Spitzenmässige Schwarz Stöckli-Rundtour


Publiziert von Bergamotte , 27. Januar 2020 um 14:14.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:25 Januar 2020
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:LSB Brunnital - Sittlisalp
Kartennummer:246S (R. 802, 810a)

Die Beine schwer, der Hals am Kratzen, der Kopf müde - aber natürlich möchte ich die sicheren Verhältnisse für eine letzte Skitour vor dem Wetterumschwung nutzen. Denn stabile Bedingungen an allen Expositionen sind zwingend auf dieser rassigen Rundtour zuhinterst im Schächental. Und für einmal ist wirklich der Weg das Ziel, auch wenn mit dem Schwarz Stöckli durchaus ein Gipfel im Mittelpunkt steht. Dessen Begehung ist aber bereits im Sommer eine rechte *Knacknuss. Als Vorspeise schaue ich noch auf dem Gross Spitzen vorbei, eine absolut empfehlenswerte Kombination. Sie kostet zwar ein paar Höhenmeter extra, dafür erspart man sich den öden Aufstieg durchs Brunnital und kommt erst noch in den Genuss von ein paar Sonnenstrahlen. Denn ansonsten herrscht auf dieser Tour um diese Jahreszeit die ewige Kälte.

Die erste Bahn bringt mich um 8 Uhr alleine aufs Plateau der Sittlisalp. Direkt nach mir folgt eine Fünfergruppe. Die sind viel zu früh dran, Firn findet man an der Südflanke vom Gross Spitzen (2399m) erst in mehreren Stunden. Für den Aufstieg aber sind die harten Verhältnisse ganz angenehm, zumal der Gipfel diese Woche frisch angespurt wurde. Trotzdem wären in den bis 40° steilen Hängen die Harscheisen ganz hilfreich gewesen, doch die lagen gemütlich zuhause im Schrank... Wie auch immer, nach knapp 90 Minuten stehe ich auf dem Gipfel mit Kreuz und Buch und geniesse den Tiefblick ins Schächental und weiter auf die Nebeldecke über dem Urnersee. Ansonsten wird die ganze Szenerie durch die gigantischen Nordwände von Windgällen und Ruchen dominiert.

Die Abfahrt fällt gelinde gesagt ruppig aus. Die Beine sind sich solches Terrain nach den letzten Wochen aber gewohnt. Bei den Hütten der Sittlisalp (1650m) felle ich wieder an und quere in etwa dem Wanderweg folgend über die Widerflue direkt ins Griesstal. Diese Abkürzung darf natürlich nur bei ganz sicheren Bedingungen benutzt werden. Teilweise erkenne ich verblasene Spuren, welche wohl von diesen Herren stammen. Es geht auch umständlich. Der weitere Aufstieg durchs Griesstal Richtung Hoch Fulen ist dann wieder bestens eingespurt. Persönlich habe ich die Beliebtheit dieser Route nie verstanden: sie ist zwar schneesicher, aber weitläufig, wenig spannend und extrem schattig. Auch wenn öv-technisch etwas umständlich erachte ich die Überschreitung ab Haldi via Bälmeten als weit attraktiver (*klick). 

Angespurt ist nach der langen Schönwetterperiode auch die Schwarz Stöckli-Rundtour, sprich der Aufstieg zum Sprossengrätli (2290m). Tatsächlich bin ich auch heute nicht ganz alleine unterwegs. In der Lücke laufe ich zu einer Zweiergruppe auf, die unschlüssig den steilen Südhang ins Griessbiel begutachtet. Selber muss ich nicht überlegen: Felle weg und möglichst effiziente Querung nach Osten. Ein Manöver auf Fellen - sonst meine Spezialität - wäre heute im pickelharten Steilhang nicht gut gekommen... Die zwei Herren habe ich übrigens nie mehr gesehen!? Im Kessel von Griessbielen felle ich nochmals an, um wenig später Zinggen (2336m) zu erreichen, den Kulminationspunkt dieser Runde. Man wähnt sich hier definitiv fernab jeglicher Zivilisation und die Steilwände und -hänge rundum flössen durchaus Respekt ein.

Der Zinggen-Grat ist übrigens meist verwächtet. Im dümmsten Fall muss man schaufeln oder gar umkehren. Das ist heute nicht nötig, ich finde eine geeignete, schmale Einfahrtsmöglichkeit. Zuoberst ist der Osthang über 40° steil, läuft dann aber sanft aus. Die Unterlage würde ich mit Presspulver beschreiben und ist ganz passabel zu fahren. Schlüsselstelle bildet auf dieser Tour die nun folgende Überwindung vom Griesseggen-Felsband. Die einzige Schwachstelle ist von oben - bei guter Sicht (!) - recht offensichtlich und befindet sich etwas vor dem tiefsten Punkt. Die Passage lässt sich von unten zwar erahnen, aber nicht einsehen: das Schneecouloir ist verdeckt. Hier irrt der SAC-Führer. Auch ungenau ist die erwähnte Steilheit von 43°. Im Durchschnitt mag das stimmen, aber maximal sind es klar >45°. Nach dem Felsriegel sind alle Schwierigkeiten geschafft und über die weiten Hänge von Pfaffen (wiederum Presspulver) cruise ich runter nach Brunni (1395m) und weiter in rasantem Ritt über die Alpstrasse zum Ausgangspunkt bei der Talstation.


Zeiten (kum)
1:25  Gross Spitzen
1:50  Sittlisalp
3:50  Zinggen
4:30  Talstation

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4
ZS
19 Apr 19
Gross Spitzen 2399m · budget5
T3+
24 Jul 22
Gross Spitzen · _unterwegs
T4-
T3
27 Jun 14
Hoch Fulen - Gross Spitzen · Geni
T3
8 Jul 17
Hoch Fulen · mbjoern

Kommentar hinzufügen»