. Auf der Leeseite des gleichnamigen Berges war es etwas sichtiger. Ein Lehrpfad (grüner Schrägstrich) wies den Weg auf den Gipfel des Boreč - vrchol (Kahler Berg/Boretzer Berg). Einen TP oder eine Markierungsstange fand ich nicht, dafür aber drei der hier vorkommenden Warmluftaustritte. Am letzten davon wärmte ich mich etwas auf, bevor ich von lästigen Hirschläusen vertrieben wurde. Wegen bisher weniger Frostnächte in diesem Herbst sind diese noch recht aktiv. Der Lehrpfad führte auf der anderen Seite hinunter nach Režný Újezd (Reschni Aujest/Režny Aujezd). Der Ortsname Újezd ist einer der häufigsten in Tschechien und geht auf einen alten slawischen Rechtstitel - die Inbesitznahme durch einen Umritt - zurück. Bis zur Kleinsiedlung Struženka (Strohschänke) nutzte ich einen gelb markierten Weg. Eine kreuzende blaue Markierung leitete mich ab hier entlang der Fahrstraße zurück nach Vchynice. Die von mir herbeigesehnte Hochnebelauflösung gab es nicht, die Sonne zeigte sich an diesem Tag somit hier nicht mehr.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 30 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist größtenteils als Wanderweg markiert und mit T1 zu bewerten. Die Bergzugänge sind abweichend als T2 einzuschätzen.

Tourengänger: lainari


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