Grenzberge zwischen Weisstannen- und Calfeisental


Publiziert von rhenus , 24. August 2019 um 19:01.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:23 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Die Bergkette zwischen dem Sazmartinshorn und der Gross Schiben bildet die Wasserscheide zwischen der Seez, die ins Linth-Limmat-Gebiet entwässert und der Tamina, die dem Alpenrhein zuströmt. Die Überschreitung dieser Wasserscheide auf den beiden Hauptpässen vom Weisstannental ins Calfeisental (Heubützlipass und Heidelpass) lässt sich nach Belieben mit einigen schönen Gipfelbesteigungen anreichern. Ich wählte hier den Grauspitz, den Fanastock und den Heidelspitz, die alle mit kurzen und leichten Aufstiegen und max. im T4 Bereich erreichbar sind. Mit dem Abstieg nach St. Martin wurde daraus eine sehr schöne, für meine Begriffe aber etwas lange Wanderung in einsamer und herrlicher Berglandschaft.

Beschreibung der Tour
Die hölzerne Steinbockskulptur am rührigen "Weisstanner Steinbockweg" sollte das einzige Abbild eines Steinbocks sein, das ich bei meiner Wanderung sah. Bei einem Bestand von etwa 700 bis 800 Tieren im Jagdbanngebiet der Grauen Hörner hat mich das doch etwas erstaunt. Ab Walabütz Untersäss, wo der Senn eine Rauchpause einlegte, stieg ich noch weitgehend im Schatten durch das wilde Felsabsturzgebiet der Prägelwand empor. An der Enggi vorbei, wo die junge Seez schäumte und tobte, erreichte ich die Alp Foo 1875m. Von dort über mehrere Quellbäche der Seez auf gut markiertem Weg hinauf ins Muetertal (Muotatal gemäss neuer LK; die richtigen Muotataler dürften an dieser neuesten Namensänderung der Landestopo wohl wenig Freude haben). Nach steilem Anfang wird das Tal recht flach, und eine grosse Rinderherde weidete im gutgrasigen und sanften Tal. Hier begegnete ich auch den einzigen zwei Berggängern während meiner Tour, die von der Sardonahütte über den Foopass nach Elm wechselten. Ich trieb einige Zeit mehrere LBB (little brown birds) vor mich her, meine ornithologischen Kenntnisse reichten jedoch für eine Artbestimmung nicht aus. Auch sei hier vermerkt, dass der im Calfeisental ausgewilderte Bartgeier sich mir leider entzog. Punkt 12 Uhr erreichte ich das Muetertalfürggli. Vor dem Mittagessen stieg ich noch in ca. einer Viertelstunde auf den Graupitz-Ostgipfel 2476m (T3) und genoss die sehr schöne Aussicht ins idyllische Ober Heubützli im Kessel des Heubützlers. In der Ferne zeigte sich, dass in der Talebene des Sarganserlandes zwischenzeitlich eine Hochnebeldecke aufgezogen war.

Fahnenstock 2612m
Nach dem Mittagessen, diesmal leider ohne Nickerchen, stieg ich auf guten Wegspuren hinüber zum Heubützlipass, wo sich einem die phantastische Aussicht auf die Ringelgruppe und ins Calfeisental eröffnet. In etwa 20 Minuten auf einem guten und trockenen Trampelpfad unschwierig hinauf zum Gipfelsteinmannli auf der Gipfelpyramide des Fanastocks 2612m (Fahnenstock gemäss LK; T4). Hier erschreckte mich des zischende Windgeräusch eines Segelfliegers, der den Gipfelbereich einige Zeit umkreiste. Dieser höchste Punkt meiner Wanderung wird nicht selten begangen, wie aus dem Gipfelbuch in alter Gamelle hervorging.
Zur Erstbesteigung des Fahnenstocks liegen keine Fakten vor. Er dürfte durch Jäger und Älper schon früh Besuch erhalten haben. Walter Gröbli stand mit David Kohler am 2.8.1889 auf dem damals gemäss Eschmannkarte als "Muttenthalergrath Punkt 2615" bezeichneten Gipfel. Er erwähnt in seinem Bericht den unversehrten und stattlichen Steinmann auf dem Gipfel, der anlässlich der Triangulation in den 1840-er Jahren errichtet wurde (Walter Gröbli, Neue Wanderungen im Clubgebiet, Jahrbuch des SAC 1889 - 1890, 25. Jahrgang, S. 38). Die geodätischen Aufnahmen im Kt. St. Gallen erfolgten unter Leitung von Johannes Eschmann von 1840 bis 1846. Die Eschmann-Karte, welche Gröbli mit dabei hatte, wurde 1850 publiziert.

Zurück auf gleichem Weg vom Fahnenstock zum Heubützlipass, wo ich den nahen Plattenfirst 2537m mit der beeindruckenden scharfen Kante links liegen liess. Auf dem wunderschönen Höhenweg hoch über dem Calfeisental gings dann zum idyllischen Plattenseeli, wo eine Mutterkuhherde weidete. Über den Horni 2368m weiter auf dem Höhenweg zum kleinen  Seeli unter dem Heidelpass. Hier deponierte ich den Rucksack und stieg in einer Viertelstunde zum Heidelpass und zum Heidelspitz hinauf (T3). Hier sehr schöner Tiefblick zu den Wasserfällen von Batöni, zum Pizol sowie zum nahen Hangsackgrat und zum Plattenspitz oberhalb des Plattenseelis. Auf gleichem Weg, wieder zum Heidelseeli runter, den Seezberg links liegen lassend. In der Zwischenzeit waren bedrohliche Gewitterwolken über dem Ringelspitzmassiv aufgezogen. So beeilte ich mich, über die Malanseralp St. Martin zu erreichen. Oberhalb des Altsäss weidete eine wunderschöne Rossherde, und so wurde mir als altem Rösseler doch recht warm ums Herz. Über den Fahrweg hinunter ins alte Walserdörfchen St. Martin, das ich noch erreichte, bevor es stark zu regnen anfing. Hier waren die Reste und ein grosser Schneetunnel der heurigen Lawine aus dem Eggtal vorzufinden.  Beeindruckend auch das nur 100 bis 200m breite Engtal beim Gigerwaldstausee zwischen den hochauftürmenden Wänden. Ich erinnere mich noch gut an einen Heliflug durch dieses Engnis bei starkem Föhn vor etlichen Jahren im Rahmen einer Rekognoszierung eines Lawinenschadens, wo ich befürchtete, wir würden die Felswände touchieren. Mit zwei netten älteren Damen konnte ich bis Vättis mitreiten, und von dort gings mit dem ÖV bequem nach Hause.

Tourengänger: rhenus


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