Via Alta Val Carassino


Publiziert von Sobrio , 28. Juni 2019 um 00:14.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:26 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima di Pinadee   Gruppo Rheinwaldhorn   Gruppo Pizzo di Cassimoi 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1767 m
Abstieg: 364 m
Strecke:11.46
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto nach Olivone
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Die Hütte Cap. Adula ist auf einem breiten Feldweg via Val Carassino zu erreichen.
Unterkunftmöglichkeiten:Cap. Adula CAS Cap. Adula UTOE

Um die aktuelle Hitzewelle zu vermeiden, starteten wir bereits frühmorgens. Mit dem Auto ging's von unserem Haus in Acquarossa nach Olivone, wo wir um 06.30 Uhr starteten. Die erste Etappe unserer Tour führte uns auf einem steilen Wanderweg nach Guarnaira. Der Weg (T3) verläuft durchgehend im Wald, die hohe Luftfeuchtigkeit machte uns aber zu schaffen, dafür wurden wir durch den erstmaligen Blick auf den majestätischen Sosto entlohnt, ein Berg, der uns noch einige Zeit begleiten sollte. Nach einem kurzen Rast ging's auf einem meist ebenen Weg (T3) weiter zur Alp Compietto und von dort hinauf zur kleinen Staumauer des Bassino di Carassino, nicht zu verwechseln mit dem ungleich grösseren Lago Luzzone. Hier überquerten wir die Staumauer und betraten erstmals den weiss-blau markierten alpinen Wanderweg über die Via Alta Val Carassino (T5). Zu Beginn verläuft der Weg in einem lichten, sehr schönen Nadelwald relativ steil bis zur Krete hoch, der man anschliessend folgt. Initial Bald erreichten wir die Baumgrenze und wussten, dass wir ab da bis zum Ende der Wanderung der Sonne komplett ausgeliefert sein würden. Dafür genossen wir den Ausblick auf den Sosto in unserem Rücken sowie das Rheinwaldhorn und die restlichen höheren Tessiner Berge. Schon bald kamen wir zu den ersten Kletterpassagen, die jedoch mit Haken und Seilen sehr gut ausgestattet sind, sodass wir sie vorsichtig aber gut bewältigen konnten. Nach einigen Stunden auf dem Grat erreichten wir dann die Cima Sgiu, den ersten von drei Gipfeln auf unserer Tour. Leider neigten sich bereits hier unsere Wasservorräte dem Ende entgegen - wir waren mit durchschnittlich 2.5 Liter Wasser pro Person gestartet, was offenbar nicht genug war. Feste Wasserstellen gibt es auf der gesamten Via alta Val Carassino keine. Zum Glück stiessen wir aber auf einige alte Schneefelder, sodass wir unseren Flüssigkeitsbedarf mit Schnee decken konnten - nur wenige Wochen später wären diese jedoch bereits geschmolzen gewesen und wir hätten ein grösseres Problem gehabt. Im weiteren Verlauf der Wanderung traten bei unserem Kameraden auch leichte Atemprobleme auf, weshalb wir nun nur noch sehr langsam vorankamen und ihm den Rucksack abnehmen mussten. Bereits leicht angezählt erreichten wir dann doch die Forca di Pinadee, wobei erneut einige kurze Kletterpassagen überwunden werden mussten. Von hier gibt es einen "Notausgang", ein nicht markierter Weg, der vom Grat in Richtung des Val Carassino zu den "Laghetti" hinunter führt, von wo aus man bequem bis zum Passo di Piotta traversieren kann. Leider erfuhren wir von dessen Existenz erst im Nachhinein, weshalb wir trotz erheblicher Müdigkeit unsere Route auf der Via Alta fortsetzten. Unmittelbar nach der Forca di Pinadee ist zu beachten, dass der Weg nicht auf dem Grat weiterläuft, sondern ca. 20 Meter unterhalb auf der Seite des Val Carassino, es ist dies der einzige Ort, wo wir mit der Orientierung kurz Mühe hatten, da der Weg sonst sehr gut markiert ist. Von der Forca di Pinadee bis zur Cima Pinadee folgte nun der letzte anstrengende Anstieg der Via alta - es sind ca. 120 Höhenmeter zu bewältigen und der Weg führt zumeist über grosse Felsbrocken. Wir erreichten aber die Cima Pinadee, den zweiten Gipfel unserer Tour und mit 2486 M.ü.M. auch der höchste Punkt und setzten bei mittlerweile schon fortgeschrittener Zeit den Weg fort. Der Abstieg von der Cima Pinadee ist bezüglich des Wegs deutlich angenehmer und nach einem erneuten sanften Anstieg erreicht man erneut den Grat. Von dort führte uns der Weg auf dem Grat ohne grössere Probleme oder heikle Passagen auf die Cima Bresciana, von wo wir zur Capanna Adula CAS abstiegen. Unterwegs sahen wir drei Gämsen. Wir erreichten die Hütte todmüde und hatten aufgrund der Probleme (Viele Pausen bedingt durch die physischen Probleme bei unserem Kollegen, Wassermangel) am Schluss tatsächlich neun Stunden für die Via alta Val Carassino gebraucht. Wir genossen aber die schön gelegene Hütte und das hervorragende Abendessen. Insbesondere die grosszügige Bemessung der Portionen war für unseren Heisshunger ideal.
Nach der Übernachtung in der Hütte stiegen wir am Folgetag dann via Val di Soi nach Dangio ab.

Wichtig:
- Es gibt einige ausgesetzte Stellen, die aber gut mit Haken und Seilen ausgestattet sind, weshalb es möglich ist, die Tour grundsätzlich ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Seile/Karabiner etc. zu bewältigen. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind aber ein absolutes Muss.
- Auf der gesamten Via Alta Carassino gibt es keine fixen Wasserstellen. Unbedingt genügend Wasser mitnehmen! Da man stets der Sonne ausgeliefert ist sollte die Flüssigkeitsmenge pro Person grosszügig bemessen werden und auf einen guten Sonnenschutz geachtet werden.
- Als Ausstiegsmöglichkeit bei Problemen gibt es die Möglichkeit, von der Forca di Pinadee zu den Laghetti abzusteigen und von dort zur Hütte Cap. Adula CAS zu traversieren. Dieser Weg ist gem. anderen Berichten Schwierigkeit T3, jedoch nicht markiert. Eine Karte des ungefähren Wegverlaufs dieses Notausgangs" haben wir in der Cap. Adula CAS gesehen. Der Hüttenwart wäre sicher bereit, auf Anfrage eine Photographie zur Verfügung zu stellen.

Tourengänger: Sobrio


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Kommentar hinzufügen»