Das Steinejoch


Publiziert von Margit , 16. Oktober 2019 um 20:33.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:20 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:18,3
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Postauto oder Taxi zur Rosswald Talstation. Mit Gondelbahn auf den Rosswald
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s. o.
Kartennummer:Visp, Rotten-Verlag, 1:25000

Eigentlich sollte diese Tour ja "Rosswald - Steinejoch - Heiligkreuz" heissen.... aber dazu später mehr.

Wir starten auf dem Rosswald bei Traumwetter, strahlend blauer Himmel. Nur auf Höhe des Simplonpasses hängt eine dicke Wolke, die sich den ganzen Tag nicht auflösen wird.
Am Parkplatz gehen wir nach rechts in Richtung Stafel und folgen so dem Simplon-Höhenweg. Wir blicken hinauf zum Saflischpass, den wir letztes Jahr überschritten haben. Kurz hinter Stafel quert der Weg den Mischibach und macht eine 180-Grad-Wende. Nun geht es den Hang hinauf und bald erreichen wir eine Weggabelung. Wir nehmen den oberen Weg, bleiben also auf dem Simplon-Höhenweg. Diesem folgen wir bis zu der Stelle, an der er abzufallen beginnt. Genau dort gehen wir nach halb links und steigen über eine grasige Rampe und dann weiter hoch (insgesamt ca. 300 m), bis wir auf eine Wegspur treffen, die ins Steinutal hineinführt. Allerdings haben wir diese Rampe erst im 2. Anlauf gefunden. Zunächst waren wir weitergelaufen und dabei abgestiegen, bis dies uns merkwürdig vorkam und uns zum Umkehren veranlasste - also besser gleich gut schauen ;-) Der gps-Track ist angepasst.

Der Wegspur, die sich gut begehen lässt, folgen wir nun ca. 2 km taleinwärts. Vor uns breitet sich das Steinutal in seiner wilden, kargen Schönheit aus. Der höchste Punkt unserer Tour, das Steinujoch, ist noch recht weit entfernt. Es wird eingerahmt vom Rothorn zur Linken und dem Hillehorn zur Rechten. Dann verliert sich die Spur und nun heisst es, sich im weglosen Gelände - steiniger Untergrund mit etwas Grün dazwischen - eine halbwegs optimale Route zu suchen. Wir peilen die zuhinterst gelegene Moräne an. An dieser wollen wir links vorbei aufsteigen.Gesagt und schließlich auch getan, nach steilem Anstieg sind wir auf Höhe des Moränenkamms. Dahinter finden wir ein Altschneefeld mit viel Schmelzwasser vor. Und weiter geht's im bereits bekannten steinig-grasigen Gelände. Das Bortelhorn rechts von uns erscheint nun zum Greifen nah.
Der Anstieg zieht sich ganz schön und so machen wir erst mal eine kurze Verschnauf- und Verpflegungspause, bevor wir das letzte Stück aufwärts angehen. Schließlich lassen wir das letzte Grün hinter uns und erreichen den Fuß der Blockhalde. In einigem Hin und Her steigen wir über zahllose Steine - was auch sonst - hinauf.
Oben angekommen, stockt uns erst mal der Atem. Was ist das? Auf der Gegenseite des Jochs breitet sich über den gesamten Hang ein steiles Schneefeld ca. 200 bis 300 m in die Tiefe aus. Damit hatten wir zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr gerechnet. Vielmehr hatten wir einen Geröllhang ähnlich dem auf unserer Aufstiegsseite erwartet. Es ist jedoch kein Abstieg ohne längeren Schneekontakt möglich und der Schnee ist auch noch recht fest - es ist die Nord-Ost-Seite.
Da wir keine Grödel dabei haben, wollen wir diesen Abstieg nicht wagen. Ein Ausrutscher könnte fatale Folgen haben und zu einem langen Abrutschen in die Tiefe führen.
So fällt die Entscheidung, wieder in Richtung Rosswald abzusteigen. Etwas verärgert stelle ich im Nachhinein fest, dass wir im Eifer des Gefechts gar kein richtiges Foto des Schneefeldes gemacht haben...

Mit der guten Übersicht von oben fällt die Routenwahl im Abstieg leichter. Wir halten wieder auf die bereits vom Hinweg bekannte Moräne zu und steigen über den Kamm ab - dies wäre auch eine günstige Variante für den Aufstieg. Im weiteren Verlauf halten wir uns zunächst etwas tiefer als im Aufstieg. Dann erreichen wir wieder die auf dem Hinweg begangen, am Hang entlang verlaufende Spur. Dieser folgen wir, bis wir auf den Simplon-Höhenweg treffen, diesmal an einer Stelle, die etwas näher zum Rosswald liegt als unser Abzweig am Vormittag - die eindeutig bessere Variante, sicher auch für den Aufstieg. Dem Simplon-Höhenweg folgen wir bis auf den Rosswald. Mit Erstaunen stellen wir fest, dass die Wolke, die wir morgens am Simplonpass beobachtet haben, sich immer noch dort befindet.
Zu unserem Ärger kommen wir 2 Minuten zu spät, um die letzte Bahn zu erreichen. Diese fährt - mitten in der schönsten Wandersaison - bereits um 18:05 Uhr!. Da ja eigentlich ein Abstieg ins Binntal und die Rückfahrt mit Postauto und Zug nach Brig geplant war, hatten wir uns natürlich nicht mit den Fahrzeiten der Rosswaldbahn am Nachmittag / Abend befasst. Pech!
Nach der langen Tour haben wir keine Lust mehr auf einen Fußabstieg zur Talstation. Also bleibt nur noch eine (teure) Taxifahrt abwärts. Die Wartezeit verbringen wir auf der Terrasse der Gaststätte am Parkplatz.
Ich weiss nicht, wann wir das letzte Mal so schnell jeweils 2 Panach geleert haben ;-)

Fazit:
Wer eine längere weglose Passage mit steilen Anstiegen nicht scheut und Block-/Geröllhalden mag, erlebt eine außergewöhnliche, einsame Wanderung in einer großartigen, alpinen Landschaft. Nach Verlassen des Simplon-Höhenwegs haben wir den ganzen Tag niemanden mehr getroffen.
 

Tourengänger: Margit


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

rojosuiza hat gesagt: Glückwunsch
Gesendet am 10. November 2019 um 14:44
Glückwunsch zum Steinejoch. Es freut mich, dass es Euch gefallen hat. Die Überschreitung wäre Euch gewiss auch gelungen - und das kleine 'Gärtlein' weiter unten am Rossboden ist wirklich einen Besuch wert...

Margit hat gesagt: RE:Glückwunsch
Gesendet am 11. November 2019 um 08:07
Danke! Wir waren halt lieber vorsichtig und auch so war es - wie gesagt - eine sehr eindrückliche Tour.


Kommentar hinzufügen»