Kleine Wechselspitze (2100 m) - über Hüttenspitz und Nagelwand


Publiziert von Nic , 16. Juni 2019 um 18:18. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:15 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3- (ZS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gnadenwald. Dort, wo es geradeaus ins Halltal geht, nach rechts der Vorfahrtsstraße folgen. Gut 500 Meter nach dem Gasthof Walderbrücke links ein kleiner Parkplatz.
Kartennummer:AV-Karte 5/2 Karwendel Mitte

Die Wechselspitzen im Karwendel zählen zu den einsamsten Zielen der Halltaler Felsarena hoch über dem gleichnamigen Ort in Tirol. Wenn andernorts noch teils tiefster Winter herrscht, ermöglicht die südseitige Ausrichtung bereits früh im Jahr eine Begehung. Dies gilt vor allem für die Große Wechselspitze (auch Fallbachkarspitze genannt), deren Südgrat sehr schnell ausapert. Der Zustieg zur Wechselscharte erfolgt in der Regel über die aussichtsreiche Hüttenspitze, die aufgrund der schönen Ausblicke schon für sich alleine ein lohnendes Ziel darstellt. Die Einrittskarte zu den Gipfelbereichen wird anschließend am Einstieg der sogenannten Nagelwand gelöst. Hierbei handelt es sich um eine ca. 100 Meter hohe und versicherte Wand, die an Ausgesetztheit kaum zu überbieten ist...

Unser ursprünglicher Plan sah es vor, über das Fallbachkar auf die Hohe Fürleg zu steigen und den Grat bis hin zum Hundskopf zu überschreiten. Eine Unternehmung, die gute Verhältnisse und stabiles Wetter voraussetzt. Nachdem bereits für den frühen Nachmittag Gewitter vorhergesagt waren und wir schon in der Gipfelrinne der Kleinen Wechselspitze mit Altschneefeldern zu kämpfen hatten, haben wir uns spontan umentschieden und den kleinen aber feinen Gipfel als heutiges Tagesziel auserkoren.


Der Anstieg zur Hüttenspitze ist bereits hinlänglich bekannt und wurde unter anderem *hier von mir beschrieben. Hat man die Wechselscharte erreicht, folgt mit der Durchsteigung der Nagelwand der psychisch fordernste Abschnitt der heutigen Tour. Trotz vorhandenem Drahtseil handelt es sich hierbei um eine ernstzunehmende alpine Unternehmung. Die Ausgesetztheit ist teilweise enorm. Auch die Steinschlaggefahr ist hier eine objektive Gefahr. Wer am Einstieg bereits Probleme hat, sollte also besser wieder umkehren. Obwohl wir auf ein Klettersteigset verzichtet haben, möchte ich dieses etwaigen Nachgehern dringend empfehlen!

Im oberen Bereich flacht das Gelände zunehmend ab und die Versicherungen enden. Überaus mühsam erreicht man infolge über Latschengassen eine Verzweigung. Links gelangt man zum Normalweg der Großen Wechselspitze (Fallbachkarspitze), rechts geht es weiter in Richtung Südgrat der Großen Wechselspitze, Fallbachkar und Kleiner Wechselspitze. Wir halten uns rechts und stehen nach wenigen Minuten vor der Rinne, die hinauf in die Scharte zwischen beiden Gipfeln führt.

Die teils markierte Rinne ist vor allem im oberen Bereich noch teilweise mit bockhartem Altschnee gefüllt, was uns immer wieder zum Ausweichen in die rechte Begrenzungswand zwingt. Eine nasse Platte und eine weitere Stelle im oberen Bereich erweisen sich als klettertechnische Schlüsselstellen, die vor allem im Abstieg schon nicht mehr ganz einfach sind (III-) Obwohl wir Pickel und Steigeisen dabei haben, erscheint uns die Umgehung trotzdem sicherer, da die Schneefelder teilweise unterhöhlt sind und an mancher Stelle nur noch etwa knapp einen halben Meter Stärke aufweisen.

Hat man die Scharte erreicht, hält man sich rechts und wandert in kurzer Zeit hinüber zum höchsten Punkt der Kleinen Wechselspitze mit Kreuz und GB. Unser Eintrag ist der erste seit vier Monaten. Erstaunlicherweise waren im Februar drei Partien oben. Handelt es sich bei der Kleinen Wechselspitze etwa um eine extreme Skitour für Insider?

Aufgrund der der drohenden Gewittergefahr und den schwer einschätzbaren Verhältnissen in der Gipfelrinne hinauf zur Hohen Fürleg, beschließen wir es für heute gut sein zu lassen und machen stattdessen eine längere Pause, bevor wir wieder den Rückweg antreten. Die Rinne erweist sich bei den heutigen Bedingungen vor allem im Abstieg stellenweise als recht giftig. Auch die Nagelwand ist abwärts nochmal einen Tick anspruchsvoller und wir sind froh,  als wir in der Wechselscharte wieder festen Boden unter den Füßen haben.

Um uns den Gegenanstieg zur Hüttenspitze zu ersparen, wählen wir den Schnellabstieg durch die Wechselreise, die im unteren Bereich auf den markierten Normalweg zur Bettelwurfhütte trifft. Zuletzt gelangen wir über die asphaltierte Straße und einen Waldweg zurück zum Ausgangspunkt.

Schwierigkeiten:

Hüttenspitze Überschreitung T4 I
Nagelwand ZS-, im oberen Bereich T4 (sehr ausgesetzt)
Schlussanstieg zur Kleinen Wechselspitze T5- II (Bei den heutigen Verhältnissen Stellen III-)

Fazit:

Sehr abwechslungsreiche Frühjahrstour inmitten der herrlichen Halltaler Felsarena. Bei der Kleinen Wechselspitze handelt es sich keineswegs um ein Ziel, das man mal so nebenbei mitnimmt. Der Anstieg über die Nagelwand und die Gipfelrinne ist durchaus anspruchsvoll und sollte keineswegs unterschätzt werden.


Tourengänger: Nic, bula_f


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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 17. Juni 2019 um 10:36
Hey, echt interessante Tour......
Gratulation!

VLG!

ADI

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juni 2019 um 15:58
Servus ADI,

ist wirklich eine wunderschöne Ecke, wie du ja weißt. Wir werden zurückkommen und noch diverse Routen begehen. Eure Route auf die Falbachkarspitze schaut klasse aus. Das wäre an diesem Tag unsere Alternative gewesen. Der Wetterbericht lag leider falsch. Trotzdem war´s eine super Tour!

LG Nico


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