Roter Knopf (3281m) über einen alternativen Anstieg


Publiziert von BigE17 , 21. August 2019 um 08:11.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Schober-Gruppe
Tour Datum:15 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz oder von Mittersill über den Felbertauern nach Huben im Iseltal. Hier fährt man nach Osten ins Kalser Tal. In Lesach biegt man nach rechts ab fährt bis Oberlesach zum letzten Bauernhof. Wenn man die Erlaubnis hat, kann man dann noch 2 Kilometer weiter zum Rubisoier Hof fahren und dort parken.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Nördlich von Lienz befindet sich die Schobergruppe. Dort befinden sich einige sehr berühmte Ziele, z.B. der Glödis, Hochschober, Schleinitz,... Dazu gehört auch der höchste Gipfel, das Petzeck. Der zweithöchste Gipfel in der Schobergruppe wird hingegen nur gelegentlich bestiegen, und er ist um einiges schwieriger - der Rote Knopf. Normalerweise wird er von der Elberfelderhütte aus über die SO-Flanke bestiegen. Ich und mein Tourenpartner entschieden uns jedoch für den anderen, selten begangenen Normalweg aus dem Lesachtal. Als Tagestour ist diese Variante kürzer und man nimmt dabei noch einen Nebengipfel mit.

So waren wir um 5:20 beim Rubisoier Hof (ca. 1600m), weil wir die Erlaubnis hatten, dort hinaufzufahren. Unglücklicherweise hatten wir kein Mountainbike dabei und mussten den langen Schotterweg bis zur Lesachalmhütte zu Fuß zurücklegen. Dabei war sehr ärgerlich, dass der Weg vor der Hütte nochmal 70 Höhenmeter verliert. Hier sahen wir auch zum ersten Mal unser Ziel.

Nun folgten wir dem markierten Weg in Richtung Tschadinsattel, der schon bald zu einem Steig wird. Immer Glödis und Ganot vor Augen, geht es ansteigend weiter ins Tal hinein. Auf fast 2200m erreichten wir einen Wegweiser, wo der Rote Knopf angeschrieben war. Von nun an war der Steig aber nur noch schwer zu erkennen, auch die Steinmännchen waren zum Teil recht weit auseinander. So verloren wir recht schnell den Weg und mussten über eine steile Moräne einen Hang überwinden. Glücklicherweise war das Gelände recht angenehm zu gehen. Als wir das große Kar mit dem nicht mehr existierenden Glödiskees erreichten, fanden wir den Weg wieder.

Schon bald bog der Weg nach links ab, um im Blockgelände den SW-Grat des Roten Knopfes zu erreichen. Nach nicht allzu langer Zeit mussten wir zum ersten Mal kurz die Hände zu Hilfe nehmen (I), auf den letzten Metern zum Grat war dann nochmal zu klettern (I). Es ging kurz am breiten Blockgrat empor, ganz plötzlich tauchte ein senkrechter Abbruch vor uns auf. Hierbei handelte es sich um die Schlüsselstelle, das sogenannte "Böse Schartl". Als Hilfe hing hier ein altes Fixseil, ohne das diese Stelle wohl den 4. Schwierigkeitsgrad erreichen würde. Ich stieg vorsichtig auf eine schmale Leiste hinab, querte einen Meter nach links und stieg hinab in die Scharte, wobei ich zum Schluss das Fixseil verwendete, weil keine guten Griffe vorhanden waren (trotz Seil III-, ausgesetzt). Eine Umgehung war nicht möglich. Für meinen Tourenpartner war diese Stelle zu heikel, deshalb blieb er zurück und wartete, bis ich nach beim Abstieg wieder hier vorbeikommen würde.

Auf der anderen Seite der Scharte, von der beidseitig äußerst Steile Rinnen nach unten führten, kletterte ich durch eine griffige kurze Verschneidung nach oben (II). Nun wurde das Gelände wieder leichter, am angenehmen Blockrücken stieg ich bis auf den SW-Gipfel des Roten Knopfes auf (Stellen I).

Doch nun stellte sich erneut ein senkrechter Abbruch in den Weg. Dieser war nicht überwindbar, so war eine westseitige Umgehung notwendig. Wegen der kühlen Temperaturen war hier der sandige Boden hart gefroren, deshalb war beim sehr steilen Abstieg Vorsicht geboten. Schon bald konnte ich entlang von brüchigen Felsen unterhalb des Abbruchs zur Scharte danach queren (I). Auf der anderen Seite der Scharte stelle sich mir ein kurzes Wändchen in den Weg (II). Nach einem kurzen Gratstück (I) ging es in angenehmem Gehgelände immer in Gratnähe hoch bis zum Hauptgipfel.

Ich genoss das wunderbare Panorama in alle Richtungen: Großglockner, Venediger, Hochgall, aber auch die schönen Gipfel der Schobergruppe, und viele andere herrliche Gipfel. Als ich am Gipfel ankam, begann ein junger Mann den Abstieg zur Elberfelder Hütte, ich hatte also den Gipfel für mich allein. Hier befand sich außerdem ein großes Kreuz, und im Gipfelbuch fand ich doch einige Einträge, aber halt viel weniger als bei den berühmten Gipfeln der Schobergruppe.

Dann begann ich mit dem Abstieg auf demselben Weg: Der Weg zurück zum SW-Gipfel war größtenteils problemlos, nur die letzten Meter zum SW-Gipfel waren wegen des gefrorenen Bodens unangenehm. Ebenfalls gut machbar war der Abstieg bis zum Bösen Schartl. Doch nun begann der spannende Teil: Ich musste die senkrechte, 4 Meter hohe Wand wieder hochklettern. Mit Hilfe des Fixseiles gelangte ich auf die Leiste, dann musste ich ordentlich zupacken, um von der Leiste aus wieder hinaufzukommen, weil dafür das Fixseil nicht zu gebrauchen war. 

Nun ging es - wieder zu zweit - entlang des Aufstiegsweges in Richtung Tal. Im Abstieg schafften wir es auch, den Weg nicht zu verlieren. Der Weg war stets angenehm zu begehen, kurz wurde es auch ein wenig steiler. Die größte Schwierigkeit war, die kleinen Steinmännchen nicht zu übersehen. So gelangten wir problemlos zurück zur Lesachalm. Der folgende Gegenanstieg war auch schnell überwunden und so kamen wir kurz nach 1 wieder beim Auto an.

Erwähnenswertes:

1. Der Aufstieg von der Elberfelder Hütte ist wahrscheinlich deutlich leichter als dieser Weg (ca. I-II).

2. Das Fixseil beim Bösen Schartl ist schon sehr alt und könnte bald reißen!

3. Man muss diese Tour an einem Tag durchführen, weil es keine Übernachtungsmöglichkeit gibt.

4. Eine Kombination mit dem Kristallkopf oder der Nördlichen Talleitenspitze ist nicht empfehlenswert - entweder muss man schwierig klettern oder einen großen Gegenanstieg überwinden. 

5. Bei guten Bedingungen ist die südseitige Umgehung nach dem SW-Gipfel problemlos.

6. Ein Abstieg durch die steile Westflanke scheitert höchstwahrscheinlich an den steilen Abbrüchen im unteren Teil.

7. Normalerweise sind bei dieser Tour 200 Hm mehr zu überwinden, mit einem Mountainbike braucht man aber trotzdem nicht länger.

8. Die Tour ist an einem halben Tag machbar, deshalb kann man sie auch dann angehen, wenn am Nachmittag Gewitter gemeldet sind.

9. Bei gutem Wetter ist das Panorama während der ganzen Tour sehr schön, am Gipfel ist es atemberaubend. Der Rote Knopf ist ja nur 2 Meter niedriger als der höchste Gipfel der Schobergruppe.

Tourengänger: BigE17


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»