Persailhorn


Publiziert von frmat , 5. Januar 2016 um 16:10.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:30 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW zum kostenfreien Parkplatz Bachwinkel bei Saalfelden

Das Persailhorn ist ein markanter Gipfel hoch über dem Saalfeldener Becken, der dem Steinernen Meer im Süden vorgelagert ist. Leider kursieren bei Hikr diverse Gerüchte in Form fehlerhafter Berichte, mit denen ich im Vorfeld aufräumen möchte, da dies nur zur Verwirrung beiträgt. Der Hauptgipfel ist 2347m hoch und durch eine große Holzmadonna geschmückt. Die bisherige Höhenangabe von 2437m in diversen Berichten ist wohl ein Zahlendreher. Auch existiert KEIN "nordöstlicher" Vorgipfel von 2347m Höhe. Im Nordosten ist gar kein Vorgipfel, höchstens im Südwesten, der is aber kaum ausgeprägt und maximal 20m niedriger. Also vergessen wir diesen ganzen Quatsch schleunigst und beschränken uns einzig auf den 2347m hohen Hauptgipfel. Neben dem Saalfeldener Höhenweg, der vom Mitterhorn herüber kommt, gibt es zwei leichte Klettersteige, die den heutigen Normalanstieg markieren: Den Steig durchs Wildenkar im Nordwesten sowie den Südwandsteig. Der alte Normalweg durch die Westflanke wird nicht mehr unterhalten. Soviel zu den harten Fakten.

Auf der Suche nach dem Schnee zogs uns über den Jahreswechsel in die Alpen, um 2015 wandernd ausklingen zu lassen und 2016 skifahrend zu begrüßen. Standquartier war zum sechsten Mal das Jugendhotel Sonnenhof in Maria Alm, wo wir bei Familie Herzog wie immer bestens versorgt wurden! Die Pisten zwischen Mühlbach und Maria Alm versprachen besten Skigenuss, und so war es auch. Vorher gings dank wenig Schnee nochmal auf Wanderschuhen hoch hinaus. Den ersten von zwei Wandertagen begannen wir am Parkplatz Bachwinkel nahe Saalfelden. Über einen wirklich schönen Wanderweg führt die Route gemütlich im Wald bergan (T2). Durch aussichtsreiches Latschengelände erreichen wir nach 1:40h die Peter-Wiechenthaler Hütte, die einem Adlerhorst gleich auf dem wenig ausgeprägten Kienkopf liegt. Mit der Aufstiegszeit waren wir für 900Hm durchaus zufrieden, mussten jedoch unsere Grenzen kennenlernen, dass der gemeine Saalfeldener Bergläufer die Strecke  normalerweise in weniger als 1h zurücklegt, länger zu brauchen ist verpönt. Nun gut, für uns als Flachländer fällt der Aufstieg durchaus in die Kategorie "Sport" und ist auch ohne eine Verlängerung zum Gipfel extrem lohnend. Nicht nur, weil der Hüttenwirt auch im Winter ein paar Boxen mit Flüssignahrung für den Rückweg bereithält (Bier 2,5€; Limo 2€).

Nach der wohlverdienten Rast beginnen wir unseren Gipfelaufstieg aufs Persailhorn. Ab der Hütte ändern sich die Bedingungen. Die Latschengassen, durch die der Wanderweg führt, sind verschneit bzw. vereist (daher die Bewertung als leichte Hochtour) und fordern unsere Aufmerksamkeit. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir den Wegweiser, der nach links zum Klettersteig im NW und nach rechts in die Südwand führt. Zuerst sind einige Schutthalden zu queren, die heute im verschneiten Zustand die Schüsselpassagen der gesamten Tour darstellen. Der Weg wird aber nie schwerer als T4, alle exponierten Wanderstellen und natürlich der Steig selbst sind bestens versichert. Bald beginnen die Stahlseile, die zusammen mit ein paar Krampen und insgesamt vier Leitern in moderater Schwierigkeit, durchaus steil und luftig, durch die schöne Südwand führen. Durch die Exposition hats kaum Schnee und der Fels ist teils angenehm warm. So macht das Kraxeln Freude. Die Warnung zweier Bergfreunde, die für den Gipfelgrat unbedingt Steigeisen anmahnen, können wir garnicht nachvollziehen, schließlich hats fast bis oben hin ein Geländer und zum Gipfel hin wieder leichte und teils versicherte Felspassagen. Dass aber ein Familienvater ohne irgendeine Art Sicherung und natürlich ohne Helm dafür mit turnschuhähnlichen Dingern da rumstolpert (so erlebt auf dem Abstiegsweg) lässt unsererseits Unverständnis aufkommen. Seine beiden Jungs hatten wenigstens Klettersteigausrüstung an und durfte allein weiter kraxeln, während der Vater an steinschlaggefährdeter Position wartete. Da hätts nicht gewundert, wenn die Bergrettung zum Jahresabschluss noch Arbeit bekommt. Aber jedem das seine. Wir erreichen schließlich ohne Probleme den Gipfelgrat und sehen den höchsten Punkt in wenigen Minuten Entfernung. Über den leichten Schlussgrat stehen wir bald auf dem Persailhorn und können uns am Panorama kaum sattsehen. Hinter den *Salzburger Schieferalpen dominieren die Hohen Tauern, auf der anderen Seite lugt der *Watzmann als kühne Pyramide über das Steinerne Meer, und die Leoganger Steinberge imponieren mit dem formschönen Birnhorn. Alles richtig gemacht mit der Tourauswahl (T4, WS+; 1:50h).

Für den Abstieg wählen wir aufgrund der Verhältnisse natürlich denselben Weg. Alle anderen Routen wären nur mit Hochtourenausrüstung machbar gewesen. Über die Wiechenthaler Hütte erreichen wir nach 3h wieder den Ausgangspunkt am Parkplatz Bachwinkel, und freuen uns, dass Petrus uns zu dieser Jahreszeit auf einen stolzen Gipfel gelassen hat.

Tourengänger: frmat, Louise86


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2016 um 16:22
Klasse Tour und tolle Fotos! Steht schon lange auf meiner Liste.

VG Nico

frmat hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Januar 2016 um 12:00
Danke, kann ich auch sehr empfehlen! Lohnende Tour in großartiger Umgebung!
VG, Matze


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