Sattelkopf - Aug in Aug mit dem Großlitzner


Publiziert von Grimbart , 18. Oktober 2018 um 20:41.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:21 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1030 m
Abstieg: 1030 m
Strecke:ca. 14,90 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz und umsteigen auf die MBS nach Schruns. Weiter mit der Buslinie 85 zur Bielerhöhe.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Saarbrücker Hütte (DAV), Berggasthof Piz Buin (an der Bielerhöhe)
Kartennummer:AV-Karte Nr. 26 Silvrettagruppe

Der Großlitzner und das Große Seehorn bilden ein Gipfelduo von selten schöner Eleganz, bei dessen Anblick dem Betrachter schon einmal das Wasser im Mund zusammenläuft. Als „eyecatcher“ über dem Vermunt thronend, beherrschen sie bereits bei der Anfahrt über die Silvretta-Hochalpenstraße die Szenerie und machen Lust auf mehr. Um in deren Reich zu entschwinden, ist die Rundwanderung über den Litznersattel die ideale Unternehmung. Sie bietet sehr vielfältige Eindrücke über die (schwindende) Gletscherwelt der Silvretta und im Bedarfsfall hat sie mit dem Sattelkopf auch noch einen relativ gut erreichbaren Gipfel in petto. Vis à vis des Großlitzners gelegen, bietet dieser – an und für sich unbedeutende Gipfel über dem Litznersattel – einen doch sehr reizvollen Überblick über die Silvretta. Die Ausblicke zu Piz Linard und Co sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.

Da das Gipfelduo Seehorn und Litzner wesentlich besser zur Geltung kommt, wenn man frühmorgens durch das Kromertal oder über die Tschifernella zur Saarbrückner Hütte aufsteigt, begeht man die Rundwanderung idealerweise gegen den Uhrzeigersinn. Die Gegenrichtung hat wiederum den Vorteil, dass man bei der Saarbrückner Hütte nicht mit der Stoppuhr in der Hand einzukehren braucht. Die Anstrengungen des Tages hat man da nämlich schon hinter sich und Hand aufs Herz, was gibt es schöneres als von der gemütlichen Sonnenterrasse aus, die Ästhetik von Litzner und Seehorn ohne Zeitdruck ausgiebig bewundern zu können.

 

Genügend Zeit für eine Einkehr bei der Saarbrückner Hütte zu haben, war für mich dann auch der Grund, von der idealen Begehungsrichtung abzugehen und die Rundwanderung dem Lauf der Sonne folgend in Angriff zu nehmen. Der ideale Ausgangspunkt ist in diesem Fall die Bielerhöhe. Von dort wandert man zunächst über die Staumauer und im Anschluss entlang des Westufers des Silvrettastausees bis ein Wegweiser auf die Abzweigung ins Klostertal aufmerksam macht. Statt zum Südende des Sees abzusteigen, wechselt man nun auf einen markierten Pfad, der über schöne Böden an den Klostertaler Bach heranführt. Um dort zu einem Güterweg auf der anderen Bachseite zu gelangen erleichtert ein Holzsteg die Bachquerung. Dem Fahrweg folgend schlendert man danach gemütlich talein, bis ab etwa 2.200m Höhe der Weg ein wenig anzieht und hoch zu einer Wegverzweigung leitet.

Den Güterweg nun nach rechts verlassend führt ein Steig durch eine kleine Mulde und um einen Absatz herum an ein Blockfeld heran. Hier gilt es dann „Augen auf“, denn die Wegfortsetzung ist in dem Block-Wirr-Warr nicht mehr eindeutig zu erkennen. Nicht verkehrt liegt man, wenn man den Klostertaler Bach ansteuert und diesem bachaufwärts bis zu einem Holzsteg folgt. Über diesen hinweg und hinüber zu einem weiteren Holzsteg, hat man recht einfach und trockenen Fußes das andere Bachufer erreicht. Um in dem unübersichtlichen Trümmerfeld den Steig hinauf ins Verhupftäli nicht zu verfehlen, orientiert man sich weiterhin am Klostertaler Bach und folgt diesem noch für gute 150m bis Markierungen nach rechts aus dem Trümmerfeld herausleiten.

Auf deutlichem Pfad steigt man nun steil bis unter Schrofen auf und quert danach nach links hinaus in einen Bachgraben. Dort angelangt wartet nun die Schlüsselstelle im Aufstieg zum Litznersattel: Eine mit Drahtseilen und Eisenklammern entschärfte Felsplatte. Hat man diese gemeistert wird’s wieder einfacher, auch wenn zunächst noch Drahtseile über erdige Stufen hinweg helfen. Sobald man den Absatz erklommen hat, ist's aber endgültig vorbei mit den Schwierigkeiten. Über Bergmatten aufsteigend ist wenig später bereits die Karschwelle des Verhupftälis erreicht.

Eine vom schneidigen Großlitzner überragte Schutt- und Felsödnis liegt einem nun zu Füßen. Zunächst noch über karge Bergmatten, verlieren sich die Steigspuren alsbald in den Geröllfeldern des Verhupftälis. Wenn auch hinter einem Moränenwall (P. 2727) versteckt, so lässt sich aufgrund der zahlreichen Farbkleckse, der Aufstieg zum Litznersattel dennoch nicht verfehlen. Hat man über einen Moränenrücken Punkt 2727 erklommen, gewinnt man nach kurzem Abstieg zu einem kleinen Bergsee endgültig den Kulminationspunkt am Litznersattel.

So man sich mit den Ausblicken vom Litznersattel nicht zufrieden geben will, wendet man sich nun nach rechts dem Sattelkopf zu. Ein unmarkierter Steig führt von dort hoch zu einer auf einem Absatz gelegenen, bereits verfallenen Zollwachhütte. Ein stilles Plätzchen von dem aus sich der Schlussanstieg zum Sattelkopf gut einsehen lässt. Ein deutlich ausgeprägtes, wenn auch aufgrund des sandigen und griesigen Untergrunds recht anstrengendes Steiglein, verläuft stets links vom Grat durch die steile W-Flanke hinauf zu einer Einsattelung nördlich des Gipfels.

Zwischen Blöcken hindurch werden abschüssige Platten links umgangen, um danach in mühsamen Zick-Zack über Geröll und Schutt bis unter zwei markante Obelisken aufzusteigen. Hier hat man nun die Wahl, ob man auf einem fußbreiten Steiglein diese links umgehen oder sehr steil auf sandigem Untergrund zwischen diesen hindurch zum Blockgrat hochsteigen möchte. Einerlei für welche Variante man sich hier entscheidet, ist man am Grat angelangt, so wird der beengende Gipfel des Sattelkopfs links ausholend über kurze, aber recht einfache Blockturnerei erklommen.

Aufgrund des rutschigen, stellenweise nachgebenden Untergrunds erweist sich der Abstieg vom Sattelkopf mE als anspruchsvoller als der Aufstieg. Zurück an der Zollwachhütte kann man den weiteren Abstieg aber wieder entspannter angehen. Beim Litznersattel sich rechts haltend, leiten die Markierungen über eine Geröllhalde hinüber zu einer Schuttflanke. Durch diese hinunter in eine Mulde und entlang der W-Flanke der Glötterspitze über Geröll- und Blockfelder hinab in das Moränenbecken des Litznergletschers. Durch die blockige Senke hinweg und einen Gletscherbach querend, folgt man den Markierungen nun vor zum Versorgungsweg der Saarbrückner Hütte.

Den Blick zur auf einem Felssporn des Kleinlitzners klebenden Hütte erhoben, machte sich so eine Vorahnung breit, dass sich früher als geplant Ungemach von oben einstellen könnte. Auf das Bauchgefühl hörend, ließ ich daher die Saarbrückner Hütte links liegen, um meine Aufmerksamkeit dem Rückweg zur Bielerhöhe zu widmen. Wie lange würde das Wetter noch halten? Ist der längere Weg über die Tschifernella noch drin oder ist Eile geboten und dem Abstieg durch das Kromertal der Vorzug zu geben? Das waren die Fragen, die mir im Abstieg zur Wegverzweigung bei den Schwarzen Böden im Kopf herumspukten. Denn spätestens dort musste ich mich entscheiden, welcher Stausee mein Ziel werden sollte. Das Bauchgefühl entschied sich schließlich für den Silvrettastausee.

Bis zur Wegverzweigung kann man sich entweder an den Fahrweg halten oder – für den Fall, dass man es eilig hat – die Abkürzung über den blockigen Moränenhang nehmen. Letztere verläuft links vom Gletscherbach und ist unmarkiert. Der Steig lässt sich aber dennoch kaum verfehlen. Bei den Schwarzen Böden wechselt man nun auf den ausgeschilderten Wanderweg, der über die Tschifernella ins Großvermunt hinabführt.

Durch die Mulde hinüber zu einem Holzsteg wartet nach Querung des Gletscherbachs ein kurzer Anstieg zu zwei Seeaugen. Diese passierend wandert man vorbei an Gletscherschliffen über kupiertes Gelände an ein Trümmerkar heran. In das Blockkar absteigend ist nun ein wenig Geschick gefragt. Dieses hinter sich lassend, wird kurz darauf noch ein weiteres Blockfeld gequert, um anschließend über Bergmatten zu einer Geländekante abzusteigen. Dort nach Osten abdrehend führt der Steig nun über Alpweiden an eine mit Buschwerk überwucherte Steilstufe heran. Auf schmalem, teilweise erdigen Pfad schräg durch die Steilhänge in den Talboden des Großvermunts absteigend, gilt es – bevor man in einem großen Blockfeld auf einen einsamen Wegweiser trifft – nicht nur einiges Gestrüpp zu passieren, sondern neben drei Bachrunsen auch noch das ein oder andere Steinfeld zu queren.

Im Großvermunt angelangt wartet schließlich noch der Gegenanstieg zur Bielerhöhe. Sich stets rechts von der jungen Ill haltend folgt man dem Wanderweg aus dem Geröllfeld heraus und hinauf zu einem Absatz. Über die Kuppe hinweg und hinunter zur Ill wechselt man nun ans andere Ufer, um über einen Latschenhang zum Madlenerhaus hochzusteigen. Sich links haltend zwischen den Baracken des Silvrettadorfs hindurch, gilt es im Anschluss die letzten Höhenmeter zur Bielerhöhe noch auf einem Pfad abzuarbeiten.

Hat man die Staumauer erstürmt, lässt es sich am Besten auf der Sonnenterrasse des Restaurants Silvrettasee entspannen. Zwar ist sie keineswegs ein Ersatz für die Saarbrückner Hütte, doch der Blick über den Silvrettasee zu Silvrettahorn & Co ist auch nicht zu verachten. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass der Große Bruder des Kleinen Piz Buin im Panorama fehlt.

 

Gehzeiten:

Bielerhöhe, Silvrettastausee – Klostertal – Abzw. Verhupftäli (ca. 1' 15'') – Verhupftäli – Litznersattel (ca. 1' 30'') – Sattelkopf (ca. 25'') – Litznersattel (ca. 25'') – Schwarze Böden (ca. 50'') – Tschifernella – Großvermunt (ca. 1' 20'') – Madlenerhaus – Bielerhöhe, Silvrettastausee (ca. 40'')


Tourengänger: Grimbart


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