Piz Tiarms & Wyssen Fedenälpler


Publiziert von maenzgi , 24. August 2018 um 14:24.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 7 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1010 m
Abstieg: 1010 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pw bis Oberalppass cff logo Oberalppass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Pw bis Oberalppass cff logo Oberalppass

Es tut mir leider für die wenigen Qualitativ eher schlechten Fotos, aber die vielen Fotos die ich geschossen haben, liegen irgendwo zwischen Schibestollen-Chäserrugg. Die Kamera wird wohl nicht mehr auftauchen. Es wurmte mich sehr. Den wie ich zuhause merkte, ist dies erst die zweite Sommer Dokumentation auf den Piz Tiarms und die erste auf diesem Weg hoch zum Wyssen Fedenälpler. Deshalb versuche ich mir umso mehr Mühe zu geben beim schreiben des Berichtes, damit weitere Berggänger die beste Route schriftlich finden können. Alternativ würden man noch Bilder finden vom Piz Tiarms beim Bericht *Piz Tiarms von der Fellilücke von Bergmax. Zum Aufstieg vom Wyssen hätte es bei Ma90in94 Bilder. Ich erkenne aber soweit nichts wieder auf seinen Fotos, weshalb ich denke, das es dort Abbrüche gab, die das Gelände veränderten seit 2011.

Das Gebiet um den Oberalppass ist für mich das klassische Beispiel für Profitgier. Weshalb so etwas Bewilligt wird verstehe ich im Leben nicht. Der ganze Hang vom Oberalppass über Fellilücke zum Brunnenstock-Chli Schijen bis nach Andermatt ist eine einzige Baustelle. Denn die Skigebiete Andermatt und Sedrun werden verbunden. Bereits bei meiner Tour hier *Lai da Tuma & Pazolastock nervte ich mich über die Autobahnen welche sie ins Gelände eingearbeitet hatten mit dem Bagger. Obwohl ich heute ab der Fellilücke alleine unterwegs war, war es sehr laut. Zwei Helikopter flogen den ganzen Morgen hin und her und lieferten Beton für die Mastenfundamente. Dazu ein Bagger, welche an Ineffizienz kaum zu überbieten war. Jedenfalls machte dies für mich den Eindruck. Innerhalb von 30 Minuten fuhr er etwa eine Distanz von 300-500m 6x hin und her nur um einzelne Dinge zu chauffieren, welche man hätte verbinden können. Dazu lieferte er 5 Minuten vor seiner Mittagspause Benzin zum zweiten Bagger, nur damit er nacher wieder zur Baracke hochfuhr. Als hätte man das Benzin nicht nach der Pause mitnehmen können. Natürlich ist dies eine rein subjektive verärgerte Meinung.

Zur Tour selbst. Diese verläuft meist im Blockgelände. Der Kopf muss immer bei der Sache sein. Nur all zu gerne kippen Blöcke, obwohl diese mind. 100kg wiegen, zur Seite. Noch selten habe ich eine Tour begangen wo es so einfach wäre sich die Füsse zu brechen oder Bänder zu reissen. Dies soll aber absolut kein Hindernissgrund sein um die Tour nicht zu machen. Das man ab der Fellilücke noch auf andere Menschen trifft, würde wohl an ein Wunder grenzen. Wer die Einsamkeit sucht, wird ganz bestimmt fündig. Wer gerne etwas kraxelt, wird sich austoben können.

Gipfelbücher gibt es weder auf dem einen noch auf dem anderen Gipfel. Ich jedenfalls habe keine gefunden, trotz suchen. Wer also gerne Gipfelbücher verteilt, kann dies auf diesen Gipfeln machen, ohne dass er jemanden verärgert.

Oberalpass-Fellilücke: T2 45min

Start um 06:45 beim Pass. Am Anfang muss kurz der Baustelle ausgewichen werden, wobei diese wohl kaum viel hilft. Danach stand ich trotzdem direkt neben der Baustelle, aber mir ist das ja egal. Kurz gerade nach hinten. Dort standen diverse Camper herum. Der Weg ist dann mit einem Wegweiser signalisiert. So liess ich die Zivilisation für fast 4,5h hinter mir ohne jeglichen Kontakt zu anderen Berggänger. Anfangs ist es noch ein normaler Wanderweg, aber schon bald gehts durch ein provisorisches Drehkreuz auf die Baggerautobahn. Diese ist sehr mühsam gebaut. Die Wassergräben bis zu 50cm hoch. Genau planiert musste die Autobahn nicht werden. Ich war froh, als der Wanderweg wieder zu einem Wanderweg wurde. Durchs Tal ging es auf gut ersichtlichem Weg nach hinten. Dabei ging ich einem wunderschönen Bächlein entlang. Es gibt sogar zwei Wasserfälle. Ich fühlte mich fast schon im Paradies, wäre diese sch**** Lärm nicht gewesen. Schnell erreichte ich den Wegweiser bei der Fellilücke.

Fellilücke-Piz Tiarms: T5 II 35min

Ca. 50m oberhalb des Wegweiser hat es eine Naturschutztafel. Von dort geht es nach rechts weg. Zuerst folgte ich einem Wildpfad. Diesen verlor ich dann aber relativ schnell. So kletterte ich auf die "Schulter" klar als Schulter ersichtlich ist es aber nicht. Von dort über viel Blockgestein kletterte ich aufwärts. Der Weg ist völlig frei wählbar. Siehe dazu das erste Bild. Je weiter hoch ich kam, desto besser zeichnete sich der Aufstiegsweg. Gegen oben hat es eine breite Rinne. Zuerst kam ich auf der linken Seite zu dieser Rinne. Die Rinne besteht aus viel losem Gestein/Sand. Deshalb querte ich sie um rechts in schönem Blockgestein hoch zu kraxeln. Teilweise Plattig, teilweise Blockig und teilweise spröde kletterte ich die Rinne hoch. Kurz vor der Ausstieg ging es zurück in die Mitte. Die einfachste Rinne um auf den Grat zu kommen gut sichtbar. In dieser Rinne kann man dem Klettern nicht mehr ausweichen, selbst wenn man das möchte. Am Ende der Rinne gibt es zwei Gipfel. Zuerst ging ich nach links hoch. Dort fand ich aber kein Gipfelbuch. Deshalb kletterte ich nochmals in die Scharte um noch auf den rechten Gipfelfels hoch zu kommen. Auch dort fand ich nichts. Deshalb wieder auf den linken Gipfelblock, welcher der höchste Punkt sein dürfte. Die Schwierigkeiten nehmen von unten stetig zu. Von T3 über T4 bis zur Gipfelrinne, inkl. Gipfelbesteigung wo es dann T5 II ist. Die Abseilstelle von Bergmax habe ich nicht gesehen, wobei ich auch nicht danach suchte. Bergmax hat den bisher einzigen dokumentierten Sommerbericht zum Piz Tiarms geschrieben. Wär hätte gedacht das es weitere 2 Jahre braucht bis zum nächsten Sommerbericht.

Piz Tiarms-Wyssen/Fedenälpler: T5+ II 2h 25min

Die Tour war etwas gar kurz für den ganzen Aufwand den ich hatte um hierher zu kommen. Doch das ist eine andere Geschichte;) So wollte ich via Grat runter in die Wyssenlücke. Der Aufstieg zum Wyssen lockte. Der Grat ist anspruchsvoll. Sicher eine T5 II. Zwei Stellen je nach Durchschlupf sogar noch höher. Ich versuchte alles direkt auf dem Grat zu gehen. Manchmal stand ich aber kurz an und fragte mich wie weiter. Da ich mir dieses Jahr jedoch ein sehr gutes Selbstvertrauen erarbeitet habe, gab es immer eine Lösung. Eine senkrechte Stufe erkletterte ich etwas rechts. Ein Wirrwar aus riesen Blöcken umging ich links in schwierigem ausgesetztem Gelände. Das dürfte wohl höher anzusiedeln sein von den Schwierigkeiten. Man kann den Grat aber auch schon früher und einfacher auf der linken Seite verlassen. Nachdem ich diese Stelle hatte ging es einfach in die Lücke runter. Danach ging es gleich wieder hoch. Vom Grat sah ich etwas blaues im Grat des Wyssen. Das wollte ich mir von nahem Ansehen. Es waren Fässer, welche wohl Dinge zum Strahlen schützen. Es scheint als wäre der Wyssen ein gutes Gelände dafür. Dort studierte ich den weiteren Aufstieg. Es dürfte wohl eine T5+ II sein, aufgrund der Ausgesetztheit. Ich kletterte los, immer wieder fand ich einen Durchschlupf um höher zu steigen. Kurz vor dem Gipfel hat es dann eine ca.10m hohe beinahe senkrechte Wand. Für einen geübten III-Kletterer reines Vergnügen. Für mich aber ein riesiges Hinderniss. Es hat aber ein super Riss für die Hände und einen für die Füsse. So wollte ich diese Stelle zumindest mal versuchen. In etwa 4m höhe rutschte ich aber ab. Da meine Schuhe nur bedingt geeignet sind für Reibungskletterei. Dabei riss ich mir leicht die Hand auf. So kletterte ich wieder nach unten zum sicheren Stand. Mein Puls sagte mir dann, dass hier Schluss ist. Selbst wenn ich diese Stelle geschafft hätte, hätte ich Angst gehabt wieder runter zu kommen und ich hatte keine Ahnung wie der Berg auf den anderen drei Seiten aussehen würde, da es keine Berichte gab und ich mich auch nicht interessiert hatte für den Wyssen vor der Tour. Auf gleichem Weg zurück zu den Fässern. Ich wollte noch nicht aufgeben. Rechts herum sah ich auf eine Spur, zumindest eine die ich erahnte als Wildpfad für Gämse. So querte ich in brüchigem/sandigem Gelände die Flanke. Ausgesetzt war es. Irgendwann kam ich zu einer Rinne. Bild Nummer 5. Diese kraxelte ich hoch. Die Rinne war dermassen sandig, das ich mich mit aller Kraft an die Felsen rechts klammerte. Die Füsse gaben immer wieder nach und nach unten wollte ich hier auf keinen Fall. Das wäre ein böser Sturz geworden. Danach kurz auf festem Fels raus aus der Rinne. Dahinter war das Gelände weiterhin sandig. So querte ich eine Flanke von ca. 50m wobei ich von festem Stein zu Stein stieg bis ich wieder in Blockgelände kam. Danach einfacher hoch in die Älplilücke. Bild Nr. 6. Von dort in eher einfachem Blockgelände hoch auf den Gipfel. Welcher Block genau der höchste ist, bin ich mir nicht sicher. Ich stieg einfach mal auf jeden hoch.

Wyssen/Fedenälper-Fellilücke: T5 II 1h

Danach machte ich mir die Überlegung ob ich noch auf den Fedenstock möchte. Da es aber sehr brüchig aussah und ausgesprochen ausgesetzt war, liess ich es bleiben. Ich denke das Bild Nr. 6 spricht für sich. Den der Abstieg auf gleichem Weg zurück zur Wyssenlücke machte mir ebenfalls noch etwas Sorgen. Ich stieg nicht mehr ganz bis zur Älplilücke zurück, sondern kam etwa in der mitte der 50m Flanke runter. Der Abstieg ging dann erstaunlich gut zurück zur Rinne. Die Rinne nahm ich im Abstieg auf der anderen Seite bei den Felsen. Es ist in diesem Gelände unmöglich nichts auszulösen. Sobald ich den Fuss anhob riselte es los, teilweise gingen auch Steine mit. Wie gut das sich keine anderen Menschen in dieses Tal verriren. Nachdem ich diese hinter mir liess wusste ich, ich war durch. Jetzt würde nur noch der mühsame und strenge Abstieg durchs Blockgelände folgen hinunter zur Fellilücke. Der Weg durch und an den Blöcken vorbei ist dann wieder frei wählbar.

Fellilücke-Oberalppass: T2 30min

Bei der Fellilücke traf ich dann zum ersten Mal auf andere Berggänger. Sie fragten wo ich herkomme und wir sprachen ein bisschen miteinander. Zudem machte ich zum ersten Mal richtig Pause. Wie so üblich, wenn ich nur wenig-keine Informationen über die Tour hatte. Ich möchte nicht auf einmal auf dem Gipfel die Anspannung verlieren. Es gibt leider zu viele traurige Geschichten beim Abstieg. Der Rest dann in schnellen Schritten zurück zum Auto und sofort weg vom Oberalppass, der Lärm geht mir langsam richtig auf die Nerven.

Fazit:

Es ist eine geniale Tour in schwierigem Gelände. Wer dort einsteigt, sollte sich sicher sein, dass er die Schwierigkeiten beherrscht. Denn auf andere Berggänger dürfte man vergeblich warten. Es ist aber schön, gibt es solche Perlen noch. Die Aussicht ist wunderschön.

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (5)


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Zoraya hat gesagt: Piz Tiarms
Gesendet am 24. August 2018 um 14:40
Toller Bericht, schade um die Kamera. Diese Baustelle nervt mich auch oft und hielt mich letztes Jahr vom Schneehüehnerstock ab. Ich begrüsse weder die Bauerei noch deren Ergebnis aber was soll's. Den Piz Tiarms kenne ich, wie die meisten, nur vom Winter. Hatte mir diesen allerdings auch mal als Sommerziel gesetzt. Aber eben.

Lg Sarina

maenzgi hat gesagt: RE:Piz Tiarms
Gesendet am 24. August 2018 um 15:03
Hallo Sarina, freut mich von dir zu hören. Wie ich sah warst du auch wieder auf tollen Touren. Freut mich vorallem das die Tour bei der Mäntliser-Kante gut ausging, das scheint mir ja ein Abenteuer gewesen zu sein, über welches man erst im nachhinein lachen kann. Einen solchen Bericht folgt gleich noch;)

Ja die Kamera tut mir weh, aber diese zu suchen, wäre wohl wie die Nadel im Heuhaufen zu finden:( Zum Glück war diese schon alt, so macht es wenigstens Sinn eine neue zu kaufen.

Wenn du doch noch irgendwann hoch gehen möchtest, darfst dich gerne melden, zu zweit würde ich wohl noch versuchen auf den Fedenstock zu gelangen.

Lg Manu

Zoraya hat gesagt: RE:Piz Tiarms
Gesendet am 24. August 2018 um 16:04
Ja der Mäntliser...diese Tour haben wir leicht unterschätzt :D. Dann bin ich ja mal gespannt auf deinen Bericht. Fedenstock...kenne ich tatsächlich nicht?! Können wir aber gerne mal in Angriff nehmen.

Wünsche dir ein tolles Wochenende. Wir besteigen am Montag wieder mal einen sehr einsamen Gipfel.

Lg Sarina

lynx hat gesagt: Piz Tiarms
Gesendet am 24. August 2018 um 15:14
Schöner Bericht Maenzgi

Man fiebert richtig mit mit dir im Aufstieg durch die Blöcke und das ausgesetzte Gelände.

Weiterhin viele schöne Touren und heb sorg!

Einen lieben Gruss

Lynx

maenzgi hat gesagt: RE:Piz Tiarms
Gesendet am 24. August 2018 um 15:18
Hallo Lynx

Danke dir für für das Kompliment. Freut mich, wenn der Bericht gefällt.

Wünsche dir ebenfalls weiterhin geniale Touren und gutes gelingen.

Lg Manu


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