Munt Pers und Gletscherrettungsprojekt Morteratschgletscher MortAlive


Publiziert von rhenus , 10. September 2019 um 15:35.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum: 1 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe 
Aufstieg: 230 m
Abstieg: 230 m

Die Wetterprognosen waren für diesen Sonntagmorgen noch gut, so nutzte ich das Gratis-Bergbahnticket, das wir im Hotel für unseren dreitägigen Aufenthalt im Oberengadin erhielten, für die Fahrt zur Diavolezza. Hier genoss ich wie zahlreiche weitere Touristen den einzigartigen Blick auf den "Festsaal der Alpen". Über einen bestens weiss-rot-weiss markierten Wanderweg stieg ich in etwa dreiviertel Stunden auf den sehr leicht erreichbaren Munt Pers. Schnee lag um diese Jahreszeit keiner mehr. Ich genoss die herrliche Aussicht nach Nah und Fern. Unglaublich zu sehen war, wie stark die Gletscher zurückgegangen sind! Der Persgletscher ist nicht mehr mit dem Morteratschgletscher verbunden, und die Gletscherzunge des stark ausgedünnten Morteratschgletschers hat sich fast bis auf die Höhe der Bovalhütte zurückgezogen.

Es sei in diesem Zusammenhang auf das laufende, spektakuläre Innosuisse-Projekt der Fachhochschule Graubünden aus Chur verwiesen, die im August 2019 mit weiteren Forschungs- und Industriepartnern das Technologie-Entwicklungsprojekt "Bodenunabhängiges Beschneiungssystem" gestartet hat. In einem Pilotprojekt soll ein Teil des Morteratschgletschers ganzjährig mit Schnee bedeckt werden, um so das Schmelzen des Eises zu stoppen. Die Schneeerzeugung erfolgt durch Zuführung von Gletscherwasser des benachbarten Persgletschers ohne jede elektrische Energie (Link: www.fhgr.ch/news/newsdetail/gletscherschutz-wird-konkreter). Das Projekt kostet rund 2.5 Mio Fr., und man darf auf die Ergebnisse sehr gespannt sein! Die Auswirkungen der Klimaänderung mit technischen Mitteln vollständig korrigieren zu können, ist allerdings eine Illusion.

Nach der Rückkehr zur Diavolezza blickte ich mit dem dort installierten Fernrohr zum Biancograt. Plötzlich schwebte ein REGA-Helikopter zur Fuorcla Prievlusa am Fusse des Biancograts. Ein Retter liess sich abseilen und hievte einen Berggänger hoch. Nach etwa 10 Minuten war die Aktion bereits vorüber, und der Heli verschwand in der Tiefe. Es ist zu hoffen, dass für die betroffenen Bergsteiger alles gut ausgegangen ist!

Dann fuhr ich mit der Diavolezza-Bahn wieder runter und besuchte noch den unteren Teil des Gletscherwegs Morteratsch. Ich war erstaunt über die sehr vielen Besucher im Gebiet. Vom Fischer über den Biker bis zum Bergsteiger und Bergläufer war alles anzutreffen, ja Scharen von älteren Frauen mit Handtaschen eines Seniorenausflugs wandelten auf der breiten Kiesstrasse Richtung Gletscherzunge.

Nachtrag zur Nützlichkeit des Gletscher-Rettungsprojekts MortAlive am Morteratschgletscher
Der Glaziologe Matthias Huss (alias Delta und Leiter GLAMOS) untersuchte den Nutzen des Gletscherrettungsprojekts MortAlive mit modernen Rechenmodellen und umfangreichen Datensätzen. Er erhärtet in seiner Studie die Vermutung, dass eine Umsetzung des zwar gut gemeinten Projekts auch unter der günstigsten Kilmaentwicklung den Mortertaschgletscher nicht retten könnte. Der Netto-Erffekt auf künftiges Eisvolumen und Wasser-Abfluss ist für die Grösse der Investition (CHF 150 Mio) und den Eingriff in die Umwelt (notwendiger Speichersee von 2.5 Mio m3) relativ gering (Matthias Huss u.a., Morteratschgletscher 2020 - 2060. Klimaszenarien und Gletscherentwicklung, August 2021/November 2022). 

Tourengänger: rhenus


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