Cotopaxi (5897m)


Publiziert von Sebi4190 , 1. März 2014 um 01:05.

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum:23 Februar 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

Nach der gestrigen Tour auf den *Rucu Pichincha geht es heute los in Richtung Cotopaxi. Nach der Auswahl der passenden Leihutensilien wie Steigeisen, Handschuhe, Gamaschen usw., fahren wir um 11 Uhr los nach Machachi. Dort gibt es Mittagessen und wir treffen auf die Guides.
Unsere Gruppe besteht insgesamt aus 8 Leuten. 3 Holländer, 2 Amerikaner, 1 Chilene, 1 Australier und ich. Pro 2 Kunden gibt es einen Führer, am Gipfeltag brechen wir also zu 12 auf.
Nach dem Essen fahren wir weiter in den Nationalpark bis auf etwa 3800 m. Dort steht eine Hütte, an der wir übernachten. Allerdings nicht in der Hütte, sondern draußen im Zelt. Warum weiß ich nicht, in der Hütte sind noch zahlreiche Betten frei.
Der Nachmittag wird damit verbracht, den Umgang mit Steigeisen, Seil und Pickel zu "üben". Außer mir hatte bisher nur einer der beiden Amerikaner Kontakt mit Steigeisen. Angeseilt mit den Eisen am Fuß und Pickel in der Hand sind wir ein paar mal einen Grashang rauf und runtergelaufen. Das Ganze hat etwa 2 Stunden gedauert. Abendessen gibt es um halb 6. Danach legen wir uns alle ins Zelt, da wir um 10 bereits wieder aufstehen.
Nach dem Frühstück um halb 11, was übrigens absolute Spitzenklasse ist mit Müsli, Brot, Wurst und Tee, fahren wir mit dem Auto auf einen Parkplatz auf 4600 m, von der aus die Gipfelbesteigung startet. Als wir aus dem Auto aussteigen weht ein eisiger Wind und es schneit ein wenig. Ich bin schon am zweifeln ob meine 3 Lagen an den Beinen und 4 am Oberkörper überhaupt reichen. Als wir losgehen ist mir aber glücklicherweise schon nach 5 Minuten warm. 
Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir die Hütte, die gerade umgebaut wird. Aus diesem Grund schlafen alle Gipfelaspiranten gerade an der Hütte, die "nur" auf 3800 m liegt, und fahren dann vor Mitternacht hinauf zum Parkplatz In 3 Monaten soll sie allerdings fertig sein. Mittlerweile hat es glücklicherweise aufgeklart und der Wind ist ebenfalls weg.
Nach kurzer Pause geht es weiter in Richtung Gletscher, der bis auf knapp 5000 m hinabreicht. Dort werden Steigeisen angelegt und angeseilt. Mein Seilpartner ist der Australier, was ich seit dem "Training" von gestern auch gehofft hatte, nachdem ich gesehen hatte wie sich jeder dabei so angestellt hat. Bis auf den Amerikaner mit Erfahrung sah das nämlich eigentlich nur noch bei ihm ganz gut aus, der Rest hatte scheinbar noch kein großes Vertrauen in den Halt der Eisen und sah sehr unsicher aus. 
Außer unseren 4 Seilschaften sind noch geschätze 10 weitere unterwegs. Wir sind die Letzten die am Gletscher aufbrechen. Bis um 8 Uhr müssen wir laut Guide am Gipfel sein, da es sonst auf dem Rückweg durch den Gletscher zu gefährlich ist.
Bis auf etwa 5350 m geht es im Zickzack immer steiler werdend bergauf, dann beginnt der Gletscherbruch. Wir gehen sehr langsam und ich frage den Guide, ob wir nicht etwas schneller gehen könnten. Er betont aber stets, dass man so langsam gehen müsse und die 4 Seilschaften bis da und da als Gruppe zusammen bleiben müssten.
50 m weiter oben war dieser bestimmte Punkt erreicht. Von hier aus gingen wir glaube ich etwas schneller da ich tatsächlich auf ein mal deutlich schneller atme und Kopfschmerzen bekomme. Bei der nächsten Pause sagt der Guide zum Australier, der in unserer 3er Seilschaft in der Mitte geht, dass er zu schnell atme und wir langsamer gehen müssen. Ich sage von meinen Problemen erst mal nichts. Als wir dann wieder langsamer gingen, verschwanden meinen Kopfschmerzen komischerweise bald wieder. Von den anderen 3 Seilschaften habe ich schon länger nichts mehr gesehen.
Ab etwa 5700 m kommt es mir so vor, als ob der Australier unter Sauerstoffmangel im Hirn leidet. Er ist oft gestolpert und beim Richtungswechsel hat er ewig gebraucht, um über das Seil zu steigen. Der Guide fragt auch jedes mal wieder, was er da eigentlich mache. 
Auf etwa 5800 m geht die Sonne auf. Ein wunderbarer Moment hier oben. Unter uns ein Wolkenmeer, über uns das Ende des Aufstieghangs in Sicht. Leider kommt bald darauf ein starker Wind auf, und über uns tauchen Wolken auf.
Als wir kurze Zeit später gegen 7 Uhr den Gipfel erreichen, ist das Wetter leider nicht mehr mit dem aus der Nacht zu vergleichen. Es ist schwer dem Wind Stand zu halten, manchmal muss ich 1,2 Schritte gehen, um nicht umgeweht zu werden. Auch mit der Sicht ist es leider nicht so gut. Der Krater war mit Wolken gefüllt, die Sicht nach Norden war ebenfalls mit Wolken versperrt. Immerhin gab es durch den Wind kurze Momente, an denen man etwas sehen konnte. Leider war es dadurch auch so kalt, dass wir nach 5 Minuten schon wieder absteigen. Unser Guide Jaime steht dieses Jahr schon zum 5 mal auf dem Gipfel. Außerdem hat er bereits 3 mal den Chimborazo, 4 mal den Cayambe, 3 mal den Antisana und 4 mal den Illiniza Norte bestiegen. Wohlgemerkt ebenfalls in diesem Jahr
Schon bald lässt der Wind nach, auch die Sicht wird besser. Im Abstieg kann ich deshalb immer wieder stehen bleiben und Fotos machen. Abgestiegen wird natürlich über die gleiche Spur wie aufgestiegen. Gegen 9 Uhr sind wir wieder am Auto. 
Von unseren Gruppenmitgliedern war niemand mehr zu sehen. Wie ich später erfahren sollte, sind 4 von ihnen auf etwa 5500 m umgedreht. Einer der Holländer musste sich plötzlich übergeben. Dem Chilenen und einem Amerikaner ging es die ganze Zeit schon schlecht, weshalb sie abstiegen. Die restliche 2er Seilschaft, bestehend aus einem Holländer und einem Amerikaner, stieg noch weiter bis auf 5700 m und drehte dann um, da es dem Amerikaner nicht gut ging. Der Holländer hätte laut eigener Aussage noch weitergehen könnte, was aber ohne Guide nicht mehr möglich war. 
Wieder an der Hütte angekommen sammeln wir unsere zurückgelassenen Sachen wieder ein und fahren dann direkt weiter nach Quito, wo wir bereits um 12 Uhr mittags wieder eintreffen.
Insgesamt waren heute nur 6 Leute am Gipfel, obwohl um die 30 angetreten sind. Mit der Höhe hatte ich bis auf die kurze Phase auf etwa halber Strecke keine Probleme. Meine Kleidung hat mich bis auf die letzten Meter die gesamte Tour warm gehalten. Überhandschuhe habe ich nur ganz oben benutzt, sonst haben die dünnen völlig ausgereicht.
Über die Agentur, bei der ich gebucht habe, kann ich nur gutes berichten. Jeder der dort im Büro sitzt, hat alle hohen Berge Ecuadors schon bestiegen. Sie wissen also wovon sie reden. Die gesamte Organisation der Tour verlief absolut reibungslos. Zumindest mein Guide war super, die anderen habe ich nicht wirklich kennengelernt, weshalb ich darüber nichts sagen kann. Er reagierte zwar etwas gereizt auf Fragen, die er angeblich schon mal beantwortet hat, aber so ist das wohl generell hier mit den Guides. 
Mit der Möglichkeit, bis auf 4600 m hinauf zu fahren, würde ich eigentlich jedem empfehlen, die Tour als Eintagestour zu machen. Die halbe Stunde macht, wenn man schon auf fast 6000 m will nun auch nichts mehr aus. Desweiteren ist es deutlich billiger, da man sich das Essen spart. Aufgrund der kurzen Fahrtzeit ist das von Quito durchaus möglich.
Das einzige was ich an der Tour bemängeln kann ist, dass ich den Berg nie mit eigenen Augen gesehen habe, wo aber niemand etwas für kann. Bei Tageslicht war er immer von Wolken umhüllt. Somit ist der Cotopaxi der Erste Berg, auf dessen Gipfel ich stand, ohne das ich ihn je gesehen habe. Schade, soll er doch so schön sein. 
Schwierig ist der Cotopaxi nirgends, nur die Steigeisen muss man sicher setzen können, sonst könnte es in einer hunderte Meter langen Rutschpartie enden.

Die Zeitangaben der Fotos sind MEZ

Tourengänger: Sebi4190


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Kommentare (2)


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TeamMoomin hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 1. März 2014 um 18:57
zu diesem tollen Berg, auch wenn du leider nicht viel davon gesehen hast.

Lg Oli und Moomin

Sebi4190 hat gesagt: RE:Gratuliere
Gesendet am 5. März 2014 um 00:37
Danke! Es kann halt nicht jeder so ein Wetterglück haben wie du am Gipfel ;-)

Viele Grüße Sebi


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