Auf 8-9 Gipfeln rund um das Berwanger Älpeletal


Publiziert von Nyn , 29. Oktober 2019 um 11:38.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:27 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:17 km

GEBOTEN
Ein vielleicht letzter warmer "Sonne-Pur"-Tag, mit etwa 12h Helligkeit
GESUCHT
Ein lange, ein wenig anspruchsvolle, aussichtsreiche, vielseitige, spannende (Rund)Tour
ANGEBOTE
1 Rätikon/Malbun/Ochsenkopf-Überschreitung
Die Schweiz wäre mal was Anderes, Malbun liegt auch recht hoch - aber ich habe weder eine Plakette, noch bin ich ein Pickerl-Fan, die Anfahrt wäre dann wohl ziemlich mühsam. Ein anderes Mal!
2 Oberstdorf/Schattenberggrat über die Hüttenköpfe zum Zeiger und weiter über die Seeköpfe (und weiter?) mit Abstieg ins Oytal. Für die Kürze des Tags wohl zu lang, da ich lieber die kompletten Ü bis zum Laufbacher Eck machen würde. >Auf die To-Do-Liste

3 und meine Wahl: Lechtal/Umgebung von Berwang
Diese Ecke hat es mir bereits eine geraume Weile angetan. Stehen doch moderate Gipfel mit Steiganlagen direkt neben einsamen schroffen Berggestalten, die kaum besucht werden. Es gibt Gras, Steilgras, Schrofen, Bruch, Latschen und diverse unbekanntere Anstiege mit meist nur mäßig schwieriger Kletterei.

Bergansichten, AVF- und andere Routenbeschreibungen, sowie Bilder eigener Touren in der Gegend machen mich heiß für eine Gratüberschreitung im Bereich des Älpeletals (bei Berwang). Dem Kamp will ich immer schonmal aufs Haupt steigen. Die Suwaldspitzen sah ich erst letzte Woche von Gegenüber - sie sollen mit dem n. davon liegenden Höniggrat eine wunderschöne Grattour bieten. Den Roten Stein hatte ich bereits 2018 über das Älpeletal bestiegen - allerdings gefiel mir der dortige Talweg eher wenig (ziemlich matschig).

Wie wäre es denn, das alles irgendwie zusammen zu kombinieren? Geht das?
JA! Es geht! Und zwar so:

AP: Bei der Alpe Lähn zwischen Bichelbach und Berwang

KAMP
Den Kamp besteige ich über den NO-Grat. Das wird ein wenig spannend, weil dieser an für sich logische Anstieg bisher keine Sommerbeschreibung hat. (zumindest habe ich keine gefunden). Die zu erwartende Hangneigung entspricht in etwa derjenigen der Westflanke, bekommt aber im Gegensatz zu jener ganz früh Sonne - weshalb das Gras recht schnell trocken sein dürfte (das war es auch). Zudem führt ein Forstweg ab der Lähner Alm an den Ansatz des Grates.
Ab dessen Ende steige ich kurz nach Hellwerden weglos zuerst durch Steilwald hinauf, oben folgt gemischtes Gelände, Wald, Gras, Schrofen, dann zuletzt nur noch über wechselnd steiles Gras entlang des eigentlichen Grats. Fast überall sehe ich Gamsen und benutze auch deren Spuren, sie führen u.a. durch den in der Mitte des Grates etwas sperrenden Latschengürtel. Die Hangneigung schwankt um 35 Grad. Das Gras ist dank der Gamsspuren überwiegend gut zu gehen, allerdings schon sehr ausgetrocknet, so daß ich unten wonochmöglich lieber im Wald als im Steilgras (weiter sö wäre das auch machbar) aufsteige.

ROTER STEIN
Den Roten Stein begehe ich im unteren Teil via NW-Grat. Die Umgehung der Latschen nach dem Sattele 1925m ist recht einfach, die Kletterei wenig rechts oder am Grat darauf ist ebenfalls leichter als von unten erwartet, stellenweise jedoch brüchig. Ab der Verflachung will ich hinüber zum Normalweg bei P. 2100. Die anfängliche spärliche Steigspur verlier/e/t s/ich etwas in der Mitte der Querung. Die weitere Traverse erwische ich im zweiten Teil leider auch noch etwas zu hoch, was mir einiges unschöne Geeire in splittrig abschüssigem Mergelgelände einhandelt. Der "Rest" über den Normalweg ist einfacher, aber ein relativ mühsamer Schinder zum dafür grandios aussichtigen Gipfel, der als Einziger heute recht gut besucht ist.

STEINMANDLSPITZE
Der direkte Übergang ab Roter Stein soll fürchterlich brüchig und richtig gefährlich sein. Wenn ich nicht alleine wäre, würde ich es vielleicht trotzdem versuchen, aber etliche der Begeher raten sicher nicht ohne Grund dringend ab.
Also steige ich vom Roten Stein über den teils (superneue dicke Drahtseile) versicherten Steig nach Osten ab, auf etwa 2150 m Höhe verlasse ich den Weg südlich und es geht über einen kleinen Sattel vor dem Stierköpfl (2181m) einige Meter hinab und hinüber ins Lacknerkar. Über die den O-Grat der Steinmandlspitze n. begleitende Rasen- und Schrofenrampe, die sehr gut einzusehen ist, steige ich weglos, zwar recht steil, aber meist gut gestuft hinauf zum Gipfelgrat und dem einsamen Gipfelkreuz mit tollem Blick auf den Verbindungsgrat zum Roten Stein und die selten besuchten s. anschließenden Berge.

SUWALDSPITZEN, HOHER SCHROFEN
Ich folge dem weglosen Abstieg über den Westkamm der Steinmandlspitze. Ich finde einige wenige stark verwaschene Markierungen, die die Richtung bestätigen, eher zufällig. Bei guter Sicht ist die Route aber ziemlich eindeutig. Ich halte mich zuweilen mehr am Grat, mal mehr in der südl., (steil-)grasigen Flanke, wie es das Gelände eben vorgibt. Ich traversiere die kaum sich vom Grat absetzende Gröbenspitze und erreiche bald die tiefste Einsattelung im Verbindungsgrat. Dann tänzle ich über etliche schroffe latschenbewachsene Köpfle (teils bis II, ziemlich ausgesetzt!,  - auch sdl. umgehbar, dann deutlich leichter) hinüber Richtung Hintere Suwaldspitze; nur den allerletzten, stark zugewachsene Teil schenke ich mir und besteige den Hochpunkt von Süden her. Ein netter Abstecher zum Hohen Schrofen bietet eindrückliche Tiefblick ins Rotlechtal, bevor ich mich mit der Traverse zum Gipfel der Vorderen Suwaldspitze dem gemütlicheren Teil meiner Runde zuwende.

SONNBERGSATTEL, JOCH, HÖNIG
Der Abstieg von der Vorderen Suwaldspitze ist wohl auf mehreren Varianten möglich. Ich wähle den Westrücken, bis ich mit einem kurzen Schlenker nach SW über wenig ausgeprägte Spuren auf die NW-Seite wechseln kann. So vermeide ich die Latschen am Nordgrat. Über Steilgras absteigend und querend geht es dann bald zu dem recht deutlichen Trampelpfad der zuerst noch unterhalb des Grates, dann auf diesem und durch herrliches Gelände vollends zum Sonnbergsattel führt. Die weitere Gratwanderung über das Joch zum Hönig entlang des guten Steigs führt über Gras, ist fast eben und unschwierig.

ABSTIEG
Auf dem Hönig verweile ich noch ein wenig, um die Stimmung zu genießen. Da die Bauarbeiten an den Lawinensicherugen heute ruhen, steige ich über den (sonst noch gesperrten) nö. führenden Steig abwärts. Der Weg ist fast durchgehend renoviert und führt in vielen Serpentinen bis zum Beginn einer Forststraße auf ca. 1500m, die mich hinab ins Tal vor Gröben leitet. Auf dem Forstweg wird es zusehends und kurz vor dem Tal leider schon so dunkel, daß ich den unausgeprägten Abzweig zum Weg direkt am Älpelebach nicht finde und notgedrungen über Gröben und mit einen Schlenker zum Südende von Berwang, schließlich die letzten paar Minuten schon mit der Stirnlampe zum AP nahe der Lähner Alpe zurücklaufe. Punktlandung! 18 Uhr! Stockdunkel.

FAZIT
Wer eigene Wegsuche, steiles Gras, Schrofen, etwas Bruch und Latschen, sowie leichte bis mäßig schwierige Kletterstellen nicht scheut und eine gute Portion Kondition und trockenes, sichtiges Wetter mitbringt, dem sei diese Runde von mir wärmstens empfohlen. Die technischen Schwierigkeiten belaufen sich in meiner Kombination auf etwa T5/II-. Etliche kürzere oder abkürzende Varianten sind möglich. Z.B. ein Abstieg vom Kamp ins Älpeletal, vom Roten Stein zum Bichelbächler Jöchle oder andere Zu- und Abstiege zum/vom Suwaldgrat. Wer es noch schwerer mag, schaut sich Nics Bericht an. Den direkten Übergang vom Roten Stein zur Steinmandlspitze besser meiden.

Viel Spaß beim Tüfteln wünscht euch der "Nyn" 




 

Tourengänger: Nyn


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Kommentare (2)


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hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 29. Oktober 2019 um 14:00
Schöne Bilder von einer schönen Runde, die ich mir in ähnlicher Form für diesen herrlichen Tag auch überlegt hatte. Dann hat mich aber ein fieser Virus niedergestreckt. Das war's wohl mit dem schönen Wetter. Heul!

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 00:04
Ja, ich hatte wirklich Glück mit dem Wetter die letzten Wochen und konnte einige sehr schöne Überschreitungen machen. Ob dieses Jahr noch was Kurzes, Südseitiges geht? - Nun, man weiss nie^^
Hannes, ich wünsche gute Besserung.


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