Gätterifirst Ostgipfel, Mutschen und die Kreuzberge VII & VIII


Publiziert von maenzgi , 28. Oktober 2018 um 21:48.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:26 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Parkplatz Chuchitobel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW bis Parkplatz Chuchitobel

Einleitung

Ich hinke mit meinen Berichten leider etwas hinterher. Doch diesen ziehe ich nun vor. In letzter Zeit war ich oft in Klettergärten oder auf Genusstouren unterwegs. Schon beinahe 1,5 Monate sind vergangen seit meiner letzten ordentlichen Bergtour auf den Mürtschenstock-Fulen *Mürtschenstock-Fulen ein Traumgipfel. Deshalb wollte ich heute zu den Kreuzbergen III und VIII aufbrechen.

Für den langen Zustieg nahm ich das Bike mit. Ein altes Ding aus dem letzten Jahrzehnt. Ursprünglich war es sogar ein Dirtbike. Deshalb nicht wirklich gut zum fahren ab der Alp am Ende des Fahrsträsschens. Ständig hängte ich mit den Pedalen an Steinen an, da diese sehr tief runter kommen. So stiess ich das Bike die meiste Zeit bis hinauf zum P.1912. Es sollte mir ja nicht im Aufstieg dienen, sondern für den Knieschonenden Abstieg, da ich wieder Probleme hatte am letzten Wochenende im Engadin. Im Abstieg konnte ich vieles fahren, musste aber auch öfters für 1-2m Absteigen, weil es mir zu heikel war. Der Abstieg ging aber schnell und Knieschonend von dannen. Wenn ich auf andere Berggänger traf auf dem schmalen Wanderweg, überholte ich diese zu Fuss, aus Anstand und Respekt.

Ich startete ambitionslos mit dem Velo um 08:10 beim Parkplatz Chuchitobel. Auf meinen Touren im Val Tschitta und Grimmelsrastplatz im Engadin hatte ich schlechte Errinerungen. Berichte werden folgen. Bereits bei der Bergstation Camplüt schien es sich zu bestärken, dass es auch heute nichts wird. Erneut war ich bereits nach wenigen Metern fix und foxi. Eine längere Pause bei Camplüt und danach noch einmal der Versuch etwas zu reisen beim hinauffahren zur Alp Grueb und siehe da auf einmal lief es mir wie geschmiert. Die Form war, als wäre nie was gewesen die letzten zwei Wochen. So wurde aus der Tour ein absoluter Traumtag. Wenn ich richtig geschaut habe, sogar mit einem hikr Erstbeschrieb. Aber kommen wir doch direkt zur Tour.



Wegbeschreibung:

Parkplatz Chuchitobel-P.1912: WS, 2h

Start beim Parkplatz Chuchitobel um 08:10. Anfangs ging es gleichmässig aufi. Nach der zweiten Spitzkehre wurde es aber merklich steiler und die Puste drohte bereits auszugehen, deshalb lief ich ein Stück, fuhr dann aber weiter, bevor es mir noch einmal zu steil wurde. Kurz vor der Alp wird es dann aber wieder flacher und ich konnte bis nach Camplüt fahren. Dort erstmal eine grössere Pause um Luft  zu holen. Danach auf dem Wanderweg direkt hoch zum Wegweiser wo ich wieder auf die Strasse traf. Von dort gings in weiteren zwei Spitzkehren nach oben, bevor ich entspannen konnte und eine kurze Abfahrt genoss bis zur Kreuzung wo der Weg aus dem Flürentobel hoch kommt. Danach flach nach hinten zur Alp, an dieser vorbei auf dem Wanderweg Richtung Mutschensattel. Von jetzt an folgte ich dem Wanderweg. Meist stossend, teilweise kurz fahrend. Vorbei an der Alp Grueb. Schluss war dann bevor es noch einmal kurz runter ging in den Mutschentrichter.

P.1912-Gätterifirst Ostgipfel: T5+ I, 30 min

Diese Route ist soweit ich weiss noch nicht beschrieben worden. Ich habe deshalb bei Bergamotte ein Bild gefunden, welches ich von ihm ausleihe. Damit es von der Tour eine Topo gibt. Eigentlich war mein Ziel die Scharte zwischen Mutschen und Gätterifirst Ostgipfel. Als ich aber an die Richtung Gätterifirstwand lief entdeckte ich auf einem Stein einen grünen Pfeil. Gleich bei der Wand war ein grünes T oder was das darstellen sollte. Die Rinne sah machbar aus, deshalb wich ich von Plan ab und stieg in die Rinne ein. Von der Route wusste ich vorher nichts, ich wusste nichtmal welche Gipfel das es sind, aber durch den gezielten Aufbau der Schwierigkeiten diese Sommer, wollte ich schauen wie hoch ich komme und wohin. Zuerst ein paar Meter eine Rinne hoch. Rechts vom grünen T. Die Rinne verliess ich dann aber als es Grasig wurde. So querte ich bereits ziemlich ausgesetzt nach rechts. Kleine Tritte hatte es, ich vermute aber vor allem von Wildtieren. Danach kam ich in eine Grasrinne. Darunter gehts beinahe senkrecht runter. Trotzdem kam es mir nicht wirklich vor als wäre ich ausgesetzt. Die Rinne wird gegen oben immer steiler. An der steilstens Stelle war es mir dann doch etwas mulmig. Für mich eine der zwei Schlüsselstellen. Die Steine im Gras hielten nicht und das "Gras" war so dicht, das ich mich kaum festhalten konnte. 3-4m deshalb ultra Konzentriert nach oben aus der Rinne. Von dort dann in einem Gras/Felsgemisch zuerst nach rechts oben, bevor ich zur Rinne querte vor der Felswand. Dieser dann einfach Folgend. Die zweite Schlüsselstelle am Ende der Rinne. Ein kleiner Fels 1m muss ziemlich ausgesetzt überwunden werden. Es sind aber gute Griffe vorhanden. Danach in der Rinne kraxelnd hoch. Zuerst ging ich auf den Vorgipfel vom Gätterfirst Hauptgipfel. Dieser hat eine Abseilstelle. Von dort sah ich dann das Kreuz. Der Grat sah aber unmachbar aus für mich. Deshalb zurück in die Scharte und im Gras gut gestuft hoch auf den Gätterifirst Ostgipfel. Der Abstieg dem Grat enlang sah machbar aus. Deshalb konnte ich mich beruhigt hinsetzten und eine längere Pause geniessen. So wollte ich herausfinden auf welchem Gipfel ich den nun bin. Das Kreuz liess mich aber nicht los. Deshalb ging es nochmals runter in die Scharte und via Grasband zum Felsgrat. Der Grat wirkt unglaublich ausgesetzt und ganz alleine schien er über meine Möglichkeiten. Das er aber Bombenfest ist und tendenziell etwas "einfacher" sein soll als der Gratabstieg vom Ostgipfel erfuhr ich erst zuhause beim Durchstöbern der Berichte zum Gätteri. Deshalb zurück auf den Ostgipfel.

Gätterifirst Ostgipfel-Mutschen: T6 II, 40min

Gleich vorweg. Der Grat schien von oben viel einfacher als er war. Etwas ausgesetzteres und heikleres hatte ich vorher wohl noch nie gemacht. Der Grat sieht auf den Bilden breit und einfach aus. Ist er aber keines Falls. Würde ich einmal ausrutschen gäbe es kaum mehr ein halten vor dem P.1912. Dementsprechen vorsichtig und kontrolliert stieg ich ab. Die obere Hälfte legte ich direkt auf dem Grat zurück, danach wich ich in die linke Flanke aus. So konnte ich mich an der Gratkante halten und hatte mit den Füssen gute Tritte. Wenigstens ist der Fels Bombenfest und hat gute Tritte vorzuweisen. So hatte ich wenigstens etwas worauf ich mich verlassen konnte. Als ich unten war schnaufte ich erstmal ordentlich durch. Was für ein Ritt. Ich weiss jetzt auch wieder, weshalb ich nicht gerne eine andere Route im Abstieg nehme. Ich weiss nie was auf mich zukommt. Der weitere Gratverlauf war danach ein Kinderspiel. Dies hat wohl vor allem mit dem Abstieg zu tun vom Gätterifirst. Ich ging alles direkt auf der Gratkante. Der normale Weg weicht aber zweimal in die linke Flanke aus. Beim Mutschen dann erneut eine längere Pause, dieser Abstieg musste mental erstmal verdaut werden.

Mutschen-Kreuzberg VIII: T5+ II, 45min

Auf dem Mutschen stellte ich mir die Frage ob ich mental noch Fit genug wäre für die 4 begehbaren Kreuzberge. Ich wollte es doch wenigstens einmal probieren. Kurz bevor eine ganze Gruppe Kinder (eine Schulklasse?) auf dem Mutschen ankam machte ich mich auf dem Grat davon. Es hatte eine knapp erkennbare Spur. Ich stieg dann kurz vor den Felsen den eher steilen Grashang hinab. Dieser war leicht gefroren, weshalb ich mit grosser Vorsicht abstieg, auch wenn es nicht besonders ausgesetzt war. Danach gings auf einen Grasgrat in Richtung Kreuzberg VIII. Der Grat ist bereits vom Mutschen aus sichtbar. Kurz bevor ich zum ersten Mal auf Fels traf zweigte ich nach rechts in steiles Gras ab. Knapper Weg erkennbar. Diesem Weg folgte ich und kam so zum Zustieg in die Scharte. Die erste Steilstufe überwand ich in der linken Rinne. Rechts ist plattig. Gegen obenhin wird sie fast senkrecht. Es hat aber ein kurzes Fixseil, welches helfen würde, wenn man es benutzt. Danach halte ich mich weiterhin links. Dort ist es eher grasig/felsig und nicht Schotter. Allgemein ist ein Helm zu empfehlen, es liegt unglaublich viel loses Material herum. Einmal trat ich einen grösseren Stein los. Es krachte gewaltig in der Rinne. Danach die nächste Rinne hoch und schon stand ich in der Scharte. Dort musste ich zuerst 2m absteigen, bevor es die ausgesetzteste Stelle zu meistern gibt. Es geht rechts rum, hinein in die nächste Rinne. Gegen oben wird sie immer steiler und schwerer. Danach in gutmütigem Kraxelgelände hoch zum Gipfel. Dort gab es erneut eine längere einsame Pause. Alle drei Rinnen könnte man abseilen. 15m würden wohl schon reichen für die schwierigsten Stellen. Ich hatte zwar ein Seil dabei, liess es aber im Rucksack.

Kreuzberg VIII-Kreuzberg VII: T5+, II+, 15 Min

Vom Kreuzberg VIII sehe ich die Aufstiegslinie auf den Kreuzberg VII klar vor mir. Ich nehme mir vor diesen noch zu versuchen. Als zurück in die Scharte nach unten. Der Abstieg funktioniert super. Ich konnte in den Rinnen gut klemmen. Von der Scharte gehts die Rinne ganz rechts hoch. Dies ist relativ einfach. Oben musste ich dann nach links queren. Dies ist schön ausgesetzt, es hat aber gue Griffe zur Verfügung. Danach tauche ich wieder in eine kurze Rinne ein. Nach dieser nochmals eine kurze ausgesetzte Querung bevors in die letzte Rinne ging. Diese gab mir aber zu wenig Griffe, weshalb ich links herum kletterte in absoluter Ausgesetztheit. Dabei gelang es mir nur knapp meine Atmung unter Kontrolle zu halten. Der Rest ist dann ein Spaziergang;) Die Pause hier oben fiel kurz aus, da ich die Rinne schnell hinter mich bringen wollte.

Kreuzberg VII-Mutschensattel-P.1912: T5+, II+, 45min

Der ganze Weg auf den Kreuzberg VII ist mit Sicherungen abgesichert. Ich verzichtete aber auch hier auf die Seilsicherung. Ich fühlte mich noch genug fit im Kopf. Im Abstieg konnte ich dann in der Rinne absteigen und musste nicht mehr aussen rum, für was ich sehr froh war. Der Abstieg bereitete keine Probleme, ausser dem Stein den ich löste. Wär jemand in der Rinne gewesen, ich wage garnicht zu denken. Danach im Gras wieder hoch auf den kurzen Grasgrat. Von dort ging es dann zurück zum Mutschensattel. Dabei achtete ich darauf keinen Meter an Höhe zu verschenken. Für die Kreuzberge III und IV habe ich psychisch heute keine Luft mehr. Ich muss zum Saisonabschluss nichts mehr riskieren. Vom Mutschensattel dann im Laufschritt zurück zum Bike.

P.1912-Parkplatz Chuchitobel: WS, 50min

Die Schulklasse sah ich bereits auf dem Mutschensattel. Ich hoffte schwer, dass ich bei der Alp auf sie treffen würde um sie Problemlos überholen zu können. Der Plan ging voll auf. Bis zur Alp musste ich öfters laufen, danach konnte ich grösstenteils fahren. Nur einmal musste ich noch zwei Wanderer zu Fuss überholen. Auf der Fahrstrass überholte ich dann noch Flylu welche ebenfalls ein Traumtag im Alpstein erlebte. Leider erkannte ich sie und Skip nicht, weshalb ich einfach an ihnen vorbei fuhr. Den kurzen Gegenanstieg vor Camplüt stellte zum Abschluss auch kein Hinderniss mehr dar und so kam ich super gelaunt kurz vor 15:00 Uhr wieder beim Parkplatz an.

Fazit:

Was für ein Traumabschluss zum Ende dieses genialen Tourensommer. Der Winter hat ja dieses Wochenende mit voller Härte zugeschlagen. Ein Traum ging für mich in Erfüllung heute. Der Alpstein ist immer wieder genial. Die Schwierigkeiten waren an den Grenzen. Obwohl ich dabei erstaunlich ruhig bleiben konnte. Das Klettertraining zeigte heute eine grosse Wirkung. Noch nie war ich so ruhig bei solchen Kletterschwierigkeiten ohne Seil. Die Tour ist aber nur geübten Berggängern zu empfehlen, den wir rutschen hier nur einmal aus.

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (6)


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Urs hat gesagt:
Gesendet am 29. Oktober 2018 um 12:42
Gratulation zur schönen Tour und zum tollen Bericht.
Beste Grüsse Urs

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Oktober 2018 um 12:54
Danke dir vielmal.

Bei dir hatte es ja bereits Schnee am Säntis. Da Gratuliere ich dir natürlich ebenfalls zum Säntis.

Weiterhin schöne Touren wünsche ich

LG Manu

Flylu hat gesagt:
Gesendet am 29. Oktober 2018 um 20:43
Gratuliere dir zu deinem gelungenen und erfüllten Traum und zum erfolgreichem Klettertraining das dich offenbar mental stärker gemacht hat.

LG, Lucia

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2018 um 07:54
Danke dir vielmal. Was für ein Traumtag, aber dass muss ich dir ja nicht Erzählen;)

LG Manu

DonMiguel hat gesagt: Kreuzberge
Gesendet am 2. November 2018 um 08:23
Sieht nach ziemlich g(st)eilem Gelände aus! Den Kreuzbergen muss ich auchmal einen Besuch abstatten, habe in einem alten Klettertagebuch eines alten bekannten schon von ihnen und ihren vielen Kletterrouten gelesen. Gratuliere zu deiner Tour, machst ja gute Fortschritte..;) Grüsse Micha

maenzgi hat gesagt: RE:Kreuzberge
Gesendet am 2. November 2018 um 08:36
Ja das sind Ziele die absolut auf dich zugeschnitten sind;) So wie ich dich kenne würdest du sogar alle Kreuzberge Free Solo machen, also sei vorsichtig wenn du dort rumturnst. Den Gätterifirst darfst du aber nicht auslassen, dass Gelände dort ist unglaublich ausgesetzt. Ja die Fortschritte kommen, nur schade das jetzt der Winter kommt. Aber ich weiche jetzt halt in die Halle aus;)
Grüsse Manu


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