Pulverschnee am Pizol
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Als Erstbesteiger des Pizols wird in der alpinen Literatur Emil Frey-Gessner gehandelt, erster Präsident des SAC Aarau und seinerzeit ein bekannter Entomologe (Insektenkundler), der ihn am 15.8.1864 nachweislich zusammen mit Martin Hobi, Knecht aus dem Bad "Pfäffers", ab der Alp Lasa bestieg. Er beschreibt das letzte Teilstück vom heutigen Normalweg ab dem Pizolsattel wie folgt: "Indem wir so den naturwüchsigen Obelisken von Süd nach Nord umgangen, erreichten wir über wenige Stufen hinauf den Gipfel des höchsten Hornes der grauen Hörner; 2847 Meter oder laut der Genfer Correctur 2851 Meter ü.M. - Hurrah, hioho - Raum haben mein Begleiter und ich gerade genug, um zwischen uns noch ein Säckchen mit dem Proviant vorzunehmen... Aber schnell noch notiirt: 15. August 1864 Piz Sol. Ankunft um 7 Uhr 12 Minuten Morgens. - Also in der kurzen Zeit von drei Stunden von Alp Lasa aus..." (siehe seinen Bericht , in: Die Alpen, 1865, S. 244 - 254).
Allerdings meinte der verdiente Glarner Topograph und ETH-Professor Fridolin Becker (der sog. Charrä-Begger, 1854 - 1922) in seinem amüsanten "Itinerarium für das Excursionsgebiet des SAC Graue Hörner - Calanda - Ringelspitz" von 1888: "Für den angehenden Hochclubisten und Pfadfinder bieten die Grauen Hörner ein prächtiges Übungsfeld, man wird dabei immer von Erfolg gekrönt sein, was so sehr aufmuntert zur Lösung von schwierigeren Aufgaben an andern Orten. Freilich wird man bei dieser Pfadfinderei hie und da ein abgenagtes Rippli finden, das nicht ein Adler dorthin getragen, sondern ein ungeflügelter Topograph....Der Umstand, dass der Pizsol schon in der ersten Triangulation des Kantons St. Gallen in den Vierziger Jahren (des 19. JH) als Fixpunkt aufgenommen wurde, dass ferner ein anderer Fixpunkt, der sog. Simel 3061 m, der viel schwerer zugänglich ist, schon damals mit einem flotten Steinmann gekrönt wurde, scheint es doch wahrscheinlich zu machen, dass eben ein solcher Allerweltsgeometer auch in aller Stille schon vor 1864 seinen Fuss auf jene Höhe gesetzt". Auch aus Sicht eines "Locals" scheint es doch sehr unwahrscheinlich, dass gerade ein Aargauer den höchsten Punkt der Grauen Hörner als Erster bestiegen haben soll.... Wie dem auch sei, es ist Becker insofern voll zuzustimmen, dass "es kaum ein anderes Gebiet geben kann, das mit dieser relativ geringen Erhebung so vollständig des Wesen des Hochgebirges trägt." Etwas despektierlich schreibt der Glarner dann aber wieder: "Lässt man einmal einen Turnverein auf den Pizsol, so reissen die ihn zusammen, er könnte eigentlich von selbst auseinander fallen, solo, so verwittert und verlottert sieht er aus...."
Der Pizol steht noch und bietet herrliche Abfahrten
Also ging ich wieder mal nachschauen, ob der "verlotterte" Pizolgipfel wirklich noch steht. Da ich nur ungern friere, startete ich nach einigen Büroarbeiten erst um halb zwölf bei strahlendem Sonnenschein und bei 8 Minusgraden (im Schatten) bei der Pizolhütte. Meine Idee, damit die strahlende Wintersonne optimal zu nutzen und den Berg für mich allein zu haben, ging auf. Als ich nämlich von der aussichtsreichen Wildseeluggen zum Wildsee runterrutschte, kamen mir bereits 2 von total lediglich 6 Tourengängern entgegen. Gemächlich stieg ich weiter, ass auf halber Höhe etwas zu Mittag und beschaute die Landschaft, von der Becker schrieb: "Nichts als Hörner, keine Spitzen, Stöcke, Köpfe, alles veritable Hörner und alle sind grau, schwarzgrau oder weissgrau, wie so eine Versammlung von Clubveteranen...". Doch diesmal waren die grauen Häupter mit Schnee wunderbar überzuckert. Aber was war denn dort oben los? Vier Männer schaufelten unter einem Felskopf auf einer Höhe von 2700m wie wild. Wie vermutet erstellten die Männer kein Biwak sondern für das SLF ein Schneeprofil, ein wichtiges Instrument zur Beurteilung der Lawinengefahr. Wenig später erreichte ich den Pizolsattel und genoss einmal mehr die umfassenden Ausblicke in alle Richtungen vom Rätikon über Silvretta, Bernina, Sardona, Urner, Glarner und Appenzeller Alpen. Für den Gang zum Gipfel meines Hausbergs erwies sich das Stahlseil wieder mal als hilfreich.
Die herrliche Abfahrt im weichen Pulverschnee bis zum Wildsee war leider nur allzu rasch vorbei. Zurück auf der Wildseeluggen wärmte ich mich in prächtiger Landschaft noch recht lange in der Januarsonne. Dann schwang ich mich in etwa einer halben Stunde runter bis nach Wangs, dabei wie beim legendären Pizolderby in den 40-er und 50-er Jahren die insgesamt 2300 Höhenmeter Abfahrt geniessend.
Allerdings meinte der verdiente Glarner Topograph und ETH-Professor Fridolin Becker (der sog. Charrä-Begger, 1854 - 1922) in seinem amüsanten "Itinerarium für das Excursionsgebiet des SAC Graue Hörner - Calanda - Ringelspitz" von 1888: "Für den angehenden Hochclubisten und Pfadfinder bieten die Grauen Hörner ein prächtiges Übungsfeld, man wird dabei immer von Erfolg gekrönt sein, was so sehr aufmuntert zur Lösung von schwierigeren Aufgaben an andern Orten. Freilich wird man bei dieser Pfadfinderei hie und da ein abgenagtes Rippli finden, das nicht ein Adler dorthin getragen, sondern ein ungeflügelter Topograph....Der Umstand, dass der Pizsol schon in der ersten Triangulation des Kantons St. Gallen in den Vierziger Jahren (des 19. JH) als Fixpunkt aufgenommen wurde, dass ferner ein anderer Fixpunkt, der sog. Simel 3061 m, der viel schwerer zugänglich ist, schon damals mit einem flotten Steinmann gekrönt wurde, scheint es doch wahrscheinlich zu machen, dass eben ein solcher Allerweltsgeometer auch in aller Stille schon vor 1864 seinen Fuss auf jene Höhe gesetzt". Auch aus Sicht eines "Locals" scheint es doch sehr unwahrscheinlich, dass gerade ein Aargauer den höchsten Punkt der Grauen Hörner als Erster bestiegen haben soll.... Wie dem auch sei, es ist Becker insofern voll zuzustimmen, dass "es kaum ein anderes Gebiet geben kann, das mit dieser relativ geringen Erhebung so vollständig des Wesen des Hochgebirges trägt." Etwas despektierlich schreibt der Glarner dann aber wieder: "Lässt man einmal einen Turnverein auf den Pizsol, so reissen die ihn zusammen, er könnte eigentlich von selbst auseinander fallen, solo, so verwittert und verlottert sieht er aus...."
Der Pizol steht noch und bietet herrliche Abfahrten
Also ging ich wieder mal nachschauen, ob der "verlotterte" Pizolgipfel wirklich noch steht. Da ich nur ungern friere, startete ich nach einigen Büroarbeiten erst um halb zwölf bei strahlendem Sonnenschein und bei 8 Minusgraden (im Schatten) bei der Pizolhütte. Meine Idee, damit die strahlende Wintersonne optimal zu nutzen und den Berg für mich allein zu haben, ging auf. Als ich nämlich von der aussichtsreichen Wildseeluggen zum Wildsee runterrutschte, kamen mir bereits 2 von total lediglich 6 Tourengängern entgegen. Gemächlich stieg ich weiter, ass auf halber Höhe etwas zu Mittag und beschaute die Landschaft, von der Becker schrieb: "Nichts als Hörner, keine Spitzen, Stöcke, Köpfe, alles veritable Hörner und alle sind grau, schwarzgrau oder weissgrau, wie so eine Versammlung von Clubveteranen...". Doch diesmal waren die grauen Häupter mit Schnee wunderbar überzuckert. Aber was war denn dort oben los? Vier Männer schaufelten unter einem Felskopf auf einer Höhe von 2700m wie wild. Wie vermutet erstellten die Männer kein Biwak sondern für das SLF ein Schneeprofil, ein wichtiges Instrument zur Beurteilung der Lawinengefahr. Wenig später erreichte ich den Pizolsattel und genoss einmal mehr die umfassenden Ausblicke in alle Richtungen vom Rätikon über Silvretta, Bernina, Sardona, Urner, Glarner und Appenzeller Alpen. Für den Gang zum Gipfel meines Hausbergs erwies sich das Stahlseil wieder mal als hilfreich.
Die herrliche Abfahrt im weichen Pulverschnee bis zum Wildsee war leider nur allzu rasch vorbei. Zurück auf der Wildseeluggen wärmte ich mich in prächtiger Landschaft noch recht lange in der Januarsonne. Dann schwang ich mich in etwa einer halben Stunde runter bis nach Wangs, dabei wie beim legendären Pizolderby in den 40-er und 50-er Jahren die insgesamt 2300 Höhenmeter Abfahrt geniessend.
Tourengänger:
rhenus

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Kommentare (1)