Rotbühlspitze Überschreitung NW-Grat SW-Grat


Publiziert von Nyn , 27. August 2019 um 14:17.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:26 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Aufstieg: 1500 m
Unterkunftmöglichkeiten:Gargellen Madrisa-Hütte, Selbstversorgerhütte des DAV Biberach

Dieser aussichtsreiche Berg wird des Öfteren im Winter als Skitour gegangen, im Sommer ist er von köstlicher Einsamkeit geprägt.
Der Übergang von Gargellen zur Tübinger Hütte führt nördlich über das Valzifenzer Joch daran vorbei, bietet dabei den besten und unschwierigen Zugang zum NW-Grat, der in der Führerliteratur ansonsten recht lapidar in 2 Sätzen abgehandelt wird. (II, Umgehung plattiger Stellen rechts).

Angeregt durch den aufschlussreichen und schön bebilderten Bericht von sven86 hatten wir uns die etwas schärfere Überschreitung der Rotbühlspitze auf den Tourenplan gesetzt.

Da der Normalweg von Westen uns angesichts der im oberen Teil offenbar heilloser und oft lockerer Blockhaldensteigerei auch als Abstieg nicht besonders reizte, gedachten wir die Überschreitung nach SW über den sogenannten Valzifenzergrat fortzusetzen und dann je nach unserem Befinden nördlich zum Augstenberg und zurück ins Wintertal abzusteigen, wobei sich am SW- Grat (Isentällichamm) die beiden Einsattelungen Teuf Furgga und jenseits der Paschianiköpfe der P. 2375 dafür anboten oder wir würden vielleicht sogar bis zur Schlappiner Spitze fortsetzen und über das Schlappiner Joch ins Gargellental zurückkehren (lt. AVF I, 2.5-3h von der Schlappiner Spitze zur Rotbühlspitze).

Aufstieg
Nach leidlich erholsamer Schlafsacknacht starten wir im ersten Büchsenlicht nahe der Talstation der Schafbergbahn in Gargellen und wandern teils auf geteertem, für den öffentlichen Verkehr gesperrten Zufahrtsweg über die untere -, bald flacher zur oberen Valzifenzalpe, wo der Weg zum Schlappiner Joch (Schweizer Grenze) rechts abbiegt.
Dort wenden wir uns ins Wintertal, wo der inzwischen sehr ruppige Fahrweg bald in einen Steig übergeht und zur Zollwachthütte und dem weiten Wiesengelände des Augstenbergs führt. Einige Meter noch durch die Flanke und wir können in der noch frühen Morgensonne eine schöne Rast und die tolle Aussicht am Valzifenzer Joch genießen.

Der NW-Grat
Der erste Abschnitt am NW-Grat ist einfach und führt, zwar weglos, aber unschwierig auf den ersten rundlichen Grathöcker. Dann wird es "ernst". Die nächste gute Stunde turnen wir meist direkt am Grat in vielfach mäßig schwieriger Kletterei (um II) über mehrere Zwischenerhebungen bis vor den letzten längeren, jedoch wieder leichteren, dafür recht mühsamen Aufschwung, von dem sind es dann noch wenige Meter zum kleinen Sattel, wo die Westroute heraufkommt. Dann geht es mit wenigen Schritten hinauf zum Kreuzgipfel (Leider gibt es kein Buch).
Die Route am NWgrat im Einzelnen detaillierter zu beschreiben ist kaum möglich, da jeder nach seinen Präferenzen, Können und optischer Einschätzung die beste Lösung für die nächsten Meter selbst zu suchen hat. Bei wo mir logischer Einhaltung der Grathöhe schätze ich mehrere Passagen mindestens auf II. Die an einigen anderen Stellen möglichen und auch gebotenen Umgehungen sind technisch etwas leichter, dafür durchgehend brüchiger und verlangen wie auch sonst sauberes und konzentriertes Klettern. Nichts für Anfänger, keine Markierungen, kaum Wegspuren.

Der Abstieg
Nach längerer Rast und nachwievor herrlichem Wetter schwelgen wir in lustiger Turnerei den SW-Grat hinab, wobei wir uns so nah als möglich an der Gratkante halten, weil sie den besten Fels und den besten Überblick bietet. Einige Steinmänner erleichtern vorerst die Wegsuche. Einige Aufschwünge erklettern wir direkt (dann kurze Stellen I), andere umgehen wir, teil links, teils rechts. Im weiteren Verlauf wird der Grat etwas grasiger und leitet dann zuletzt mit deutlichen Tritt- und Schafböppelspuren hinab zur Einsattelung "Teuff Furgga" vor den Paschianiköpfen.
Hier lassen wir es einvernehmlich gut sein und steigen nördlich über Gras und etwas Blockwerk zum Augstenberg ab und flanieren über die Weiden und an vielen Kühen vorbei zurück zur Zollwachthütte und der Aufstiegsroute.

(Anm1: Der Anstieg über den NW-Grat der Rotbühlspitze wurde auch von gipfelstuermer durchgeführt, das habe ich aber erst später bemerkt. Die von ihm bebilderte linksseitige Umgehung des "Gratturms" erschien uns sehr brüchig und unschön, weshalb wir über Platten und feine Leisten direkt am Grat ankletterten, dann schräg nach rechts traversierten (kurz II+, im Weiteren wieder leichter)
(Anm2.: Die Fortsetzung bis zur Schlappiner Spitze ab Teuff Furgga ist grasiger, die Türme der Paschianiköpfe und weitere kurze Aufschwünge werden wohl vermutlich meist umgangen.
Angesichts der bereits hinter uns liegenden ordentlichen 1500hm und Strecke (ca 20km) sparen wir uns diesen sicher auch sehr schönen Abschnitt für ein Andermal auf)

Fazit:
Recht langer, aber einfacher Zustieg zum Valzifenzer Joch (T2). Der NW-Grat ist nur für Geübte, unten T3, in der Mitte um II und etwa T5, wobei nicht alle schwierigen Stellen im Aufstieg sind, sondern auch beherzt und mutig abgeklettert werden muss! Fels teils plattig und gut, stellenweise grasig und auch brüchig. Das letzte Stück nach dem "Gratturm" ist wieder leichter, aber mühsam (bis I, T3+)
Wer nicht den Normalabstieg über die Westflanke wählen will, ist mit unserem Schlenker bis zur "Teuff Furgga" sicher gut beraten.

 

 

Tourengänger: Nyn


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Kommentare (2)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 27. August 2019 um 15:08
Gratulation zum schönen Gipfel, an den ich mich auch gerne zurückerinnere.
VG Sven

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. August 2019 um 15:27
Danke Sven
Im Moment plagen mich noch nicht unbeträchtliche Nachwehen muskulärer Art, aber die tollen Eindrücke lassen mich das vergessen. Solange ich ( noch 1.5 Wochen) Urlaub habe und das Wetter hoffentlich mitspielt, wird es mich bestimmt 1-2x in die Berge ziehen. (Lechtal?)


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