Lauteraaaaaaarhorn - "Südrippe", die "Südcouloir-Spätsommer-Variante"


Publiziert von simba , 30. August 2019 um 18:10.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:25 August 2019
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 2600 m
Abstieg: 4100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Schreckhornhütte und Strahleggpass zum traumhaften Aarbiwak. Alternativ: Grimselpass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Vom Aarbiwak über den Strahleggpass nach Grindelwald. Alternativ: Grimselpass
Unterkunftmöglichkeiten:Aarbiwak

Lauteraarhorn schreibt und spricht sich mit langem "a" in der Mitte - den lang ist der Weg zu diesem wahrscheinlich abgelegensten 4000er der Berner Alpen. Kein Wunder ist es eine auch am Wochenende erstaunlich einsame Tour, noch dazu im August, wenn der Normalweg durch das Südcouloir oft bereits zu großen Teilen ausgeapert und der Einstieg zum Südcouloir vom oberen Strahlegggletscher kaum mehr gangbar ist. Überraschenderweise lässt sich der Berg aber auch zu dieser Jahreszeit auf der von uns begangenen Variante dennoch gut besteigen - dies erlaubt eine weitere Steigerung der Einsamkeit (abgesehen von 3 Seilschaften, die über den SW-Grat und Schraubengang von der Schreckhornhütte aufstiegen, waren wir an einem Sonntag den ganzen Tag allein unterwegs - eine Nachfolgerseilschaft verhaute sich am normalen Südcouloir-Einstieg) und macht das Lauteraarhorn zum vllt. idealen Wochenend-4000er - wäre da nicht der arg weite Weg zurück in die Zivilisation, der nach der eigentlichen Tour noch wartet. Bergteufel hat es schon perfekt auf den Punkt gebracht: "Wow. Da steht mitten in der Schweiz ein Berg, der sich jeglicher Erschließung verweigert, stark". 

Unsere Route:
Vom Aarbiwak entlang der Stangen auf den Strahlegggletscher (frühes nach rechts Queren bringt einen nur in loses Gelände). Dem Gletscher am orographisch linken Rand (Achtung Gletschermühlen) folgen für ca. 45min bis zu einem hammerförmigen Schneefeld mit 2 großen Steinblöcken, das quer zum Gletscher liegt. Bei diesem nach rechts zur Moräne. Diese entweder entlang des rechts liegenden Bachs gerade hoch oder leicht linksquerend ersteigen (Schutt und plattige Rippen, wenige Wegspuren und Steinmänner, Orientierung im Dunkeln sehr schwierig, im Zweifelsfall beim Bach halten) bis zu einer Verflachung des Geländes, bei der über Blöcke einfach nach links zu einer Schneemulde gequert werden kann, die vom Biwak aus gut zu sehen ist und einen Anstieg hinüber zum ebenfalls von dort sichtbaren Gletscher erlaubt. Hier kann nun bequem zum spaltenreichen Gletscher zwischen Lauteraarhorn und kleinem Lauteraarhorn gequert werden. Diesen grob schräg links hoch überqueren (Achtung: wegen Spaltenzonen links wie rechts besser erst schräg links hoch bis etwa Gletschermitte, dann kurz direkt nach Norden (rechts) hoch und dann wieder nach links hinaus queren). Danach über ein kurzes Stück Schutt und Geröll einfach zum zentralen Schneefeld des Südwandcouloirs.

Dieses Firnfeld ersteigt man immer steiler werdend (oben raus ~ 45°) bis dort, wo es sich etwa in seiner Mitte zum Einstieg in den oberen Teil des Südcouloirs verjüngt. Hier kann bequem nach links zu der das Couloir begrenzenden Rippe ausgestiegen werden. Dieser Felsrippe ("Südrippe") folgt man nunmehr bis in eine Scharte westlich des Gratturms, der wiederum westlich von Pt. 3918m liegt. Man erreicht den Gipfelgrat also weiter westlich als beim Schneeanstieg durchs Südcouloir. Im Bereich der Rippe gibt es viele Varianten: Rechts in der Flanke gibt es diverse Wegspuren hinauf sowie Steinmänner. Das Gelände ist hier trotz einiger Kletterstellen (I-II) teils ziemlich schuttig und lose, es ist aber stark strukturiert, was die Steinschlaggefahr etwas vermindert. Direkt links an der Rippe ist der Fels deutlich besser und es gibt mehr Kletterei (I-II). Besonders ausgesetzt ist der Anstieg nicht. Der SAC-Führer, welcher bei Ausaperung des Couloirs diese Rippe vorschlägt und simpel als "leicht" bezeichnet, liegt unseres Erachtens genau richtig. 

Zuoberst gibt es ab der Scharte dann auf einmal herrlich kompakten Fels und tolle, teils sehr ausgesetzte Kletterei (II, kurz III-) zum Gipfel.

Im Auf- wie im Abstieg kreuzt man auf ca. 3800m den mit einem Steinmann markierten Einstieg zum "Schraubengang" (Beschreibung im Silbernagel-Führer passt), welcher eine Querung der Südwand des Lauteraahorn zum SW-Grat und damit einen direkten Abstieg zum Strahleggpass erlauben würde. Das Gelände sah hier entgegen einiger Internetberichte - verglichen mit dem Anstieg an der "Südrippe" - nicht sonderlich dramatisch oder ausgesetzt aus. Wir hatten leider tief unten am Gletscher ein Materialdepot eingerichtet, das verunmöglichte uns diese Möglichkeit des direkten Abstiegs zurück ins Grindelwalder Tal. Ansonsten aber bietet sich diese Möglichkeit an, um elegant auf die Grindelwalder-Seite zurückzukehren, zumal der ansonsten nötige Anstieg über den Strahleggpass bei Ausaperung auch teils heftig brüchig und heikel ist, während die Seilschaften am SW-Grat des Lauteraarhorns, die wir beobachteten alle sehr problemlos und schnell vorankamen.

Anm: Die Höhenmeter beinhalten An- und Abstieg ab Aarbiwak sowie den Talabstieg nach Grindelwald über den Strahleggpass (Folgetag)

Tourengänger: simba


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