Les Avants ou les Après


Publiziert von Henrik , 13. Dezember 2018 um 11:59. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Waadt
Tour Datum:28 November 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD 
Zeitbedarf: 1:45
Abstieg: 580 m
Strecke:Gourmessa
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:Wolfgang finds almost everything

... die Ideengenerierung lag bei Wolfgang. Und der Mittagstisch sollte hier gedeckt werden – nicht ganz der Mitte zwischen Basel und Naters: ganz schnell ging das diesmal, nämlich oberhalb Montreux. „Situé à environ 1000 mètres d'altitude, le charmant village des Avants fait partie de la Commune de Montreux. Il est à la porte du Pays d'Enhaut et des Préalpes vaudoises“. Eine Reservierung sahen wir nicht vor. Meine Anreise führte klassengeteilt: Basel bis Yverdon wie üblich in der 2. Klasse mit viel Lesestoff – dann im Flirt unbequem erstklassig, die Sitze sind eine Zumutung. Einzig die Beine danken es und auch die niedrigere Geräuschkulisse. Lausanne ist auch tagsüber rege genutzt, wie sieht das wohl nach Ende der Bauarbeiten aus? Die Enge an den Perrons erstaunt mich immer wieder. Freiheit sieht anders aus.
 
... noch liegt auf dem Mare Lausonium Nebel und ein Hauch Sehnsucht. Die Stationen erinnern an Perlen, die noch zu entdecken sind – auch kulinarisch. Einen Beginn haben Wolfgang und ich ja eingangs dieses Jahres gemacht.  In Montreux werden Zugkompositionen der MOB herum geschoben. Hier ist Freiheit auf dem Perron vorhanden...und das verspricht dieser Anbieter: „Manche Firmen bringen Sie nur von A nach B, mit MOB jedoch können Sie Reisen erleben. Das macht uns so anders, und deshalb gibt es uns!“. Und auf Gleis 1 fährt der IR aus dem Wallis heran. Die verbleibende Zeit bis zur Weiterfahrt gibt Raum für einen Kartonbecher Kaffee und zwei Croissants von COOP am Bahnhofsplatz.
 
... in ausschweifenden Serpentinen fährt die reine Adhäsionsbahn hinauf nach Les Avants. Egal ob Regen, Schnee oder Hitzesommer: die Ausblicke sind jedes Mal eine Wucht. Das Zusammenspiel Siedlungen und See ist beeindruckend. Der Blick weit, sehr weit und etwas im Dunst liegend der Mont Pélerin wie gegenüber die Savoyer Alpen.  Mir war zum Beispiel nicht bekannt, dass Les Avants Pionierarbeit geleistet hatte: hier entstand erstmalig in der Schweiz ein Wintersportort, in der Belle-Epoque: „Le village fut l'une des premières stations de ski en Suisse et abrita la première piste de bobsleigh helvétique“. Auf dem Schienenweg dorthin kommen weitere historische Stufen dazu: die kleinen Bahnhöfe, die jetzt wieder aufgewertet werden, die Remisen und  Drehplattformen. Sogar die Oberleitungspfeiler, die allerdings auch Stück für Stück ersetzt werden. Im Portefeuille des Rollmaterials findet sich teilweise doch noch erlebbare Nostalgie und eine Spur Belle-Epoque. Das ist bei der RhB z. B. im Alltag nicht mehr der Fall.
 
... nach Sonzier wendet sich der Blick aus dem Pano-Fenster auf Rochers de Naye und den wuchtigen Dent de Jaman. Und auf die kleinen ebenen Flächen, an denen gebaut werden konnte – Siedlungsgebiet mit Erinnerungswert. Eine Passage weiter entdeckt man eine zerfallende Bogenbrücke, ein Schienenbett Jahrzehnte zurück. In Les Avants angekommen, lassen wir die Umgebung hinter uns und sitzen dann am Mittagstisch. Am Nachbartisch wird ein Caquelon platziert. Wir wenden uns den Tagestellern zu und der Toilettengang ist abenteuerlich und kontrastreich, wohl kaum Belle-Epoque, aber 60er-Jahre!

... die Planung sah anderes vor: eigentlich wollten wir noch etwas steigen. Ich hatte etwas Bedenken: der frische, nasse Schnee und die Schlucht schon gar nicht. Hinauf  zum „Le Cubly“ (kein Cüpli) und dann in Falllinie nach Sonzier. Wir entschieden uns für den Strassengang bis zur nächsten Bahnstation: Sendy-Sollar. Und dann hinunter nach Montreux. Via la Centrale hydroélectrique Sonzier. Auch das erforderte hin und wieder Umsicht bzw. Sorge auf Fehltritte auf Grund der Steilheit, auch auf einer banalen Strassenasphaltierung. Und trotzdem findet sich ausgerechnet hier die Hangneigung unter 30°! Das Gefühl ist ein anderes.  Beinahe passierte es uns hier erneut (siehe Ollon): eine Strassensperre – in der Nähe wurde gewerkelt und uns versichert, schadloser Zu- und Weitergang garantiert. Die Sonne drückte auch durch – auch garantiert mit sensationellen Bildern auf der Seeoberfläche!
 
... ein Nostalgie-Gefährt weckte unser Interesse kurz vor Chernex. Dank dem Kaffeebecher-Liebhaber fand sich hier ein Centre-du-Café, die er bei der Hinfahrt notierte: aus einem Wartesaal und Nebenraum der Haltestelle „Chernex“ der MOB wurde ein kleiner Genusstempel, mit vielen Süssigkeiten. Im kommenden 2019 wird der aufgehobene Wartesaal neben dran wieder eröffnet. Zwischen Tee und Kaffee stellten wir unterschiedliche Wahrnehmungen fest: der Weiterweg wurde verschiedentlich ausgelegt, sodass wir uns entschlossen, die „Klammer“ zu nehmen – sieht einem Bostitch sehr ähnlich. Die „Klammer“ über die Autobahn, die sich als respektable Brücke erwies – mit Antigliss-Matte versehen.  Und die sogar Abkürzungen nach unten erlaubte.
 
... die nachfolgende Steilpassage mit Hunderten von Treppenstufen ging mir (unüblicherweise) in die Knie, wahrscheinlich bin ich etwas aus der Form gekommen. So aktiv wie in der 2016 zum Ende gekommenen Erwerbstätigkeit bin ich zurzeit NICHT mehr... das Licht über dem Mare Lausonium veränderte sich ziemlich abrupt. So wie das Licht sich veränderte, so tat es auch die Geräuschkulisse: angekommen oberhalb des Bahnhofs Montreux und in den Beinen steckten fast 600 Höhenmeter. Vielleicht durch 10 geteilt, der Glaspalast der MOB, der oberhalb des Bahnhofs stand und erst jetzt gewahr wurde, spiegelte sich das Geschehen darunter und gegenüber.
 
... ein Blick auf die Uhr: in fünf Minuten würde auf Gleis 1 der IR nach Genf eintreffen – wir hasteten durch einen Betonschlauch  und hatten kaum Zeit uns zu verabschieden. Ein SMS brachte es dann auf den Punkt: Wolfgang hatte 17 Minuten Verspätungsabgang ab Montreux ins Wallis.
 
 
"GLÜCK IST NICHT EINE STATION, BEI DER MAN ANKOMMT, SONDERN EINE ART ZU REISEN." Margaret Lee Runbeck 

Beste Jahreszeit für eine Wanderung ist ohne Frage der Mai, wenn die Narzissen in voller Blüte stehen und das Blütenmeer die grünen Wiesen weiss färbt. - Ein einzigartiges Naturschauspiel, das jedes Jahr unzählige Besucher auf die Anhöhen der Montreux Riviera lockt. 

Tourengänger: Henrik , Pfaelzer
Communities: Touren und Tafeln


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