Bödenknoten 2668m - Muss man gesehen haben oder auch nicht


Publiziert von georgb , 24. September 2019 um 06:46.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:22 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Misurina-Auronzohütte
Kartennummer:tabacco Sextener Dolomiten

Josi war noch nie in den Sextner Dolomiten, das können wir so nicht lassen, das berühmte Zinnenpanorama muss man einfach gesehen haben! Die klassische Dreizinnenrunde ist uns allerdings zu fad und zu überlaufen, deshalb wählen wir eine Variante. Trotzdem zahlen wir die 30 Euro und parken an der Auronzohütte, alle anderen Zustiege sind uns heute zu weit, schließlich wollen wir vor allem das Beisammensein und die Blicke genießen.
An der Lavaredohütte verlassen wir den mainstream und zweigen nach Osten ab zu den Laghi di Cengia. Hier geht es deutlich ruhiger zu und schon kommen mir Flausen in den Kopf. Ich sichte einen Steig, der direkt hinauf zu den Bödenknoten zieht und damit steht mein Ziel fest. Die Damen haben keine Lust auf Experimente, aber Josi ist sofort infiziert und folgt mir ohne Zögern ins Ungewisse.
Wir queren auf der schwachen Steigspur hinauf, kreuzen den markierten Weg von der Gamsscharte und steigen umgehend weiter bergan. Die Spur verliert sich, seit den Kriegszeiten bewegt sich hier niemand mehr und bald wird das Gelände ungemütlicher. Josi beginnt seine Entscheidung zu bereuen, quält sich aber tapfer mit mir durch das haltlose felsdurchsetzte Geröll bis unter den Bödenknoten.
Vom Büllelejoch nähern sich unsere besseren Hälften, Josi hat Sehnsucht und verweigert jeden weiteren Schritt weiter mit mir ;-) So muss ich mich von der Gruppe absondern und alleine den Bödenknoten inspizieren. Während die anderen zur Büllelejochhütte wandern, steige ich an den Stellungen vorbei auf der Nordseite weiter, vielleicht gibt es hier einen Zustieg zum Gipfel!? Tatsächlich taucht in der Wand ein rostiger Haken aus dem ersten Weltkrieg auf und eine Felsrippe zieht hinauf, das muss ich mir ansehen. Schon hänge ich in der Wand und ziehe mich vorsichtig hinauf. Im Zweiergelände geht es weiter, aber die Bänder sind mit losem Schotter übersäht und die Tritte müssen äußerst bedacht gesetzt werden. Der nächste Eisenstift gibt die Richtung vor, im Zickzack gewinne ich schnell Höhe und nach ein paar weiteren Griffen (II) stehe ich am Gipfel. Muss man ihn gesehen haben?
Ich knipse ein paar Fotos und wende mich umgehend wieder ab, bevor ich den Rückweg vergessen habe. Sehr behutsam bewege ich mich abwärts, prüfe die Steine und kletter in Zeitlupe ab. Die zwei alten Verankerungen sind wohl schonmal als Abseilpiste genutzt worden, stecken aber nicht mehr stabil und dienen kaum zum Festhalten! Doch ich komme auch ohne sie ordentlich wieder am Wandfuß an und schnaufe tief durch. Muss man den Bödenknoten wirklich gesehen haben, eher nicht!?
Unbedingt gesehen haben muss man hingegen die Dreizinnenhütte und die weltberühmten dazugehörigen Nordwände. Die Freunde kommen mir schon von der Büllelejochhütte entgegen, es war kein Sitzplatz mehr frei! Wiedervereint zockeln wir gemütlich auf dem Touristensteig hinüber zum Toblinger Riedel, wo das Spektakel wartet. Endlich hat auch Josi sie gesehen und wir finden wie durch ein Wunder einen netten Platz in der Hütte. Im Gewimmel genießen wir eine wohlschmeckende hausgemachte! Käsesahnetorte und sind trotz des gewaltigen Zulaufs beeindruckt von der Hütte. Nebenbei fällt mir auf, dass ich sie noch nie vorher betreten habe!
Zurück zum Paternsattel wählen wir den Steig etwas oberhalb der Autobahn. Leicht ausgesetzt queren wir unter dem Paternkofel hinüber, finden immer wieder nette Fotomotive und grandiose Rastplätze. Der Besucherandrang hält sich heute sogar in Grenzen, ohne Stau und Ausweichmanöver schlendern wir zurück zum Parkplatz. Alle sind zufrieden, jeder hat gesehen, was man gesehen haben muss und sogar, was man nicht gesehen haben muss.

Tourengänger: georgb


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