Überschreitung Schwarze Hörner am Pizol


Publiziert von rhenus , 15. August 2018 um 22:01.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:25 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 840 m
Abstieg: 1300 m

Eine lohnende Tour abseits des Touristenstroms
Die Fünfseenwanderung am Pizol im Gebiet der Tektonikarena Sardona gilt zurecht als eine der schönsten Wanderungen der Schweiz. Allerdings ist diese an schönen Sommertagen aus Sicht der "Locals" etwas gar stark frequentiert bzw. "überbevölkert". Als Alternative dazu kann die Traveriserung der Schwarzen Hörner von Süden nach Norden sehr empfohlen werden. Es ist dies eine aussichtsreiche, einsame, kurze und bis auf die Besteigung des kecken Schwarzseehorns (sog. Hörnli 2602m) auch einfache Bergtour. Für nicht geübte Berggänger ist für die Besteigung des mit einem Stahlseil sehr gut abgesicherten Schwarzseehorns ein Klettersteigset zu empfehlen (ZS, Schwierigkeitsgrad III). Nachdem ich die Überschreitung der Schwarzen Hörner schon lange nicht mehr gemacht hatte, fasste ich im Hitzesommer 2018 den Entschluss, diese Tour an meinem Hausberg wieder mal zu unternehmen, auch um der Hitze im Tal zu entfliehen. Mit dem Abstieg zur Alp Unter Vermii ist man über weite Strecken allein unterwegs. Obwohl ich mich meist abseits der ausgetretenen Pfade aufhielt, war es mir leider nicht vergönnt, einige der im Jagdbanngebiet der Grauen Hörner beheimateten rund 700 bis 800 Steinböcke zu sichten.

Beschreibung der Tour
Mit der Pizolbahn gings am späteren Vormittag bequem zur Pizolhütte am Muggerchamm. Von dort stieg ich gemütlich mit einer grösseren Wanderschar zur Wildseeluggen (45 Min.). Hier öffnete sich, wie schon so oft und oft erlebt, eine phantastische, andere Welt: Links die Wildseehörner, in der Mitte der Pizol, rechts anschliessend die Lavtinahörner mit dem Hochwart als markanter Eckpfeiler, in der Tiefe der türkisblaue Wildsee. 

Sichler 2643m
Ich verliess den ausgetretenen Wanderweg und stieg, nunmehr alleine, nordwärts auf gutem Pfade zum Sichler 2643m hoch, den ein mächtiger Steinmann krönt (ca. 20 Min. ab Wildseeluggen, T3). Nach kurzer Rast stieg ich auf Trittspuren abwärts einem wenig nützlichen Stahlseil entlang zur Schottenseelücke 2542 m. Linkerhand in der Tiefe war nun der Schotttensee sichtbar.

Die Erstbegehung des Sichlers ist nicht dokumentiert. In der alpinen Literatur findet sich eine Begehung des Sichlers (damaliger Punkt 2650m) vom 28. Okt. 1888 durch Eduard Imhof sen. und Zwicky von der Sektion Rhätia (Eduard Imhof, Die Grauen Hörner im Spätherbst, Jahrbuch des SAC 1888 - 1889, 24. Jahrgang, S. 54 - 78). Der nicht allzu schwierig zu besteigende Berg dürfte aber schon früher Besuch erhalten haben. 

Schottenseehorn 2645m
Von dort gings auf gut gestuftem Fels über den Südgrat des Schottenseehorns, erneut "begleitet" von einem alten Stahlseil (T4 bis T5). Das ebenfalls mit einem Steinmann ausgestattete Schottenseehorn 2645m mit den markanten Gipfeltürmen ist der höchste Punkt der Schwarzen Hörner, die aus typischem, über 250 Mio Jahre alten Verrucanogestein (Perm) bestehen. Es war nun Mittag geworden, und so verzehrte ich meine belegten Brötchen, genoss die phantastische Aussicht in alle Himmelsrichtungen und mein verdientes Mittagsschläfchen in luftiger Höhe. Jetzt war auch der dritte Gipfel, das mit einem Gipfelkreuz bekränzte Schwarzseehorn, gut einzusehen. Über Schutt und Trümmer stieg ich unschwierig in den Schwarzseesattel 2532 m (ohne Namen und Kote LK) hinunter. 

Über die Erstbegehung des Schottenseehorns (früherer Punkt 2647) finden sich in der alpinen Literatur keine Hinweise. Der nicht allzu schwierig zu besteigende Berg dürfte aber schon früh Besuch erhalten haben.

Schwarzseehorn ("Hörnli") 2602m
Vom Sattel gings auf deutlichen Trittspuren Richtung Schwarzseehorn oder "Hörnli", früher auch "Milbisandspitz" genannt. Das "Hörnli" ist vom Dorf Wangs aus als entfernteste Erhebung der "Schwarzen Hörner" auszumachen. Ich verzichtete auf den wenig empfehlenswerten, direkten Anstieg von Süden, wo ein altes Stahlseil in einem steilen Riss baumelt. Stattdessen umging ich das kühn aufstrebende "Hörnli" vorsichtig auf seiner Ostseite am oberen Ende des Milbisands, wo sich der Schnee oft bis weit in den Sommer hinein zu halten vermag und der ein ideales Gebiet für Gemsen und Steinwild darstellt. Bald erblickte ich den Normalanstieg von Norden. Dieser führte mich über eine ca. 12m hohe, fast senkrechte Felsstufe, die mit einem neuen Stahlseil sehr gut abgesichert ist (ZS, Schwierigkeitsgrad III). Mithilfe der Seilsicherung erreichte ich eine kleine Felslücke; von dort stieg ich entlang einer alten Stahlkette in wenigen Schritten auf das Hörnli mit dem mächtigen Gipfelkreuz aus dem Jahre 2006, welches das erste Holzkreuz aus dem Jahre 1969 ersetzte. Wiederum genoss ich die tolle Aussicht auf Berge und Täler mit gutem Einblick auf das Milbisand sowie auf den tief gelegenen Schwarzsee. Nach einer ausgedehnten Gipfelrast stieg ich mit bester Seilsicherung in wenigen Minuten wieder an den Fuss des Hörnli runter.

Über die Erstbegehung des etwas schwieriger zu besteigenden "Hörnli" (früher auch Schwarzhorn oder  Milbisandhorn genannt) finden sich in der alpinen Literatur keinerlei Hinweise.

Abstieg nach Unter Vermii
Dann gings talwärts Richtung Schwarzsee. Auf Höhenkote ca. 2450 m erreichte ich einen guten Pfad, der mich nordwärts zum Wanderweg Pt. 2424 beim Rossstall führte. Eine gute Viertelstunde war ich nun wieder mit einer plaudernden Wanderschar vereint. Doch bereits beim steilen Abstieg vom Gamidaurspitz zur Alp Ober Vermii 1878m, wo ich die einzigartige Aussicht beim Alpkreuz genoss, war ich wiederum mutterseelenallein. Über den Alpweg erreichte ich die schöne Alp Unter Vermii 1551m, wo es wieder deutlich wärmer war. Leider konnte ich im schmucken Ferienhäuschen der Fam. Giger meinen Durst nicht stillen, da niemand anwesend war. So schwang ich mich auf mein altes Bike und sauste bequem in einer Viertelstunde ins Tal, wo mich die Sommerhitze fast zurückschlug (Zeitbedarf: Wildseeluggen bis Rossstall ca. 2.5 Std; Pizolhütte bis Unter Vermii ca. 4.5 Std inkl. Rastzeiten).     

Tourengänger: rhenus


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