Via Alta Val Carassino, von Dagro nach Campo Blenio (2 Tage)
Die Via Alta Val Carassino ist sehr viel kürzer als die anderen bekannten "Via Alta"s im Tessin und braucht rein von der Wegzeit her nur einen Tag. Da sie jedoch für Berggänger mit Basislager im Kanton Zürich doch recht abgelegen ist, reservierten wir uns zwei Tage dafür. Für den ersten Tag war anfangs nur der direkte Zustieg zu unserer Unterkunft, der Capanna Adula CAS, geplant, aber nach etwas Kartenstudium drängte sich ein etwas ausgiebigeres Programm auf: Der Zustieg ab Dagro (Seilbahn) durch das Val Malvaglia und über den Passo del Laghetto.
Diesen Bericht schreibe ich einige Zeit nach der Begehung der Tour - ich kann mich nicht mehr ganz an alle Details erinnern. Durchgangszeiten entnehme ich den Aufnahmezeitpunkten der Bilder. Wie viel der Zeit für Pausen und Wegzeit aufgewendet wurden, weiss ich allerdings nicht mehr, und gebe diese dementsprechend auch nicht an.
Kurz vor elf Uhr können wir in Dagro aus dem Seilbähnchen aussteigen und loswandern. Ich meine mich erinnern zu können, dass wir an diesem Tag etwas Probleme mit der ÖV-Verbindung hatten und eigentlich lieber früher gestartet wären - es ist doch ein rechtes Stück Weg von hier bis zur Hütte und wir wollen natürlich nicht das Abendessen verpassen!
Von der Bergstation gehts zuerst einmal zügig bergwärts. Vorbei an schöner tessiner Architektur erreichen wir aber bald die Wegverzweigung bei Gordón. Ab hier folgen wir dem "Sentiero dei monti" mehrheitlich flach auf schmalem Weg durch das abschüssige Waldgelände ins Val Malvaglia hinein. Beim Weiler Monda wird das Gelände dann wieder weniger steil und der Wald lichter. Der Wanderweg verläuft danach mehrheitlich auf breiten Forststrassen bis schliesslich weit hinten im Tal die Alpe di Pozzo erreicht wird, wo wir eine erste ausgiebigere Pause einlegen.
Ab hier wird der Weg wieder steiler - rund 800 Höhenmeter trennen uns noch vom Passo del Laghetto, welcher uns ins Val Carassino bringt. In einer ersten Stufe wird die Alpe die Quarnei erreicht, wo einige Pferde am grasen sind. Leider schlägt hier langsam das Wetter etwas um, Nebel und leichter Regen begleiten uns für den Rest des heutigen Tages. Von der saftig grünen Hochebene, auf welcher die Alp liegt gehts sogleich weiter steil die Hänge im Talschluss hoch. Wunderschön einsam und wild ist es hier, untermalt mit dem grossen Wasserfall des Orin, der vom Rheinwaldhorn herunterkommt.
Die letzten Höhenmeter zum Pass bilden die heutige Schlüsselstelle: Durch ein enges Kamin geht es über groben Schutt steil aufwärts. Wegen dem heutigen Wetter und dem kleinen Bach, der ebenfalls durchs Couloir abfliesst ist alles etwas nass. Für geübte Wanderer stellt dieser Abschnitt bei entsprechender Vorsicht aber kaum ein Problem dar. Am Pass entscheiden wir uns, noch ein kleines Gipfelziel einzubauen: Der nahegelegene Cima del Laghetto 2695m kann weglos über einfaches und nicht allzu steiles Blockgelände bestiegen werden.
Auf dem markierten Weiterweg gilt es als nächstes, ein grösseres Restschneefeld zu überqueren. Dies ist im wenig abschüssigen Gelände kein grosses Problem. Einiges kniffliger ist kurz darauf die Querung des Soia-Baches, zumindest wenn man trockenen Fusses auf die andere Seite kommen möchte. Gerne nehmen wir diese kurzweilige Herausforderung an.
Wenig später kommt das Val Carassino in Sicht, sowie die beiden Adula-Hütte: Die obere Capanna Adula UTOE, welche primär von Besteigern des Rheinwaldhorns (aka Adula) genutzt wird, sowie "unsere" tiefer gelegene Hütte, die Capanna Adula CAS. Ohne Stress erreichen wir die Hütte, wo wir ein feines Nachtessen mit Braten und Polenta geniessen dürfen. Die Hütte ist nur schwach belegt und wir haben ein Zimmer für uns alleine.
Nach einem wunderbaren Frühstück mit lokalem Käse und Joghurt und vielem mehr gehts um etwa sieben Uhr wieder los. Die wbw markierte Via Alta Val Carassino startet bzw. endet genau bei der Capanna Adula SAC. Begangen werden kann sie problemlos in beide Richtungen. Bei wolkenlosem Himmel steigen wir wenig schwierig über Wiesengelände entlang der eindrücklich senkrechten Gratkante gegen die Cima di Bresciana auf. Hin und wieder gibt es keine eindeutige Wegspur, aber solange man sich nicht zu weit von der Gratkante entfernt kann man hier nicht viel falsch machen.
Bald erreichen wir das erste Gipfelziel, die Cima di Bresciana und geniessen die super Weitsicht von heute. Rheinwaldhorn, Pizzo Campo Tencia und Piz Medel sind in der Aussicht die namhaften Berge.
Auf dem Weiterweg zur Cima di Pinadee 2486m, dem höchsten Gipfel von heute, wird das Gelände schon mal leicht anspruchsvoller: Mal etwas ausgesetzter, etwas Blockgelände oder ein felsiger Aufschwung, wo man die Hände aus dem Sack nehmen darf. Nochmals eine Stufe anspruchsvoller ist dann jedoch der Abstieg von der Cima di Pinadee über ein längeres Stück wegloses, grobes und abschüssiges Blockgelände.
Vorbei an schönen Felsformationen gelangt man zu einem der Highlights der Via Alta Val Carassino: Der felsige Gipfelzug namens Colma wird auf meist plattigen Felsen, welche mit vielen Metallbügeln und Stahlseil ausgerüstet ist, überklettert. Der Mini-Klettersteig verläuft zum Teil hart an der senkrechten bis überhängenden Abbruchkante entlang. Sehr eindrücklich und, sofern man keine Höhenangst hat, äusserst genussreich! Als Klettersteig vielleicht ein K2-K3, aber wir begehen den Abschnitt ungesichert.
Im für Gratwanderungen üblichen Auf und Ab geht der Weg weiter, mal einfacher mal fordernder. Kurz vor dem Gipfel der Cima Sgiu folgt dann eine weitere ikonische Stelle des Weges: Kurz quert der Weg auf die steile (senkrechte) Westseite der Gebirgskette, und verläuft dort auf einem schmalen aber seilgesicherten Grasband. Macht Spass! Der steile und felsige Schlussaufstieg auf die Cima Sgiu ist ebenfalls mit einem Stahlseil ausgerüstet.
Nach der Cima Sgiu verläuft der Weg über einen luftigen Grat. Anfangs Gehgelände wird der Grat bald ziemlich schmal. Wenn man der eigenen Balance vertraut, läuft man einfach weiter, für alle anderen gibt es Haltegriffe und ein weiteres Stahlseil. Über diesen Grat verläuft dann auch der erste Teil des Schlussabstiegs. Dann aber sind die technischen Schwierigkeiten vorüber und es geht noch auf einem normalen Bergweg über steile Wiesen und Wäldern zum nördlichen Ende der Via Alta Val Carassino, am kleinen Stausee Lago di Carassina.
Um uns im Abstieg ein paar Höhenmeter sparen zu können, entscheiden wir uns, statt nach Olivone nach Campo Blenio abzusteigen. Dazu folgen wir dem markierten wrw-Weg über den flachen Passi Muazz und dann durch den Tunnel hinüber zur grossen Staumauer am Lago Luzzone. Nach einer kurzen Einkehr im Ristorante Luzzone nehmen wir gestärkt die letzten Höhen- und Kilometer nach Ghirone, Ponte Semina und Campo Blenio unter die Füsse.
Fotos: AndyZ
Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.
Tag 1
Tag 2
Ausrüstung: Wanderschuhe.
Diesen Bericht schreibe ich einige Zeit nach der Begehung der Tour - ich kann mich nicht mehr ganz an alle Details erinnern. Durchgangszeiten entnehme ich den Aufnahmezeitpunkten der Bilder. Wie viel der Zeit für Pausen und Wegzeit aufgewendet wurden, weiss ich allerdings nicht mehr, und gebe diese dementsprechend auch nicht an.
Kurz vor elf Uhr können wir in Dagro aus dem Seilbähnchen aussteigen und loswandern. Ich meine mich erinnern zu können, dass wir an diesem Tag etwas Probleme mit der ÖV-Verbindung hatten und eigentlich lieber früher gestartet wären - es ist doch ein rechtes Stück Weg von hier bis zur Hütte und wir wollen natürlich nicht das Abendessen verpassen!
Von der Bergstation gehts zuerst einmal zügig bergwärts. Vorbei an schöner tessiner Architektur erreichen wir aber bald die Wegverzweigung bei Gordón. Ab hier folgen wir dem "Sentiero dei monti" mehrheitlich flach auf schmalem Weg durch das abschüssige Waldgelände ins Val Malvaglia hinein. Beim Weiler Monda wird das Gelände dann wieder weniger steil und der Wald lichter. Der Wanderweg verläuft danach mehrheitlich auf breiten Forststrassen bis schliesslich weit hinten im Tal die Alpe di Pozzo erreicht wird, wo wir eine erste ausgiebigere Pause einlegen.
Ab hier wird der Weg wieder steiler - rund 800 Höhenmeter trennen uns noch vom Passo del Laghetto, welcher uns ins Val Carassino bringt. In einer ersten Stufe wird die Alpe die Quarnei erreicht, wo einige Pferde am grasen sind. Leider schlägt hier langsam das Wetter etwas um, Nebel und leichter Regen begleiten uns für den Rest des heutigen Tages. Von der saftig grünen Hochebene, auf welcher die Alp liegt gehts sogleich weiter steil die Hänge im Talschluss hoch. Wunderschön einsam und wild ist es hier, untermalt mit dem grossen Wasserfall des Orin, der vom Rheinwaldhorn herunterkommt.
Die letzten Höhenmeter zum Pass bilden die heutige Schlüsselstelle: Durch ein enges Kamin geht es über groben Schutt steil aufwärts. Wegen dem heutigen Wetter und dem kleinen Bach, der ebenfalls durchs Couloir abfliesst ist alles etwas nass. Für geübte Wanderer stellt dieser Abschnitt bei entsprechender Vorsicht aber kaum ein Problem dar. Am Pass entscheiden wir uns, noch ein kleines Gipfelziel einzubauen: Der nahegelegene Cima del Laghetto 2695m kann weglos über einfaches und nicht allzu steiles Blockgelände bestiegen werden.
Auf dem markierten Weiterweg gilt es als nächstes, ein grösseres Restschneefeld zu überqueren. Dies ist im wenig abschüssigen Gelände kein grosses Problem. Einiges kniffliger ist kurz darauf die Querung des Soia-Baches, zumindest wenn man trockenen Fusses auf die andere Seite kommen möchte. Gerne nehmen wir diese kurzweilige Herausforderung an.
Wenig später kommt das Val Carassino in Sicht, sowie die beiden Adula-Hütte: Die obere Capanna Adula UTOE, welche primär von Besteigern des Rheinwaldhorns (aka Adula) genutzt wird, sowie "unsere" tiefer gelegene Hütte, die Capanna Adula CAS. Ohne Stress erreichen wir die Hütte, wo wir ein feines Nachtessen mit Braten und Polenta geniessen dürfen. Die Hütte ist nur schwach belegt und wir haben ein Zimmer für uns alleine.
Nach einem wunderbaren Frühstück mit lokalem Käse und Joghurt und vielem mehr gehts um etwa sieben Uhr wieder los. Die wbw markierte Via Alta Val Carassino startet bzw. endet genau bei der Capanna Adula SAC. Begangen werden kann sie problemlos in beide Richtungen. Bei wolkenlosem Himmel steigen wir wenig schwierig über Wiesengelände entlang der eindrücklich senkrechten Gratkante gegen die Cima di Bresciana auf. Hin und wieder gibt es keine eindeutige Wegspur, aber solange man sich nicht zu weit von der Gratkante entfernt kann man hier nicht viel falsch machen.
Bald erreichen wir das erste Gipfelziel, die Cima di Bresciana und geniessen die super Weitsicht von heute. Rheinwaldhorn, Pizzo Campo Tencia und Piz Medel sind in der Aussicht die namhaften Berge.
Auf dem Weiterweg zur Cima di Pinadee 2486m, dem höchsten Gipfel von heute, wird das Gelände schon mal leicht anspruchsvoller: Mal etwas ausgesetzter, etwas Blockgelände oder ein felsiger Aufschwung, wo man die Hände aus dem Sack nehmen darf. Nochmals eine Stufe anspruchsvoller ist dann jedoch der Abstieg von der Cima di Pinadee über ein längeres Stück wegloses, grobes und abschüssiges Blockgelände.
Vorbei an schönen Felsformationen gelangt man zu einem der Highlights der Via Alta Val Carassino: Der felsige Gipfelzug namens Colma wird auf meist plattigen Felsen, welche mit vielen Metallbügeln und Stahlseil ausgerüstet ist, überklettert. Der Mini-Klettersteig verläuft zum Teil hart an der senkrechten bis überhängenden Abbruchkante entlang. Sehr eindrücklich und, sofern man keine Höhenangst hat, äusserst genussreich! Als Klettersteig vielleicht ein K2-K3, aber wir begehen den Abschnitt ungesichert.
Im für Gratwanderungen üblichen Auf und Ab geht der Weg weiter, mal einfacher mal fordernder. Kurz vor dem Gipfel der Cima Sgiu folgt dann eine weitere ikonische Stelle des Weges: Kurz quert der Weg auf die steile (senkrechte) Westseite der Gebirgskette, und verläuft dort auf einem schmalen aber seilgesicherten Grasband. Macht Spass! Der steile und felsige Schlussaufstieg auf die Cima Sgiu ist ebenfalls mit einem Stahlseil ausgerüstet.
Nach der Cima Sgiu verläuft der Weg über einen luftigen Grat. Anfangs Gehgelände wird der Grat bald ziemlich schmal. Wenn man der eigenen Balance vertraut, läuft man einfach weiter, für alle anderen gibt es Haltegriffe und ein weiteres Stahlseil. Über diesen Grat verläuft dann auch der erste Teil des Schlussabstiegs. Dann aber sind die technischen Schwierigkeiten vorüber und es geht noch auf einem normalen Bergweg über steile Wiesen und Wäldern zum nördlichen Ende der Via Alta Val Carassino, am kleinen Stausee Lago di Carassina.
Um uns im Abstieg ein paar Höhenmeter sparen zu können, entscheiden wir uns, statt nach Olivone nach Campo Blenio abzusteigen. Dazu folgen wir dem markierten wrw-Weg über den flachen Passi Muazz und dann durch den Tunnel hinüber zur grossen Staumauer am Lago Luzzone. Nach einer kurzen Einkehr im Ristorante Luzzone nehmen wir gestärkt die letzten Höhen- und Kilometer nach Ghirone, Ponte Semina und Campo Blenio unter die Füsse.
Fotos: AndyZ
Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.
Tag 1
Zeit | Checkpoint | Höhe | Angegebene Wegzeit | Schwierigkeit |
---|---|---|---|---|
10:50 | Dagro Bergstation | 1410m | - | - |
11:10 | Gordón | 1566m | - | T2 |
11:50 | Monda | 1638m | 45min | T2 |
12:15 | Vipéra | 1720m | 25min | T2 |
13:10 | Alpe di Pozzo | 1870m | 1h 5min | T1 |
13:55 | Alpe di Quarnei | 2045m | 30min | T2 |
15:25 | Passo del Laghetto | 2648m | 2h | T3+ |
15:35 | Cima del Laghetto | 2695m | - | T3 |
16:35 | Capanna Adula UTOE | 2393m | - | T2 |
17:20 | Capanna Adula CAS | 2011m | 45min | T2 |
Tag 2
Zeit | Checkpoint | Höhe | Angegebene Wegzeit | Schwierigkeit |
---|---|---|---|---|
07:15 | Capanna Adula CAS | 2011m | - | - |
08:15 | Cima di Bresciana | 2390m | - | T3 |
09:05 | Cima di Pinadee | 2486m | - | T4 |
11:50 | Cima Sgiu | 2375m | - | T5 / I |
13:30 | Prati di Compietto | 1690m | - | T5 / I |
14:05 | Diga di Luzzone | 1609m | 30min | T1 |
15:40 | Campo Blenio | 1215m | 1h 10min | T2 |
Ausrüstung: Wanderschuhe.
Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing
Comments