Nördliche Talleitenspitze (3115m) - Kaum beachteter Dreitausender im Lesachtal
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Zwischen den beiden hohen Schobergruppen-Dreitausendern Roter Knopf und Glödis liegen die ziemlich unbekannten Talleitenspitzen. Die Südliche Talleitenspitze konnte ich bereits im Jahr 2017 erreichen. Die Nördliche Talleitenspitze fehlte mir allerdings noch. Da sie kaum bestiegen wird, gibt es kaum Beschreibungen über diese. Lediglich 2 Skitourenberichte über 2 vollkommen verschiedene Routen konnte ich finden. Ich vermutete, dass der Aufstieg über beide Routen auch im Sommer möglich sein sollte. Wegen der Gewitter, die am Nachmittag gemeldet waren, hatten ich und ein Tourenpartner uns für die kürzere (aber vermutlich schwierigere) Variante von Kals aus entschieden.
Um 5:30 in der Morgendämmerung starteten wir in Oberlesach beim Parkplatz mit den E-Bikes. Wir fuhren über den sehr langen Fahrweg zur Lesachalmhütte, wobei zum Schluss noch eine ordentliche Abfahrt auf uns wartete. Über einen ab nun deutlich schlechteren Weg fuhren wir Richtung Tschadinsattel weiter nach oben. Nach einer Brücke wurde der Weg noch deutlich steiler und schmaler, war aber noch befahrbar. Nach dieser Steilstufe war dann aber endgültig Schluss mit dem Radfahren, und wir deponierten die Räder. Wir folgten noch kurz weiter dem markierten Steig Richtung Tschadinsattel, bis wir auf knapp unter 2200m einen Wegweiser erreichten. Hier entschieden wir uns für den Steig Richtung Roter Knopf.
Der allenfalls erahnbare Steig querte eine Ebene, dann umrundete er leicht ansteigend einen Rücken. Nun standen wir unterhalb von steilen Gras- und Schutthängen, die zum Kar unter den Talleitenspitzen emporführten. Ab hier häuften sich dann allerdings die Markierungen bzw. Steinmänner, und wir verloren den Weg kaum noch. Er überwand in etlichen Serpentinen den ersten Hang, der nächste, kürzere Hang war ebenfalls kein Problem.
Nun befanden wir uns im Kar westlich von den Talleitenspitzen. Das Ziel war nun, die Nördliche Talleitenspitze über deren Nordgrat zu erreichen. Darunter erblickten wir jedoch eine ordentliche Steilflanke, die noch spannend werden könnte. Doch zuerst verließen wir den Steig zum Roten Knopf, und querten durch das Kar auf diese Flanke zu. Früher war hier ein Gletscher - das Glödiskees. Doch davon waren nur noch winzige Reste übrig, eine Gletscherberührung war deswegen natürlich nicht notwendig. Wir hielten auf ein markantes Band zu, das die Flanke von links unten nach rechts oben durchquert. Obwohl der Weg dorthin zum Schluss mäßig steil war, konnten wir ohne anstrengendes Gelände aufsteigen. Auch die Querung eines kleinen Schneefeldes war unschwierig.
Bei der Flanke angekommen, begann nun der spannende Teil des Aufstieges. Wir stiegen geschickt im Zickzack an ein paar plattigen, kleinen Felsrippen vorbei, dann erreichten wir ein großes, markantes Schuttfeld. Wir mussten das Schuttfeld dann aufsteigend nach rechts queren, dabei war das Gehen im teils losen Geröll doch recht mühsam. Am rechten oberen Rand zweigten 2 übereinander liegende Bänder ab. Wir entschieden uns für das untere. Hier konnten wir über weiteres Schuttgelände neben mäßig geneigten Platten aufsteigen - die Platten mussten wir nicht betreten. Sobald der Schutt endete, begann dann die Kletterei. Zuerst stiegen wir mit einer kurzen Linksquerung über eine Felsrippe auf (I), oberhalb querten wir dann wieder nach rechts (I). Wir befanden uns nun auf einem höher liegenden Band. Diesem folgten wir allerdings nicht mehr, sondern wir entschieden uns, über feuchte und rutschige Felsen ziemlich direkt 20 Meter zum Grat aufzusteigen. Dabei war das Gelände nicht allzu steil und gut griffig, daher war dies kein Problem (I-II).
Der Nordgrat sah nun nicht mehr allzu lang, aber ordentlich steil aus. Am Anfang stiegen wir ein bis zwei Meter östlich der Gratkante auf (I), und umgingen so wenige schmale Gratpassagen. Bei einem kleinen Turm mussten wir dann doch auf den Grat klettern, und direkt auf der Kante kurz im Reitsitz aufsteigen (II). Danach standen wir vor dem steilsten Teil, wobei das Gelände hier mehr einer steilen Flanke ähnelte, als einem Grat. Die untersten Meter war noch leicht zu klettern (I, brüchig), danach mussten wir kurz einen kräftigeren Kletterzug machen (II, fest). Oberhalb mussten wir durch steiles, brüchiges Gelände ziemlich vorsichtig in leichtem Zickzack aufsteigen (I, Absturzgelände), bis der Grat flach wurde. Die letzten Meter zum Gipfel waren dann kein Problem mehr (kurz I).
Wegen der angenehmen Temperaturen am Gipfel dauerte die Gipfelrast heute ein bisschen länger: Dabei genossen wir ein tolles Panorama über den Großteil der südlichen Hohen Tauern mit Venedigergruppe, der restlichen Schobergruppe, Hochgall, usw. Lediglich der Großglockner wurde vom Roten Knopf verdeckt.
Irgendwann begannen wir dann mit dem Abstieg entlang der Aufstiegsroute. Gerade beim steilsten Teil des Nordgrates konnten wir nur langsam und vorsichtig absteigen - wegen des brüchigen Geländes. Die Reitkante darunter war dann kein Problem mehr. Der Abstieg durch die Flanke, die mittlerweile zum Großteil in der Sonne lag, war nun auch nicht mehr so rutschig, daher gab es keine Probleme bei den Kletterstellen im oberen Teil. Das anschließende Geröllfeld war im Abstieg angenehm zu begehen, die kleinen plattigen Rippen konnten wir auch im Abstieg leicht umgehen. Es folgte die weglose Querung durch das Kar, bis wir wieder auf den markierten Weg zum Roten Knopf trafen. Diesem folgten wir talwärts, bis wir den Steig zum Tschadinsattel erreichten. Über den Steig erreichten wir auch bald die Fahrräder. Mit denen fuhren wir wieder zurück bis Oberlesach, wo wir um 13:00 ankamen.
Erwähnenswertes:
1. Der Anstieg über den Nordgrat zur Nördlichen Talleitenspitze beinhaltet ein paar Kletterstellen im 2. Schwierigkeitsgrad, die auch ein wenig ausgesetzter sind. Dafür ist der Fels an diesen Stellen gut. Allerdings gibt es vor allem beim letzten Aufschwung auch einige brüchige Kletterstellen I. Diese sind - da man sich im Absturzgelände befindet - wohl der anspruchsvollste Teil des Aufstiegs.
2. Da die Aufstiegsflanke westseitig ausgerichtet ist, ist der Fels dort am Vormittag meist noch feucht.
3. Ein alternativer Anstieg führt von der Elberfelder Hütte durch die SO-Flanke zum Gipfel der Nördlichen Talleitenspitze. Anscheinend soll der Schwierigkeitsgrad ca. I-II betragen. Dafür ist das Gelände dort sicherlich brutal mühsam zu begehen - wegen der vielen Blöcke. Außerdem ist der Zustieg ins Gößnitztal schier endlos lang.
4. Der Verbindungsgrat von der Südlichen zur Nördlichen Talleitenspitze ist eine schwierige Klettertour (III-IV), ebenso der Verbindungsgrat zum Roten Knopf (IV).
5. Im Winter kann die Nördliche Talleitenspitze sowohl über unsere Aufstiegsroute, als auch über das Gößnitztal erreicht werden. Beide Wege sind allerdings sehr anspruchsvolle Skitouren durch lawinengefährliches Absturzgelände.
6. Die meisten 2-er Stellen können gut abgesichert werden, für erfahrenere Bergsteiger ist das Seil jedoch unnötig. Am brüchigen Steilaufschwung ist Sichern allerdings eher schwierig.
7. Die Nördliche Talleitenspitze wird kaum bestiegen (wohl kaum mehr als 10 Besteigungen pro Jahr).
8. Die Tour auf von Oberlesach zur Nördlichen Talleitenspitze führt ab 2200m durch ein sehr einsames, aber auch schönes Kar. Der Blickfang ist dabei durchgehend der Glödis. Sobald man den Nordgrat erreicht hat, erhält man dann langsam auch eine wirklich tolle Fernsicht, die bis zum Gipfel noch um einiges besser wird. Die Kletterei macht an den nicht brüchigen Stellen wirklich Spaß, nur leider ist sie relativ kurz. Falls man den Schwierigkeiten gewachsen ist, kann man sich auf der Nördlichen Talleitenspitze auf einen tollen Tag im Hochgebirge freuen. Die Nördliche Talleitenspitze ist also ein Geheimtipp für jene Bergsteiger, die dem Rummel auf bekannteren Bergen aus dem Weg gehen möchten.
Um 5:30 in der Morgendämmerung starteten wir in Oberlesach beim Parkplatz mit den E-Bikes. Wir fuhren über den sehr langen Fahrweg zur Lesachalmhütte, wobei zum Schluss noch eine ordentliche Abfahrt auf uns wartete. Über einen ab nun deutlich schlechteren Weg fuhren wir Richtung Tschadinsattel weiter nach oben. Nach einer Brücke wurde der Weg noch deutlich steiler und schmaler, war aber noch befahrbar. Nach dieser Steilstufe war dann aber endgültig Schluss mit dem Radfahren, und wir deponierten die Räder. Wir folgten noch kurz weiter dem markierten Steig Richtung Tschadinsattel, bis wir auf knapp unter 2200m einen Wegweiser erreichten. Hier entschieden wir uns für den Steig Richtung Roter Knopf.
Der allenfalls erahnbare Steig querte eine Ebene, dann umrundete er leicht ansteigend einen Rücken. Nun standen wir unterhalb von steilen Gras- und Schutthängen, die zum Kar unter den Talleitenspitzen emporführten. Ab hier häuften sich dann allerdings die Markierungen bzw. Steinmänner, und wir verloren den Weg kaum noch. Er überwand in etlichen Serpentinen den ersten Hang, der nächste, kürzere Hang war ebenfalls kein Problem.
Nun befanden wir uns im Kar westlich von den Talleitenspitzen. Das Ziel war nun, die Nördliche Talleitenspitze über deren Nordgrat zu erreichen. Darunter erblickten wir jedoch eine ordentliche Steilflanke, die noch spannend werden könnte. Doch zuerst verließen wir den Steig zum Roten Knopf, und querten durch das Kar auf diese Flanke zu. Früher war hier ein Gletscher - das Glödiskees. Doch davon waren nur noch winzige Reste übrig, eine Gletscherberührung war deswegen natürlich nicht notwendig. Wir hielten auf ein markantes Band zu, das die Flanke von links unten nach rechts oben durchquert. Obwohl der Weg dorthin zum Schluss mäßig steil war, konnten wir ohne anstrengendes Gelände aufsteigen. Auch die Querung eines kleinen Schneefeldes war unschwierig.
Bei der Flanke angekommen, begann nun der spannende Teil des Aufstieges. Wir stiegen geschickt im Zickzack an ein paar plattigen, kleinen Felsrippen vorbei, dann erreichten wir ein großes, markantes Schuttfeld. Wir mussten das Schuttfeld dann aufsteigend nach rechts queren, dabei war das Gehen im teils losen Geröll doch recht mühsam. Am rechten oberen Rand zweigten 2 übereinander liegende Bänder ab. Wir entschieden uns für das untere. Hier konnten wir über weiteres Schuttgelände neben mäßig geneigten Platten aufsteigen - die Platten mussten wir nicht betreten. Sobald der Schutt endete, begann dann die Kletterei. Zuerst stiegen wir mit einer kurzen Linksquerung über eine Felsrippe auf (I), oberhalb querten wir dann wieder nach rechts (I). Wir befanden uns nun auf einem höher liegenden Band. Diesem folgten wir allerdings nicht mehr, sondern wir entschieden uns, über feuchte und rutschige Felsen ziemlich direkt 20 Meter zum Grat aufzusteigen. Dabei war das Gelände nicht allzu steil und gut griffig, daher war dies kein Problem (I-II).
Der Nordgrat sah nun nicht mehr allzu lang, aber ordentlich steil aus. Am Anfang stiegen wir ein bis zwei Meter östlich der Gratkante auf (I), und umgingen so wenige schmale Gratpassagen. Bei einem kleinen Turm mussten wir dann doch auf den Grat klettern, und direkt auf der Kante kurz im Reitsitz aufsteigen (II). Danach standen wir vor dem steilsten Teil, wobei das Gelände hier mehr einer steilen Flanke ähnelte, als einem Grat. Die untersten Meter war noch leicht zu klettern (I, brüchig), danach mussten wir kurz einen kräftigeren Kletterzug machen (II, fest). Oberhalb mussten wir durch steiles, brüchiges Gelände ziemlich vorsichtig in leichtem Zickzack aufsteigen (I, Absturzgelände), bis der Grat flach wurde. Die letzten Meter zum Gipfel waren dann kein Problem mehr (kurz I).
Wegen der angenehmen Temperaturen am Gipfel dauerte die Gipfelrast heute ein bisschen länger: Dabei genossen wir ein tolles Panorama über den Großteil der südlichen Hohen Tauern mit Venedigergruppe, der restlichen Schobergruppe, Hochgall, usw. Lediglich der Großglockner wurde vom Roten Knopf verdeckt.
Irgendwann begannen wir dann mit dem Abstieg entlang der Aufstiegsroute. Gerade beim steilsten Teil des Nordgrates konnten wir nur langsam und vorsichtig absteigen - wegen des brüchigen Geländes. Die Reitkante darunter war dann kein Problem mehr. Der Abstieg durch die Flanke, die mittlerweile zum Großteil in der Sonne lag, war nun auch nicht mehr so rutschig, daher gab es keine Probleme bei den Kletterstellen im oberen Teil. Das anschließende Geröllfeld war im Abstieg angenehm zu begehen, die kleinen plattigen Rippen konnten wir auch im Abstieg leicht umgehen. Es folgte die weglose Querung durch das Kar, bis wir wieder auf den markierten Weg zum Roten Knopf trafen. Diesem folgten wir talwärts, bis wir den Steig zum Tschadinsattel erreichten. Über den Steig erreichten wir auch bald die Fahrräder. Mit denen fuhren wir wieder zurück bis Oberlesach, wo wir um 13:00 ankamen.
Erwähnenswertes:
1. Der Anstieg über den Nordgrat zur Nördlichen Talleitenspitze beinhaltet ein paar Kletterstellen im 2. Schwierigkeitsgrad, die auch ein wenig ausgesetzter sind. Dafür ist der Fels an diesen Stellen gut. Allerdings gibt es vor allem beim letzten Aufschwung auch einige brüchige Kletterstellen I. Diese sind - da man sich im Absturzgelände befindet - wohl der anspruchsvollste Teil des Aufstiegs.
2. Da die Aufstiegsflanke westseitig ausgerichtet ist, ist der Fels dort am Vormittag meist noch feucht.
3. Ein alternativer Anstieg führt von der Elberfelder Hütte durch die SO-Flanke zum Gipfel der Nördlichen Talleitenspitze. Anscheinend soll der Schwierigkeitsgrad ca. I-II betragen. Dafür ist das Gelände dort sicherlich brutal mühsam zu begehen - wegen der vielen Blöcke. Außerdem ist der Zustieg ins Gößnitztal schier endlos lang.
4. Der Verbindungsgrat von der Südlichen zur Nördlichen Talleitenspitze ist eine schwierige Klettertour (III-IV), ebenso der Verbindungsgrat zum Roten Knopf (IV).
5. Im Winter kann die Nördliche Talleitenspitze sowohl über unsere Aufstiegsroute, als auch über das Gößnitztal erreicht werden. Beide Wege sind allerdings sehr anspruchsvolle Skitouren durch lawinengefährliches Absturzgelände.
6. Die meisten 2-er Stellen können gut abgesichert werden, für erfahrenere Bergsteiger ist das Seil jedoch unnötig. Am brüchigen Steilaufschwung ist Sichern allerdings eher schwierig.
7. Die Nördliche Talleitenspitze wird kaum bestiegen (wohl kaum mehr als 10 Besteigungen pro Jahr).
8. Die Tour auf von Oberlesach zur Nördlichen Talleitenspitze führt ab 2200m durch ein sehr einsames, aber auch schönes Kar. Der Blickfang ist dabei durchgehend der Glödis. Sobald man den Nordgrat erreicht hat, erhält man dann langsam auch eine wirklich tolle Fernsicht, die bis zum Gipfel noch um einiges besser wird. Die Kletterei macht an den nicht brüchigen Stellen wirklich Spaß, nur leider ist sie relativ kurz. Falls man den Schwierigkeiten gewachsen ist, kann man sich auf der Nördlichen Talleitenspitze auf einen tollen Tag im Hochgebirge freuen. Die Nördliche Talleitenspitze ist also ein Geheimtipp für jene Bergsteiger, die dem Rummel auf bekannteren Bergen aus dem Weg gehen möchten.
Tourengänger:
BigE17

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