Finailspitze (3514m) als "Ein-Tages-Solo-Hochtour"


Publiziert von simba , 28. Juli 2012 um 12:26.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:27 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Hohe Berge, die man allein ohne Spaltenrisiko und großen klettertechnischen Aufwand besteigen kann und die zugleich dennoch ein reizvolles Ziel abgeben, sind rar gesät. In Anbetracht des Gletscherrückgangs im Ötztal ist die Finailspitze mittlerweile so ein Ziel. Da mal wieder das instabile Wetter übers WE größere Pläne gekippt hatte und ich mich ohnehin in Innsbruck befand, war diese als Tourenziel für den Rückfahrtag am Freitag schnell auserkoren.

Mit dem MTB startete ich kurz nach 6 in Vent an einem hinter dem Liftparkplatz gelegenen (augenscheinlich kostenlosen!) Parkplatz. Da ich kein begeisterter Bergauf-Fahrer bin, schob ich das Radel die meiste Zeit und fuhr allein in den flachen und abfallenden Passagen. Solche gibt es auf dem Weg zur Martin-Busch-Hütte ("dem gefühlt längsten Hütten-Zustieg der Ostalpen") aber genügend.

Diese erreichte ich trotz des vielen Schiebens nach etwas weniger als zwei Stunden, ließ dort das Bike zurück und machte mich per pedes auf den weiteren Weg ins Niedertal in Richtung Similaunhütte.
Auf ca. 2900 Meter hatte ich dort eigentlich rechts zum Tisenjoch abzweigen wollen. Aber irgendwie fand ich in dem Moränengelände nicht die in der Beschreibung hervorgehobene Abzweigung. Deshalb folgte ich dem Weg weiter zur Similaunhütte, um in der Folge von dort auf dem gut markierten und völlig übersicherten Steig entlang und über die Jochköfel durch Blockwerk und Schnee das Ötzidenkmal im Tisenjoch zu erreichen.

Diesen Umweg würde ich keinesfalls empfehlen. Einerseits kommt zu dem ohnehin schon weiten Weg durchs Niedertal noch einiges mehr an Strecke dazu. Andererseits verliert man schon vor der Similaunhütte wieder viele Höhenmeter und sammelt auch beim Zustieg von dort entlang der Jochköfel wg. zahlreicher Auf- und Abstiege einiges an zusätzlichen Aufstiegsmetern.

Kurz nach der Similaunhütte merkte ich dann die Höhe. Schließlich war ich seit fast zwei Monaten nicht mehr in den Bergen unterwegs. Daher gings nurmehr sehr langsam voran. Im Tisenjoch angelangt, fragt man sich heute, aus welchem Eis dort vor ca. 20 Jahren der Ötzi befreit worden sein soll - von Eis weit und breit keine Spur mehr :(

Nachdem ich mittlerweile ziemlich platt war, setzte ich mir lediglich das Erreichen des rechterhand dank eines riesigen Steinmanns gut erkennbaren Hauslabjochs als Ziel, um anschließend abzusteigen. Allerdings fiel mir der Anstieg  ins Joch über Schnee und Geröll wieder deutlich einfacher, weshalb ich mich im Joch angekommen entschloss, auch noch den restlichen Anstieg anzugehen.

Über den oberen Teil des Hochjochferners querte ich zum NO-Grat der Finailspitze. Der Gletscher ist im Umfeld der wohl in aller Regel deutlich sichtbaren Spur spaltenfrei. Unterhalb hat es allerdings Spalten, oberhalb wohl einen kleineren Bergschrund, so dass man die goldene Mitte finden muss. Teilweise schaute hier auch schon das Blankeis raus - ging aber aufgrund fehlender Steigungsprozente bei entsprechender Steigtechnik gerade noch so ohne Steigeisen, die im Rucksack blieben.

In den schuttigen Ausläufern des NO-Grats machte ich schließlich ein Rucksackdepot und ging mit den Trekkingstöcken auf deutlichem Pfad durch Schutt und Blockwerk weiter bergan. Später ließ ich auch die Stöcke zurück und stieg in immer steilerem Blockgelände weiter. Auf Pfadspuren links oder rechts vom Grat lassen sich Kletterstellen in aller Regel umgehen. Am schönsten ist es aus meiner Sicht aber, ab Beginn der Kletterstellen immer direkt am Grat zu bleiben und dort in einfacher Blockkletterei (I-II) an Höhe zu gewinnen.

Will man sich die Klimaerwärmung vergegenwärtigen, so ist der NO-Grat der Finailspitze ein gutes Beispiel: Dass vor ca. 150 Jahren die Erstersteiger hier über einen durchgehend vergletscherten Schneegrat zum Gipfel gelangten, erscheint angesichts der heutigen Situation kaum denkbar! Selbst die Beschreibung der Tour im Schmitt/Pusch, Hochtouren Ostalpen, geht von einer völlig anderen Gletschersituation aus, wenn man nur einmal den Blick vom Hauslabjoch vergleicht.

Siehe hier: http://books.google.de/books?id=lGZo53V25ZgC&pg=PA180&lpg=PA180&dq=fineilspitze+Nordostgrat&source=bl&ots=vlXFcaSHbL&sig=OqqW4HHQ4ABWKYgx3L1UWRYZdys&hl=de&sa=X&ei=8LMTUMSHEImQ4gT4ooGQBA&ved=0CHAQ6AEwDQ#v=onepage&q=fineilspitze%20Nordostgrat&f=false

Und hier das heutige Original: http://www.hikr.org/gallery/photo848673.html?post_id=53247#1

Im oberen Teil wird der unten behäbige Grat deutlich ausgeprägter und ausgesetzter. Nach Erreichen des mit einer Stange verzierten Vorgipfels geht es zunächst nochmals einige Meter bergab, ehe man links durch eine Verschneidungsrinne oder rechts durch gut gestuften Fels (II) die letzten Meter zum großen Gipfelkreuz der Finailspitze ersteigt, auf deren Gipfel ich mich etwas mehr als 5,5 Stunden nach Start in Vent niederließ.

Da über der Weißkugel bereits dunkle Wolken drohten, hielt ich den Aufenthalt kurz und stieg auf gleichem Weg zurück zu meinen "Depots" und zum Hauslabjoch ab. Von dessen Höhe inspizierte ich eine direkte Abstiegsmöglichkeit nach links ins Niedertal, um nicht erneut den langen Weg über die Similaunhütte machen zu müssen.

Hierfür hielt ich mich kurz vor Erreichen des Ötzi-Denkmals links und gelangte über Schneefelder auf eine Geröllzunge, auf der Pfadspuren und einige Steinmänner den weiteren Weg wiesen. Über ein weiteres Schneefeld erreichte ich die extrem weiche und durchnässte Endmoräne eines rechterhand gelegenen Gletscherrests und konnte diesen so gefahrlos im Abstiegssinne links umgehen. Im Moränengelände ist der weitere Abstieg zum Weg zwischen Martin-Busch und Similaun-Hütte dann recht beliebig, wobei man sich um Strecke zu sparen natürlich eher links halten sollte.

Der weitere Abstieg folgte dem Anstiegsweg. Ab Martin-Busch-Hütte gings dank MTB dabei sehr flott voran. Angesichts des teils sehr blockigen Wegs und der Abgründe rechterhand sollte man allerdings entsprechende Vorsicht walten lassen. Erstaunt war ich, dass außer mir so gut wie keine anderen Radler unterwegs waren. In Anbetracht des weiten Wegs von und nach Vent, kann ich die Nutzung eines solchen im Niedertal dringendst empfehlen.

Tourengänger: simba


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