Überschreitung westl. Faselfadspitze (Südgrat -- Ostgrat)


Publiziert von rele , 5. September 2018 um 11:00.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:11 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m

Sowohl von der Darmstädter Hütte aus betrachtet wie auch vom Moostal her bilden die beiden Faselfadspitzen eine steile Mauer, deren Gipfel einen entsprechenden Aus- und Tiefblick bieten. Auf die Westl. Faselfadspitze führt seit einigen Jahren ein klettersteigähnlich abgesicherter Weg. Die Querung zur Östl. Faselfadspitze ist im Alpenvereinsführer mit Schwierigkeiten nicht über UIAA II bewertet. Was liegt da näher, als den beiden Gipfeln einen Besuch abzustatten und den dazwischenliegenden Grat zu überschreiten? Leider stimmt die Führerliteratur hier nicht (mehr?)... wichtig für alle, die diese Tour ins Auge fassen wollen!

Wir starten von der Darmstädter Hütte aus Richtung Kuchenjoch und folgen nach kurzer Zeit den rechts abzweigenden Zeichen mit Wegspuren, die in das Kar westlich der Faselfadspitzen (hier verlässt mich mein Tourenpartner, dem es heute leider nicht mehr nach Wandern zumute ist) und schließlich auf den Südgrat ziehen. Der Weg am Grat ist klettersteigartig versichert und mit zwei Leitern (aus dem Baumarkt!) versehen; die Schwierigkeiten könnte man vielleicht mit KS B beziffern. Auch wenn der Grat durch die Sicherungen etwas verunstaltet wirkt, ist die Kraxelei kurzweilig und der Fels schön, wenige ungesicherte Stellen I.

Die Gipfelrast bietet dann ein exponiertes Prachtpanorama, eindrucksvoll die Nordwände der Kuchen- und Küchelspitzen, ebenso derTiefblick nördlich auf den türkisblauen Kartellspeicher. Nun geht es auf den nicht mehr ganz so bombenfesten Ostgrat. Laut AV-Führer ist öfters südseitig auszuweichen, ich sehe jedoch wenig Gelegenheit dazu. Bei einigen luftigen Abkletterstellen im IIer-Bereich, besonders auf der Ostseite des großen Turmes, wäre ein Seil durchaus willkommen! Habe 10m Reepschnur dabei, nur bedingt hilfreich, aber doch ganz nett, ab und an über ein Felsköpfl zu legen... Ab der Scharte vor der Östl. Faselfadspitze oft Gehgelände. Dann stehe ich vor dem letzten Aufschwung zur Östl. Faselfadspitze. Laut AV-Führer sollte nun eine nördlich gelegene, oben überhängende Rinne erklettert und im überhängenden Teil links umgangen werden. Ich sehe zwar eine nach oben überhängende Verschneidung (die vielleicht auch als Rinne durchginge), doch die Schwierigkeiten belaufen sich mindestens auf exponierte IV! Nach kurzem Anschmecken lasse ich davon ab und mache mich an den Abstieg.

Dieser verläuft laut AV-Führer vom Grataufschwung der Östl. Faselfadspitze schräg durch die Südwand nach Westen. Er ist sogar spärlich mit roten Punkten markiert; teilweise Wegspuren vorhanden, freilich in keiner Karte verzeichnet, Wegsuche bleibt herausfordernd (nur bei gutem Wetter!). Der Pfad endet unterhalb der Westl. Faselfadspitze an einer Felsstufe (markiert durch eine kleine Metallstange), von der über einen kurzen Klettersteigabschnitt (Schwierigkeit C/D) das Geröllfeld darunter erreicht wird. Der ist offenbar kürzlich für den Zu-bzw. Abstieg von den Kletterrouten auf die Östl. Faselfadspitze eingerichtet worden. Wer dem Klettersteig abgeneigt ist, könnte wohl noch ein Stück weiter nach Norden queren und durch Abklettern der Felsstufe (II?) aufs obere Geröllfeld gelangen. Im groben Geröll enden bald die roten Markierungen (von unten gut sichtbare rote Einstiegsmarkierung an einem Block), und der restliche Weg zur Hütte kann nach Belieben über die steindurchsetzten Wiesenhänge gewählt werden. Ich quere hier südlich zurück zum Wanderweg, um dem Bouldergarten noch einen Besuch abzustatten :)

Fazit: Der Aufstieg zur Westl. Faselfadspitze ist gemütlich (T4 / KS B), die anschließende Querung zur Östl. Faselfadspitze ist es nicht (T6)! Hier sollte man sich beim Abklettern im exponierten, zeitweise brüchigen IIer-Gelände wohlfühlen oder ein Seil dabei haben. Auch der sehr kurze, doch nicht einfache Klettersteigabschnitt (C/D) auf dem Abstiegsweg (T4+) ist mit Sicherungsmöglichkeiten evtl. angenehmer zu bewältigen. Ansonsten ist der Abstiegs-"weg" bis zum Klettersteig nur bei guter Sicht zu empfehlen! Die Wegsuche ist herausfordernd und das Gelände absturzgefährdet und brüchig. Also bei Nebel lieber wieder am hakligen Grat hinauf und über den Aufstiegsweg zurück!

Achtung: Die Schwierigkeitsbewertung (II) zur Östl. Faselfadspitze von Westen her im AV-Führer ist falsch!! Das bestätigt auch der Wirt der Darmstädter Hütte. Der Schwierigkeitsgrad ist mir leider nicht bekannt, ich schätze ihn wie gesagt auf mindestens IV. Da bietet sich wohl eher der schöne Ostgrat an...

Die gesamte Tour ist einsam, auch der versicherte Weg zur Westl. Faselfadspitze wird nicht täglich begangen.

Tourengänger: rele


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Kommentare (3)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2018 um 11:10
Schöne Tour hast da wieder hingelegt! Hast du zufällig noch ein Gipfelfoto nach Norden hin, wo man die Südflanke vom Augustenbergkopf sieht? Liebäugel schon läbger damit, den mal von St. Anton aus über die Seen zu machen, könnte Gehgelände sein, aber dem AVF trau ich hier halt Null undmam findet kaum mal Infos oder Fotos zum Gelände...
VG Sven

rele hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2018 um 13:16
Danke dir! Die Augstenbergkopf-Südflanke müsste aus dem Faselfad sehr gut gehen; hab grad ein Foto vom Scheibler-Nordgrat heraus gefunden und an entsprechender Stelle hochgeladen:
http://www.hikr.org/gallery/photo2743056.html?post_id=135327#1
Und hast du schon den Bericht vom Ötzi gesehen? Der war ja auch über den Südgrat hoch: http://www.hikr.org/tour/post97028.html

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2018 um 14:11
Sehr schön, Danke!


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