Kurzbericht 

Überschreitung Schwarz Stöckli 2568m


Publiziert von Bergamotte , 30. Juli 2018 um 11:39.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:29 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Brunni (Bewilligung: Hotel Alpina, Unterschächen)
Kartennummer:1192 Schächental

Da ich gerade so schön im T6-Flow bin, wage ich mich heute an ein altes Pièce de Résistance im Urnerland: das Schwarz Stöckli, meine letzte Pendenz in der Hoch-Fulen-Gruppe. Jahrelang habe ich den markanten Gipfel mit seiner berüchtigten Steilflanke vor mir hergeschoben. Schlussendlich konnte ich die Überschreitung aber in vollen Zügen geniessen. Ja, die NW-Flanke ist gehobenes T6-Gelände und benötigt gerade im Abstieg Routengespür. Dafür hat sich der Ostgrat als richtiger Leckerbissen entpuppt. Es hängen gar drei Fixseile drin. Bei einem nächsten Mal würde ich die Überschreitung deshalb in umgekehrter Richtung angehen.

Kurz vor acht Uhr laufe ich von P. 1408 hinter Brunni los. Der Aufstieg via Chärschelen nach Griesseggen hoch ist mir bereits wohlbekannt. Gut zu wissen: Es führt eine ganz passable Wegspur zum eleganten, drahtseilversicherten Durchschlupf im Felsband. Selbst ohne diese Unterstützung würde man die T5 kaum übersteigen. Anschliessend das wilde, landschaftlich eindrückliche Täli hoch Richtung Passhöhe Zinggen (2336m). Heute gewinne ich den Kamm südlich des kecken Felstürmchens, das erscheint mir angenehmer als der schiffrige Untergrund gleich daneben. Den Turm kann man übrigens durchs Felsenloch luftig erklettern (II).

Man steht hier zu Füssen der Südflanke vom Schwarz Stöckli, wo die alternative Route über den Ostgrat einsetzt (Topo). Bambula und erst letztes Jahr Zoraya haben das übrigens ganz gut beschrieben. Der Aufstieg zum Grat in die markante Scharte wenig westlich vom Ostgipfel P. 2444 sollte offensichtlich sein und bietet wenig Schwierigkeiten (T4-T5). Ab hier kann mit einer Ausnahme durchgehend dem Grat - oder ganz leicht südlich davon - gefolgt werden. Das ist Kletterei bis in den 2. Grad - teils luftig - in etwas zweifelhaftem Fels. Es sind drei Seile installiert, welche die Route auch für den Abstieg interessant machen. Einen markanten Aufschwung (bereits von Zinggen gut erkennbar) umgeht man südseitig über ein breites Band (T5). Dieses endet an einer Kante, wo man wenige Meter absteigt und dann durch eine von zwei Rinnen problemlos wieder zum Grat hochsteigt. Die Hauptschwierigkeiten hat man nun geschafft, den Rest bis zum Schwarz Stöckli (2568m) absolviert man im gehobenen Geh- oder Kraxelgelände (T4-T5). Wow, dieser Aufstieg über den Ostgrat hat richtig Spass gemacht!

Es ist zwar erst der zweite Besuch in diesem Jahr, aber für gewöhnlich wird dieser rassige Berg gar nicht mal so selten besucht. Im 2017, als das neue Kreuz installiert wurde, gab's einen regelrechten Run. Für einmal pausiere ich nur kurz, denn zuhause schreien Frau und Kind nach Badespass. Also Einstieg in die steile, häufig feuchte NW-Flanke, die aus vielen Perspektiven unüberwindbar erscheint. Schlussendlich geht das ganz gut, es finden sich zahlreiche Bändchen und Absätze, denen man ohne Herzinfarkt folgen kann. Selbstredend ist das Gelände für den erfahrenen T6-Gänger und ein gutes Routengespür zwingend. Im Aufstieg dürften die gefühlten Schwierigkeiten merklich geringer sein, auch weil besser einsehbar. Deshalb mein Tipp: die Überschreitung umkehren. Persönlich habe ich definitiv nicht die Ideallinie erwischt. Im oberen Bereich halte ich mich nahe der Kante und fahre noch gut damit. Unten muss aber rechtzeitig in die Mitte der Flanke gewechselt werden. Hier habe ich zu lange gewartet. Oder man steigt durch die Rinne nach Westen aus, wie dies Bambula gemacht hat (s. sein Topo). Auch ich schaue von oben kurz rein, entdecke aber just in diesem Moment weiter unten in der Flanke einen Steinmann und beschliesse deshalb, weiter in diese Richtung abzusteigen.

Unten auf der Geröllhalde angekommen quere ich über Schutt und Blockfels recht mühselig zum Wanderweg vom Seewligrat, welcher mich ins Griesstal runterbringt. Von der Alphütte folge ich nicht dem Wanderweg, sondern der gut ausgebauten Alpstrasse (fehlt auf LK weiterhin) bis zurück zum Ausgangspunkt.

Zeiten
2:20  Schwarz Stöckli
1:45  Brunni

Disclaimer: Im T6-Gelände aufgenommene GPX-Tracks sind nicht zum Nachlaufen gedacht, schon gar nicht in der Schwarz Stöckli NW-Flanke.

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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