Cotopaxi (zwei Versuche) - doppelt hält leider auch nicht besser


Publiziert von tourinette , 17. Juli 2018 um 22:06. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum:27 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Unterkunftmöglichkeiten:Refugio Ribas

Als Höhepunkt unserer Ecuadorreise war die Besteigung des Cotopaxi geplant - bei absolut besten Bedingungen vielleicht sogar ein Versuch am Chimborazo. Aber es kam dann halt doch anders - trotz gut geplanter, sorgfältiger Höhenanpassung und flexiblem Zeitplan, um auf Wetterkapriolen reagieren zu können.

Cotopaxi - erster Anlauf Mi. 27.06./Do. 28.06.2018
Den Vormittag verbringen wir faul im Tambopaxi-Lodge (Süd-Korea kickt die deutsche Fußballnationalmannschaft aus der WM). Unser Bergführer holt uns am frühen Nachmittag ab und wir fahren zum Parkplatz auf 4.500 m. Es weht wieder einmal ein kalter Wind, unter den sich Regen mischt. Also volle Regenmontur anlegen und über den direkten Weg hinauf zum Refugio Ribas (40 min, T2). 
Die Hütte ist überraschend groß und sehr kalt. Tagsüber sind Außentoiletten in Betrieb. Als die Tagesgäste weg sind, werden die "Innentoiletten" geöffnet - sauber und geräumig. Fließendes Wasser gibt es nicht - für die "Toilettenspülung" steht eine Wassertonne bereit. Wir beziehen erst mal unser Lager (etwas ungewohnt: Pickel, Stöcke, Steigeisen, Schuhe nimmt man wg. Diebstahlgefahr mit aufs Zimmer). In der Hütte stehen sogar Hüttenschuhe zur Verfügung, vom Hüttenwart bekommen wir den Schlüssel für eine Klappe unter unserem Bett, in der wir ein kleines Kissen und eine Decke finden. Ein warmer (!!!) Schlafsack ist aber dennoch unverzichtbar! Um 17.30 Uhr Abendessen (eigentlich Forelle, aber wir können auf Hühnchen ändern, das richtig gut schmeckt). Dazu jede Menge Coca-Tee (für den Flüssigkeitshaushalt), um 19 Uhr liegen wir in den Betten und versuchen, bis 23 Uhr etwas zu schlafen. Aufregung, Höhe und eine etwas lautstarke Gruppe junger Leute lassen an einen erholsamen Schlaf aber nicht denken.
Um 23 Uhr werden alle geweckt. Beim "Frühstück" (Tee und etwas Brot) eröffnet uns unser Guide, dass draußen "White Wind" herrscht - Schneesturm. Bis zum Gletscher würden wir es sicher schaffen, aber bei dem Wetter wohl kaum jemand auf den Gipfel. Basodino und ich sind uns recht schnell einig, dass wir unter diesen Bedingungen gar nicht erst loslaufen wollen. Durch unsere flexible Planung (wir sind einige Tage mit dem Guide unterwegs, Quartiere können wir ändern), haben wir die Möglichkeit, unsere kommenden Reisetage umzuplanen und auf einen zweiten Besteigungsversuch bei besseren Bedingungen zu hoffen. Während sich die anderen Hüttengäste also nach und nach in den Schneesturm aufmachen, kuscheln wir uns wieder in die warmen Schlafsäcke. Als wir um 5 Uhr erneut aufstehen, sind die meisten anderen durchgefroren zurückgekehrt, tatsächlich hatten die meisten spätestens am Gletschereinstieg umgedreht.
Noch im Dunkeln steigen wir ab zum Parkplatz, weiter zur Quilotoa-Lagune.

Exkurs: Wettervorhersagen für Ecuador
Etwas angenervt vom unbeständigen Wetter hatten wir unseren Guide in den Folgetagen gefragt, ob er denn keinen Zugriff auf einen verlässlichen Wetterbericht habe. So etwas gäbe es nicht, das Wetter in Ecuador sei davon geprägt, dass es unvorhersehbar sei. An für sich sei Juni/Juli Trockenzeit und ideal für die Berge, aber wir hätten nun schon eine sehr feuchte Woche erwischt. Auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer fand ich die Website www.mountain-forecast.com, die (scheinbar?) detaillierte Prognosen u.a. für Chimborazo und Cotopaxi bietet. Es mag Zufall sein, aber die Vorhersagen in den folgenden Tagen deckten sich recht gut mit unseren Beobachtungen.


Cotopaxi zweiter Versuch, So. 01.07./Mo. 02.07.2018
Nach dem Regentag in Banjos und dem Aufenthalt am Chimborazo ging es zurück zum Cotopaxi. Leider waren basodinos Magenprobleme noch nicht ausgestanden, so dass eine Besteigung des Cotopaxi für ihn in weite Ferne gerückt war. Mir dagegen ging es gut, und mit dem Besuch der Whymperhütte am Vortag sollte ich auch weiterhin gut akklimatisiert sein. Zudem versprach "mountain-forecast" für die Nacht erstmals deutlich bessere Bedingungen, so dass ich die Besteigung auf jeden Fall versuchen wollte.
Also wieder ab in den Cotopaxi-Nationalpark - Fahrt bis zum Parkplatz - Aufstieg zur Hütte. Unterwegs traf ich ein Paar im Abstieg. "Have you been to the summit?" "Yes - it was really hard, but we made it". Prima, mein Optimismus stieg weiter. Auf der Hütte war außer mit und meinem Guide nur ein weiterer Gipfelaspirant samt Guide.17.30 Uhr wieder Abendessen, um 18.15 Uhr liege ich im Bett. Mit nur vier Gästen ist es natürlich deutlich ruhiger, und so kann ich sogar etwas schlafen. Um 23 Uhr aufstehen - Frühstücken - Ausrüstung anlegen und Punkt Mitternacht laufen wir los.
Vor der Hütte ein echter Aha-Moment: sternklare Nacht, und unter uns leuchten die Lichter von Quito. Dazu merke ich schnell, dass es wärmer ist als in den letzten Tagen, eine Bekleidungsschicht kann also schnell runter. Abgesehen von etwas Wind perfekte Bedingungen!
Weniger perfekt ist leider mein Zustand. Mir ist leicht schwindelig, ich fühle mich unsicher auf den Beinen und habe keine Kraft. Nun gut - es ist Mitternacht, vielleicht muss der Kreislauf erst wieder in Schwung kommen. Also langsam weiter. Einen halben Riegel essen. Weiter. Etwas Tee trinken. Weiter. Keine Kraft. Das gibt es doch nicht! Mein Guide erkundigt sich, wie es mir geht - naja. Mein Gipfeltag wird das wohl nicht - aber ich will wenigstens bis zum Gletscher, das setze ich mir als Minimalziel. Also langsam weiter, irgendwann brauche ich ständig Verschnaufpausen. Das hätte ich erst deutlich weiter oben so erwartet! Nach zwei Stunden erreichen wir die Stelle, an der man die Steigeisen anlegt (lt. Guide auf knapp 5.300 m, angepeilt waren für die Strecke 1,5 Std.). Ob ich wirklich nicht weiter will? Nein, hat keinen Sinn, und ich muss ja auch wieder runterlaufen. Noch ein paar nächtliche Erinnerungsfotos, und dann stolpere ich meinem Guide hinterher wieder zurück zur Hütte. Um 3 Uhr liege ich also wieder einmal im Daunenschlafsack...
Morgens um 7 Uhr gibt es dann ein kleines, leckeres Frühstück. Abstieg zum Parkplatz.

Auf der Rückfahrt zeigen sich Cotopaxi und in der Ferne Chimborazo erstmals in ihrer ganzen Pracht. Ein Anblick, den wir uns für die vorherigen Tage auch schon gewünscht hätten und den basodino durch die Hotelübernachtung in Machachi leider verpasst.

Trotz der abgebrochenen Tour - und auch ohne Gipfelbesteigung - kann ich den Anblick dieser perfekten Vulkane richtig genießen. Und irgendwie reicht es jetzt auch mal mit der Höhe und der Kälte. Es ist Zeit, weiterzuziehen und nun freue ich mich umso mehr auf die Tage im Dschungel...

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Tourengänger: basodino, tourinette


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