Überschreitung Fineilspitze 3514m, Tag 3 der Venter Runde


Publiziert von jagawirtha , 6. September 2019 um 15:36.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 6 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 700 m
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Bellavista / Schutzhütte Schöne Aussicht (2845 m), Similaunhütte (3014 m)
Kartennummer:AV 30/2 Ötztaler/Weißkugel

Heute wollen wir von der Similaunhütte zur Bellavista oder Schöne Aussicht Hütte gehen. Frühstück gab es bereits um 6 Uhr, leider hat uns der Wackelkandidat von gestern mitgeteilt, das er die ganze Nacht nicht schlafen konnte und keine Kraft hat. Für ihn hätten wir die Fineilspitze vom Hauslabjoch aus bestiegen und ihn dort wieder abgeholt um dann über den nördlichen Gletscherbereich zur Schönen Aussicht zu gehen. Er hat aber ein Ende der Tour beschlossen und ist nach Vent abgestiegen. Deshalb kamen wir etwas später von der Hütte weg. Beim Start hatten wir noch richtig schönes Wetter, aber es soll später noch Regen geben .

Jetzt waren wir nur noch zu dritt in der Gruppe und der Bergführer, deshalb war eine Überschreitung im Bereich des Möglichen, falls das Wetter mitspielen würde. Der erste Teil unserer Tour war der Steig zum Tisenjoch und der Ötzifundstelle. Dieser ist gut beschildert und wird zum großen Teil unter dem Grat absolviert. Im Bereich der Ötzifundstelle gibt es nur ein Steindenkmal, die genaue Stelle des Fundes ist gar nicht definiert. Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf zum Hauslabjoch wo wir noch ein kurzes Stück Gletscher überqueren und dazu die Steigeisen anlegen mussten.  Danach geht  es ohne Markierung den Nordostgrat in angenehmer Kletterei hoch, meistens im I. Grad, kurz auch II. Vom Vorgipfel sind es nur wenige Minuten zum Hauptgipfel, der eine wunderbare Aussicht nach allen Seiten bieten würde, die uns aber nicht vergönnt wird.  Zum einen steigt vom Tal der Nebel auf und zum anderen nähert sich die angekündigte Kaltfront noch schneller als angenommen.

Die Überschreitung der Fineilspitze ziehen wir aber durch, denn der Bergführer verspricht sich davon eine gewisse Zeitersparnis.  Wir gehen  südwestwärst den Grat zum westlichen Vorgipfel hinab, schon vor dem Sattel steigen wir in eine unversicherte Rinne ein. Diese ist steinschlaggefährdet , steil und etwas bröselig. Laut Bergführer ist er bisher immer  im Schnee abgestiegen, das war heute nicht der Fall und deshalb waren wir gut in der Zeit, mussten unten aber gleich auf den Gletscher ausweichen wegen der Steinschlaggefahr. Der Gletscher war in diesem Bereich schneebedeckt und gut zu begehen. Unterhalb des Gletschers liegt ein flacher Felsriegel mit dem Punkt 3144 m, den wir ansteuerten. Auf diesen Riegel kommt man auch, wenn man vom Hauslabjoch zur Schönen Aussicht gehen würde.  Punkt 3144 lassen wir aber rechts liegen und orientieren und gleich darauf, den versicherten Abstieg nach Westen, der durch einen Steinmann markiert ist, zu finden.

Der Abstieg ist im Vergleich zur vorherigen Rinne nicht schwierig und man tritt bei etwa 3000 m auf einen Ausläufer des Hochjochferners und damit haben die Schwierigkeiten der Tour erst begonnen. Der Nebel vom Tal hat uns erfasst und ein navigieren war nur noch mit GPS möglich, die Sicht war weg. Für Bertl, unseren BF, war es wichtig, die Gletscherzonen so weit oben wie möglich zu queren, denn darunter befindet sich eine Spaltenzone und im unteren Bereich, wo es früher noch möglich war zu queren, ist der Gletscher schon so weit zurück gegangen, dass es im Auslauf extrem sumpfig ist oder man fürchten muss, dass die Eisbrücken einbrechen. Dann standen wir doch vor einer bergab verlaufenden Spalte oder auch Bachbett, das schneebedeckt war. Dieser Spalte sind wir nach unten ausgewichen. Nun begann es auch zu regnen und einzelne Donner waren zu hören.  Fast im Laufschritt überflogen wir den Ausläufer einer Gletscherskipiste bis wir einer Liftstraße nach unten folgten. Unser „Lauf“ wurde durch einen Blitzeinschlag ganz in der Nähe jäh gestoppt, Steigeisen und Wanderstecken wurden abgeworfen und eine gebückte Schutzhaltung eingenommen. Nochmal krachte es ganz in der Nähe, es ist aber nichts passiert. In etwa 100 m Entfernung konnte man Container neben der Hintereis-Liftstation sehen. Das war unsere Rettung, die Container waren nicht abgesperrt, leer und boten uns Schutz gegen Regen und Blitze.

Das Gewitter und den Starkregen warteten wir im Container ab, etwa 30 Minuten, bis sich der Regen in leichtes Nieseln wandelte. Zur „Schönen Aussicht Hütte“ hatten wir nicht mehr weit, etwa 500 m und 80 hm. Das Gewitter war vorbeigezogen, aber man konnte nicht sicher sein, dass noch mal etwas aufzieht. Wir versuchten deshalb so schnell als möglich die Hütte zu erreichen und waren froh als wir die Türe erreichten. Einige andere nasse Berggeher waren schon vor uns da, es kamen aber immer wieder neue nach. Das Hüttenpersonal hat uns freundlich empfangen und bedient. Den Gewitterschock haben wir schnell vergessen.

Die angegebene Gehzeit bezieht sich auf  die Gesamtdauer der Tour incl. aller Pausen, auch der Regenpause.

Tourengänger: jagawirtha


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Kommentare (1)


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Uli_CH hat gesagt: Beeindruckende Tour
Gesendet am 7. September 2019 um 14:47
Hallo Gerhard

Gratuliere zu der beeindruckenden Tour. Zum Glück ist alles gut ausgegangen. Bin schon auf deine Berichte von den Folgetagen gespannt.

Lieben Gruss, Uli


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