Freispitz S-Wand (Schreck/Heel)


Publiziert von MarcelL , 2. Oktober 2018 um 13:28.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:27 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VI+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:22 km Gesamtstrecke
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bach im Lechtal. Von dort nach Madau. Achtung: von Madau muss man mit dem Fahrrad wieder ein Stück die Strasse runterfahren, um auf die Abzweigung zu kommen, die dann ans Talende führt. Direkt gehts nicht rüber zur Strasse (mit dem Fahrrad).
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthaus Hermine in Madau. Sehr nett und empfehlenswert. Anfahrt mit Auto für Gäste erlaubt.

Da die Wand immernoch einen gewissen mythischen und sehr entlegenen Charakter hat, hier unsere (Johannes' und meine) direkten Eindrücke und Erfahrungen.

Zugang: wir sind so angefahren, dass wir abends um 8 in Bach waren, und dann so 8:30 in Madau, wo wir übernachteten. Das ging gut so im Dunkeln, und morgens brachen wir beim ersten Licht (ca. 6:45) mit den Rädern auf. Man radelt dann ca. 45 min die Strasse hoch (in der Mitte steiler, ging aber mit meinem Stadtrad) und kommt zum Parkplatz an der Memminger Hütte Materialbahn (Strassenende). Von da gehts am (oro.) rechten Bachufer hoch, bis man zur Schafgufel abbiegt (siehe Wegpunkte). Bis dort oben gibts einen durchgehend guten Weg, und wir waren ca. 9 an der Schafgufel, um 30 min die Sonne dort zu geniessen und umzupacken.
Danach gehts nur noch ums Eck (klarer Weg), über den Bach und ein Stück das Kar hoch zum Einstieg (dachten wir, aber das Kar ist doch länger als es scheint und man macht nochmal gut 400 Hm!).
Das Kar ist überall recht OK weglos zu laufen, aber am einfachsten auf einer kleinen Pfadspur, die
relativ weit nördlich verläuft. Nach dem Bach (der 1. nach der Schafgufel) sofort scharf nach links abbiegen und hoch. Dann immer auf den Grat des Heelzapfens zu, darunter ein paar ganz große Boulderblöcke. Man überquert zwei Bachläufe, bleibt aber eher im nördichen Wiesenteil des Kars. Der Weg zieht am Schluss noch lang eine Grasrippe hoch. Besser nicht direkt unter der S-Wand der Freispitz gehen, sondern nördlicher im Kar halten und erst spät zum Einstieg rüberqueren (besser zu gehen und mehr Wandüberblick). Wenn man die Kalkplatte erreicht legt man am besten Kletterkram an (flache Stelle um Rucksack auszupacken, Steinschlag-geschützt unter steiler Wand) und geht dann rechts die Rampe hoch (II-III) zum 1. Stand. Ca. 10 m weiter östlich kommt die 'Blinde Welt' hoch, und man sieht die Haken. Einfach zu finden, wegen der sehr klaren Rampe.

Tour:
1.2. SL ist ein echter Kaltstart. Geht gleich heftig zur Sache. SEHR rauher Fels, z.T. richtige Nadeln. Kein bischen abgeklettert, aber viel besser gesichert als erwartet (< 2 m Hakenabstände. VI+/VI-). Die Steilplatte hoch, dann Piazriss zum Stand (unbequem). Dann auf Band nach rechts, und Rinnen hoch (V+, Einzelstellen).
3. SL: Sehr einfach 30 m (nicht mehr!) eine Rinne hoch (III-IV) und dann, wo der Mergel anfängt, nach links zu Stand auf Grasfleck (nicht an der Mergelkante weiter unter das Dach!
4./5. SL: den Wasserrinen und Haken entlang 70 m nach oben (erst IV, dann V/VI); immer schön und griffig, am Schluss steil zu Stand auf Plattform/Riesenband (hier Wechsel zur Mistral möglich, 10 m weiter links auf dem Band).
6. SL: 60 m Kletterstrecke, geht aber mit 50 m Seil (schräg rechts hoch, riesige Wasserrinnen IV/V, in dem Teil abhängig welche Linie man genau wählt).
7. SL: noch riesigere Wasserrinne, nochmals volle 50 m (oder 52?). Stand an 1 BH. Überall Friends einsetzbar, vor allem Nummer 3,5 und größer sehr leicht zu legen in den Wasserrillen (IV/V).
8. SL: Die Riesenwasserrinne direkt weiterklettern. Da steckt sogar ein BH an der Schlüsselstelle (Wulst, VI-)) und am Schluss schräg links nochmal gute Wasserrillen hoch zu Stand (V).
9./10. SL: Mit 50 m Seil leicht durchkletterbar. Hoch in den Kamin, dort auf der linken Seite überraschend schön hoch, am Abschlusswulst nach links zu Stand auf Mergelband (mit Friends zu bauen, 1 NH, V+).

Gipfel:
Bei so einer schönen Wand ist der Gipfel schon das i-Tüpfelchen, und wir hatten ja noch gut Zeit (15:00 Uhr). Also etwas rumgesucht, und wir fanden, dass es am einfachsten aussieht, auf dem Mergelband um den Gipfel rumzugehen (also Richtung Abseilpiste (W)), und von SW auf den Gipfel zu steigen (einfache Platten und Schrofen, Stellen II, ungefährlich). Am Schluss über einen scharfen Mergelgrat (15 m brüchig) zum Gipfelblock aus Kalk. Tolle Aussicht und Tiefsicht auf die wilden Grate die auf die Freispitz zuziehen und auf den Grat der roten Platte, der den Heelzapfen bildet.

Abstieg:
Zurück aufs Mergelband zum großen Steinmann, von dort noch ein Stück nach W abwärts (noch ein Steinmann) und dort direkt erste Abseilstelle. Von dort exakt 24 m nach S abseilen (Einfachseil). Von dort dann ca. 20 m abseilen (nicht den ersten Stand  (nach 15 m) nehmen, (der ist Schrott), aber auch nicht weiter nach unten (da kommt auch nur Schrott). Nochmals abseilen (jetzt zwingend mit Doppelseil, 40 m) direkt auf den Mergel der Freispitzscharte. Rüberlaufen zur Roten Platte, und ca. 10 m vorher kommt ein großer Block mit Abseilschlingen. Man kann dann die Mergelhalde runter abseilen oder irgendwie mit Hintern und allen Vieren da runterklettern/krabbeln (ganz oben gefährliches Absturzgelände, aber ging irgendwie), bis man an ein Fixseil kommt. An dem Seil nochmal 60-70 m runter (einfach, aber Handschuhe praktisch), und dann nochmal ein paar hundert Meter die Mergelhalde runter (flacher werdend) bis man auf die Wegspur des Zustiegs trifft (von oben leichter zu entdecken) und dann relativ flott an der Schafgufel ankommt. Von dort hatten wir dann 60 min bis zum Fahrrad (aber da sind wir schon flott gelaufen, um im Hellen noch ans Auto zu kommen).


Tourengänger: MarcelL


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

algi hat gesagt: Ein Traum
Gesendet am 2. Oktober 2018 um 16:58
Servus,

wusste gar nicht, dass die Lechtaler solch überragende Felsqualitäten zu bieten haben. Das ist wohl kaum mehr zu überbieten.
Gratulation zu der Begehung dieses Juwels.
VG Albert


Kommentar hinzufügen»