Saalfeldener Höhenweg, ein Tanz über Persailhorn, Mitterhorn, Äulhorn und Ahlhorn


Publiziert von jagawirtha , 29. Juli 2019 um 18:43.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:23 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Zeitbedarf: 2 Tage 10:00
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:im Norden von Saalfelden am Steinernen Meer in den Ortsteil Bachwinkl abbiegen, dort bis zum PP der Peter-Wiechenthaler-Hütte fahren
Unterkunftmöglichkeiten:Peter-Wiechenthaler-Hütte direkt auf der Tour, abseits der Tour: Riemannhaus oder Ingolstädter-Haus

Heute hat es mich nochmal nach Saalfelden  verschlagen, wo ich bereits vor 14 Tagen das Persailhorn besucht habe und keine Aussicht hatte. Heute sollte das anders werden; lt. Wetterbericht Sonne pur und Temperaturen in 2000m Höhe über 20 Grad. Für die Hohen Tauern waren aber einige Wolken angekündigt. Mein  Plan für heute war nochmal auf das Persailhorn,  jedoch mit einem anderen Zustieg und dann weiter auf´s  Mitterhorn,  einer Überschreitung des Ahlhorns mit einer Gratbegehung und weiter zur Weißbachlscharte, von dort der Abstieg über den Saalfeldener Höhenweg Nr. 412 zurück zur Peter-Wiechenthaler-Hütte.

Was mir bei der Tourvorbereitung, sofern man davon sprechen kann, aufgefallen ist, dass die Gipfel in den verschiedenen Karten keine eindeutige Bezeichnung haben. Breithorn, Mitterhorn und Persailhorn  sind in allen Karten gleich bestimmt, vermutlich auch weil diese wesentlich öfter überschritten werden als z.B. das Ahlhorn, das auch Achselhorn, Aulhorn  und Äulhorn als Namen verpasst bekommt. Am Ahlhorn gibt es aber ein Gipfelbuch in dem unmissverständlich der Name Ahlhorn 2467m geführt wird. Aus diesem Grund halte ich mich  in meinem Bericht an diesen Namen auch wenn hier in Hikr andere Namen vergeben wurden.

Auch heute bin ich wieder vom Parkplatz in Bachwinkl  aufgestiegen, nur habe ich heute den Seilbahnsteig mit der Nr. 412 e zur P.-Wiechenthaler-Hütte benutzt. Bis zum Kreuzweg hatte ich auf diesem Abschnitt Schatten. Fortan stieg ich den Normalweg zur Hütte hoch um eine Stärkung für den restlichen Tourverlauf aufzunehmen und Ballast an der Hütte zu deponieren. Nach der Hütte wechselte ich von Weg Nr. 412 auf Nr. 428 Richtung Persailhorn und dann 428 c zum Südwandsteig, den ich noch nicht kannte, aber unbedingt noch gehen wollte. Für den Aufstieg habe ich zwar das Klettersteigset komplett angelegt, aber so gut wie nicht eingesetzt.  Ein Kletterhelm und Handschuhe sind aber sehr zu empfehlen, ersten sind die Felsen extrem scharfkantig und es gibt immer die Gefahr von Steinschlag durch loses Gestein. Landschaftlich und vom Verlauf her gefällt mir der Südwandsteig besser als der Wildentalsteig,  wobei dieser auch seine Reize hat und weniger gegangen wird und auch nachmittags noch im Schatten liegt.
 
Der Ausstieg aus dem Südwandklettersteig endet direkt am Normalweg zum Persailhorn, wobei Normalweg einer T4 und mindestens Ier  Kletterstellen entspricht. Jetzt kann ich zum ersten Mal den Watzmannstock und den Großen Hundstod sehen, schon jetzt hat sich der nochmalige Anstieg des Persailhornes gelohnt. Im Anschluss muss jetzt gleich noch ein steiler Aufschwung  zum Gipfelgrat des Persailhornes erklommen werden. Mit Erreichen des Grates steigt der Erlebnisfaktor nochmals an, Persailhorn, Mitterhorn und Breithorn türmen sich auf und der Gratverlauf über das Ahlhorn, den ich später gehen möchte, zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. So hab ich mir das gewünscht. Am Persailhorn halte ich mich nicht lange auf und folge den Markierungen zum Mitterhorn nach Nordosten. Der Abstieg in die Scharte zwischen den beiden ist durchaus steil und ausgesetzt, ein Stolperer hätte fatale Folgen. Etwa 100 hm werden in die Scharte abgestiegen, wobei die Geländeform optimal genutzt wird.
 
Nach der Scharte sind keine Steigspuren mehr vorhanden, ab sofort erfolgt der Anstieg im reinem Fels. Rotweißrote Markierungen sind aber immer vorhanden, manchmal ist es aber ratsam sich die Punkte schon vorausschauend zu merken, weil durch den Felsaufbau schnell ein Abzweig übersehen wird. Der Anstieg zum Mitterhorn sieht von unten furchterregend aus und ich bekomme leichte Zweifel ob ich mich damit nicht etwas übernehme. Nach der ersten überwundenen IIer Kletterstelle habe ich aber ein gutes Gefühl und der Spaß an der Sache steigt. Wegen der vielen Bändern und Steilstufen geht der Anstieg aber trotzdem an die Substanz  und es kommt mir ewig vor bis ich am Westgrat ein Kreuz mit genialer Aussicht ins Saalfeldener Becken und in die Westwand des Breithorn erreiche. Auch die stetige Sonneneinstrahlung macht sich bemerkbar, vielleicht hätte ich zum Frühschoppen in der Hütte doch ein zweites Weizenbier trinken sollen, denn meine Trinkvorräte habe ich knapp bemessen und können nirgends nachgefüllt werden. Vom Westgrat wechselt man zum finalen Aufstieg auf das Mitterhorn zum Nordgrat, vielleicht wäre auch ein direkter Anstieg möglich? Ich halte mich an die Steigmarkierungen und  stehe nach etwa 15 Minuten am Nordgrat, der eine geniale Aussicht über das ganze Steinerne Meer und darüber hinaus frei gibt. Wie in Trance steige ich weiter in Richtung Süden zum Gipfel des Mitterhorn´s, das mir nochmal eine Hammeraussicht über das Saalfeldener Becken zu den Hohen Tauern bietet. Leider sind Wiesbachhorn und Großglockner schon in Wolken gehüllt. Dafür zeigen sich Hochalmspitze, Ankogel, Schareck, Hocharn und der Hochkönig. Der Blick übers Steinerne Meer lässt mich an die Almer Wallfahrt denken, die Ende August stattfindet und von Maria Alm bis zum Königsee gegangen wird. Der Schnee spielt dann hoffentlich keine Rolle mehr.
 
Für meinen weiteren Weg muss ich jetzt eine Entscheidung treffen,  habe ich noch die Kraft die Gratwanderung und Überschreitung des Ahlhorn´s durch zu ziehen oder gehe ich den gleichen Weg wieder zurück? Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich noch innerhalb meines Zeitplan bin, der war bis 14.00 Uhr am Mitterhorn zu stehen. Immerhin bin ich mit der Anfahrt bereits 10 Stunden unterwegs. Ich entscheide mich für die Ahlhorn-Überschreitung und gegen eine Pause auf dem sonnigen Mitterhorn. Der Abstieg vom Gipfel gestaltet sich wie der Aufstieg über den Nordgrat bis zu dem Wegweiser, wo der Steig vom Persailhorn  ankommt. Zwei Stunden werden ab hier für die Begehung des Weges Nr. 428 a zur Weißbachlscharte angegeben.  Nach der Wegkreuzung kommt gleich eine ausgesetzte Passage in der linken Flanke des Grates, der Fels ist griffig, gut gestuft und nicht speckig, immer wieder gibt es auch Seilsicherungen. Schon  stehe ich in der Scharte vor einem mächtigen Turm, den es zu übersteigen gilt. Mit der Seilsicherung gut machbar, ohne mindestens eine II+. Gleich danach wieder ein etwas kleinerer Turm der ebenfalls über den Grat bestiegen wird und weiter führt zu einer Erhöhung, die einen Gipfel gleicht, etwa nur 10 m weniger als das Mitterhorn ausweist und in der Openstreetmap mit Äulhorn geführt wird. Leider gibt es hierzu wenig Infomaterial.
 
Vom „Äulhorn“ erblicke ich den nächsten echten Gipfel, das Ahlhorn, das in einem weiten Linksbogen, vorbei an einem großen Schneefeld, unschwierig  angegangen wird und zu den leichteren Wegabschnitten zählt. Der höchste Punkt des Ahlhorns ziehrt ein Steinmann, das Gipfelkreuz steht weiter vorne an einer Kante, damit es vom Tal aus zu erkennen ist.  Auch hier ist mir das Plateau zu sonnig für eine ausgiebige Rast und so steige ich weiter nach Norden Richtung Weißbachlscharte ab.  Der Blick verrät mir nichts Gutes, es gilt einen Turm nach dem anderen zu überwinden. Zwar alles machbar, aber zu viel ist zu viel. So kämpfe ich mich noch bis zum „Achselhorn“ durch und suche mir in der grasigen Nordseite ein gemütliches Plätzchen für eine ausgiebige Rast, die längst überfällig war.
 
Nach 20 Min. Pause hatte ich wieder etwas Power in mir und ich wusste dass das Gelände jetzt auch grasiger und einfacher wird, etwa T2, das gilt aber nur bis zum Weißbachlscharte, wo ich den ersten Wanderern begegne. Ein älteres Paar die eigentlich zum Ahlhorn wollten, sich aber im Aufstieg irgendwie verlaufen hatten und jetzt einfach zu spät unterwegs waren.  Von der Scharte aus gäbe es noch die Möglichkeit den Schartenkopf zu besuchen, der hatte aber noch einige große Schneefelder im Aufstiegskamm verteilt und der Rest war mit Steinen übersät. Von der Scharte aus wäre auch das Riemannhaus oder Ingolstädter Haus erreichbar. Mein Ziel ist aber die Peter-Wiechenthaler-Hütte im Westen. Der erste Teil des Abstieges erfolgt in einem steilen Kar hinab Richtung Weißbachlalm um dann in einer Höhe von etwa 2000 Meter nach links zu drehen. Der Steig Nr. 412 windet sich nun unterhalb des Ahlhorns über einige Kare hinüber zur P.-Wiechenthaler-Hütte. Eineinhalb Stunden waren auf dem Wegweiser angeschrieben, die ebenfalls kurz bemessen sind wie ich finde. Denn auch in der langgezogenen Querung sind einige ausgesetzte Stellen vorhanden die teilweise sogar seilgesichert sind. Langsam nähert sich aber die Hütte und ich denke nur noch an die Reihenfolge der Getränke die ich zu mir nehmen werde, weniger ans Essen, das bei der Ankunft auch schon ausgetragen wird. Später sitze ich mit einem Mühldorfer gemütlich auf der Terrasse der Hütte mit Blick ins Lichtermeer von Saalfelden. Es ist einer der Abende wo du mit T-Shirt und kurzer Hose die Nacht verbringen kannst, selbst in der Höhe von  1700 m.
 
Am nächsten Morgen gibt es ein leckeres Frühstück vom Buffet. Für den Abstieg habe ich mir den Jagasteig ausgesucht, der fast den ganzen Tag im Schatten des Kienalkopfes liegt und sehr fordernd und abwechslungsreich sein soll und ist, eben ein richtiger Jägersteig mit einigen Steilstufen, Brücken und Seilsicherungen. Später treffe ich beim Kreuzweg (Wegkreuzung) wieder auf den Normalweg Nr. 412, der jetzt ganz gemütlich hinab zum Parkplatz führt.

Fazit:

Eine echte 5* Tour am Rande des Steinernen Meeres in den Berchtesgadener Alpen. Als Tagestour möglich, aber sehr fordernd und mit An- und Abreise nicht sinnvoll. Eine Übernachtung auf der gut geführten Wiechenthaler-Hütte ist die bessere Option. Auf keinen Fall soll man die Tour unterschätzen, die Gehzeiten an den Wegtafeln sind knapp bemessen für meine heutigen Verhältnisse. Wichtig ist es genügend Flüssigkeit und Brotzeit mit zu nehmen. Nach der Hütte gibt es für Stunden keine Einkehrmöglichkeit. Nur bei sicheren Wetterverhältnissen und mit gutem Sonnenschutz starten. Früh oder spät in der Saison event. Steigeisen erforderlich.

Tourengänger: jagawirtha


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Geodaten
 45334.gpx Gratwanderung 23.07.19
 45335.gpx Jagasteig Abstieg am 24.07.19

Galerie


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