Klammer-Wanderung (…)


Publiziert von rojosuiza , 30. Mai 2019 um 15:32.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » La Gomera
Tour Datum:16 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 

 
Was ist das denn nun wieder? – eine Klammer-Wanderung. Nie gehört… Nein, hat rojosuiza selber auch nicht. Aber hier bietet sich der Titel an.

Die Klammer-Wanderung umfasst den ersten Spaziergang  seines Aufenthalts auf La Gomera in Hermigua – und die letzte, am Abend vor der Abreise. Sie umklammert all das, was er von seinem Feriensitz aus alle Tage gesehen hat, und Stücklein der Wege hat er fast täglich zurückgelegt. Mit feiner Nase hat er die alten Pfade zwischen den Plantagen ausfindig gemacht, die früher die Menschen vom unteren ins obere Stockwerk gebracht haben, und wieder zurück – bevor der Automensch neue Weg gemacht hat.

Was sind die Hochhäuser, die ganz unten in der Brandung im Wasser stehen? – Richtig, IM Wasser, umbrandet von den Fluten. Zu diesen Blöcken führt keine Strasse. Wer stellt denn so was in die Gegend. Ist es eine missglückte Feriengrossanlage? – Das muss schleunigst untersucht werden.

So führt der erste Marsch da hinunter. Hinab ins Dorf Hermigua und zum Dorf hinaus zum Strand. Dann wieder etwas zurück, um eine Bananenplantage herum, illegal durch den Garten eines Wohnhauses auf eine Brücke hinauf – der alte Aufgang zur Brücke ist hier nämlich privatisiert worden! – und hinüber zu einer Schotterstrasse. Hier steht man nun, und weiss nicht, was man sieht! Vier Blöcke stehen im Wasser, weiter vorne ist noch einer gewesen. Dazu gibt es ein grosses Schwimmbecken. Die Anlagen sind gefährdet vom Steinschlag, aber im Moment ist so weit Ruhe, dass man sicher hinkommen kann. Es gibt Badende, also badet rojosuiza auch. Aber aufpassen: schwarze Stacheltiere! Bei Flut wird das Becken geflutet und das Wasser erneuert. Sonst liegt es ruhig wie ein Spiegel. Darum herum gischt es, spritzt es, flutet es hin und flutet es wieder zurück. Kein Ort, wo man Baden könnte ohne das Becken. Es gibt ein natürliches Geviert daneben, das auch etwas abgeschirmt ist, und Wagemutige werden dort auch Schwimmen. Aber was hier hineinbrandet, ist von einer ganz anderen Grössenordnung als das, was das Becken erreicht.

Was ist denn nun? – rojosuiza befindet sich auf historischem Grund. Hier stand der erste Hafenkran von Hermigua, zum Verschiffen von Bananen. Dahinter, die vier Blöcke, waren das Fundament für die zweite, viel grössere Verladeanlage. Das riesenhafte Fundament hat inzwischen ein Jahrhundert überdauert, aber der Kran selber wurde gar nie errichtet. Durch den Ersten Weltkrieg ist damals der Bananen-Export nach England komplett zusammengebrochen. Die grossen Pläne waren zunichte; ein Haufen Geld war verloren. Beim Becken handelt es sich, nach einheimischen Quellen, um ein Bananenwaschbecken.

Heute ist das eine prachtvolle Badegelegenheit. Himmlisch zum Baden – trotz aller Seeigel! – köstlich zum Schauen, prachtvoll im Licht!

Vom Bade aus geht der Blick an steiler Wand hinauf,  hoch und immer höher. Von da oben kommen Steine und Geröll. Vor einiger Zeit war die Wand so unstabil, dass das Bad nicht mehr zu erreichen war. Die Insel-Regierung hat viel Geld bewilligt, den Hang zu sichern. Auch jetzt noch erinnern Plakate der Gemeinde daran, dass man an bestimmten Stellen des Weges lieber nicht zu lange verweilen sollte – weil einem sonst leicht ein Stein auf den Kopf  fallen könnte… Den Abbruch sieht man vom Feriendomizil aus. Ich habe keinen Namen ausfindig machen können. Aber Name hin oder her, am Vorabend der Abreise ist rojosuiza auf dem Weg zum höchsten Punkt ob der Krananlage – um einmal hinabsehen zu könne, um  hinübersehen zu können nach Agulo, um die ganze Landschaft in sich aufzunehem. Von oben sieht man Hermigua in seiner ganzen Länge, man sieht natürlich auch Agulo, man blickt in die Badebucht von Caleta. Mit dem Taxifahrer ist man dort hinutergefahren auf dem engen Strässchen – wehe, es kommt Gegenverkehr! – aber rojosuiza fühlt sich weit wohler auf eigenen Füssen. Da ist jeder Weg breit genug, und käme einer, man kreuzte leicht und froh.

Es kommt aber gar keiner, rojosuiza ist mit sich und dem ganzen Reichtum hier oben ganz allein. Alles allein für ihn, und ihm allein gehört alles!

So habe ich dem Eigentum schliesslich einen Namen gegeben: Punto rojosuiza. Immer hübsch bescheiden bleiben, nicht gleich Pico rojosuiza… Spanisch klingt der Name auch...
 

Tourengänger: rojosuiza


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