Großer Daumen-Nordwestgrat und Hindelanger Klettersteig Breitenberg-Nebelhorn


Publiziert von quacamozza , 29. Juli 2013 um 17:47. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3- (ZS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 2430 m
Abstieg: 1070 m
Strecke:Hinterstein-Breitenberg-Heubatspitze-Rotspitze-Großer Daumen-Nebelhorn (18 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto oder Bus von Bad Hindelang über Bad Oberdorf nach Hinterstein Parkplatz "Auf der Höh" (Parkgebühr 2,50 €/Tag)
Kartennummer:Topografische Karte Allgäuer Alpen 1:50 000

Der 1978 eröffnete Hindelanger Klettersteig ist eine vielbegangene Tour, vor allem mittels Benutzung der Seilbahn zum Nebelhorngipfel, die einen kurzen Zustieg und einen hochgelegenen Ausgangspunkt ermöglicht. So ist es denn kein Wunder, dass die große Mehrheit der Begeher am Nebelhorn startet.

Nachdem ich den Klettersteig zuletzt 2010 in der jetzt durchgeführten Richtung, also von Hinterstein aus, begangen habe, war es mal wieder an der Zeit, diesmal in einer verschärften Variante mit zusätzlichen Höhenmetern und Schwierigkeiten. Mit Kondition und einem fitten Begleiter natürlich alles kein Problem...

Vor zwei Wochen hat trainman bereits eine *schöne Bergwanderung im Daumengebiet unternommen, die auf einem kurzen Stück mit unserer Route identisch ist.


Da der Großteil der Route auf beste Weise markiert und nicht zu verfehlen ist, konzentriere ich mich auf die wesentlichen Informationen:

Der Flüssigkeitsbedarf ist an heißen Sommertagen enorm hoch. Wir nahmen jeweils 3,5 Liter mit, was so gerade ausreichte. An der Unteren Älpe-Alpe sowie an der Oberen Haseneck-Alpe können die Getränkevorräte aufgefüllt werden. Ab der Haseneck-Alpe bis zum Nebelhorn gibt es keinerlei Wasser.

Den Klettersteig sollten nur geübte Bergsteiger angehen, auch wenn es mehrere Zwischenabstiege gibt. Für Trainierte ist Ausrüstung (speziell ein Klettersteig-Set) dann nicht unbedingt notwendig. Zum einen sind viele anspruchsvolle Passagen ohnehin nicht gesichert und zum anderen sind auf dem "Hindelanger" wegen der Länge die persönliche Ausdauer und souveräne Beherrschung der Schwierigkeiten wichtiger. Einen Helm kann man dagegen durchaus gebrauchen, auch aus Schutz vor unbeabsichtigtem Anschlagen des Kopfes an Felsvorsprüngen.

Den Nordwestgrat des großen Daumen sollte man ohnehin nur in Betracht ziehen, wenn man in anspruchsvollem II-IIIer-Gelände noch seilfrei klettern kann.

Es versteht sich von selbst, dass an schönen Sommerwochenenden mit erheblichem Gegenverkehr gerechnet werden muss. Dabei kann es auch zu Staus kommen. Unter der Woche ist deutlich weniger los.

Die Nebelhornbahn ist extrem teuer, die Busrückfahrt von Oberstdorf nach Hinterstein dagegen fast schon ein Schnäppchen. Die letzte Bahn vom Nebelhorngipfel fährt um 16.30 Uhr.

Zurzeit wird man gnadenlos von Bremsen gebissen. Man kann sagen: Die Bremsen geben Vollgas. Eine wirkliche Plage.


Der Nordwestgrat des Großen Daumen ist deutlich anspruchsvoller und länger als der Nordwestgrat am Nebelhorn (diese Tour siehe *hier).

Großer Daumen Nordwestgrat:

Von der Oberen-Haseneck-Alpe geht's weglos, zuletzt über steiles Gras, bei dem man auch die Hände zu Hilfe nehmen muss(T 5), zur Gratschulter Auf dem Falken (1911m; knapp 30 min).

Der Grat wir alsbald felsig und schmal. Über einige Türmchen (von Gehgelände bis II+, schwierigste Stelle im Abstieg) zu einer zwei Meter hohen schwierigen Stufe (III-). Anschließend kann man entweder den Grat direkt überklettern oder etwas in den Flanken ausweichend hinaufsteigen. Wir wählten fast immer die schwierigeren Varianten.

Auf ca. 2180m befindet sich hinter einem Steinmann ein Gratbuch in einer Tupperdose. Kurz darauf wird die Gipfelwand erreicht. Diese kann rechts umgangen werden. Auch die schwierigeren Stellen, die dann noch folgen, muss man nicht unbedingt klettern. Es gibt immer eine leichtere Alternative.

Einen Riß (siehe auch Foto unten) haben wir über die rechte Begrenzung erklettert (III). Nachher kommt ein sehr anspruchsvoller Aufschwung, heutige Schlüsselstelle (III+), der sich durchaus noch gerade aufwärts in einer schmalen Verschneidung mit anschließendem Überhang steigern ließe (vermutlich IV+). Ohne Seil verzichteten wir auf diese Krönung und kletterten stattdessen über eine ausgeprägte und steile, sich rechts nebenan befindliche Rippe (II+). Zuletzt in leichterem Gelände zum Ausstieg knapp westlich des Gipfels.

Zeitbedarf für den Grat: 1 Std 15 min


Fazit:
Eine anspruchsvolle Bergtour mit vielen Gipfelerlebnissen, die viel Schweiß kostet, aber jeden Meter Mühe lohnt. 


Durchgangszeiten:

Hinterstein                        05.20 Uhr
Breitenberg                       07.15-07.45 Uhr
Heubatspitze                     08.25-08.35 Uhr
Rotspitze                           09.00-09.35 Uhr
Obere Haseneck-Alpe      10.15 Uhr
Großer Daumen               12.15-12.45 Uhr
Nebelhorn                         15.50 Uhr

zusätzlich 15min Pause am Daumen-Nordwestgrat




Tourengänger: quacamozza, Andy84


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Kommentare (3)


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Gelöschter Kommentar

quacamozza hat gesagt: Naa, war net so viel los...
Gesendet am 29. Juli 2013 um 20:23
...auf'm Hindelanger. So ca. 40 Leute sind uns entgegen gekommen.
Werktags, andere Richtung, früher Start - dann passt das. Ist halt ähnlich wie beim Jubiläumsgrat...

Tour kann ich Dir genauso wirklich wärmstens empfehlen. Absolut 5 Sterne und immer lohnend, auch öfters...kennst das ja auch alles...

Sportliche Grüße aus dem Ländle ins schöne Allgäu von Ulf

ADI hat gesagt: RE:Naa, war net so viel los...
Gesendet am 30. Juli 2013 um 07:50
Lässige Tour, da muß ich auch noch schnell gratulieren!
Ein echtes Schmankerl habt's da gemacht.
VLG aus München vom ADI


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